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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch.
Das drey und funfftzigste Capitel.
Vom Baumöle.
[Spaltenumbruch]

AUsser diesem treiben wir auch einen
starcken Handel mit Oele, das wir
aus denen Oliven machen, welches Oel
so nöthig ist zu unserm Leben, daß ich
mich erkühne, es dem Brod und Weine
an die Seite zu stellen. Die Art und
Weise aber, wie das Baumöl zu ma-
chen, ist von der Weise das Mandelöl zu
bereiten, gar wenig unterschieden, denn
es braucht keiner andern Arbeit ein
recht gutes Oel zu machen, als daß man
die Oliven sammle, wenn sie beginnen
roth zu werden, oder, welches eben so
viel, wenn sie vollkommen reiff wor-
den, welches im December und Jenner
geschicht, und sie hernach auf ausdrück-
lich hierzu verfertigten Mühlen presset
oder schlägt, da dann alsofort das süsse
Oel heraus laufft, so überaus lieblich
riecht und schmecket. Dieses ist das
Oel, das wir Jungfernöl zu nennen
pflegen, und wird am höhesten gehalten,
wenn es von Grasse, Aix/ Aramont/
Nice,
und einigen andern Orten ge-
kommen. Allein, weil die frisch gesamm-
leten Oliven bey weitem nicht so viel Oel
geben, als wenn sie eine Weile auf dem
Boden gelegen, deshalben lassen sie die-
jenigen, die gerne fein viel Oel hätten,
rösten, und pressen sie hernach erst: das-
selbe Oel aber riecht und schmeckt gar
unangenehme. Andere, die noch mehr
haben wollen, schütten siedend heisses
Wasser auf die rückstelligen Drester,
und pressen sie darauf noch eines so
starck: dieses also bereitete Oel pflegen
wir gemeines Oel zu nennen, und ist
an der Güte von dem andern wenig un-
terschieden, ausser, daß es von diesem
oder jenem Orte kömmt. Das beste
gemeine Oel wird von Oneglia, Ge-
nua/
und andern Orten in Jtalien
und Provence gebracht, das schlechteste
aber kömmt aus Spanien/ sonderlich
aber aus Majorca und Portugall.

Was bey der Wahl dieser Oele zu
beobachten, dasselbe ist so bekannt, daß
unnöthig, mich damit aufzuhalten. Die
Kauffleute aber, die sie in gantzen Par-
teien kauffen, dieselben mögen zusehen,
mit wem sie zu thun haben; denn es ist
eine Waare, mit welcher soviel Betrug
getrieben wird, daß ich Mühe genug ha-
[Spaltenumbruch] ben dürffte, wenn ich alles entdecken wol-
te, absonderlich, seit dem wir zu Paris
dergleichen Oelhändler haben, die es nicht
groß achten, wenn sie iemand betrügen,
oder ihre Mitbrüder zu Grunde richten
mögen, dafern sie nur einigen Profit
dabey machen können.

Das Baumöl ist dergestalt gebräuch-
lich, daß wir gar keine Waare mehr ha-
ben, die also häuffig verthan wird, weil
niemand dessen entrathen kan, selbst in
der Artzney; massen es das Haupt- und
Grundstück ist zu den oleis compositis, ce-
ratis, balsamis, emplastris
und unguentis.

Uber alle die herrlichen Dienste, die
man von diesem Oel erhalten mag, ist es
auch, welches zu erinnern ich nicht um-
hin kan, ein herrlicher Wundbalsam,
wenn es mit Wein zerschlagen worden:
denn auf diese Weise bediente sich der
Samariter im Evangelio des Weins
und Oels, denjenigen, den er auf der
Strasse verwundet angetroffen, zu hei-
len; so gebrauchen auch noch heut zu
Tage dieses Mittel Arme und Reiche.
Es dienet das Baumöl auch zum bren-
nen: wiewohl es nur in Kirchen und
von vermögenden Leuten gebrauchet
wird, weil es nicht so häßlich stincket, als
wie die andern Sorten Oel. So wäh-
ret es auch viel länger: nur die Theu-
rung macht, daß es von armen Leuten
nicht gebrauchet wird, es müste das an-
dere Oel auch, wie anietzo, zu theuer
seyn.

Ausser diesem handeln wir auch starck
mit Nußöle, das wir aus Burgund,
Touraine
und von Orleans bringen
lassen, und viel verthan wird, weil die
Mahler, und andere Handwercker, wel-
che seiner nöthig haben, z. E. Buch- und
Kupferdrucker, samt andern, es gar
sehr gebrauchen. Uberdiß bedienen sich
ihrer viele dessen als eines natürlichen
Balsams, zu Heilung der Wunden,
nicht weniger zum Backen und Braten.
Solte es aber zum Brennen gebraucht
werden, würde man wenig ersparen,
dieweil es gar zu geschwinde wegbren-
net, und dazu zu lauter Rus und Koh-
len wird.

Noch ferner treiben wir einen sehr
grossen Handel mit Colsa- oder dicken

Steck-
U 3
Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
Das drey und funfftzigſte Capitel.
Vom Baumoͤle.
[Spaltenumbruch]

AUſſer dieſem treiben wir auch einen
ſtarcken Handel mit Oele, das wir
aus denen Oliven machen, welches Oel
ſo noͤthig iſt zu unſerm Leben, daß ich
mich erkuͤhne, es dem Brod und Weine
an die Seite zu ſtellen. Die Art und
Weiſe aber, wie das Baumoͤl zu ma-
chen, iſt von der Weiſe das Mandeloͤl zu
bereiten, gar wenig unterſchieden, denn
es braucht keiner andern Arbeit ein
recht gutes Oel zu machen, als daß man
die Oliven ſammle, wenn ſie beginnen
roth zu werden, oder, welches eben ſo
viel, wenn ſie vollkommen reiff wor-
den, welches im December und Jenner
geſchicht, und ſie hernach auf ausdruͤck-
lich hierzu verfertigten Muͤhlen preſſet
oder ſchlaͤgt, da dann alſofort das ſuͤſſe
Oel heraus laufft, ſo uͤberaus lieblich
riecht und ſchmecket. Dieſes iſt das
Oel, das wir Jungfernoͤl zu nennen
pflegen, und wird am hoͤheſten gehalten,
wenn es von Graſſe, Aix/ Aramont/
Nice,
und einigen andern Orten ge-
kommen. Allein, weil die friſch geſam̃-
leten Oliven bey weitem nicht ſo viel Oel
geben, als wenn ſie eine Weile auf dem
Boden gelegen, deshalben laſſen ſie die-
jenigen, die gerne fein viel Oel haͤtten,
roͤſten, und preſſen ſie hernach erſt: daſ-
ſelbe Oel aber riecht und ſchmeckt gar
unangenehme. Andere, die noch mehr
haben wollen, ſchuͤtten ſiedend heiſſes
Waſſer auf die ruͤckſtelligen Dreſter,
und preſſen ſie darauf noch eines ſo
ſtarck: dieſes alſo bereitete Oel pflegen
wir gemeines Oel zu nennen, und iſt
an der Guͤte von dem andern wenig un-
terſchieden, auſſer, daß es von dieſem
oder jenem Orte koͤmmt. Das beſte
gemeine Oel wird von Oneglia, Ge-
nua/
und andern Orten in Jtalien
und Provence gebracht, das ſchlechteſte
aber koͤmmt aus Spanien/ ſonderlich
aber aus Majorca und Portugall.

Was bey der Wahl dieſer Oele zu
beobachten, daſſelbe iſt ſo bekannt, daß
unnoͤthig, mich damit aufzuhalten. Die
Kauffleute aber, die ſie in gantzen Par-
teien kauffen, dieſelben moͤgen zuſehen,
mit wem ſie zu thun haben; denn es iſt
eine Waare, mit welcher ſoviel Betrug
getrieben wird, daß ich Muͤhe genug ha-
[Spaltenumbruch] ben duͤrffte, wenn ich alles entdecken wol-
te, abſonderlich, ſeit dem wir zu Paris
deꝛgleichen Oelhaͤndler haben, die es nicht
groß achten, wenn ſie iemand betruͤgen,
oder ihre Mitbruͤder zu Grunde richten
moͤgen, dafern ſie nur einigen Profit
dabey machen koͤnnen.

Das Baumoͤl iſt dergeſtalt gebraͤuch-
lich, daß wir gar keine Waare mehr ha-
ben, die alſo haͤuffig verthan wird, weil
niemand deſſen entrathen kan, ſelbſt in
der Artzney; maſſen es das Haupt- und
Grundſtuͤck iſt zu den oleis compoſitis, ce-
ratis, balſamis, emplaſtris
und unguentis.

Uber alle die herrlichen Dienſte, die
man von dieſem Oel erhalten mag, iſt es
auch, welches zu erinnern ich nicht um-
hin kan, ein herrlicher Wundbalſam,
wenn es mit Wein zerſchlagen worden:
denn auf dieſe Weiſe bediente ſich der
Samariter im Evangelio des Weins
und Oels, denjenigen, den er auf der
Straſſe verwundet angetroffen, zu hei-
len; ſo gebrauchen auch noch heut zu
Tage dieſes Mittel Arme und Reiche.
Es dienet das Baumoͤl auch zum bren-
nen: wiewohl es nur in Kirchen und
von vermoͤgenden Leuten gebrauchet
wird, weil es nicht ſo haͤßlich ſtincket, als
wie die andern Sorten Oel. So waͤh-
ret es auch viel laͤnger: nur die Theu-
rung macht, daß es von armen Leuten
nicht gebrauchet wird, es muͤſte das an-
dere Oel auch, wie anietzo, zu theuer
ſeyn.

Auſſer dieſem handeln wir auch ſtarck
mit Nußoͤle, das wir aus Burgund,
Touraine
und von Orleans bringen
laſſen, und viel verthan wird, weil die
Mahler, und andere Handwercker, wel-
che ſeiner noͤthig haben, z. E. Buch- und
Kupferdrucker, ſamt andern, es gar
ſehr gebrauchen. Uberdiß bedienen ſich
ihrer viele deſſen als eines natuͤrlichen
Balſams, zu Heilung der Wunden,
nicht weniger zum Backen und Braten.
Solte es aber zum Brennen gebraucht
werden, wuͤrde man wenig erſparen,
dieweil es gar zu geſchwinde wegbren-
net, und dazu zu lauter Rus und Koh-
len wird.

Noch ferner treiben wir einen ſehr
groſſen Handel mit Colſa- oder dicken

Steck-
U 3
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[0261] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. Das drey und funfftzigſte Capitel. Vom Baumoͤle. AUſſer dieſem treiben wir auch einen ſtarcken Handel mit Oele, das wir aus denen Oliven machen, welches Oel ſo noͤthig iſt zu unſerm Leben, daß ich mich erkuͤhne, es dem Brod und Weine an die Seite zu ſtellen. Die Art und Weiſe aber, wie das Baumoͤl zu ma- chen, iſt von der Weiſe das Mandeloͤl zu bereiten, gar wenig unterſchieden, denn es braucht keiner andern Arbeit ein recht gutes Oel zu machen, als daß man die Oliven ſammle, wenn ſie beginnen roth zu werden, oder, welches eben ſo viel, wenn ſie vollkommen reiff wor- den, welches im December und Jenner geſchicht, und ſie hernach auf ausdruͤck- lich hierzu verfertigten Muͤhlen preſſet oder ſchlaͤgt, da dann alſofort das ſuͤſſe Oel heraus laufft, ſo uͤberaus lieblich riecht und ſchmecket. Dieſes iſt das Oel, das wir Jungfernoͤl zu nennen pflegen, und wird am hoͤheſten gehalten, wenn es von Graſſe, Aix/ Aramont/ Nice, und einigen andern Orten ge- kommen. Allein, weil die friſch geſam̃- leten Oliven bey weitem nicht ſo viel Oel geben, als wenn ſie eine Weile auf dem Boden gelegen, deshalben laſſen ſie die- jenigen, die gerne fein viel Oel haͤtten, roͤſten, und preſſen ſie hernach erſt: daſ- ſelbe Oel aber riecht und ſchmeckt gar unangenehme. Andere, die noch mehr haben wollen, ſchuͤtten ſiedend heiſſes Waſſer auf die ruͤckſtelligen Dreſter, und preſſen ſie darauf noch eines ſo ſtarck: dieſes alſo bereitete Oel pflegen wir gemeines Oel zu nennen, und iſt an der Guͤte von dem andern wenig un- terſchieden, auſſer, daß es von dieſem oder jenem Orte koͤmmt. Das beſte gemeine Oel wird von Oneglia, Ge- nua/ und andern Orten in Jtalien und Provence gebracht, das ſchlechteſte aber koͤmmt aus Spanien/ ſonderlich aber aus Majorca und Portugall. Was bey der Wahl dieſer Oele zu beobachten, daſſelbe iſt ſo bekannt, daß unnoͤthig, mich damit aufzuhalten. Die Kauffleute aber, die ſie in gantzen Par- teien kauffen, dieſelben moͤgen zuſehen, mit wem ſie zu thun haben; denn es iſt eine Waare, mit welcher ſoviel Betrug getrieben wird, daß ich Muͤhe genug ha- ben duͤrffte, wenn ich alles entdecken wol- te, abſonderlich, ſeit dem wir zu Paris deꝛgleichen Oelhaͤndler haben, die es nicht groß achten, wenn ſie iemand betruͤgen, oder ihre Mitbruͤder zu Grunde richten moͤgen, dafern ſie nur einigen Profit dabey machen koͤnnen. Das Baumoͤl iſt dergeſtalt gebraͤuch- lich, daß wir gar keine Waare mehr ha- ben, die alſo haͤuffig verthan wird, weil niemand deſſen entrathen kan, ſelbſt in der Artzney; maſſen es das Haupt- und Grundſtuͤck iſt zu den oleis compoſitis, ce- ratis, balſamis, emplaſtris und unguentis. Uber alle die herrlichen Dienſte, die man von dieſem Oel erhalten mag, iſt es auch, welches zu erinnern ich nicht um- hin kan, ein herrlicher Wundbalſam, wenn es mit Wein zerſchlagen worden: denn auf dieſe Weiſe bediente ſich der Samariter im Evangelio des Weins und Oels, denjenigen, den er auf der Straſſe verwundet angetroffen, zu hei- len; ſo gebrauchen auch noch heut zu Tage dieſes Mittel Arme und Reiche. Es dienet das Baumoͤl auch zum bren- nen: wiewohl es nur in Kirchen und von vermoͤgenden Leuten gebrauchet wird, weil es nicht ſo haͤßlich ſtincket, als wie die andern Sorten Oel. So waͤh- ret es auch viel laͤnger: nur die Theu- rung macht, daß es von armen Leuten nicht gebrauchet wird, es muͤſte das an- dere Oel auch, wie anietzo, zu theuer ſeyn. Auſſer dieſem handeln wir auch ſtarck mit Nußoͤle, das wir aus Burgund, Touraine und von Orleans bringen laſſen, und viel verthan wird, weil die Mahler, und andere Handwercker, wel- che ſeiner noͤthig haben, z. E. Buch- und Kupferdrucker, ſamt andern, es gar ſehr gebrauchen. Uberdiß bedienen ſich ihrer viele deſſen als eines natuͤrlichen Balſams, zu Heilung der Wunden, nicht weniger zum Backen und Braten. Solte es aber zum Brennen gebraucht werden, wuͤrde man wenig erſparen, dieweil es gar zu geſchwinde wegbren- net, und dazu zu lauter Rus und Koh- len wird. Noch ferner treiben wir einen ſehr groſſen Handel mit Colſa- oder dicken Steck- U 3

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/261>, abgerufen am 28.03.2024.