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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] ten, weil oben aus dem Hertzen, welches
so groß ist als eines Menschen Hertz, ein
sehr grosser Pulsaderstamm entspries-
set, an dessen beyden Seiten gleichsam
zwey andere Hertzen angehencket sind,
die so dicke als wie ein Hünerey, und
von eben der Gestalt und Wesen, gleich-
wie das erstere: allein, ich habe hernach-
mahls meine Gedancken geändert, und
glaube nunmehro vestiglich, daß es nur
die Hertzöhrlein sind. Doch ists ge-
wiß, daß, wenn alles fein ordentlich auf
eine Tafel geleget wird, solches eine Li-
lie vorstelle; woraus denn ein gar vor-
theilhafter Schluß von dem Zunehmen
unserer Frantzösischen Colonien und
Volckpflantzungen in America könte
gemachet werden, alldieweil die gött-
liche Vorsehung, welche nichts umsonst
gemachet hat, eine Lilie an das Hertz
desjenigeu Thieres gepflantzet, welches
das Sinnbild dieses Landes ist.

Von der Schildkröte Caouanne.

Diese ist von der erstern in diesem
Stücke unterschieden, daß sie einen viel
grössern Kopf, gegen den Leib zu rech-
nen, hat, als alle die andern Schild-
kröten. Sie ist auch viel böser, und
wehrt sich mit dem Rachen und den
Pfoten, wann man sie angreiffen und
umkehren will. Jedennoch wird sie we-
nig geachtet, ob sie gleich unter allen
diesen dreyen Geschlechten die grösseste
ist, weil ihr Fleisch schwartz ist, seehaftig
riechet, und gar übel schmecket. Das Oel,
welches daraus gezogen wird, ist scharf,
und verderbet die Tuncken, darein es
gethan wird, und deswegen wird es
auch nicht, als in Ermangelung des
andern, gegessen. Doch ist es nicht gantz
und gar undienlich, sondern man ge-
braucht es zum brennen in die Lampen.
Diejenigen, welche sie bey der Jnsel der
Crocodilen oder Caiman fangen, pfle-
gen die Schildkröte la Franche darun-
ter zu mengen, damit sie desto besser ver-
kauffen mögen, allein sie theilt ihm ih-
ren häßlichen Geschmack mit.

Wenn der Kaouanne das grosse
Schild abgenommen, und die Knorpel
beginnen zu faulen, so lösen sich bald
darauf acht grosse Blätter oben ab, wel-
che viel grösser sind, als die von der
Schildkröte Caret, sind aber viel zärter,
[Spaltenumbruch] und schwartz und weiß marbriret. Die
grossen Spiegel werden damit beleget,
und ist gewiß, wofern sie dicker wären,
daß sie den Schilden der Caret würden
gleich gehalten werden.

[Ende Spaltensatz]
Von der Schildkröte Caret.

Diese ist die kleineste unter den drey
Geschlechtern derer Schildkröten: das
Fleisch ist zwar nicht so gut, als das
Fleisch von der Franche/ iedennoch
aber ist es besser als das von der
Kaouanne. Das Oel ist ein treflichesOel von der
Caret.

Mittel zu Stärckung der Nerven, zum
Hüftweh, und zu allerley kalten Flüs-
sen. So kenne ich auch Leute, die sich
dessen in Zufällen der Nieren, von über-
nehmen entstanden, ersprießlich bedie-
net haben.

Was sie aber am meisten schätzbar
macht, ist das Schild, das sie oben auf
dem Rücken trägt, davon ein Pfund bis
zu sechs Francken verkauffet wird. Al-
les, was man von dieser Schildkröte
nimmt, bestehet in dreyzehen Blättern,
acht platten, und fünffen, die wie ein
Eselsrücken gebogen sind.

Unter den acht platten Schilden sind
vier grosse, welche bis einen Schuh hoch
und sieben Zoll breit, seyn müssen. Die
schönsten aber müssen dicke seyn, klar,
durchsichtig, wie Spiesglas sehen, und
weiß und braun, wie der Minoriten
Kleidung, jaspiret. Es giebt Schild-
kröten von dieser Art, welche bis zu
sechs Pfund Blätter auf dem Rücken
haben: daraus werden Kämme und an-
dere kleine Sachen verfertiget, die dann
überaus schöne, aber auch fein theuer
sind. Dieses aber ist die Art und Wei-
se, wie die Blätter von der grossen
Schale, welche eigentlich die Wohnung
der Caret ist, herabzubringen: nach-
dem man alles Fleisch herausgenom-
men, wird Feuer drunter gemacht, so-
dann lassen sich diese Blätter, wenn sie
die Wärme empfinden, gar füglich mit
der Spitze eines Messers ablösen.

Das Oel, das aus dem Schmeer und
Fett dieser Schildkröten bereitet wird,
ist hitzig, und wird von den Wilden und
Frantzösischen Einwohnern hochgehal-
ten, indem sie sich dessen wider das
Hüfftweh, Podagra, Krampf und Läh-
mung der Glieder zu bedienen wissen.

Wie
P p 2

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] ten, weil oben aus dem Hertzen, welches
ſo groß iſt als eines Menſchen Hertz, ein
ſehr groſſer Pulsaderſtamm entſprieſ-
ſet, an deſſen beyden Seiten gleichſam
zwey andere Hertzen angehencket ſind,
die ſo dicke als wie ein Huͤnerey, und
von eben der Geſtalt und Weſen, gleich-
wie das erſtere: allein, ich habe hernach-
mahls meine Gedancken geaͤndert, und
glaube nunmehro veſtiglich, daß es nur
die Hertzoͤhrlein ſind. Doch iſts ge-
wiß, daß, wenn alles fein ordentlich auf
eine Tafel geleget wird, ſolches eine Li-
lie vorſtelle; woraus denn ein gar vor-
theilhafter Schluß von dem Zunehmen
unſerer Frantzoͤſiſchen Colonien und
Volckpflantzungen in America koͤnte
gemachet werden, alldieweil die goͤtt-
liche Vorſehung, welche nichts umſonſt
gemachet hat, eine Lilie an das Hertz
desjenigeu Thieres gepflantzet, welches
das Sinnbild dieſes Landes iſt.

Von der Schildkroͤte Caouanne.

Dieſe iſt von der erſtern in dieſem
Stuͤcke unterſchieden, daß ſie einen viel
groͤſſern Kopf, gegen den Leib zu rech-
nen, hat, als alle die andern Schild-
kroͤten. Sie iſt auch viel boͤſer, und
wehrt ſich mit dem Rachen und den
Pfoten, wann man ſie angreiffen und
umkehren will. Jedennoch wird ſie we-
nig geachtet, ob ſie gleich unter allen
dieſen dreyen Geſchlechten die groͤſſeſte
iſt, weil ihr Fleiſch ſchwartz iſt, ſeehaftig
riechet, und gar uͤbel ſchmecket. Das Oel,
welches daraus gezogen wird, iſt ſcharf,
und verderbet die Tuncken, darein es
gethan wird, und deswegen wird es
auch nicht, als in Ermangelung des
andern, gegeſſen. Doch iſt es nicht gantz
und gar undienlich, ſondern man ge-
braucht es zum brennen in die Lampen.
Diejenigen, welche ſie bey der Jnſel der
Crocodilen oder Caiman fangen, pfle-
gen die Schildkroͤte la Franche darun-
ter zu mengen, damit ſie deſto beſſer ver-
kauffen moͤgen, allein ſie theilt ihm ih-
ren haͤßlichen Geſchmack mit.

Wenn der Kaouanne das groſſe
Schild abgenommen, und die Knorpel
beginnen zu faulen, ſo loͤſen ſich bald
darauf acht groſſe Blaͤtter oben ab, wel-
che viel groͤſſer ſind, als die von der
Schildkroͤte Caret, ſind aber viel zaͤrter,
[Spaltenumbruch] und ſchwartz und weiß marbriret. Die
groſſen Spiegel werden damit beleget,
und iſt gewiß, wofern ſie dicker waͤren,
daß ſie den Schilden der Caret wuͤrden
gleich gehalten werden.

[Ende Spaltensatz]
Von der Schildkroͤte Caret.

Dieſe iſt die kleineſte unter den drey
Geſchlechtern derer Schildkroͤten: das
Fleiſch iſt zwar nicht ſo gut, als das
Fleiſch von der Franche/ iedennoch
aber iſt es beſſer als das von der
Kaouanne. Das Oel iſt ein treflichesOel von der
Caret.

Mittel zu Staͤrckung der Nerven, zum
Huͤftweh, und zu allerley kalten Fluͤſ-
ſen. So kenne ich auch Leute, die ſich
deſſen in Zufaͤllen der Nieren, von uͤber-
nehmen entſtanden, erſprießlich bedie-
net haben.

Was ſie aber am meiſten ſchaͤtzbar
macht, iſt das Schild, das ſie oben auf
dem Ruͤcken traͤgt, davon ein Pfund bis
zu ſechs Francken verkauffet wird. Al-
les, was man von dieſer Schildkroͤte
nimmt, beſtehet in dreyzehen Blaͤttern,
acht platten, und fuͤnffen, die wie ein
Eſelsruͤcken gebogen ſind.

Unter den acht platten Schilden ſind
vier groſſe, welche bis einen Schuh hoch
und ſieben Zoll breit, ſeyn muͤſſen. Die
ſchoͤnſten aber muͤſſen dicke ſeyn, klar,
durchſichtig, wie Spiesglas ſehen, und
weiß und braun, wie der Minoriten
Kleidung, jaſpiret. Es giebt Schild-
kroͤten von dieſer Art, welche bis zu
ſechs Pfund Blaͤtter auf dem Ruͤcken
haben: daraus werden Kaͤmme und an-
dere kleine Sachen verfertiget, die dann
uͤberaus ſchoͤne, aber auch fein theuer
ſind. Dieſes aber iſt die Art und Wei-
ſe, wie die Blaͤtter von der groſſen
Schale, welche eigentlich die Wohnung
der Caret iſt, herabzubringen: nach-
dem man alles Fleiſch herausgenom-
men, wird Feuer drunter gemacht, ſo-
dann laſſen ſich dieſe Blaͤtter, wenn ſie
die Waͤrme empfinden, gar fuͤglich mit
der Spitze eines Meſſers abloͤſen.

Das Oel, das aus dem Schmeer und
Fett dieſer Schildkroͤten bereitet wird,
iſt hitzig, und wird von den Wilden und
Frantzoͤſiſchen Einwohnern hochgehal-
ten, indem ſie ſich deſſen wider das
Huͤfftweh, Podagra, Krampf und Laͤh-
mung der Glieder zu bedienen wiſſen.

Wie
P p 2
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[0443] Hauptbeſchreibung zweyter Theil. ten, weil oben aus dem Hertzen, welches ſo groß iſt als eines Menſchen Hertz, ein ſehr groſſer Pulsaderſtamm entſprieſ- ſet, an deſſen beyden Seiten gleichſam zwey andere Hertzen angehencket ſind, die ſo dicke als wie ein Huͤnerey, und von eben der Geſtalt und Weſen, gleich- wie das erſtere: allein, ich habe hernach- mahls meine Gedancken geaͤndert, und glaube nunmehro veſtiglich, daß es nur die Hertzoͤhrlein ſind. Doch iſts ge- wiß, daß, wenn alles fein ordentlich auf eine Tafel geleget wird, ſolches eine Li- lie vorſtelle; woraus denn ein gar vor- theilhafter Schluß von dem Zunehmen unſerer Frantzoͤſiſchen Colonien und Volckpflantzungen in America koͤnte gemachet werden, alldieweil die goͤtt- liche Vorſehung, welche nichts umſonſt gemachet hat, eine Lilie an das Hertz desjenigeu Thieres gepflantzet, welches das Sinnbild dieſes Landes iſt. Von der Schildkroͤte Caouanne. Dieſe iſt von der erſtern in dieſem Stuͤcke unterſchieden, daß ſie einen viel groͤſſern Kopf, gegen den Leib zu rech- nen, hat, als alle die andern Schild- kroͤten. Sie iſt auch viel boͤſer, und wehrt ſich mit dem Rachen und den Pfoten, wann man ſie angreiffen und umkehren will. Jedennoch wird ſie we- nig geachtet, ob ſie gleich unter allen dieſen dreyen Geſchlechten die groͤſſeſte iſt, weil ihr Fleiſch ſchwartz iſt, ſeehaftig riechet, und gar uͤbel ſchmecket. Das Oel, welches daraus gezogen wird, iſt ſcharf, und verderbet die Tuncken, darein es gethan wird, und deswegen wird es auch nicht, als in Ermangelung des andern, gegeſſen. Doch iſt es nicht gantz und gar undienlich, ſondern man ge- braucht es zum brennen in die Lampen. Diejenigen, welche ſie bey der Jnſel der Crocodilen oder Caiman fangen, pfle- gen die Schildkroͤte la Franche darun- ter zu mengen, damit ſie deſto beſſer ver- kauffen moͤgen, allein ſie theilt ihm ih- ren haͤßlichen Geſchmack mit. Wenn der Kaouanne das groſſe Schild abgenommen, und die Knorpel beginnen zu faulen, ſo loͤſen ſich bald darauf acht groſſe Blaͤtter oben ab, wel- che viel groͤſſer ſind, als die von der Schildkroͤte Caret, ſind aber viel zaͤrter, und ſchwartz und weiß marbriret. Die groſſen Spiegel werden damit beleget, und iſt gewiß, wofern ſie dicker waͤren, daß ſie den Schilden der Caret wuͤrden gleich gehalten werden. Von der Schildkroͤte Caret. Dieſe iſt die kleineſte unter den drey Geſchlechtern derer Schildkroͤten: das Fleiſch iſt zwar nicht ſo gut, als das Fleiſch von der Franche/ iedennoch aber iſt es beſſer als das von der Kaouanne. Das Oel iſt ein trefliches Mittel zu Staͤrckung der Nerven, zum Huͤftweh, und zu allerley kalten Fluͤſ- ſen. So kenne ich auch Leute, die ſich deſſen in Zufaͤllen der Nieren, von uͤber- nehmen entſtanden, erſprießlich bedie- net haben. Oel von der Caret. Was ſie aber am meiſten ſchaͤtzbar macht, iſt das Schild, das ſie oben auf dem Ruͤcken traͤgt, davon ein Pfund bis zu ſechs Francken verkauffet wird. Al- les, was man von dieſer Schildkroͤte nimmt, beſtehet in dreyzehen Blaͤttern, acht platten, und fuͤnffen, die wie ein Eſelsruͤcken gebogen ſind. Unter den acht platten Schilden ſind vier groſſe, welche bis einen Schuh hoch und ſieben Zoll breit, ſeyn muͤſſen. Die ſchoͤnſten aber muͤſſen dicke ſeyn, klar, durchſichtig, wie Spiesglas ſehen, und weiß und braun, wie der Minoriten Kleidung, jaſpiret. Es giebt Schild- kroͤten von dieſer Art, welche bis zu ſechs Pfund Blaͤtter auf dem Ruͤcken haben: daraus werden Kaͤmme und an- dere kleine Sachen verfertiget, die dann uͤberaus ſchoͤne, aber auch fein theuer ſind. Dieſes aber iſt die Art und Wei- ſe, wie die Blaͤtter von der groſſen Schale, welche eigentlich die Wohnung der Caret iſt, herabzubringen: nach- dem man alles Fleiſch herausgenom- men, wird Feuer drunter gemacht, ſo- dann laſſen ſich dieſe Blaͤtter, wenn ſie die Waͤrme empfinden, gar fuͤglich mit der Spitze eines Meſſers abloͤſen. Das Oel, das aus dem Schmeer und Fett dieſer Schildkroͤten bereitet wird, iſt hitzig, und wird von den Wilden und Frantzoͤſiſchen Einwohnern hochgehal- ten, indem ſie ſich deſſen wider das Huͤfftweh, Podagra, Krampf und Laͤh- mung der Glieder zu bedienen wiſſen. Wie P p 2

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/443>, abgerufen am 29.03.2024.