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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] mahl geschnitten, und an die Stelle der
beyden vollen Theile zwey ledige hinge-
setzt, so auch gut angangen: wiewohl
es gar selten in dieser Gegend angehet,
alldieweil sie zu trucken ist. Denn die
Bienen sind gewißlich gerne um das
Wasser, und wässrichte Oerter, weil sie
viel Wasser zum Wachsmachen ge-
brauchen.

Einsmahls war ich mit vielen guten
Freunden bey einem königlichen Be-
dienten, der in seinem Garten zu Argen-
teuil
Bienen hatte, und in demselben
war ein Teich: nach diesem flogen sie
unaufhörlich, und trugen Wasser in ih-
re Stöcke. Jch befragte ihn deswe-
gen und was seine Gedancken davon
wären, da sagte er zu mir, daß dieses
eine Sache wäre, die er allezeit in Acht
genommen, seit dem er Bienen gehal-
ten.

Es muß auch kein Raum, oder ledi-
ge Löcher, weder unten noch oben, in
den Stöcken gelassen werden, sonst
kriechen die Schmetterlinge oder Zwey-
falter, die im Julius und August erzie-
let werden, hinein, legen ihre Eyergen
darein, und erzeugen dicke, kurtze, har-
te Würme, welche ein Gewebe, wie
Spinnengewebe, spinnen, und die Ge-
wercke zusammenhängen, und den
Brand drein bringen: alsdann gehen
kaum zwey oder drey Tage vorbey, so
verlassen die Bienen den Stock, und
weichen daraus, wenn sie ihn vorher
gantz ausgeleeret. Diese Würme, ob
ihrer gleich noch so wenig wären, ver-
mehren sich doch dergestalt, daß in we-
niger als fünff oder sechs Tage Zeit,
man keine Untze Wachs, das die Bie-
nen zusammen getragen, daraus be-
kommen kan, sondern die Würme legen
ihre Eyer, und formiren die harten
Schalen darinne, welche dann nebst
[Spaltenumbruch] dem Gespinste, das sie darinne gespon-
nen, lauter Klumpen in dem Stocke
machen.

Weiter ist auch zu mercken, daß es
unter den Bienen Müßiggänger ge-
be, welche entweder gar nicht, oder doch
selten zu Felde ziehen, auch schier nie-
mahlen des Vormittages, sondern nur
um vier Uhr aus dem Stocke kommen:
hingegen verzehren sie, was die andern
gesammlet, und die guten Bienen töd-
ten diese Faullentzer, soviel sie nur kön-
nen, im August. Diese sind viel schwär-
tzer und dicker, denn die andern, haben
keinen Stachel, damit sie stechen könten,
sondern, wenn man sie hinten drückt,
erscheinen zwey kleine Hörnlein, wie
durchsichtige Häutlein, welche zu äus-
serst gelb sind.

Jn Polen und Moßkau bauen
die Bienen in die Stöcke der alten Bäu-
me, daher diese Völcker, ohne den gros-
sen Nutzen, den sie von den Bienen
ziehen, indem sie sich fast eintzig und al-
lein vom Honig erhalten müssen, auch
noch diesen Vortheil haben, daß sich die
Bienen selbst, und ohne Handanlegung,
warten, welches aber bey unsern nicht
angehet.

Es erzehlet Münster und Guyon
eine wunderbare Geschichte. Ein
Bauer war in dem Moßkowitischen
Walde in einen solchen Baum, in wel-
chen die Bienen Honig getragen, und
er das Wachs gesuchet, gefallen: da er
nun nicht konte herauskommen, weil
die Höle des Baumes zu tieff und zu
weit, kommt ein Bär, aus GOttes
Schickung, dahin, sich an dem Jmmen-
honig zu ersättigen; der Bauer aber
ergreifft das Thier bey dem einen Hin-
terfusse, und wird dergestalt der Ge-
fahr, in diesem Baume umzukommen,
entrissen.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigste Capitel.
Vom Honig.
[Beginn Spaltensatz]

JN Franckreich bekommt man drey-
erley Honig zu sehen, den wir von
unterschiedenen Orten bringen lassen,
als erstlich den weissen, der ohne Feuer
aus dem Wachse gezogen worden, und
von etlichen Jungferhonig genennet
wird, theils, weil er von ihm selbst her-
aus fleußt, theils aber, weil er aus dem
[Spaltenumbruch] jährigen und gantz frischen Honigfla-
den gezogen worden ist. Wann man
nun dieses Honig haben will, sodann
zerschneidet oder zerbricht man die Ge-
wercke, oder legt sie auf Flechten von
Weiden, die über ein sauber irden oder
höltzern Gefäß gelegt sind: der Honig,
der herabrinnet, ist trefflich köstlich, sieht

hell

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] mahl geſchnitten, und an die Stelle der
beyden vollen Theile zwey ledige hinge-
ſetzt, ſo auch gut angangen: wiewohl
es gar ſelten in dieſer Gegend angehet,
alldieweil ſie zu trucken iſt. Denn die
Bienen ſind gewißlich gerne um das
Waſſer, und waͤſſrichte Oerter, weil ſie
viel Waſſer zum Wachsmachen ge-
brauchen.

Einsmahls war ich mit vielen guten
Freunden bey einem koͤniglichen Be-
dienten, der in ſeinem Garten zu Argen-
teuil
Bienen hatte, und in demſelben
war ein Teich: nach dieſem flogen ſie
unaufhoͤrlich, und trugen Waſſer in ih-
re Stoͤcke. Jch befragte ihn deswe-
gen und was ſeine Gedancken davon
waͤren, da ſagte er zu mir, daß dieſes
eine Sache waͤre, die er allezeit in Acht
genommen, ſeit dem er Bienen gehal-
ten.

Es muß auch kein Raum, oder ledi-
ge Loͤcher, weder unten noch oben, in
den Stoͤcken gelaſſen werden, ſonſt
kriechen die Schmetterlinge oder Zwey-
falter, die im Julius und Auguſt erzie-
let werden, hinein, legen ihre Eyergen
darein, und erzeugen dicke, kurtze, har-
te Wuͤrme, welche ein Gewebe, wie
Spinnengewebe, ſpinnen, und die Ge-
wercke zuſammenhaͤngen, und den
Brand drein bringen: alsdann gehen
kaum zwey oder drey Tage vorbey, ſo
verlaſſen die Bienen den Stock, und
weichen daraus, wenn ſie ihn vorher
gantz ausgeleeret. Dieſe Wuͤrme, ob
ihrer gleich noch ſo wenig waͤren, ver-
mehren ſich doch dergeſtalt, daß in we-
niger als fuͤnff oder ſechs Tage Zeit,
man keine Untze Wachs, das die Bie-
nen zuſammen getragen, daraus be-
kommen kan, ſondern die Wuͤrme legen
ihre Eyer, und formiren die harten
Schalen darinne, welche dann nebſt
[Spaltenumbruch] dem Geſpinſte, das ſie darinne geſpon-
nen, lauter Klumpen in dem Stocke
machen.

Weiter iſt auch zu mercken, daß es
unter den Bienen Muͤßiggaͤnger ge-
be, welche entweder gar nicht, oder doch
ſelten zu Felde ziehen, auch ſchier nie-
mahlen des Vormittages, ſondern nur
um vier Uhr aus dem Stocke kommen:
hingegen verzehren ſie, was die andern
geſammlet, und die guten Bienen toͤd-
ten dieſe Faullentzer, ſoviel ſie nur koͤn-
nen, im Auguſt. Dieſe ſind viel ſchwaͤr-
tzer und dicker, denn die andern, haben
keinen Stachel, damit ſie ſtechen koͤnten,
ſondern, wenn man ſie hinten druͤckt,
erſcheinen zwey kleine Hoͤrnlein, wie
durchſichtige Haͤutlein, welche zu aͤuſ-
ſerſt gelb ſind.

Jn Polen und Moßkau bauen
die Bienen in die Stoͤcke der alten Baͤu-
me, daher dieſe Voͤlcker, ohne den groſ-
ſen Nutzen, den ſie von den Bienen
ziehen, indem ſie ſich faſt eintzig und al-
lein vom Honig erhalten muͤſſen, auch
noch dieſen Vortheil haben, daß ſich die
Bienen ſelbſt, und ohne Handanlegung,
warten, welches aber bey unſern nicht
angehet.

Es erzehlet Muͤnſter und Guyon
eine wunderbare Geſchichte. Ein
Bauer war in dem Moßkowitiſchen
Walde in einen ſolchen Baum, in wel-
chen die Bienen Honig getragen, und
er das Wachs geſuchet, gefallen: da er
nun nicht konte herauskommen, weil
die Hoͤle des Baumes zu tieff und zu
weit, kommt ein Baͤr, aus GOttes
Schickung, dahin, ſich an dem Jmmen-
honig zu erſaͤttigen; der Bauer aber
ergreifft das Thier bey dem einen Hin-
terfuſſe, und wird dergeſtalt der Ge-
fahr, in dieſem Baume umzukommen,
entriſſen.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigſte Capitel.
Vom Honig.
[Beginn Spaltensatz]

JN Franckreich bekommt man drey-
erley Honig zu ſehen, den wir von
unterſchiedenen Orten bringen laſſen,
als erſtlich den weiſſen, der ohne Feuer
aus dem Wachſe gezogen worden, und
von etlichen Jungferhonig genennet
wird, theils, weil er von ihm ſelbſt her-
aus fleußt, theils aber, weil er aus dem
[Spaltenumbruch] jaͤhrigen und gantz friſchen Honigfla-
den gezogen worden iſt. Wann man
nun dieſes Honig haben will, ſodann
zerſchneidet oder zerbricht man die Ge-
wercke, oder legt ſie auf Flechten von
Weiden, die uͤber ein ſauber irden oder
hoͤltzern Gefaͤß gelegt ſind: der Honig,
der herabrinnet, iſt trefflich koͤſtlich, ſieht

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[0409] Hauptbeſchreibung zweyter Theil. mahl geſchnitten, und an die Stelle der beyden vollen Theile zwey ledige hinge- ſetzt, ſo auch gut angangen: wiewohl es gar ſelten in dieſer Gegend angehet, alldieweil ſie zu trucken iſt. Denn die Bienen ſind gewißlich gerne um das Waſſer, und waͤſſrichte Oerter, weil ſie viel Waſſer zum Wachsmachen ge- brauchen. Einsmahls war ich mit vielen guten Freunden bey einem koͤniglichen Be- dienten, der in ſeinem Garten zu Argen- teuil Bienen hatte, und in demſelben war ein Teich: nach dieſem flogen ſie unaufhoͤrlich, und trugen Waſſer in ih- re Stoͤcke. Jch befragte ihn deswe- gen und was ſeine Gedancken davon waͤren, da ſagte er zu mir, daß dieſes eine Sache waͤre, die er allezeit in Acht genommen, ſeit dem er Bienen gehal- ten. Es muß auch kein Raum, oder ledi- ge Loͤcher, weder unten noch oben, in den Stoͤcken gelaſſen werden, ſonſt kriechen die Schmetterlinge oder Zwey- falter, die im Julius und Auguſt erzie- let werden, hinein, legen ihre Eyergen darein, und erzeugen dicke, kurtze, har- te Wuͤrme, welche ein Gewebe, wie Spinnengewebe, ſpinnen, und die Ge- wercke zuſammenhaͤngen, und den Brand drein bringen: alsdann gehen kaum zwey oder drey Tage vorbey, ſo verlaſſen die Bienen den Stock, und weichen daraus, wenn ſie ihn vorher gantz ausgeleeret. Dieſe Wuͤrme, ob ihrer gleich noch ſo wenig waͤren, ver- mehren ſich doch dergeſtalt, daß in we- niger als fuͤnff oder ſechs Tage Zeit, man keine Untze Wachs, das die Bie- nen zuſammen getragen, daraus be- kommen kan, ſondern die Wuͤrme legen ihre Eyer, und formiren die harten Schalen darinne, welche dann nebſt dem Geſpinſte, das ſie darinne geſpon- nen, lauter Klumpen in dem Stocke machen. Weiter iſt auch zu mercken, daß es unter den Bienen Muͤßiggaͤnger ge- be, welche entweder gar nicht, oder doch ſelten zu Felde ziehen, auch ſchier nie- mahlen des Vormittages, ſondern nur um vier Uhr aus dem Stocke kommen: hingegen verzehren ſie, was die andern geſammlet, und die guten Bienen toͤd- ten dieſe Faullentzer, ſoviel ſie nur koͤn- nen, im Auguſt. Dieſe ſind viel ſchwaͤr- tzer und dicker, denn die andern, haben keinen Stachel, damit ſie ſtechen koͤnten, ſondern, wenn man ſie hinten druͤckt, erſcheinen zwey kleine Hoͤrnlein, wie durchſichtige Haͤutlein, welche zu aͤuſ- ſerſt gelb ſind. Jn Polen und Moßkau bauen die Bienen in die Stoͤcke der alten Baͤu- me, daher dieſe Voͤlcker, ohne den groſ- ſen Nutzen, den ſie von den Bienen ziehen, indem ſie ſich faſt eintzig und al- lein vom Honig erhalten muͤſſen, auch noch dieſen Vortheil haben, daß ſich die Bienen ſelbſt, und ohne Handanlegung, warten, welches aber bey unſern nicht angehet. Es erzehlet Muͤnſter und Guyon eine wunderbare Geſchichte. Ein Bauer war in dem Moßkowitiſchen Walde in einen ſolchen Baum, in wel- chen die Bienen Honig getragen, und er das Wachs geſuchet, gefallen: da er nun nicht konte herauskommen, weil die Hoͤle des Baumes zu tieff und zu weit, kommt ein Baͤr, aus GOttes Schickung, dahin, ſich an dem Jmmen- honig zu erſaͤttigen; der Bauer aber ergreifft das Thier bey dem einen Hin- terfuſſe, und wird dergeſtalt der Ge- fahr, in dieſem Baume umzukommen, entriſſen. Das vier und zwantzigſte Capitel. Vom Honig. JN Franckreich bekommt man drey- erley Honig zu ſehen, den wir von unterſchiedenen Orten bringen laſſen, als erſtlich den weiſſen, der ohne Feuer aus dem Wachſe gezogen worden, und von etlichen Jungferhonig genennet wird, theils, weil er von ihm ſelbſt her- aus fleußt, theils aber, weil er aus dem jaͤhrigen und gantz friſchen Honigfla- den gezogen worden iſt. Wann man nun dieſes Honig haben will, ſodann zerſchneidet oder zerbricht man die Ge- wercke, oder legt ſie auf Flechten von Weiden, die uͤber ein ſauber irden oder hoͤltzern Gefaͤß gelegt ſind: der Honig, der herabrinnet, iſt trefflich koͤſtlich, ſieht hell

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/409>, abgerufen am 29.03.2024.