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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Das vier und funfftzigste Capitel.
Von der Seiffe.
[Spaltenumbruch]

DAs Baumöl wird nicht allein zu
allerhand Sachen, dazu es nöthig,
ingleichen zu allerley Speisen, wie auch
zur Artzney, in so grosser Menge ver-
verbrauchet, sondern es ist gleichfalls
der Grund und das Hauptstück zu un-
terschiedlichen Gattungen der Seiffe/
die wir verkauffen. Wiewohl ich nur
die guten Sorten verstehe, unter denen
die beste und meist geachtete die von
Alicanten ist; die andere, die von Car-
thagena/
die dritte, die rechte Maßili-
sche/
die vierte die Gayette, und die
fünffte, die von Toulon, die wir, wie-
wohl unrecht, Genueser Seiffe zu nen-
nen pflegen. Es ist aber die Seiffe
ein zusammen gesetztes Wesen von
Baumöl, Kraftmehl, Kalchwasser und
Lauge von der Suda, welches alles mit
einander gekocht, und hernach zu Ta-
feln oder Broden und Kugeln, in solcher
Gestalt und Form, wie wir sie zu sehen
kriegen, gemachet wird.

Was die Marbrirung belanget, da-
von kan ich nichts nicht melden, denn
es der Seiffensieder arcanum und Ge-
heimnüß ist. Doch hat man mir gesa-
get, sie thäten Vitriol, bis zur Röthe ge-
brannt, dazu, auch wohl Scheidewasser.
Allein, weil ich nichts gewisses davon
weiß, darum mag ich auch nichts davon
melden.

Die Wahl der Seiffe ist diese: sie
soll trucken seyn, fein marmoriret, und
gewiß von dem Orte her, dessen Namen
sie führet, das ist, die für Alicantische
verkaufft wird, soll auch gewiß von Ali-
canten seyn, und also auch die anderen.
Die Weisse und die Gayette betreffend,
diese sollen die Parfumirer der andern
vorziehen, und ihre Seiffenkugeln da-
von machen: weil aber die Gayette
zu rar, deshalben gebrauchen sie die
von Toulon, oder sonst eine gewisse
Art harter und weisser Seiffe.

Die Seiffe von Toulon soll tru-
cken seyn, weiß, und ein klein wenig
blaulicht, sich fein gleich zerschneiden las-
sen, dabey gliessen und angenehme rie-
chen, auch so wenig schmiericht seyn, als
nur möglich ist. Was die marbrirte
belanget, da wird diejenige, welche an
den Seiten roth, inwendig fein schön
[Spaltenumbruch] marbriret ist, am meisten geachtet, weil
sie recht wohl gearbeitet, und derowegen
desto besser zu gebrauchen, auch viel eher
kan verkauffet werden.

Die Eigenschaften der Seiffe sind be-
kannt genug. Jedennoch weil ihrer wenig
sich einbilden dürften, daß sie auch eini-
gen Nutzen in der Artzney habe; als
will ich denenselben wenigstens dieses
eröffnen, daß sie von etlichen in Wein-
geist (Spirit. Vini) zerlassen, und mit gu-
tem Nutzen wider die kalten Flüsse ge-
brauchet werde: desgleichen, daß man
ein Pflaster, Emplastrum de Sapone,
Seiffenpflaster, genannt, davon be-
reite, welches nach dem Berichte eini-
ger Scribenten, vortreffliche Tugenden
hat.

Ohne diese ietzgemeldte Sorten Seif-
fe, wird auch zu Rouan eine Gattung
derselbigen von Flambart (das ist das
Fett, das bey den Jahrköchen und Trai-
teurs an den Kesseln hangen bleibt) ge-
macht: weil es aber eine häßliche Seif-
fe, deshalben will ich nichts davon ver-
melden, ausser, daß sie gantz und gar
verboten werden solte, indem sie zu
nichts nicht taug, als die armen Leute
damit zu betrügen, sie mag nun weiß
seyn oder fleckicht.

Wir verkauffen ferner eine flüßige
oder weiche Seiffe, und nennen dieselbe
schwartze Seiffe: diese kommt von
Abbeville, und wird von Brennölhe-
fen, Bleyasche, oder mit Kalchwasser
bereitet. Dieweil sie aber gar braun
siehet: derowegen lassen wir aus Hol-
land Seiffe
kommen, die so grün siehet,
als wie Epheu, weil sie an statt des
Brennöls, das Hanfföl, welches grün
ist, dazu gebrauchen.

Die schwartze Seiffe von Abbe-
ville
oder von Amiens, die in kleinen
Fäßlein, welche wir Quartalen nennen,
gebracht wird, gebrauchen die Hutma-
cher und andere sehr häuffig.

Etliche brauchen die Holländische
grüne weiche Seiffe, und reiben den Fe-
bricitanten die Fussohlen damit, vorge-
bend, diese vertreibe es: ist auch nicht
gantz und gar zu verwerffen, denn ich
selbsten Personen kenne, denen auf sol-
che Weise geholffen worden. Allein,

weil
Der Spezereyen und Materialien
Das vier und funfftzigſte Capitel.
Von der Seiffe.
[Spaltenumbruch]

DAs Baumoͤl wird nicht allein zu
allerhand Sachen, dazu es noͤthig,
ingleichen zu allerley Speiſen, wie auch
zur Artzney, in ſo groſſer Menge ver-
verbrauchet, ſondern es iſt gleichfalls
der Grund und das Hauptſtuͤck zu un-
terſchiedlichen Gattungen der Seiffe/
die wir verkauffen. Wiewohl ich nur
die guten Sorten verſtehe, unter denen
die beſte und meiſt geachtete die von
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thagena/
die dritte, die rechte Maßili-
ſche/
die vierte die Gayette, und die
fuͤnffte, die von Toulon, die wir, wie-
wohl unrecht, Genueſer Seiffe zu nen-
nen pflegen. Es iſt aber die Seiffe
ein zuſammen geſetztes Weſen von
Baumoͤl, Kraftmehl, Kalchwaſſer und
Lauge von der Suda, welches alles mit
einander gekocht, und hernach zu Ta-
feln oder Broden und Kugeln, in ſolcher
Geſtalt und Form, wie wir ſie zu ſehen
kriegen, gemachet wird.

Was die Marbrirung belanget, da-
von kan ich nichts nicht melden, denn
es der Seiffenſieder arcanum und Ge-
heimnuͤß iſt. Doch hat man mir geſa-
get, ſie thaͤten Vitriol, bis zur Roͤthe ge-
brannt, dazu, auch wohl Scheidewaſſer.
Allein, weil ich nichts gewiſſes davon
weiß, darum mag ich auch nichts davon
melden.

Die Wahl der Seiffe iſt dieſe: ſie
ſoll trucken ſeyn, fein marmoriret, und
gewiß von dem Orte her, deſſen Namen
ſie fuͤhret, das iſt, die fuͤr Alicantiſche
verkaufft wird, ſoll auch gewiß von Ali-
canten ſeyn, und alſo auch die anderen.
Die Weiſſe und die Gayette betreffend,
dieſe ſollen die Parfumirer der andern
vorziehen, und ihre Seiffenkugeln da-
von machen: weil aber die Gayette
zu rar, deshalben gebrauchen ſie die
von Toulon, oder ſonſt eine gewiſſe
Art harter und weiſſer Seiffe.

Die Seiffe von Toulon ſoll tru-
cken ſeyn, weiß, und ein klein wenig
blaulicht, ſich fein gleich zerſchneiden laſ-
ſen, dabey glieſſen und angenehme rie-
chen, auch ſo wenig ſchmiericht ſeyn, als
nur moͤglich iſt. Was die marbrirte
belanget, da wird diejenige, welche an
den Seiten roth, inwendig fein ſchoͤn
[Spaltenumbruch] marbriret iſt, am meiſten geachtet, weil
ſie recht wohl gearbeitet, und derowegen
deſto beſſer zu gebrauchen, auch viel eher
kan verkauffet werden.

Die Eigenſchaften der Seiffe ſind be-
kañt genug. Jedennoch weil ihrer wenig
ſich einbilden duͤrften, daß ſie auch eini-
gen Nutzen in der Artzney habe; als
will ich denenſelben wenigſtens dieſes
eroͤffnen, daß ſie von etlichen in Wein-
geiſt (Spirit. Vini) zerlaſſen, und mit gu-
tem Nutzen wider die kalten Fluͤſſe ge-
brauchet werde: desgleichen, daß man
ein Pflaſter, Emplaſtrum de Sapone,
Seiffenpflaſter, genannt, davon be-
reite, welches nach dem Berichte eini-
ger Scribenten, vortreffliche Tugenden
hat.

Ohne dieſe ietzgemeldte Sorten Seif-
fe, wird auch zu Rouan eine Gattung
derſelbigen von Flambart (das iſt das
Fett, das bey den Jahrkoͤchen und Trai-
teurs an den Keſſeln hangen bleibt) ge-
macht: weil es aber eine haͤßliche Seif-
fe, deshalben will ich nichts davon ver-
melden, auſſer, daß ſie gantz und gar
verboten werden ſolte, indem ſie zu
nichts nicht taug, als die armen Leute
damit zu betruͤgen, ſie mag nun weiß
ſeyn oder fleckicht.

Wir verkauffen ferner eine fluͤßige
oder weiche Seiffe, und nennen dieſelbe
ſchwartze Seiffe: dieſe kommt von
Abbeville, und wird von Brennoͤlhe-
fen, Bleyaſche, oder mit Kalchwaſſer
bereitet. Dieweil ſie aber gar braun
ſiehet: derowegen laſſen wir aus Hol-
land Seiffe
kommen, die ſo gruͤn ſiehet,
als wie Epheu, weil ſie an ſtatt des
Brennoͤls, das Hanffoͤl, welches gruͤn
iſt, dazu gebrauchen.

Die ſchwartze Seiffe von Abbe-
ville
oder von Amiens, die in kleinen
Faͤßlein, welche wir Quartalen nennen,
gebracht wird, gebrauchen die Hutma-
cher und andere ſehr haͤuffig.

Etliche brauchen die Hollaͤndiſche
gruͤne weiche Seiffe, und reiben den Fe-
bricitanten die Fusſohlen damit, vorge-
bend, dieſe vertreibe es: iſt auch nicht
gantz und gar zu verwerffen, denn ich
ſelbſten Perſonen kenne, denen auf ſol-
che Weiſe geholffen worden. Allein,

weil
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[0264] Der Spezereyen und Materialien Das vier und funfftzigſte Capitel. Von der Seiffe. DAs Baumoͤl wird nicht allein zu allerhand Sachen, dazu es noͤthig, ingleichen zu allerley Speiſen, wie auch zur Artzney, in ſo groſſer Menge ver- verbrauchet, ſondern es iſt gleichfalls der Grund und das Hauptſtuͤck zu un- terſchiedlichen Gattungen der Seiffe/ die wir verkauffen. Wiewohl ich nur die guten Sorten verſtehe, unter denen die beſte und meiſt geachtete die von Alicanten iſt; die andere, die von Car- thagena/ die dritte, die rechte Maßili- ſche/ die vierte die Gayette, und die fuͤnffte, die von Toulon, die wir, wie- wohl unrecht, Genueſer Seiffe zu nen- nen pflegen. Es iſt aber die Seiffe ein zuſammen geſetztes Weſen von Baumoͤl, Kraftmehl, Kalchwaſſer und Lauge von der Suda, welches alles mit einander gekocht, und hernach zu Ta- feln oder Broden und Kugeln, in ſolcher Geſtalt und Form, wie wir ſie zu ſehen kriegen, gemachet wird. Was die Marbrirung belanget, da- von kan ich nichts nicht melden, denn es der Seiffenſieder arcanum und Ge- heimnuͤß iſt. Doch hat man mir geſa- get, ſie thaͤten Vitriol, bis zur Roͤthe ge- brannt, dazu, auch wohl Scheidewaſſer. Allein, weil ich nichts gewiſſes davon weiß, darum mag ich auch nichts davon melden. Die Wahl der Seiffe iſt dieſe: ſie ſoll trucken ſeyn, fein marmoriret, und gewiß von dem Orte her, deſſen Namen ſie fuͤhret, das iſt, die fuͤr Alicantiſche verkaufft wird, ſoll auch gewiß von Ali- canten ſeyn, und alſo auch die anderen. Die Weiſſe und die Gayette betreffend, dieſe ſollen die Parfumirer der andern vorziehen, und ihre Seiffenkugeln da- von machen: weil aber die Gayette zu rar, deshalben gebrauchen ſie die von Toulon, oder ſonſt eine gewiſſe Art harter und weiſſer Seiffe. Die Seiffe von Toulon ſoll tru- cken ſeyn, weiß, und ein klein wenig blaulicht, ſich fein gleich zerſchneiden laſ- ſen, dabey glieſſen und angenehme rie- chen, auch ſo wenig ſchmiericht ſeyn, als nur moͤglich iſt. Was die marbrirte belanget, da wird diejenige, welche an den Seiten roth, inwendig fein ſchoͤn marbriret iſt, am meiſten geachtet, weil ſie recht wohl gearbeitet, und derowegen deſto beſſer zu gebrauchen, auch viel eher kan verkauffet werden. Die Eigenſchaften der Seiffe ſind be- kañt genug. Jedennoch weil ihrer wenig ſich einbilden duͤrften, daß ſie auch eini- gen Nutzen in der Artzney habe; als will ich denenſelben wenigſtens dieſes eroͤffnen, daß ſie von etlichen in Wein- geiſt (Spirit. Vini) zerlaſſen, und mit gu- tem Nutzen wider die kalten Fluͤſſe ge- brauchet werde: desgleichen, daß man ein Pflaſter, Emplaſtrum de Sapone, Seiffenpflaſter, genannt, davon be- reite, welches nach dem Berichte eini- ger Scribenten, vortreffliche Tugenden hat. Ohne dieſe ietzgemeldte Sorten Seif- fe, wird auch zu Rouan eine Gattung derſelbigen von Flambart (das iſt das Fett, das bey den Jahrkoͤchen und Trai- teurs an den Keſſeln hangen bleibt) ge- macht: weil es aber eine haͤßliche Seif- fe, deshalben will ich nichts davon ver- melden, auſſer, daß ſie gantz und gar verboten werden ſolte, indem ſie zu nichts nicht taug, als die armen Leute damit zu betruͤgen, ſie mag nun weiß ſeyn oder fleckicht. Wir verkauffen ferner eine fluͤßige oder weiche Seiffe, und nennen dieſelbe ſchwartze Seiffe: dieſe kommt von Abbeville, und wird von Brennoͤlhe- fen, Bleyaſche, oder mit Kalchwaſſer bereitet. Dieweil ſie aber gar braun ſiehet: derowegen laſſen wir aus Hol- land Seiffe kommen, die ſo gruͤn ſiehet, als wie Epheu, weil ſie an ſtatt des Brennoͤls, das Hanffoͤl, welches gruͤn iſt, dazu gebrauchen. Die ſchwartze Seiffe von Abbe- ville oder von Amiens, die in kleinen Faͤßlein, welche wir Quartalen nennen, gebracht wird, gebrauchen die Hutma- cher und andere ſehr haͤuffig. Etliche brauchen die Hollaͤndiſche gruͤne weiche Seiffe, und reiben den Fe- bricitanten die Fusſohlen damit, vorge- bend, dieſe vertreibe es: iſt auch nicht gantz und gar zu verwerffen, denn ich ſelbſten Perſonen kenne, denen auf ſol- che Weiſe geholffen worden. Allein, weil

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/264>, abgerufen am 19.04.2024.