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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch.
[Spaltenumbruch] für sie zu geringe: weil aber der König
will, und verlanget, daß dem gemeinen
Besten auf alle Weise gedienet werde,
dannenhero ist schlechter dings nöthig,
daß die Spezereyhändler dieselben füh-
ren und zu verkauffen haben, damit die-
[Spaltenumbruch] jenigen, die ihrer benöthiget sind, sie alle-
zeit bey ihnen finden können, im Fall
sie die Apothecker nicht machen und
selbst verkauffen wollen, denn einmahl
ists vonnöthen, daß sie jemand bereite
und verkauffe.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und viertzigste Capitel.
Von der Frucht Ananas.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 251.

DJe Ananas kan man, gleichwie der
P. Tertre gethan, mit allem Rech-
te die Königin der Früchte nennen, mas-
sen sie die schönste und beste unter allen
auf dem Erdboden ist. Denn eben da-
rum hat ihr, ohne allen Zweiffel, der
König aller Könige eine Krone zum ei-
gentlichen Kennzeichen ihrer königlichen
Hoheit aufs Haupt gesetzt, welche nach
dem Hinfall der Mutter eine junge Kö-
nigin erzeuget, die derselben in allen ih-
ren unvergleichlichen qualitaeten und Be-
schaffenheiten nachartet. Zwar finden
sich noch andere junge Sprößlinge un-
ten an der Frucht, wie auch zu unterst
an dem Stengel, welche gleichfalls und
in wenigerer Zeit, auch viel geschwinder
als diejenigen, die ihr an statt der Krone
dienen, Ananassen bringen, allein es
ist auch gewiß, daß die Früchte von die-
sen (den Kronpüschen) unvergleichlich
schöner sind, als der andern ihre.

Diese Frucht wächst auf einem run-
den Stengel, welcher zwey Zoll dicke,
und anderthalb Schuh hoch ist, und mit-
ten aus dem Gewächse, eben als wie die
Artischocken mitten aus ihren Blättern,
hervorsteiget. Die Blätter, die ohnge-
fehr drey Fuß lang, und vier Finger
breit, sehen als ob sie aus eitel kleinen
Röhrlein bestünden, sind am Rande mit
lauter stechenden Spitzlein besetzet, und
endigen sich mit einer Spitze, die als wie
eine Nadel sticht.

Zu anfangs ist diese Frucht nicht di-
cker als eine Faust, und der Busch, oder
die Krone, die sie auf dem Haupte trägt,
feuerroth. Aus ieder Schuppe der
Frucht, welche wohl an Gestalt, aber
nicht dem Wesen nach, einem Fichten-
apfel gleichet, entstehet eine kleine pur-
purfarbichte Blume, welche vergeher
und abfällt, wenn die Frucht zunimmt.

Unsere Leute theilen sie in drey Ge-
schlechter ab, zu denen alle die andern
können gerechnet werden; denn da ist
die weisse Ananas/ das Zuckerbrod
[Spaltenumbruch] oder der Zuckerhut, und der Reinet-
tenapfel
.

Die erste Art hält bisweilen acht bis
zehen Zoll im Durchschnitt, und 15. bis
16. in der Höhe. Das Fleisch ist weiß
und fasicht, die Schale aber wird recht
goldgelb. Wenn sie zeitig, dunstet sie
einen überaus angenehmen Geruch von
sich, der schier wie unsre Quitten riecht,
doch aber viel lieblicher ist. Allein, ob
sie schon weit dicker und schwerer ist denn
die andern, dennoch ist ihr Geschmack
bey weiten nicht so herrlich, sie selbst
auch deshalben nicht so hoch geachtet,
weil sie die Zähne stumpf, und das Zahn-
fleisch viel eher, denn die andern, bluten
macht.

Die zweyte führet ihren Namen
wegen der Gestalt, indem sie gerade wie
ein Zuckerhut aussiehet. Sie hat et-
was längere und schmälere Blätter,
denn die vorhergehende, wird aber nicht
so gelb. Jhr Geschmack ist zwar besser,
iedennoch machet sie ebenfalls das
Zahnfleisch dererjenigen, die zu viel da-
von geniessen, bluten. Jn dieser habe
ich eine Art Samen gefunden, dem
Kressensamen gleich: wiewohl es eine ge-
meine Sage, die Ananassen trügen nie-
mahls keinen Samen.

Die dritte Art ist die kleinste, aber
auch die köstlichste, und deswegen Pomme
de Reinette
genennet worden, weil sie
dieses als eigen hat, daß sie schier wie die-
ser Apfel schmeckt und riecht. Sie
macht auch die Zähne nicht stumpf, noch
das Zahnfleisch bluten, man müste dann
gar zu unmäßig viel davon geniessen.

Diß ist also, was sie eignes haben. Alle
zusammen aber wachsen auf einerley
Art, tragen alle mit einander einen
Busch, Blätter oder Krone auf der
Spitze oder dem Haupte, und haben ei-
ne Schale, die wie ein Fichtenapfel sie-
het, iedoch sich aufheben und abschälen
läßt, als wie die Schale der Melonen.
Und obgleich das Fleisch, der einen so

wohl
U

Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
[Spaltenumbruch] fuͤr ſie zu geringe: weil aber der Koͤnig
will, und verlanget, daß dem gemeinen
Beſten auf alle Weiſe gedienet werde,
dannenhero iſt ſchlechter dings noͤthig,
daß die Spezereyhaͤndler dieſelben fuͤh-
ren und zu verkauffen haben, damit die-
[Spaltenumbruch] jenigen, die ihrer benoͤthiget ſind, ſie alle-
zeit bey ihnen finden koͤnnen, im Fall
ſie die Apothecker nicht machen und
ſelbſt verkauffen wollen, denn einmahl
iſts vonnoͤthen, daß ſie jemand bereite
und verkauffe.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und viertzigſte Capitel.
Von der Frucht Ananas.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 251.

DJe Ananas kan man, gleichwie der
P. Tertre gethan, mit allem Rech-
te die Koͤnigin der Fruͤchte nennen, maſ-
ſen ſie die ſchoͤnſte und beſte unter allen
auf dem Erdboden iſt. Denn eben da-
rum hat ihr, ohne allen Zweiffel, der
Koͤnig aller Koͤnige eine Krone zum ei-
gentlichen Kennzeichen ihrer koͤniglichen
Hoheit aufs Haupt geſetzt, welche nach
dem Hinfall der Mutter eine junge Koͤ-
nigin erzeuget, die derſelben in allen ih-
ren unvergleichlichen qualitæten und Be-
ſchaffenheiten nachartet. Zwar finden
ſich noch andere junge Sproͤßlinge un-
ten an der Frucht, wie auch zu unterſt
an dem Stengel, welche gleichfalls und
in wenigerer Zeit, auch viel geſchwinder
als diejenigen, die ihr an ſtatt der Krone
dienen, Ananaſſen bringen, allein es
iſt auch gewiß, daß die Fruͤchte von die-
ſen (den Kronpuͤſchen) unvergleichlich
ſchoͤner ſind, als der andern ihre.

Dieſe Frucht waͤchſt auf einem run-
den Stengel, welcher zwey Zoll dicke,
und anderthalb Schuh hoch iſt, und mit-
ten aus dem Gewaͤchſe, eben als wie die
Artiſchocken mitten aus ihren Blaͤttern,
hervorſteiget. Die Blaͤtter, die ohnge-
fehr drey Fuß lang, und vier Finger
breit, ſehen als ob ſie aus eitel kleinen
Roͤhrlein beſtuͤnden, ſind am Rande mit
lauter ſtechenden Spitzlein beſetzet, und
endigen ſich mit einer Spitze, die als wie
eine Nadel ſticht.

Zu anfangs iſt dieſe Frucht nicht di-
cker als eine Fauſt, und der Buſch, oder
die Krone, die ſie auf dem Haupte traͤgt,
feuerroth. Aus ieder Schuppe der
Frucht, welche wohl an Geſtalt, aber
nicht dem Weſen nach, einem Fichten-
apfel gleichet, entſtehet eine kleine pur-
purfarbichte Blume, welche vergeher
und abfaͤllt, wenn die Frucht zunimmt.

Unſere Leute theilen ſie in drey Ge-
ſchlechter ab, zu denen alle die andern
koͤnnen gerechnet werden; denn da iſt
die weiſſe Ananas/ das Zuckerbrod
[Spaltenumbruch] oder der Zuckerhut, und der Reinet-
tenapfel
.

Die erſte Art haͤlt bisweilen acht bis
zehen Zoll im Durchſchnitt, und 15. bis
16. in der Hoͤhe. Das Fleiſch iſt weiß
und faſicht, die Schale aber wird recht
goldgelb. Wenn ſie zeitig, dunſtet ſie
einen uͤberaus angenehmen Geruch von
ſich, der ſchier wie unſre Quitten riecht,
doch aber viel lieblicher iſt. Allein, ob
ſie ſchon weit dicker und ſchwerer iſt denn
die andern, dennoch iſt ihr Geſchmack
bey weiten nicht ſo herrlich, ſie ſelbſt
auch deshalben nicht ſo hoch geachtet,
weil ſie die Zaͤhne ſtumpf, und das Zahn-
fleiſch viel eher, denn die andern, bluten
macht.

Die zweyte fuͤhret ihren Namen
wegen der Geſtalt, indem ſie gerade wie
ein Zuckerhut ausſiehet. Sie hat et-
was laͤngere und ſchmaͤlere Blaͤtter,
denn die vorhergehende, wird aber nicht
ſo gelb. Jhr Geſchmack iſt zwar beſſer,
iedennoch machet ſie ebenfalls das
Zahnfleiſch dererjenigen, die zu viel da-
von genieſſen, bluten. Jn dieſer habe
ich eine Art Samen gefunden, dem
Kreſſenſamen gleich: wiewohl es eine ge-
meine Sage, die Ananaſſen truͤgen nie-
mahls keinen Samen.

Die dritte Art iſt die kleinſte, aber
auch die koͤſtlichſte, und deswegen Pomme
de Reinette
genennet worden, weil ſie
dieſes als eigen hat, daß ſie ſchier wie die-
ſer Apfel ſchmeckt und riecht. Sie
macht auch die Zaͤhne nicht ſtumpf, noch
das Zahnfleiſch bluten, man muͤſte dann
gar zu unmaͤßig viel davon genieſſen.

Diß iſt alſo, was ſie eignes haben. Alle
zuſammen aber wachſen auf einerley
Art, tragen alle mit einander einen
Buſch, Blaͤtter oder Krone auf der
Spitze oder dem Haupte, und haben ei-
ne Schale, die wie ein Fichtenapfel ſie-
het, iedoch ſich aufheben und abſchaͤlen
laͤßt, als wie die Schale der Melonen.
Und obgleich das Fleiſch, der einen ſo

wohl
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[0257] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. fuͤr ſie zu geringe: weil aber der Koͤnig will, und verlanget, daß dem gemeinen Beſten auf alle Weiſe gedienet werde, dannenhero iſt ſchlechter dings noͤthig, daß die Spezereyhaͤndler dieſelben fuͤh- ren und zu verkauffen haben, damit die- jenigen, die ihrer benoͤthiget ſind, ſie alle- zeit bey ihnen finden koͤnnen, im Fall ſie die Apothecker nicht machen und ſelbſt verkauffen wollen, denn einmahl iſts vonnoͤthen, daß ſie jemand bereite und verkauffe. Das neun und viertzigſte Capitel. Von der Frucht Ananas. DJe Ananas kan man, gleichwie der P. Tertre gethan, mit allem Rech- te die Koͤnigin der Fruͤchte nennen, maſ- ſen ſie die ſchoͤnſte und beſte unter allen auf dem Erdboden iſt. Denn eben da- rum hat ihr, ohne allen Zweiffel, der Koͤnig aller Koͤnige eine Krone zum ei- gentlichen Kennzeichen ihrer koͤniglichen Hoheit aufs Haupt geſetzt, welche nach dem Hinfall der Mutter eine junge Koͤ- nigin erzeuget, die derſelben in allen ih- ren unvergleichlichen qualitæten und Be- ſchaffenheiten nachartet. Zwar finden ſich noch andere junge Sproͤßlinge un- ten an der Frucht, wie auch zu unterſt an dem Stengel, welche gleichfalls und in wenigerer Zeit, auch viel geſchwinder als diejenigen, die ihr an ſtatt der Krone dienen, Ananaſſen bringen, allein es iſt auch gewiß, daß die Fruͤchte von die- ſen (den Kronpuͤſchen) unvergleichlich ſchoͤner ſind, als der andern ihre. Dieſe Frucht waͤchſt auf einem run- den Stengel, welcher zwey Zoll dicke, und anderthalb Schuh hoch iſt, und mit- ten aus dem Gewaͤchſe, eben als wie die Artiſchocken mitten aus ihren Blaͤttern, hervorſteiget. Die Blaͤtter, die ohnge- fehr drey Fuß lang, und vier Finger breit, ſehen als ob ſie aus eitel kleinen Roͤhrlein beſtuͤnden, ſind am Rande mit lauter ſtechenden Spitzlein beſetzet, und endigen ſich mit einer Spitze, die als wie eine Nadel ſticht. Zu anfangs iſt dieſe Frucht nicht di- cker als eine Fauſt, und der Buſch, oder die Krone, die ſie auf dem Haupte traͤgt, feuerroth. Aus ieder Schuppe der Frucht, welche wohl an Geſtalt, aber nicht dem Weſen nach, einem Fichten- apfel gleichet, entſtehet eine kleine pur- purfarbichte Blume, welche vergeher und abfaͤllt, wenn die Frucht zunimmt. Unſere Leute theilen ſie in drey Ge- ſchlechter ab, zu denen alle die andern koͤnnen gerechnet werden; denn da iſt die weiſſe Ananas/ das Zuckerbrod oder der Zuckerhut, und der Reinet- tenapfel. Die erſte Art haͤlt bisweilen acht bis zehen Zoll im Durchſchnitt, und 15. bis 16. in der Hoͤhe. Das Fleiſch iſt weiß und faſicht, die Schale aber wird recht goldgelb. Wenn ſie zeitig, dunſtet ſie einen uͤberaus angenehmen Geruch von ſich, der ſchier wie unſre Quitten riecht, doch aber viel lieblicher iſt. Allein, ob ſie ſchon weit dicker und ſchwerer iſt denn die andern, dennoch iſt ihr Geſchmack bey weiten nicht ſo herrlich, ſie ſelbſt auch deshalben nicht ſo hoch geachtet, weil ſie die Zaͤhne ſtumpf, und das Zahn- fleiſch viel eher, denn die andern, bluten macht. Die zweyte fuͤhret ihren Namen wegen der Geſtalt, indem ſie gerade wie ein Zuckerhut ausſiehet. Sie hat et- was laͤngere und ſchmaͤlere Blaͤtter, denn die vorhergehende, wird aber nicht ſo gelb. Jhr Geſchmack iſt zwar beſſer, iedennoch machet ſie ebenfalls das Zahnfleiſch dererjenigen, die zu viel da- von genieſſen, bluten. Jn dieſer habe ich eine Art Samen gefunden, dem Kreſſenſamen gleich: wiewohl es eine ge- meine Sage, die Ananaſſen truͤgen nie- mahls keinen Samen. Die dritte Art iſt die kleinſte, aber auch die koͤſtlichſte, und deswegen Pomme de Reinette genennet worden, weil ſie dieſes als eigen hat, daß ſie ſchier wie die- ſer Apfel ſchmeckt und riecht. Sie macht auch die Zaͤhne nicht ſtumpf, noch das Zahnfleiſch bluten, man muͤſte dann gar zu unmaͤßig viel davon genieſſen. Diß iſt alſo, was ſie eignes haben. Alle zuſammen aber wachſen auf einerley Art, tragen alle mit einander einen Buſch, Blaͤtter oder Krone auf der Spitze oder dem Haupte, und haben ei- ne Schale, die wie ein Fichtenapfel ſie- het, iedoch ſich aufheben und abſchaͤlen laͤßt, als wie die Schale der Melonen. Und obgleich das Fleiſch, der einen ſo wohl U

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/257>, abgerufen am 19.04.2024.