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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] die Stücken mögen gleich noch so dicke
seyn; auch müssen sie sich nicht allein
mit den Fingern, sondern auch zwischen
den Zähnen leichtlich zerdrücken lassen,
und einen guten Geruch, fast wie Wey-
rauch, von sich geben.

Dieses Hartz wird gar selten nach
Franckreich gebracht, deshalben auch
sein Gebrauch, und wie es anzuwenden,
so gar unbekannt ist, ob es schon in Jn-
dien
und Neuspanien gnugsam genu-
tzet wird. An seine statt aber bringen
sie uns aus den Americanischen Jn-
Americani-
sches Copal.
seln ein ander Gummi Copal, wel-
ches etliche, wiewohl unrecht, Carabe
nennen.

Es rinnet dieses Gummi, von ihm
selbst, aus den Stämmen und Aesten
gar grosser Bäume, die unsern schwar-
tzen Pappelbäumen nicht unähnlich se-
hen, und häuffig auf den Bergen in den
[Spaltenumbruch] Antillen Jnseln wachsen, von dannen
es durch die Schlag- und Platzregen,
welche an den Bäumen, von denen die-
ses Gummi natürlicher Weise herabge-
fallen, hingelauffen, an die Ufer der
Flüsse geführet wird.

Man soll es aber unsortirt erweh-
len, d. i. so wie es von Nantes und
Rochelle gebracht worden ist: doch soll
das weisse dem röthlichten, dem schwar-
tzen und erdfahlen vorgezogen werden.

Es wird ein Verniß, mit Weinspiri-
tus, daraus gemacht: auch wird es an
statt der rechten Carabe verkauffet, wel-
ches aber unbillich ist, weil es nicht nur
derselben gantz und gar nicht gleichet,
sondern auch bey weitem nicht so sehre
stincket, wenn es angezündet wird, und
diesemnach auch nicht so kräftig ist, die
Dünste zu zertheilen.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und viertzigste Capitel.
Cancamum.
[Spaltenumbruch]

DJeses ist eine Waare, darum man
bisanher genug gestritten, indem es
einige für das Gummi Lacca, andere
aber für Myrrhen, Benzoe oder Terra
merita gehalten.

Allein es hat der Herr Brissot, ein
Medicus aus Paris, bey seiner Zurück-
kunft aus Westindien, ein Gummi mit
vier unterschiedenen Farben nach
Franckreich mitgebracht, unter denen
die erste wie Agtstein, die andere wie
Arcanson, und die nach dieser, als wie
Horn gesehen, an welcher hernach ein
trucknes weisses Gummi hienge, wel-
Gummi Ani-
mae
ches wir unter dem Titel Gummi Ani-
verkauffen.

Viel werden zwar meinen Worten
keinen Glauben geben, obgleich Da-
lechamp
und andere auch davon ge-
handelt haben; jedoch bin ich bereit der
Sache Wahrheit mit einem Stücke von
solchem Gummi, das einer Faust dicke ist,
und ich besitze, zu erweisen, denn daran
sind alle diese vier Arten Gummi an ein-
ander gleichsam gefüget, zu sehen.

Siehe Fig. 300.

Der Baum, der diese vier Gummen
trägt, ist nicht allzuhoch, und hat Blät-
ter, wie die Myrtenbäume, wächst häuf-
fig in Africa/ Brasilia, und auf der
S. Christophels Jnsel, von dannen
mein Stück hergekommen, so mir den
[Spaltenumbruch] 31. Julius 1686. von einem guten
Freunde verehret worden, der es von ei-
ner vornehmen Person, zu welcher er
von dem Gouverneur der gemeldten Jn-
sel gesendet worden, erhalten hat.

Dasjenige, das dem Agtsteine glei-
chet, zerschmiltzet, wenn es angezündet
oder verbrannt wird, und riecht wie
Gummi Lacca.

Das andere und schwartze zerschmiltzt
ebenfalls, riecht aber viel anmuthiger.

Das dritte aber, das wie Horn sie-
het, hat fast gar keinen Geruch, sowohl
als das vierte, welches das Gummi Ani-
mä ist.

Sehet also, was das wahrhafte
Cancamum
sey. Die dessen habhaft
werden können, mögen es, in Oel zer-
lassen, zu Heilung der Wunden gebrau-
chen. Zu Stillung der Zahnschmer-
tzen wird es so, wie es von dem Baume
kommt, aufgeleget.

Weil aber wir zu Paris nur allein
das Gummi Animä zu sehen bekommen,
deswegen soll man dasselbe aussuchen,
welches weiß und trucken ist, sich leicht
zerreiben läßt, einen guten Geruch hat,
und so viel als möglich, weder gypsicht,
noch mit den andern Gummen vermi-
schet ist: denn obgleich diese an Kräften
nicht von jenem unterschieden, dennoch

hindern

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] die Stuͤcken moͤgen gleich noch ſo dicke
ſeyn; auch muͤſſen ſie ſich nicht allein
mit den Fingern, ſondern auch zwiſchen
den Zaͤhnen leichtlich zerdruͤcken laſſen,
und einen guten Geruch, faſt wie Wey-
rauch, von ſich geben.

Dieſes Hartz wird gar ſelten nach
Franckreich gebracht, deshalben auch
ſein Gebrauch, und wie es anzuwenden,
ſo gar unbekannt iſt, ob es ſchon in Jn-
dien
und Neuſpanien gnugſam genu-
tzet wird. An ſeine ſtatt aber bringen
ſie uns aus den Americaniſchen Jn-
Americani-
ſches Copal.
ſeln ein ander Gummi Copal, wel-
ches etliche, wiewohl unrecht, Carabe
nennen.

Es rinnet dieſes Gummi, von ihm
ſelbſt, aus den Staͤmmen und Aeſten
gar groſſer Baͤume, die unſern ſchwar-
tzen Pappelbaͤumen nicht unaͤhnlich ſe-
hen, und haͤuffig auf den Bergen in den
[Spaltenumbruch] Antillen Jnſeln wachſen, von dannen
es durch die Schlag- und Platzregen,
welche an den Baͤumen, von denen die-
ſes Gummi natuͤrlicher Weiſe herabge-
fallen, hingelauffen, an die Ufer der
Fluͤſſe gefuͤhret wird.

Man ſoll es aber unſortirt erweh-
len, d. i. ſo wie es von Nantes und
Rochelle gebracht worden iſt: doch ſoll
das weiſſe dem roͤthlichten, dem ſchwar-
tzen und erdfahlen vorgezogen werden.

Es wird ein Verniß, mit Weinſpiri-
tus, daraus gemacht: auch wird es an
ſtatt der rechten Carabe verkauffet, wel-
ches aber unbillich iſt, weil es nicht nur
derſelben gantz und gar nicht gleichet,
ſondern auch bey weitem nicht ſo ſehre
ſtincket, wenn es angezuͤndet wird, und
dieſemnach auch nicht ſo kraͤftig iſt, die
Duͤnſte zu zertheilen.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und viertzigſte Capitel.
Cancamum.
[Spaltenumbruch]

DJeſes iſt eine Waare, darum man
bisanher genug geſtritten, indem es
einige fuͤr das Gummi Lacca, andere
aber fuͤr Myrrhen, Benzoe oder Terra
merita gehalten.

Allein es hat der Herr Briſſot, ein
Medicus aus Paris, bey ſeiner Zuruͤck-
kunft aus Weſtindien, ein Gummi mit
vier unterſchiedenen Farben nach
Franckreich mitgebracht, unter denen
die erſte wie Agtſtein, die andere wie
Arcanſon, und die nach dieſer, als wie
Horn geſehen, an welcher hernach ein
trucknes weiſſes Gummi hienge, wel-
Gummi Ani-
ches wir unter dem Titel Gummi Ani-
maͤ
verkauffen.

Viel werden zwar meinen Worten
keinen Glauben geben, obgleich Da-
lechamp
und andere auch davon ge-
handelt haben; jedoch bin ich bereit der
Sache Wahrheit mit einem Stuͤcke von
ſolchem Gummi, das einer Fauſt dicke iſt,
und ich beſitze, zu erweiſen, denn daran
ſind alle dieſe vier Arten Gummi an ein-
ander gleichſam gefuͤget, zu ſehen.

Siehe Fig. 300.

Der Baum, der dieſe vier Gummen
traͤgt, iſt nicht allzuhoch, und hat Blaͤt-
ter, wie die Myrtenbaͤume, waͤchſt haͤuf-
fig in Africa/ Braſilia, und auf der
S. Chriſtophels Jnſel, von dannen
mein Stuͤck hergekommen, ſo mir den
[Spaltenumbruch] 31. Julius 1686. von einem guten
Freunde verehret worden, der es von ei-
ner vornehmen Perſon, zu welcher er
von dem Gouverneur der gemeldten Jn-
ſel geſendet worden, erhalten hat.

Dasjenige, das dem Agtſteine glei-
chet, zerſchmiltzet, wenn es angezuͤndet
oder verbrannt wird, und riecht wie
Gummi Lacca.

Das andere und ſchwartze zerſchmiltzt
ebenfalls, riecht aber viel anmuthiger.

Das dritte aber, das wie Horn ſie-
het, hat faſt gar keinen Geruch, ſowohl
als das vierte, welches das Gummi Ani-
maͤ iſt.

Sehet alſo, was das wahrhafte
Cancamum
ſey. Die deſſen habhaft
werden koͤnnen, moͤgen es, in Oel zer-
laſſen, zu Heilung der Wunden gebrau-
chen. Zu Stillung der Zahnſchmer-
tzen wird es ſo, wie es von dem Baume
kommt, aufgeleget.

Weil aber wir zu Paris nur allein
das Gummi Animaͤ zu ſehen bekom̃en,
deswegen ſoll man daſſelbe ausſuchen,
welches weiß und trucken iſt, ſich leicht
zerreiben laͤßt, einen guten Geruch hat,
und ſo viel als moͤglich, weder gypſicht,
noch mit den andern Gummen vermi-
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/318>, abgerufen am 24.04.2024.