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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch.
[Spaltenumbruch] am 577. Blat, folgender massen davon
vermeldet: Cordus saget, in Egy-
pten
wachse der tolle Nachtschatten
häuffig, und daher bringe man uns die
Früchte, welche die Apothecker Culi
di Levante,
den orientalischen Nacht-
schatten/
nennen: denn Cuculus soll so
viel seyn, als Cacubalus, welches eben so-
viel als Solanum, Nachtschatten ist,
und di Levante heißt aus Orient. Ehe
sie es aber zu uns bringen, lassen sie bey-
des den Kern, der inwendig steckt, und
das Fleisch, das voll Saft, und unter
der Schale ist, trocken werden.

Siehe Fig. 217.

Jhm sey nun wie ihm sey; die Toll-
körner,
die wir verkauffen, sind kleine
Früchte, wie ein Paternosterknopf,
halbrund, und beynahe, wie eine kleine
Niere formiret. Diese Früchte, die
aussenher röthlicht, sind mit einem Stiel-
gen von gleicher Farbe, an das Gewäch-
se, das sie träget, angeheftet. Jnwen-
dig, in der Frucht, befindet sich ein klei-
ner Kern, welcher in viel Stück zerfällt,
und sehr geschwinde vermodert, welches
denn die Ursache ist, daß die meisten
Cocques de Levante leer sind; und solches
hat, dem Ansehen nach, den Alten Ge-
[Spaltenumbruch] legenheit gegeben, sie Cocque, das ist, ei-
ne Schale zu nennen, denn es bleibt
würcklich nichts übrig, als eine leichte
und ledige Schale, bevoraus, wenn sie
alt sind.

Diese Früchte oder Schalen muß ei-
ner erwehlen, welche fein schwer und
frisch, sehr hoch an Farbe, fein dicke und
ohn allen Unrath sind.

Jhr Gebrauch ist, daß sie wider das
Ungeziefer dienlich erachtet werden, und
braucht man sie gemeiniglich mit und
nebst dem Lauskraute. Es melden etli-
che Scribenten, daß die Fische davon
gleichsam truncken würden, und man sie
alsdann mit den Händen fangen könte.

Sonst giebt es noch eine Frucht, Faga-
ra Avicennae
genannt, die dieser sehr gleich
siehet, so daß niemand, wer der auch wä-
re, einigen Unterschied darzwischen fin-
den könne, wo nicht die kleine grünlich-
te Schale thäte, mit der sie zur Helfte
bedeckt ist. Zwar finden sich ihrer un-
terschiedene Sorten, allein, weil wir gar
nicht damit zu handeln pflegen, deshal-
ben will ich lieber davon stille schweigen.
Die Figur besiehe bey den Datteln:
Fig. 218.

[Ende Spaltensatz]
Das sieben und zwantzigste Capitel.
Von der Cassia.
[Spaltenumbruch]

DJe Caßia, auch Flos Siliquae genannt,
ist eine Gattung Früchte, von un-
terschiedener Dicke und Länge, welche
an den Aesten unterschiedlicher Bäume
hangen. Die Caßia aus Levante ist
die vornehmste, und wird am meisten
geachtet. Sie wächst an gar vielen Or-
ten in Levante, von daher wird sie über
Marseille gebracht. Die Figur des
Baumes ist Fig. 219. vorgestellet. Die
Blätter sind grün, die Blume gelb.

Man soll die Levantische Caßia er-
wehlen, welche frisch ist, und feine lange
Röhren hat, die fein schwer, und nicht
hol sind, auch tannetfarben sehen; de-
ren Rinde, wenn sie zerbrochen worden,
zart und inwendig weiß ist, mit einem
schwartzen, wie Sammt gleissendem
Marck, und kleinen, harten, weissen, wie
ein Hertz formirten Kernen erfüllet.
Dieses Marck oder Pulpa, muß süsse, als
wie Zucker schmecken, nicht sauer oder
[Spaltenumbruch] modricht riechen, sich auch gerne von
der Rinde absondern und ausziehen las-
sen. Ferner muß man Acht haben, daß
diese Caßia nicht eckigt, das ist, nicht
knortzicht oder krumm sey, sondern
durchgehends gleich, nicht klingend, und
so zuckersüsse, als nur immer möglich:
desgleichen sollen auch die kleinsten Stü-
cken eines Fusses lang seyn.

Es geben einige vor, das eigentliche
Merck- und Kennzeichen der Levanti-
nischen Caßia
bestehe in der Erhö-
hung, welche die Länge hin an den Röh-
ren zu sehen; welches aber keine allge-
meine Regel, denn sich dergleichen eben-
falls zuweilen an den Caßiaröhren/
die aus den Jnseln kommen, befinden.
Das beste Zeichen, das ich dran finde, ist
dieses, man lasse sie von Marseille brin-
gen; denn durch diesen Weg kommt sie
nirgend anders her, als aus Levante
und Egypten.

[Ende Spaltensatz]
Das
S 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
[Spaltenumbruch] am 577. Blat, folgender maſſen davon
vermeldet: Cordus ſaget, in Egy-
pten
wachſe der tolle Nachtſchatten
haͤuffig, und daher bringe man uns die
Fruͤchte, welche die Apothecker Culi
di Levante,
den orientaliſchen Nacht-
ſchatten/
nennen: denn Cuculus ſoll ſo
viel ſeyn, als Cacubalus, welches eben ſo-
viel als Solanum, Nachtſchatten iſt,
und di Levante heißt aus Orient. Ehe
ſie es aber zu uns bringen, laſſen ſie bey-
des den Kern, der inwendig ſteckt, und
das Fleiſch, das voll Saft, und unter
der Schale iſt, trocken werden.

Siehe Fig. 217.

Jhm ſey nun wie ihm ſey; die Toll-
koͤrner,
die wir verkauffen, ſind kleine
Fruͤchte, wie ein Paternoſterknopf,
halbrund, und beynahe, wie eine kleine
Niere formiret. Dieſe Fruͤchte, die
auſſenher roͤthlicht, ſind mit einem Stiel-
gen von gleicher Farbe, an das Gewaͤch-
ſe, das ſie traͤget, angeheftet. Jnwen-
dig, in der Frucht, befindet ſich ein klei-
ner Kern, welcher in viel Stuͤck zerfaͤllt,
und ſehr geſchwinde vermodert, welches
denn die Urſache iſt, daß die meiſten
Cocques de Levante leer ſind; und ſolches
hat, dem Anſehen nach, den Alten Ge-
[Spaltenumbruch] legenheit gegeben, ſie Cocque, das iſt, ei-
ne Schale zu nennen, denn es bleibt
wuͤrcklich nichts uͤbrig, als eine leichte
und ledige Schale, bevoraus, wenn ſie
alt ſind.

Dieſe Fruͤchte oder Schalen muß ei-
ner erwehlen, welche fein ſchwer und
friſch, ſehr hoch an Farbe, fein dicke und
ohn allen Unrath ſind.

Jhr Gebrauch iſt, daß ſie wider das
Ungeziefer dienlich erachtet werden, und
braucht man ſie gemeiniglich mit und
nebſt dem Lauskraute. Es melden etli-
che Scribenten, daß die Fiſche davon
gleichſam truncken wuͤrden, und man ſie
alsdann mit den Haͤnden fangen koͤnte.

Sonſt giebt es noch eine Frucht, Faga-
ra Avicennæ
genannt, die dieſer ſehr gleich
ſiehet, ſo daß niemand, wer der auch waͤ-
re, einigen Unterſchied darzwiſchen fin-
den koͤnne, wo nicht die kleine gruͤnlich-
te Schale thaͤte, mit der ſie zur Helfte
bedeckt iſt. Zwar finden ſich ihrer un-
terſchiedene Sorten, allein, weil wir gar
nicht damit zu handeln pflegen, deshal-
ben will ich lieber davon ſtille ſchweigen.
Die Figur beſiehe bey den Datteln:
Fig. 218.

[Ende Spaltensatz]
Das ſieben und zwantzigſte Capitel.
Von der Caſſia.
[Spaltenumbruch]

DJe Caßia, auch Flos Siliquæ genañt,
iſt eine Gattung Fruͤchte, von un-
terſchiedener Dicke und Laͤnge, welche
an den Aeſten unterſchiedlicher Baͤume
hangen. Die Caßia aus Levante iſt
die vornehmſte, und wird am meiſten
geachtet. Sie waͤchſt an gar vielen Or-
ten in Levante, von daher wird ſie uͤber
Marſeille gebracht. Die Figur des
Baumes iſt Fig. 219. vorgeſtellet. Die
Blaͤtter ſind gruͤn, die Blume gelb.

Man ſoll die Levantiſche Caßia er-
wehlen, welche friſch iſt, und feine lange
Roͤhren hat, die fein ſchwer, und nicht
hol ſind, auch tannetfarben ſehen; de-
ren Rinde, wenn ſie zerbrochen worden,
zart und inwendig weiß iſt, mit einem
ſchwartzen, wie Sammt gleiſſendem
Marck, und kleinen, harten, weiſſen, wie
ein Hertz formirten Kernen erfuͤllet.
Dieſes Marck oder Pulpa, muß ſuͤſſe, als
wie Zucker ſchmecken, nicht ſauer oder
[Spaltenumbruch] modricht riechen, ſich auch gerne von
der Rinde abſondern und ausziehen laſ-
ſen. Ferner muß man Acht haben, daß
dieſe Caßia nicht eckigt, das iſt, nicht
knortzicht oder krumm ſey, ſondern
durchgehends gleich, nicht klingend, und
ſo zuckerſuͤſſe, als nur immer moͤglich:
desgleichen ſollen auch die kleinſten Stuͤ-
cken eines Fuſſes lang ſeyn.

Es geben einige vor, das eigentliche
Merck- und Kennzeichen der Levanti-
niſchen Caßia
beſtehe in der Erhoͤ-
hung, welche die Laͤnge hin an den Roͤh-
ren zu ſehen; welches aber keine allge-
meine Regel, denn ſich dergleichen eben-
falls zuweilen an den Caßiaroͤhren/
die aus den Jnſeln kommen, befinden.
Das beſte Zeichen, das ich dran finde, iſt
dieſes, man laſſe ſie von Marſeille brin-
gen; denn durch dieſen Weg kommt ſie
nirgend anders her, als aus Levante
und Egypten.

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Das
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[0239] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. am 577. Blat, folgender maſſen davon vermeldet: Cordus ſaget, in Egy- pten wachſe der tolle Nachtſchatten haͤuffig, und daher bringe man uns die Fruͤchte, welche die Apothecker Culi di Levante, den orientaliſchen Nacht- ſchatten/ nennen: denn Cuculus ſoll ſo viel ſeyn, als Cacubalus, welches eben ſo- viel als Solanum, Nachtſchatten iſt, und di Levante heißt aus Orient. Ehe ſie es aber zu uns bringen, laſſen ſie bey- des den Kern, der inwendig ſteckt, und das Fleiſch, das voll Saft, und unter der Schale iſt, trocken werden. Jhm ſey nun wie ihm ſey; die Toll- koͤrner, die wir verkauffen, ſind kleine Fruͤchte, wie ein Paternoſterknopf, halbrund, und beynahe, wie eine kleine Niere formiret. Dieſe Fruͤchte, die auſſenher roͤthlicht, ſind mit einem Stiel- gen von gleicher Farbe, an das Gewaͤch- ſe, das ſie traͤget, angeheftet. Jnwen- dig, in der Frucht, befindet ſich ein klei- ner Kern, welcher in viel Stuͤck zerfaͤllt, und ſehr geſchwinde vermodert, welches denn die Urſache iſt, daß die meiſten Cocques de Levante leer ſind; und ſolches hat, dem Anſehen nach, den Alten Ge- legenheit gegeben, ſie Cocque, das iſt, ei- ne Schale zu nennen, denn es bleibt wuͤrcklich nichts uͤbrig, als eine leichte und ledige Schale, bevoraus, wenn ſie alt ſind. Dieſe Fruͤchte oder Schalen muß ei- ner erwehlen, welche fein ſchwer und friſch, ſehr hoch an Farbe, fein dicke und ohn allen Unrath ſind. Jhr Gebrauch iſt, daß ſie wider das Ungeziefer dienlich erachtet werden, und braucht man ſie gemeiniglich mit und nebſt dem Lauskraute. Es melden etli- che Scribenten, daß die Fiſche davon gleichſam truncken wuͤrden, und man ſie alsdann mit den Haͤnden fangen koͤnte. Sonſt giebt es noch eine Frucht, Faga- ra Avicennæ genannt, die dieſer ſehr gleich ſiehet, ſo daß niemand, wer der auch waͤ- re, einigen Unterſchied darzwiſchen fin- den koͤnne, wo nicht die kleine gruͤnlich- te Schale thaͤte, mit der ſie zur Helfte bedeckt iſt. Zwar finden ſich ihrer un- terſchiedene Sorten, allein, weil wir gar nicht damit zu handeln pflegen, deshal- ben will ich lieber davon ſtille ſchweigen. Die Figur beſiehe bey den Datteln: Fig. 218. Das ſieben und zwantzigſte Capitel. Von der Caſſia. DJe Caßia, auch Flos Siliquæ genañt, iſt eine Gattung Fruͤchte, von un- terſchiedener Dicke und Laͤnge, welche an den Aeſten unterſchiedlicher Baͤume hangen. Die Caßia aus Levante iſt die vornehmſte, und wird am meiſten geachtet. Sie waͤchſt an gar vielen Or- ten in Levante, von daher wird ſie uͤber Marſeille gebracht. Die Figur des Baumes iſt Fig. 219. vorgeſtellet. Die Blaͤtter ſind gruͤn, die Blume gelb. Man ſoll die Levantiſche Caßia er- wehlen, welche friſch iſt, und feine lange Roͤhren hat, die fein ſchwer, und nicht hol ſind, auch tannetfarben ſehen; de- ren Rinde, wenn ſie zerbrochen worden, zart und inwendig weiß iſt, mit einem ſchwartzen, wie Sammt gleiſſendem Marck, und kleinen, harten, weiſſen, wie ein Hertz formirten Kernen erfuͤllet. Dieſes Marck oder Pulpa, muß ſuͤſſe, als wie Zucker ſchmecken, nicht ſauer oder modricht riechen, ſich auch gerne von der Rinde abſondern und ausziehen laſ- ſen. Ferner muß man Acht haben, daß dieſe Caßia nicht eckigt, das iſt, nicht knortzicht oder krumm ſey, ſondern durchgehends gleich, nicht klingend, und ſo zuckerſuͤſſe, als nur immer moͤglich: desgleichen ſollen auch die kleinſten Stuͤ- cken eines Fuſſes lang ſeyn. Es geben einige vor, das eigentliche Merck- und Kennzeichen der Levanti- niſchen Caßia beſtehe in der Erhoͤ- hung, welche die Laͤnge hin an den Roͤh- ren zu ſehen; welches aber keine allge- meine Regel, denn ſich dergleichen eben- falls zuweilen an den Caßiaroͤhren/ die aus den Jnſeln kommen, befinden. Das beſte Zeichen, das ich dran finde, iſt dieſes, man laſſe ſie von Marſeille brin- gen; denn durch dieſen Weg kommt ſie nirgend anders her, als aus Levante und Egypten. Das S 3

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/239>, abgerufen am 19.04.2024.