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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch.
[Spaltenumbruch] Artzney gebraucht, indem er ein herr-
lich aperiens, eröffnend Mittel, auch zu
allerhand Kranckheiten gut ist. Man
[Spaltenumbruch] muß ihn aber, welches wohl zu mercken,
in einem sehr wohlverwahrten Glase
aufbehalten, denn er zerfleußt gerne.

[Ende Spaltensatz]
Das siebentzigste Capitel.
Vom flüchtigen Weinsteinsaltze.
[Spaltenumbruch]

DAs Sal volatile tartari wird aus den
Hefen von weissem Weine gezogen,
welche zuvor ausgedruckt, und an der
Sonne oder anderswo getreuget wor-
den. Diese werden hernachmahls in ei-
ne Retorte gethan, und bey einem
Gradfeuer distilliret. Doch kan ich nicht
besser thun, als daß ich den Leser zu dem
verweise, was der Herr Charras in sei-
ner königlichen, Galenisch- und Chymi-
schen Apotheckerkunst, die er im Jahr
1676. drucken lassen, davon gemeldet
hat: denn ich selbst dabey gewesen, als
er in seinem Cursu Anno 1675. dieses
Saltz ohne eintzigen Zusatz, auf chymi-
sche Art, aus den ausgedruckten und
gedörrten weissen Weinhefen gezogen,
zum grösten Vergnügen der sämtlichen
Anwesenden, welche insgesammt ge-
stunden, daß sie dergleichen praeparation
weder in dem königlichen Garten, noch
anderswo gesehen, auch kein einiger chy-
mischer Scribent dieselbe gelehret oder
ihrer Erwähnung gethan. Dieweil mir
[Spaltenumbruch] nun bewust, daß diejenigen, denen das
flüchtige Weinsteinsaltz gantz unbekannt
gewesen, in ihrem Anno 1675. herausge-
gebenen Buche, allein von ihrem figir-
ten Weinsteinsaltze gehandelt, und jenes
nicht ehe in ihre neuen Editiones mit ein-
gerücket, als nachdem des Erfinders
Buch herausgekommen, ob sie sich schon
noch so sehr bemühet ihre praeparationen
zu verkleiden; so haben sie auch nichts
gewisses davon schreiben können, oder
das mit deme, was der Autor von der
praeparation und rectification desselbigen
uns mitgetheilet, übereinkäme.

Das flüchtige Weinsteinsaltz ist
zwar von Natur ein starck diaphoreticum
und schweißtreibende Artzney: doch hat
es noch dieses besonder, daß es zugleich
ein aperitivum und diureticum ist, eröff-
net, und den Harn starck treibet. Man
giebt es von 6. bis auf 15. Gran schwer
ein, in gutem Weine und andern liquo-
ribus.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und siebentzigste Capitel.
Von der Pottasche.
[Spaltenumbruch]

LA cendre gravelee, die Pottasche,
wird von getrockneten und gebrann-
ten Weinhefen bereitet, und muß, wenn
sie gut seyn soll, wie ein Stein und frisch
gemacht seyn, weiß und grün sehen, sal-
tzicht und bitter schmecken.

Die Pottasche wird von den Fär-
bern und andern Leuten gebraucht. Die
beste ist, die wir aus Burgund bringen
lassen, weil sie von guten Weinhefen
gemacht ist, und weit mehr gilt, als die
unsere Eßigbrauer verfertigen.

Saltz u. Oel
von der Pott-
asche.

Weil die Pottasche von calcinirten
Weinhefen gemacht ist, deswegen kan
man mit warmen Wasser ein Saltz her-
ausziehen, welches schier eben die Tu-
genden, wie das Sal tartari hat, ausser,
daß es corrosivischer und etzender ist, als
jenes; eben also ist auch das oleum per
deliquium,
das man davon macht, und
im Keller fliessen läßt.

Es ist auch gebräuchlich, aus der
[Spaltenumbruch] Pottasche und lebendigem Kalch ein
Saltz zu ziehen, welches, nachdem man
es in einem guten Schmeltztiegel fliessen
lassen, auf einen Stein oder in ein Be-
cken gegossen, und wenn es erkaltet, in
kleine Stücken zerschnitten, darauf aber
in ein wohlverstopftes Glas gethan
wird. Und dieses sind die rechten Cau-Cauterisir-
steine.

terisirsteine/ welche unterschiedene Au-
tores
beschrieben haben, bey denen man
sich Raths erhohlen mag. Dannenhe-
ro solte man alle solche Steine verwerf-
fen, welche etliche Kauffleute und Ta-
buletträger zu verkauffen haben, denn
sie sind nichts anders als Seiffe und
Sublimat, oder anderer Mischmasch,
daraus sie kleine Küchlein, in Krebsau-
gen Gestalt und Grösse, formiren. Ob
ich aber gleich gesaget, daß diese Cauteri-
sirsteine sollen verworffen werden, den-
noch thun sie das ihre noch so ziemlich,
wiewohl viel langsamer, als die ersten.

Es
Y

Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
[Spaltenumbruch] Artzney gebraucht, indem er ein herr-
lich aperiens, eroͤffnend Mittel, auch zu
allerhand Kranckheiten gut iſt. Man
[Spaltenumbruch] muß ihn aber, welches wohl zu mercken,
in einem ſehr wohlverwahrten Glaſe
aufbehalten, denn er zerfleußt gerne.

[Ende Spaltensatz]
Das ſiebentzigſte Capitel.
Vom fluͤchtigen Weinſteinſaltze.
[Spaltenumbruch]

DAs Sal volatile tartari wird aus den
Hefen von weiſſem Weine gezogen,
welche zuvor ausgedruckt, und an der
Sonne oder anderswo getreuget wor-
den. Dieſe werden hernachmahls in ei-
ne Retorte gethan, und bey einem
Gradfeuer diſtilliret. Doch kan ich nicht
beſſer thun, als daß ich den Leſer zu dem
verweiſe, was der Herr Charras in ſei-
ner koͤniglichen, Galeniſch- und Chymi-
ſchen Apotheckerkunſt, die er im Jahr
1676. drucken laſſen, davon gemeldet
hat: denn ich ſelbſt dabey geweſen, als
er in ſeinem Curſu Anno 1675. dieſes
Saltz ohne eintzigen Zuſatz, auf chymi-
ſche Art, aus den ausgedruckten und
gedoͤrrten weiſſen Weinhefen gezogen,
zum groͤſten Vergnuͤgen der ſaͤmtlichen
Anweſenden, welche insgeſammt ge-
ſtunden, daß ſie dergleichen præparation
weder in dem koͤniglichen Garten, noch
anderswo geſehen, auch kein einiger chy-
miſcher Scribent dieſelbe gelehret oder
ihrer Erwaͤhnung gethan. Dieweil mir
[Spaltenumbruch] nun bewuſt, daß diejenigen, denen das
fluͤchtige Weinſteinſaltz gantz unbekannt
geweſen, in ihrem Anno 1675. herausge-
gebenen Buche, allein von ihrem figir-
ten Weinſteinſaltze gehandelt, und jenes
nicht ehe in ihre neuen Editiones mit ein-
geruͤcket, als nachdem des Erfinders
Buch herausgekommen, ob ſie ſich ſchon
noch ſo ſehr bemuͤhet ihre præparationen
zu verkleiden; ſo haben ſie auch nichts
gewiſſes davon ſchreiben koͤnnen, oder
das mit deme, was der Autor von der
præparation und rectification deſſelbigen
uns mitgetheilet, uͤbereinkaͤme.

Das fluͤchtige Weinſteinſaltz iſt
zwar von Natur ein ſtarck diaphoreticum
und ſchweißtreibende Artzney: doch hat
es noch dieſes beſonder, daß es zugleich
ein aperitivum und diureticum iſt, eroͤff-
net, und den Harn ſtarck treibet. Man
giebt es von 6. bis auf 15. Gran ſchwer
ein, in gutem Weine und andern liquo-
ribus.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und ſiebentzigſte Capitel.
Von der Pottaſche.
[Spaltenumbruch]

LA cendre gravelée, die Pottaſche,
wird von getrockneten und gebrann-
ten Weinhefen bereitet, und muß, wenn
ſie gut ſeyn ſoll, wie ein Stein und friſch
gemacht ſeyn, weiß und gruͤn ſehen, ſal-
tzicht und bitter ſchmecken.

Die Pottaſche wird von den Faͤr-
bern und andern Leuten gebraucht. Die
beſte iſt, die wir aus Burgund bringen
laſſen, weil ſie von guten Weinhefen
gemacht iſt, und weit mehr gilt, als die
unſere Eßigbrauer verfertigen.

Saltz u. Oel
von der Pott-
aſche.

Weil die Pottaſche von calcinirten
Weinhefen gemacht iſt, deswegen kan
man mit warmen Waſſer ein Saltz her-
ausziehen, welches ſchier eben die Tu-
genden, wie das Sal tartari hat, auſſer,
daß es corroſiviſcher und etzender iſt, als
jenes; eben alſo iſt auch das oleum per
deliquium,
das man davon macht, und
im Keller flieſſen laͤßt.

Es iſt auch gebraͤuchlich, aus der
[Spaltenumbruch] Pottaſche und lebendigem Kalch ein
Saltz zu ziehen, welches, nachdem man
es in einem guten Schmeltztiegel flieſſen
laſſen, auf einen Stein oder in ein Be-
cken gegoſſen, und wenn es erkaltet, in
kleine Stuͤcken zerſchnitten, darauf aber
in ein wohlverſtopftes Glas gethan
wird. Und dieſes ſind die rechten Cau-Cauteriſir-
ſteine.

teriſirſteine/ welche unterſchiedene Au-
tores
beſchrieben haben, bey denen man
ſich Raths erhohlen mag. Dannenhe-
ro ſolte man alle ſolche Steine verwerf-
fen, welche etliche Kauffleute und Ta-
bulettraͤger zu verkauffen haben, denn
ſie ſind nichts anders als Seiffe und
Sublimat, oder anderer Miſchmaſch,
daraus ſie kleine Kuͤchlein, in Krebsau-
gen Geſtalt und Groͤſſe, formiren. Ob
ich aber gleich geſaget, daß dieſe Cauteri-
ſirſteine ſollen verworffen werden, den-
noch thun ſie das ihre noch ſo ziemlich,
wiewohl viel langſamer, als die erſten.

Es
Y
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[0275] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. Artzney gebraucht, indem er ein herr- lich aperiens, eroͤffnend Mittel, auch zu allerhand Kranckheiten gut iſt. Man muß ihn aber, welches wohl zu mercken, in einem ſehr wohlverwahrten Glaſe aufbehalten, denn er zerfleußt gerne. Das ſiebentzigſte Capitel. Vom fluͤchtigen Weinſteinſaltze. DAs Sal volatile tartari wird aus den Hefen von weiſſem Weine gezogen, welche zuvor ausgedruckt, und an der Sonne oder anderswo getreuget wor- den. Dieſe werden hernachmahls in ei- ne Retorte gethan, und bey einem Gradfeuer diſtilliret. Doch kan ich nicht beſſer thun, als daß ich den Leſer zu dem verweiſe, was der Herr Charras in ſei- ner koͤniglichen, Galeniſch- und Chymi- ſchen Apotheckerkunſt, die er im Jahr 1676. drucken laſſen, davon gemeldet hat: denn ich ſelbſt dabey geweſen, als er in ſeinem Curſu Anno 1675. dieſes Saltz ohne eintzigen Zuſatz, auf chymi- ſche Art, aus den ausgedruckten und gedoͤrrten weiſſen Weinhefen gezogen, zum groͤſten Vergnuͤgen der ſaͤmtlichen Anweſenden, welche insgeſammt ge- ſtunden, daß ſie dergleichen præparation weder in dem koͤniglichen Garten, noch anderswo geſehen, auch kein einiger chy- miſcher Scribent dieſelbe gelehret oder ihrer Erwaͤhnung gethan. Dieweil mir nun bewuſt, daß diejenigen, denen das fluͤchtige Weinſteinſaltz gantz unbekannt geweſen, in ihrem Anno 1675. herausge- gebenen Buche, allein von ihrem figir- ten Weinſteinſaltze gehandelt, und jenes nicht ehe in ihre neuen Editiones mit ein- geruͤcket, als nachdem des Erfinders Buch herausgekommen, ob ſie ſich ſchon noch ſo ſehr bemuͤhet ihre præparationen zu verkleiden; ſo haben ſie auch nichts gewiſſes davon ſchreiben koͤnnen, oder das mit deme, was der Autor von der præparation und rectification deſſelbigen uns mitgetheilet, uͤbereinkaͤme. Das fluͤchtige Weinſteinſaltz iſt zwar von Natur ein ſtarck diaphoreticum und ſchweißtreibende Artzney: doch hat es noch dieſes beſonder, daß es zugleich ein aperitivum und diureticum iſt, eroͤff- net, und den Harn ſtarck treibet. Man giebt es von 6. bis auf 15. Gran ſchwer ein, in gutem Weine und andern liquo- ribus. Das ein und ſiebentzigſte Capitel. Von der Pottaſche. LA cendre gravelée, die Pottaſche, wird von getrockneten und gebrann- ten Weinhefen bereitet, und muß, wenn ſie gut ſeyn ſoll, wie ein Stein und friſch gemacht ſeyn, weiß und gruͤn ſehen, ſal- tzicht und bitter ſchmecken. Die Pottaſche wird von den Faͤr- bern und andern Leuten gebraucht. Die beſte iſt, die wir aus Burgund bringen laſſen, weil ſie von guten Weinhefen gemacht iſt, und weit mehr gilt, als die unſere Eßigbrauer verfertigen. Weil die Pottaſche von calcinirten Weinhefen gemacht iſt, deswegen kan man mit warmen Waſſer ein Saltz her- ausziehen, welches ſchier eben die Tu- genden, wie das Sal tartari hat, auſſer, daß es corroſiviſcher und etzender iſt, als jenes; eben alſo iſt auch das oleum per deliquium, das man davon macht, und im Keller flieſſen laͤßt. Es iſt auch gebraͤuchlich, aus der Pottaſche und lebendigem Kalch ein Saltz zu ziehen, welches, nachdem man es in einem guten Schmeltztiegel flieſſen laſſen, auf einen Stein oder in ein Be- cken gegoſſen, und wenn es erkaltet, in kleine Stuͤcken zerſchnitten, darauf aber in ein wohlverſtopftes Glas gethan wird. Und dieſes ſind die rechten Cau- teriſirſteine/ welche unterſchiedene Au- tores beſchrieben haben, bey denen man ſich Raths erhohlen mag. Dannenhe- ro ſolte man alle ſolche Steine verwerf- fen, welche etliche Kauffleute und Ta- bulettraͤger zu verkauffen haben, denn ſie ſind nichts anders als Seiffe und Sublimat, oder anderer Miſchmaſch, daraus ſie kleine Kuͤchlein, in Krebsau- gen Geſtalt und Groͤſſe, formiren. Ob ich aber gleich geſaget, daß dieſe Cauteri- ſirſteine ſollen verworffen werden, den- noch thun ſie das ihre noch ſo ziemlich, wiewohl viel langſamer, als die erſten. Cauteriſir- ſteine. Es Y

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/275>, abgerufen am 29.03.2024.