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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils erstes Buch.
[Spaltenumbruch]

Aus dem frischen Kraute wissen die
Apothecker ein Wasser zu distilliren,
welches in Entzündungen der Augen
vortrefflich gut: wie nicht weniger ein
weisses Oel, das einen starcken und aro-
matischen Geruch hat; wiewohl es so
wenig giebt, daß es kaum die Mühe be-
lohnet. Weil der Fenchel so gar trucken,
deswegen wird man schwerlich ein grü-
nes Oel, wie aus dem Anis, pressen kön-
nen. Uber alles dieses aber wird er auch
zu den eingesaltzenen Oliven eingelegt,
damit sie einen guten Geschmack bekom-
men.

Es giebt noch eine Gattung Fenchel,
den man, weil er fast überalle auf dem
Felde und Mauern von sich selbsten
wächst, den wilden nennen möchte.
[Spaltenumbruch] Selbiger ist bey nahe gantz rund, kleiner
und platter, von Geschmack schärffer,
und nicht so grüne, wie der erste. Er
wird auch gar nicht gebraucht, weil er
zu scharff, der rechte Fenchel aber zu ge-
meine ist, sonderlich, seit dem man die-
sen in Languedoc zu bauen angefan-
gen. Doch vor diesem, da wir keinen
andern, als den Jtalienischen und Flo-
rentinischen hatten, wurde der wilde
noch zuweilen gebraucht.

Noch eine andere Art Fenchel, im La-Siehe Fig. 12.
teinischen Creta marina oder Bati genen-
net, auf Frantzösisch Bacille, Passepierre
und Fenouil marin, Meerfenchel/ wird
mit Weineßig eingelegt, und Winters-
zeit mit eingelegten kleinen Gurcken
verkauffet.

[Ende Spaltensatz]
Das zwölffte Capitel.
Vom Anis.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 13.

DEr Anis wächst auf einem Kraute,
das bey uns so bekannt ist, als wie
dasjenige, das den Fenchel bringt, indem
schier kein eintziger Garten, darinnen es
nicht zu befinden wäre. Doch derjenige,
den wir verkauffen, wird von unterschied-
lichen Orten, vornehmlich aber, und in-
sonderheit in Kriegsläufften, aus Tou-
raine
gebracht: hergegen zu Friedens-
zeit kommt fast keiner als aus Maltha
und von Alicanten, dieweil es beqve-
mer, ihn über die See, als von Saint
Genou bey Tours
kommen zu lassen.
Zudem ist jener viel süsser und dicker, hat
auch einen weit kräftigern Geruch und
stärckern Geschmack, denn der Frantzösi-
sche, ob er gleich nicht so grüne siehet.

Man soll den Anis erwehlen, der nur
ein Jahr alt, fein dicke, rein und wohl-
riechend ist, und einen etwas beissenden
aromatischen Geschmack hat: auch muß
man Achtung geben, daß er nicht bitter
schmecke, denn es giebt solchen, den einer
kaum kosten kan, so bitter ist er, abson-
derlich, der von Chinon gebracht wird.

Unnöthig ists, viel von seinem Ge-
brauch und Nutzen zu vermelden, die-
weil doch iederman bewust, daß er wider
die Blähungen gar dienlich, auch zu
corrigir- und Verbesserung der Wirckung
derer Sennensblätter gebrauchet werde.
Die Zuckerbecker brauchen ihn am mei-
sten, denn, wenn er trucken und mit Zu-
cker überzogen worden, nennen sie ihn
überzogenen Anis, Anis Reine, und petit
[Spaltenumbruch] Verdun,
solcher gestalt die andern Sorten
Anis, welche schlecht weg Verdun geheissen
werden, und nur von Fenchel, nicht von A-
nis, gemachet sind, davon zu unterscheiden.

Es wird ferner ein Wasser und weis-
ses Oel
aus dem Anis destilliret. Die-
ses letztere, das von der geringsten Wär-
me aber wiederum zergehet und aufge-
löset wird, hat einen gar starcken pene-
tran
ten Geruch, und besonders herrli-
che Tugenden. Dieweil es aber so gar
starck riecht, deswegen soll es selten, oder
doch gantz mäßig gebrauchet werden.

Die Parfumirer machen ihre Teige
darmit an, und mischen es unter aller-
hand Gewürtze, so sie hernach Pots-pour-
ris
nennen. Einige brauchen es auch,
wiewohl sehr ungereimt, ein so genann-
tes Aniswasser zu machen. Sonsten
hat dieses Oel überaus grosse Tugenden,
denn es nicht nur ein herrlich Mittel wi-
der das Grimmen und Bauchwehe/
sonderlich der jungen Kinder/ wenn
man ihnen den Nabel damit streicht,
oder nur ein eintziges Tröpflein unter
die Speise mischet; sondern es hat auch,
mit einem Worte, alle Tugenden des
Anises, und kan eben also gebrauchet
werden.

Weiter wird auch ein grünes Oel
aus dem Anis gepreßt, welches sehr
starck riecht, und alle Eigenschafften mit
dem weissen gemein hat, nur daß es nicht
so gar kräftig ist, weil man es zwar in
größrer Menge, aber nicht so rein und

purifi-
Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch.
[Spaltenumbruch]

Aus dem friſchen Kraute wiſſen die
Apothecker ein Waſſer zu diſtilliren,
welches in Entzuͤndungen der Augen
vortrefflich gut: wie nicht weniger ein
weiſſes Oel, das einen ſtarcken und aro-
matiſchen Geruch hat; wiewohl es ſo
wenig giebt, daß es kaum die Muͤhe be-
lohnet. Weil der Fenchel ſo gar trucken,
deswegen wird man ſchwerlich ein gruͤ-
nes Oel, wie aus dem Anis, preſſen koͤn-
nen. Uber alles dieſes aber wird er auch
zu den eingeſaltzenen Oliven eingelegt,
damit ſie einen guten Geſchmack bekom-
men.

Es giebt noch eine Gattung Fenchel,
den man, weil er faſt uͤberalle auf dem
Felde und Mauern von ſich ſelbſten
waͤchſt, den wilden nennen moͤchte.
[Spaltenumbruch] Selbiger iſt bey nahe gantz rund, kleiner
und platter, von Geſchmack ſchaͤrffer,
und nicht ſo gruͤne, wie der erſte. Er
wird auch gar nicht gebraucht, weil er
zu ſcharff, der rechte Fenchel aber zu ge-
meine iſt, ſonderlich, ſeit dem man die-
ſen in Languedoc zu bauen angefan-
gen. Doch vor dieſem, da wir keinen
andern, als den Jtalieniſchen und Flo-
rentiniſchen hatten, wurde der wilde
noch zuweilen gebraucht.

Noch eine andere Art Fenchel, im La-Siehe Fig. 12.
teiniſchen Creta marina oder Bati genen-
net, auf Frantzoͤſiſch Bacille, Paſſepierre
und Fenouil marin, Meerfenchel/ wird
mit Weineßig eingelegt, und Winters-
zeit mit eingelegten kleinen Gurcken
verkauffet.

[Ende Spaltensatz]
Das zwoͤlffte Capitel.
Vom Anis.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 13.

DEr Anis waͤchſt auf einem Kraute,
das bey uns ſo bekannt iſt, als wie
dasjenige, das den Fenchel bringt, indem
ſchier kein eintziger Garten, darinnen es
nicht zu befinden waͤre. Doch derjenige,
den wir verkauffen, wird von unterſchied-
lichen Orten, vornehmlich aber, und in-
ſonderheit in Kriegslaͤufften, aus Tou-
raine
gebracht: hergegen zu Friedens-
zeit kommt faſt keiner als aus Maltha
und von Alicanten, dieweil es beqve-
mer, ihn uͤber die See, als von Saint
Genou bey Tours
kommen zu laſſen.
Zudem iſt jener viel ſuͤſſer und dicker, hat
auch einen weit kraͤftigern Geruch und
ſtaͤrckern Geſchmack, denn der Frantzoͤſi-
ſche, ob er gleich nicht ſo gruͤne ſiehet.

Man ſoll den Anis erwehlen, der nur
ein Jahr alt, fein dicke, rein und wohl-
riechend iſt, und einen etwas beiſſenden
aromatiſchen Geſchmack hat: auch muß
man Achtung geben, daß er nicht bitter
ſchmecke, denn es giebt ſolchen, den einer
kaum koſten kan, ſo bitter iſt er, abſon-
derlich, der von Chinon gebracht wird.

Unnoͤthig iſts, viel von ſeinem Ge-
brauch und Nutzen zu vermelden, die-
weil doch iederman bewuſt, daß er wider
die Blaͤhungen gar dienlich, auch zu
corrigir- und Veꝛbeſſerung der Wirckung
derer Sennensblaͤtter gebrauchet werde.
Die Zuckerbecker brauchen ihn am mei-
ſten, denn, wenn er trucken und mit Zu-
cker uͤberzogen worden, nennen ſie ihn
uͤberzogenen Anis, Anis Reine, und petit
[Spaltenumbruch] Verdun,
ſolcher geſtalt die andern Sorten
Anis, welche ſchlecht weg Verdun geheiſſen
weꝛden, und nur von Fenchel, nicht von A-
nis, gemachet ſind, davon zu unterſcheidẽ.

Es wird ferner ein Waſſer und weiſ-
ſes Oel
aus dem Anis deſtilliret. Die-
ſes letztere, das von der geringſten Waͤr-
me aber wiederum zergehet und aufge-
loͤſet wird, hat einen gar ſtarcken pene-
tran
ten Geruch, und beſonders herrli-
che Tugenden. Dieweil es aber ſo gar
ſtarck riecht, deswegen ſoll es ſelten, oder
doch gantz maͤßig gebrauchet werden.

Die Parfumirer machen ihre Teige
darmit an, und miſchen es unter aller-
hand Gewuͤrtze, ſo ſie hernach Pots-pour-
ris
nennen. Einige brauchen es auch,
wiewohl ſehr ungereimt, ein ſo genann-
tes Aniswaſſer zu machen. Sonſten
hat dieſes Oel uͤberaus groſſe Tugenden,
denn es nicht nur ein herrlich Mittel wi-
der das Grimmen und Bauchwehe/
ſonderlich der jungen Kinder/ wenn
man ihnen den Nabel damit ſtreicht,
oder nur ein eintziges Troͤpflein unter
die Speiſe miſchet; ſondern es hat auch,
mit einem Worte, alle Tugenden des
Aniſes, und kan eben alſo gebrauchet
werden.

Weiter wird auch ein gruͤnes Oel
aus dem Anis gepreßt, welches ſehr
ſtarck riecht, und alle Eigenſchafften mit
dem weiſſen gemein hat, nur daß es nicht
ſo gar kraͤftig iſt, weil man es zwar in
groͤßrer Menge, aber nicht ſo rein und

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/35>, abgerufen am 28.03.2024.