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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] finden sich auf dem Grunde der See
und auf den Klippen, ietzt eintzeln, dann
viel beysammen, und dienen dem klei-
nen Seegewürm zur Zuflucht. Einige
Scribenten, und unter diesen der be-
rühmte Medicus zu Montpellier/
Rondelet/
haben diesen kleinen Röhr-
lein den Namen tubuli marini gegeben.
Jch aber werde mich nicht aufhalten,
noch den langen Discurs, den Renou
in seinem Buche davon führet, allhier
beyfügen, sondern will nur vermelden,
daß die wahrhaften Entalia wie der Herr
Tournefort/ ein Mann, der was
Kräuter und Schnecken betrifft, eine
vortreffliche Wissenschafft besitzt, ver-
meinet, eine gantz andere Gattung der
[Spaltenumbruch] Röhrlein seyen, welche im Meere wach-
sen. Ein solches Röhrlein ist ohnge-
fehr anderthalben Zoll lang, oben so
dicke als eine starcke Federkiele, unten
aber wie eine kleinere Kiele, hol, an dem
einen Ende breit, am andern enge, mit
kleinen Holkehlen versehen, die von ei-
nem Ende bis zum andern reichen. Die
Farbe ist zwar allezeit weiß, iedoch mit
diesem Unterschiede, daß die einen gar
blaß, die andern grünlicht, und so fort,
aussehen.

Die Wahl dieser Röhrlein ist von der
Wahl derer andern in keinem Stücke
unterschieden, wenn sie nur recht und
echt sind. Die Eigenschafften treffen
mit der Zahnschnecken ihren überein.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und funfftzigste Capitel.
Vom Meernabel.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 399.
und 400.

WAs wir Nombril marin, und die La-
teiner Umbilicus marinus heissen, ist
der Deckel einer Seeschnecken oder Mu-
schelschale, und in der Mittelländi-
schen See
gemeine genug. Rondelet
giebt ihm den Titel Cochlea caelata. Die-
ser Deckel ist an dem Fische, der in der
Schale wohnet, veste gemacht, so daß
dieß Thier, wenn es sich tieff in sein
Haus hinein begiebet, den Deckel nach
sich ziehet, und das Loch der Schale oder
die Oeffnung dermassen genau ver-
schließt, daß kein Tröpflein Seewassers
hinein zu tringen vermag. Rondelet
sagt zwar gar recht, daß der rechte
Meernabel eine Schneckenschale, und
von diesem Deckel gantz und gar un-
trrschieden wäre, beschreibet auch diesel-
bige im 38. und 39. Cap. seines Buchs:
allein der Gebrauch spricht vor den De-
ckel, den man auch nehmen soll, wenn
der Meernabel verordnet worden. Es
ist aber der Meernabel von unterschie-
dener Grösse: doch die wir gemeiniglich
zu sehen bekommen, sind nicht grösser,
denn ein Denier, und so dicke wie ein
Thaler, wiewohl man auch viel größre
findet: wie denn der Herr Tournefort
einige hat, die bis ein halbes Pfund wä-
gen, welches ich schwerlich sollte geglau-
bet haben, wo ichs nicht selbst gesehen,
dann die grösten, die ich finden können,
waren nur eines Daumensbreite groß.
Diese Deckel werden darum Meerna-
[Spaltenumbruch] bel
genennet, weil sie einem Menschen-
Nabel so gar ähnlich sehen, und allezeit
halben theils platt und bunt sind: doch
giebt es ihrer auch, an denen die platte
Seite gantz weiß ist: meistentheils aber
sind sie braun und schwartz durch einan-
der, welches gar schön, und wie ein
Jaspis siehet. Die runde und auswen-
dige Seite ist weiß mit roth vermischet;
doch sind diese kleinen Meernabel nicht
so gar rar. Andere nehmen an ihre
Stelle die Schale einer Schnecken, Ne-Siehe Fig. 401.
rita genannt, davon mir der Herr
Tournefort nachfolgenden Bericht
mitgetheilet hat.

Die Beschreibung der Nerita ist beyNerita.
alten und neuen Scribenten gar sehr
verwirret. Diejenige, welche Ron-
delet
für die Nerita Dälia hält,
ist ein Geschlechte der Meerschnecken,
so in der Mittelländischen See be-
findlich, welche die Wellen zusamt den
Solen auf den Sand herauswerffen.
Diese Schnecke ist so groß als wie eine
Landschnecke, und siehet fast eben also
aus; allein sie ist viel dicker, und glat-
ter, inwendig insgemein röthlicht: aus-
wendig hat sie mancherley Farben.
Rondelet versichert, daß dieselbe Art,
von welcher er redet, schwartz getüpfelt
sey: allein diese Gattung ist rar. Jch
habe etliche gantz weisse gesehen; ande-
re waren aschenfarben, wieder andere
braunlicht oder graulicht, und zogen

sich

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] finden ſich auf dem Grunde der See
und auf den Klippen, ietzt eintzeln, dann
viel beyſammen, und dienen dem klei-
nen Seegewuͤrm zur Zuflucht. Einige
Scribenten, und unter dieſen der be-
ruͤhmte Medicus zu Montpellier/
Rondelet/
haben dieſen kleinen Roͤhr-
lein den Namen tubuli marini gegeben.
Jch aber werde mich nicht aufhalten,
noch den langen Diſcurs, den Renou
in ſeinem Buche davon fuͤhret, allhier
beyfuͤgen, ſondern will nur vermelden,
daß die wahrhaften Entalia wie der Herꝛ
Tournefort/ ein Mann, der was
Kraͤuter und Schnecken betrifft, eine
vortreffliche Wiſſenſchafft beſitzt, ver-
meinet, eine gantz andere Gattung der
[Spaltenumbruch] Roͤhrlein ſeyen, welche im Meere wach-
ſen. Ein ſolches Roͤhrlein iſt ohnge-
fehr anderthalben Zoll lang, oben ſo
dicke als eine ſtarcke Federkiele, unten
aber wie eine kleinere Kiele, hol, an dem
einen Ende breit, am andern enge, mit
kleinen Holkehlen verſehen, die von ei-
nem Ende bis zum andern reichen. Die
Farbe iſt zwar allezeit weiß, iedoch mit
dieſem Unterſchiede, daß die einen gar
blaß, die andern gruͤnlicht, und ſo fort,
ausſehen.

Die Wahl dieſer Roͤhrlein iſt von der
Wahl derer andern in keinem Stuͤcke
unterſchieden, wenn ſie nur recht und
echt ſind. Die Eigenſchafften treffen
mit der Zahnſchnecken ihren uͤberein.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und funfftzigſte Capitel.
Vom Meernabel.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 399.
und 400.

WAs wir Nombril marin, und die La-
teiner Umbilicus marinus heiſſen, iſt
der Deckel einer Seeſchnecken oder Mu-
ſchelſchale, und in der Mittellaͤndi-
ſchen See
gemeine genug. Rondelet
giebt ihm den Titel Cochlea cælata. Die-
ſer Deckel iſt an dem Fiſche, der in der
Schale wohnet, veſte gemacht, ſo daß
dieß Thier, wenn es ſich tieff in ſein
Haus hinein begiebet, den Deckel nach
ſich ziehet, und das Loch der Schale oder
die Oeffnung dermaſſen genau ver-
ſchließt, daß kein Troͤpflein Seewaſſers
hinein zu tringen vermag. Rondelet
ſagt zwar gar recht, daß der rechte
Meernabel eine Schneckenſchale, und
von dieſem Deckel gantz und gar un-
trrſchieden waͤre, beſchreibet auch dieſel-
bige im 38. und 39. Cap. ſeines Buchs:
allein der Gebrauch ſpricht vor den De-
ckel, den man auch nehmen ſoll, wenn
der Meernabel verordnet worden. Es
iſt aber der Meernabel von unterſchie-
dener Groͤſſe: doch die wir gemeiniglich
zu ſehen bekommen, ſind nicht groͤſſer,
denn ein Denier, und ſo dicke wie ein
Thaler, wiewohl man auch viel groͤßre
findet: wie denn der Herr Tournefort
einige hat, die bis ein halbes Pfund waͤ-
gen, welches ich ſchwerlich ſollte geglau-
bet haben, wo ichs nicht ſelbſt geſehen,
dann die groͤſten, die ich finden koͤnnen,
waren nur eines Daumensbreite groß.
Dieſe Deckel werden darum Meerna-
[Spaltenumbruch] bel
genennet, weil ſie einem Menſchen-
Nabel ſo gar aͤhnlich ſehen, und allezeit
halben theils platt und bunt ſind: doch
giebt es ihrer auch, an denen die platte
Seite gantz weiß iſt: meiſtentheils aber
ſind ſie braun und ſchwartz durch einan-
der, welches gar ſchoͤn, und wie ein
Jaſpis ſiehet. Die runde und auswen-
dige Seite iſt weiß mit roth vermiſchet;
doch ſind dieſe kleinen Meernabel nicht
ſo gar rar. Andere nehmen an ihre
Stelle die Schale einer Schnecken, Ne-Siehe Fig. 401.
rita genannt, davon mir der Herr
Tournefort nachfolgenden Bericht
mitgetheilet hat.

Die Beſchreibung der Nerita iſt beyNerita.
alten und neuen Scribenten gar ſehr
verwirret. Diejenige, welche Ron-
delet
fuͤr die Nerita Daͤlia haͤlt,
iſt ein Geſchlechte der Meerſchnecken,
ſo in der Mittellaͤndiſchen See be-
findlich, welche die Wellen zuſamt den
Solen auf den Sand herauswerffen.
Dieſe Schnecke iſt ſo groß als wie eine
Landſchnecke, und ſiehet faſt eben alſo
aus; allein ſie iſt viel dicker, und glat-
ter, inwendig insgemein roͤthlicht: aus-
wendig hat ſie mancherley Farben.
Rondelet verſichert, daß dieſelbe Art,
von welcher er redet, ſchwartz getuͤpfelt
ſey: allein dieſe Gattung iſt rar. Jch
habe etliche gantz weiſſe geſehen; ande-
re waren aſchenfarben, wieder andere
braunlicht oder graulicht, und zogen

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[0466] Der Spezereyen und Materialien finden ſich auf dem Grunde der See und auf den Klippen, ietzt eintzeln, dann viel beyſammen, und dienen dem klei- nen Seegewuͤrm zur Zuflucht. Einige Scribenten, und unter dieſen der be- ruͤhmte Medicus zu Montpellier/ Rondelet/ haben dieſen kleinen Roͤhr- lein den Namen tubuli marini gegeben. Jch aber werde mich nicht aufhalten, noch den langen Diſcurs, den Renou in ſeinem Buche davon fuͤhret, allhier beyfuͤgen, ſondern will nur vermelden, daß die wahrhaften Entalia wie der Herꝛ Tournefort/ ein Mann, der was Kraͤuter und Schnecken betrifft, eine vortreffliche Wiſſenſchafft beſitzt, ver- meinet, eine gantz andere Gattung der Roͤhrlein ſeyen, welche im Meere wach- ſen. Ein ſolches Roͤhrlein iſt ohnge- fehr anderthalben Zoll lang, oben ſo dicke als eine ſtarcke Federkiele, unten aber wie eine kleinere Kiele, hol, an dem einen Ende breit, am andern enge, mit kleinen Holkehlen verſehen, die von ei- nem Ende bis zum andern reichen. Die Farbe iſt zwar allezeit weiß, iedoch mit dieſem Unterſchiede, daß die einen gar blaß, die andern gruͤnlicht, und ſo fort, ausſehen. Die Wahl dieſer Roͤhrlein iſt von der Wahl derer andern in keinem Stuͤcke unterſchieden, wenn ſie nur recht und echt ſind. Die Eigenſchafften treffen mit der Zahnſchnecken ihren uͤberein. Das zwey und funfftzigſte Capitel. Vom Meernabel. WAs wir Nombril marin, und die La- teiner Umbilicus marinus heiſſen, iſt der Deckel einer Seeſchnecken oder Mu- ſchelſchale, und in der Mittellaͤndi- ſchen See gemeine genug. Rondelet giebt ihm den Titel Cochlea cælata. Die- ſer Deckel iſt an dem Fiſche, der in der Schale wohnet, veſte gemacht, ſo daß dieß Thier, wenn es ſich tieff in ſein Haus hinein begiebet, den Deckel nach ſich ziehet, und das Loch der Schale oder die Oeffnung dermaſſen genau ver- ſchließt, daß kein Troͤpflein Seewaſſers hinein zu tringen vermag. Rondelet ſagt zwar gar recht, daß der rechte Meernabel eine Schneckenſchale, und von dieſem Deckel gantz und gar un- trrſchieden waͤre, beſchreibet auch dieſel- bige im 38. und 39. Cap. ſeines Buchs: allein der Gebrauch ſpricht vor den De- ckel, den man auch nehmen ſoll, wenn der Meernabel verordnet worden. Es iſt aber der Meernabel von unterſchie- dener Groͤſſe: doch die wir gemeiniglich zu ſehen bekommen, ſind nicht groͤſſer, denn ein Denier, und ſo dicke wie ein Thaler, wiewohl man auch viel groͤßre findet: wie denn der Herr Tournefort einige hat, die bis ein halbes Pfund waͤ- gen, welches ich ſchwerlich ſollte geglau- bet haben, wo ichs nicht ſelbſt geſehen, dann die groͤſten, die ich finden koͤnnen, waren nur eines Daumensbreite groß. Dieſe Deckel werden darum Meerna- bel genennet, weil ſie einem Menſchen- Nabel ſo gar aͤhnlich ſehen, und allezeit halben theils platt und bunt ſind: doch giebt es ihrer auch, an denen die platte Seite gantz weiß iſt: meiſtentheils aber ſind ſie braun und ſchwartz durch einan- der, welches gar ſchoͤn, und wie ein Jaſpis ſiehet. Die runde und auswen- dige Seite iſt weiß mit roth vermiſchet; doch ſind dieſe kleinen Meernabel nicht ſo gar rar. Andere nehmen an ihre Stelle die Schale einer Schnecken, Ne- rita genannt, davon mir der Herr Tournefort nachfolgenden Bericht mitgetheilet hat. Siehe Fig. 401. Die Beſchreibung der Nerita iſt bey alten und neuen Scribenten gar ſehr verwirret. Diejenige, welche Ron- delet fuͤr die Nerita Daͤlia haͤlt, iſt ein Geſchlechte der Meerſchnecken, ſo in der Mittellaͤndiſchen See be- findlich, welche die Wellen zuſamt den Solen auf den Sand herauswerffen. Dieſe Schnecke iſt ſo groß als wie eine Landſchnecke, und ſiehet faſt eben alſo aus; allein ſie iſt viel dicker, und glat- ter, inwendig insgemein roͤthlicht: aus- wendig hat ſie mancherley Farben. Rondelet verſichert, daß dieſelbe Art, von welcher er redet, ſchwartz getuͤpfelt ſey: allein dieſe Gattung iſt rar. Jch habe etliche gantz weiſſe geſehen; ande- re waren aſchenfarben, wieder andere braunlicht oder graulicht, und zogen ſich Nerita.

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/466>, abgerufen am 29.03.2024.