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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung dritter Theil.
Das vier und siebentzigste Capitel.
Vom Bleyweiß.
[Spaltenumbruch]

DJe rechte Cerussa oder der Bley-
kalch
ist vom Schieferweiß ge-
macht, welches mit Wasser abgerieben,
und in Formen gethan worden, damit
es zu kleinen Stücken werde, die man
trucknen läßt und in blau Papier ein-
wickelt, auf die Art, wie sie es uns über-
senden. Und diese also bereitete Cerus-
Bleykalch.sa kan man Bleykalch nennen; nicht
aber, was wir ietziger Zeit aus Hol-
land
bekommen, als welches fast nichts
anders ist, als Kreide, wie ich gleich ie-
tzo beschreiben werde.

Die rechte Cerussa belegen wir mit
dem Titel die Venedische, dieweil sie
die Venetianer zu erst gemacht. Nach-
dem aber dieselbe sehr theuer und des-
halben sehr rar worden, derowegen las-
sen wir allein die Holländische brin-
gen, denn sie von den Mahlern eben so
hoch geachtet wird, als wie die Venetia-
nische, ob es gleich nicht wohl gethan
ist, indem die Holländische mit Oel oder
Wasser abgerieben, ein Weiß ist, das
nicht gar lange hält, und solches wegen
der Kreide, die darunter ist; dieses aber
wiederfähret der Venedischen nicht.
Man könte dieser Weisse gantz wohl
entrathen, und damit von denenjeni-
gen, die es reiben müssen, alle Gefahr
und Kranckheiten, ja oftmahls den Tod
selbst abwenden.

Die sie zur Artzney nöthig haben,
oder das Bleysaltz daraus bereiten
wollen, solten sich billich des gerechten
Venedischen Bleyweisses dazu bedie-
nen, so würde auch ihre Arbeit desto bes-
ser gerathen. Sie dürffen auch an statt
der gantzen Stücken nur das zerriebene
Bleyweiß nehmen, und sich dessen zu
allen Sachen gebrauchen. Dabey
aber ist zu mercken, daß sie dieses Weiß
[Spaltenumbruch] bey niemand als bey redlichen Leuten
erkauffen müssen, denn keiner kan da-
vor stehen, oder Red und Antwort ge-
ben, als der es selbst gerieben hat: doch
ist das veritable Bleyweiß über alle
massen weiß, linde und zart, läßt sich
auch gerne zerreiben.

So dienet auch zu wissen, daß die
Holländer zur Bereitung der Cerussa
sich blos des Staubes bedienen, welcher
von dem zerbrochenen Schieferweiß
entstehet. Weil aber dieser Staub zu
einer so grossen Menge Bleyweiß, das
in Franckreich und an andern Orten
verbrauchet wird, nicht zureichen wür-
de, sie auch dasselbe nicht also wohlfeil
geben könten, derohalben mengen sie
eine Gattung weisser Kreide drunter.
Was das Englische Bleyweiß be-
trifft, dasselbige ist noch schlechter, als
das Holländische, dieweil sie noch mehr
von diesem Weiß darunter mischen; es
ist auch überdiß nicht einmahl so schön.

Die das Bleyweiß reiben und die
Cerufsa davon machen, haben besonde-
re Mühlen dazu, hernach machen sie
einen Teig daraus mit Wasser, und
thun denselben in gewisse Formen, da-
mit er zu solchen Stücken werde. Sie
muß demnach, wenn sie anders gebüh-
rend beschaffen seyn soll, überaus weiß,
linde und trucken seyn, sich leicht zerrei-
ben lassen, auch weder zerbrochen, noch
voll kleiner Stücklein seyn, so viel sichs
nur thun läßt; absonderlich, wenn sie
soll verkauffet werden. Die aber nicht
veste genug ist, sondern dermassen
weich, daß sie im brechen zerfällt, die-
selbe soll man verwerffen, denn sie ist
eingepacket worden, bevor sie recht tru-
cken war, oder aber, sie ist feuchte wor-
den.

[Ende Spaltensatz]
Das fünff und siebentzigste Capitel.
Sandyx.
[Spaltenumbruch]

DAs ist Bleyweiß, welches gantz ge-
machsam beym Feuer roth gema-
chet worden. Allein, weil der Sandyx
oder die rothe Cerussa nichts anders
ist als eine Art der Minie, dannenhero
[Spaltenumbruch] wird sie gar selten gebraucht. Etliche
unter den neuen Scribenten haben
zwar geschrieben, daß die rothe Minie
von der Cerussa, durchs Feuer angerö-
thet, bereitet werde. Dieses aber ist in

Wahr-
Hauptbeſchreibung dritter Theil.
Das vier und ſiebentzigſte Capitel.
Vom Bleyweiß.
[Spaltenumbruch]

DJe rechte Ceruſſa oder der Bley-
kalch
iſt vom Schieferweiß ge-
macht, welches mit Waſſer abgerieben,
und in Formen gethan worden, damit
es zu kleinen Stuͤcken werde, die man
trucknen laͤßt und in blau Papier ein-
wickelt, auf die Art, wie ſie es uns uͤber-
ſenden. Und dieſe alſo bereitete Ceruſ-
Bleykalch.ſa kan man Bleykalch nennen; nicht
aber, was wir ietziger Zeit aus Hol-
land
bekommen, als welches faſt nichts
anders iſt, als Kreide, wie ich gleich ie-
tzo beſchreiben werde.

Die rechte Ceruſſa belegen wir mit
dem Titel die Venediſche, dieweil ſie
die Venetianer zu erſt gemacht. Nach-
dem aber dieſelbe ſehr theuer und des-
halben ſehr rar worden, derowegen laſ-
ſen wir allein die Hollaͤndiſche brin-
gen, denn ſie von den Mahlern eben ſo
hoch geachtet wird, als wie die Venetia-
niſche, ob es gleich nicht wohl gethan
iſt, indem die Hollaͤndiſche mit Oel oder
Waſſer abgerieben, ein Weiß iſt, das
nicht gar lange haͤlt, und ſolches wegen
der Kreide, die darunter iſt; dieſes aber
wiederfaͤhret der Venediſchen nicht.
Man koͤnte dieſer Weiſſe gantz wohl
entrathen, und damit von denenjeni-
gen, die es reiben muͤſſen, alle Gefahr
und Kranckheiten, ja oftmahls den Tod
ſelbſt abwenden.

Die ſie zur Artzney noͤthig haben,
oder das Bleyſaltz daraus bereiten
wollen, ſolten ſich billich des gerechten
Venediſchen Bleyweiſſes dazu bedie-
nen, ſo wuͤrde auch ihre Arbeit deſto beſ-
ſer gerathen. Sie duͤrffen auch an ſtatt
der gantzen Stuͤcken nur das zerriebene
Bleyweiß nehmen, und ſich deſſen zu
allen Sachen gebrauchen. Dabey
aber iſt zu mercken, daß ſie dieſes Weiß
[Spaltenumbruch] bey niemand als bey redlichen Leuten
erkauffen muͤſſen, denn keiner kan da-
vor ſtehen, oder Red und Antwort ge-
ben, als der es ſelbſt gerieben hat: doch
iſt das veritable Bleyweiß uͤber alle
maſſen weiß, linde und zart, laͤßt ſich
auch gerne zerreiben.

So dienet auch zu wiſſen, daß die
Hollaͤnder zur Bereitung der Ceruſſa
ſich blos des Staubes bedienen, welcher
von dem zerbrochenen Schieferweiß
entſtehet. Weil aber dieſer Staub zu
einer ſo groſſen Menge Bleyweiß, das
in Franckreich und an andern Orten
verbrauchet wird, nicht zureichen wuͤr-
de, ſie auch daſſelbe nicht alſo wohlfeil
geben koͤnten, derohalben mengen ſie
eine Gattung weiſſer Kreide drunter.
Was das Engliſche Bleyweiß be-
trifft, daſſelbige iſt noch ſchlechter, als
das Hollaͤndiſche, dieweil ſie noch mehr
von dieſem Weiß darunter miſchen; es
iſt auch uͤberdiß nicht einmahl ſo ſchoͤn.

Die das Bleyweiß reiben und die
Cerufſa davon machen, haben beſonde-
re Muͤhlen dazu, hernach machen ſie
einen Teig daraus mit Waſſer, und
thun denſelben in gewiſſe Formen, da-
mit er zu ſolchen Stuͤcken werde. Sie
muß demnach, wenn ſie anders gebuͤh-
rend beſchaffen ſeyn ſoll, uͤberaus weiß,
linde und trucken ſeyn, ſich leicht zerrei-
ben laſſen, auch weder zerbrochen, noch
voll kleiner Stuͤcklein ſeyn, ſo viel ſichs
nur thun laͤßt; abſonderlich, wenn ſie
ſoll verkauffet werden. Die aber nicht
veſte genug iſt, ſondern dermaſſen
weich, daß ſie im brechen zerfaͤllt, die-
ſelbe ſoll man verwerffen, denn ſie iſt
eingepacket worden, bevor ſie recht tru-
cken war, oder aber, ſie iſt feuchte wor-
den.

[Ende Spaltensatz]
Das fuͤnff und ſiebentzigſte Capitel.
Sandyx.
[Spaltenumbruch]

DAs iſt Bleyweiß, welches gantz ge-
machſam beym Feuer roth gema-
chet worden. Allein, weil der Sandyx
oder die rothe Ceruſſa nichts anders
iſt als eine Art der Minie, dannenhero
[Spaltenumbruch] wird ſie gar ſelten gebraucht. Etliche
unter den neuen Scribenten haben
zwar geſchrieben, daß die rothe Minie
von der Ceruſſa, durchs Feuer angeroͤ-
thet, bereitet werde. Dieſes aber iſt in

Wahr-
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[0509] Hauptbeſchreibung dritter Theil. Das vier und ſiebentzigſte Capitel. Vom Bleyweiß. DJe rechte Ceruſſa oder der Bley- kalch iſt vom Schieferweiß ge- macht, welches mit Waſſer abgerieben, und in Formen gethan worden, damit es zu kleinen Stuͤcken werde, die man trucknen laͤßt und in blau Papier ein- wickelt, auf die Art, wie ſie es uns uͤber- ſenden. Und dieſe alſo bereitete Ceruſ- ſa kan man Bleykalch nennen; nicht aber, was wir ietziger Zeit aus Hol- land bekommen, als welches faſt nichts anders iſt, als Kreide, wie ich gleich ie- tzo beſchreiben werde. Bleykalch. Die rechte Ceruſſa belegen wir mit dem Titel die Venediſche, dieweil ſie die Venetianer zu erſt gemacht. Nach- dem aber dieſelbe ſehr theuer und des- halben ſehr rar worden, derowegen laſ- ſen wir allein die Hollaͤndiſche brin- gen, denn ſie von den Mahlern eben ſo hoch geachtet wird, als wie die Venetia- niſche, ob es gleich nicht wohl gethan iſt, indem die Hollaͤndiſche mit Oel oder Waſſer abgerieben, ein Weiß iſt, das nicht gar lange haͤlt, und ſolches wegen der Kreide, die darunter iſt; dieſes aber wiederfaͤhret der Venediſchen nicht. Man koͤnte dieſer Weiſſe gantz wohl entrathen, und damit von denenjeni- gen, die es reiben muͤſſen, alle Gefahr und Kranckheiten, ja oftmahls den Tod ſelbſt abwenden. Die ſie zur Artzney noͤthig haben, oder das Bleyſaltz daraus bereiten wollen, ſolten ſich billich des gerechten Venediſchen Bleyweiſſes dazu bedie- nen, ſo wuͤrde auch ihre Arbeit deſto beſ- ſer gerathen. Sie duͤrffen auch an ſtatt der gantzen Stuͤcken nur das zerriebene Bleyweiß nehmen, und ſich deſſen zu allen Sachen gebrauchen. Dabey aber iſt zu mercken, daß ſie dieſes Weiß bey niemand als bey redlichen Leuten erkauffen muͤſſen, denn keiner kan da- vor ſtehen, oder Red und Antwort ge- ben, als der es ſelbſt gerieben hat: doch iſt das veritable Bleyweiß uͤber alle maſſen weiß, linde und zart, laͤßt ſich auch gerne zerreiben. So dienet auch zu wiſſen, daß die Hollaͤnder zur Bereitung der Ceruſſa ſich blos des Staubes bedienen, welcher von dem zerbrochenen Schieferweiß entſtehet. Weil aber dieſer Staub zu einer ſo groſſen Menge Bleyweiß, das in Franckreich und an andern Orten verbrauchet wird, nicht zureichen wuͤr- de, ſie auch daſſelbe nicht alſo wohlfeil geben koͤnten, derohalben mengen ſie eine Gattung weiſſer Kreide drunter. Was das Engliſche Bleyweiß be- trifft, daſſelbige iſt noch ſchlechter, als das Hollaͤndiſche, dieweil ſie noch mehr von dieſem Weiß darunter miſchen; es iſt auch uͤberdiß nicht einmahl ſo ſchoͤn. Die das Bleyweiß reiben und die Cerufſa davon machen, haben beſonde- re Muͤhlen dazu, hernach machen ſie einen Teig daraus mit Waſſer, und thun denſelben in gewiſſe Formen, da- mit er zu ſolchen Stuͤcken werde. Sie muß demnach, wenn ſie anders gebuͤh- rend beſchaffen ſeyn ſoll, uͤberaus weiß, linde und trucken ſeyn, ſich leicht zerrei- ben laſſen, auch weder zerbrochen, noch voll kleiner Stuͤcklein ſeyn, ſo viel ſichs nur thun laͤßt; abſonderlich, wenn ſie ſoll verkauffet werden. Die aber nicht veſte genug iſt, ſondern dermaſſen weich, daß ſie im brechen zerfaͤllt, die- ſelbe ſoll man verwerffen, denn ſie iſt eingepacket worden, bevor ſie recht tru- cken war, oder aber, ſie iſt feuchte wor- den. Das fuͤnff und ſiebentzigſte Capitel. Sandyx. DAs iſt Bleyweiß, welches gantz ge- machſam beym Feuer roth gema- chet worden. Allein, weil der Sandyx oder die rothe Ceruſſa nichts anders iſt als eine Art der Minie, dannenhero wird ſie gar ſelten gebraucht. Etliche unter den neuen Scribenten haben zwar geſchrieben, daß die rothe Minie von der Ceruſſa, durchs Feuer angeroͤ- thet, bereitet werde. Dieſes aber iſt in Wahr-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/509>, abgerufen am 28.03.2024.