Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Natürlicher
oder roher
Borras.
wird derselbe Borrax naturel, brutte, gras,
natürlicher/ roher und feister Bor-
rax
genennt, und von ein und andern
Handwercksleuten als wie der geläuter-
te Borrax gebraucht.

Wir bekommen auch noch eine ande-
re Sorte Borras/ von jenein allein in
diesem Stücke unterschieden, daß er viel
truckner ist und grau siehet, welches ie-
doch blos daher kommt, daß er zu lan-
ge an der Luft gelegen hat, und seine
röthlichte Fettigkeit, damit er überzo-
gen war, vertreuget, er aber dem En-
glischen Vitriol, das lange an der Luft
gelegen, gleich worden ist. Weil nun
diese zwey Arten Borras dann und
wann begehret werden, dannenhero
mögen diejenigen, die ihn kauffen oder
bringen lassen, drauf sehen, daß er nicht
voll Steine, oder andre nicht drunter
gehörige Dinge sey, welches doch gar
ofte geschicht. Diß ist der Borras,
fett oder trucken, den die Venediger
und Holländer läutern, und denselben
[Spaltenumbruch] unter dem Titel gereinigter oder ge-
läuterter Borras
uns zusenden.

Die Alten haben sich nicht betrogen,
wenn sie gesaget, daß es natürlichen
Borras gebe, der so grün sehe, als wie
Lauch: so hat auch Agricola sehr wohl
erinnert, daß es eine Gattung gegrabe-
nen Salniter gebe, der so dicke und har-Nitrum fos-
sile.

te wäre, als wie der Stein, aus dem
sie zu Venedig den Borras machten.
Dagegen hat er trefflich verstossen,
wenn er an ermeldtem Orte spricht,
man gebrauche ietziger Zeit fast keinen
andern Borras, als den durch Kunst
bereiteten, der vom Urine junger Kin-
der, denen man Wein zu trincken gege-
ben, gemachet sey, welcher solange in
einem meßingenen Mörsel gestossen
würde, bis er so dicke als eine Salbe ge-
worden: bisweilen schütte man auch
Rost von Eisen, bisweilen aber Salpe-
ter dazu. Allein solches ist nur gar zu
weit von der Wahrheit entfernet, mas-
sen der Borras von gereinigten und
crystallisirten Borras bereitet wird.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und viertzigste Capitel.
Vom geläuterten Borras.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der natürliche Borras al-
lerhand Farben hat, und bald
grün, bald gelb siehet, so sind die Ve-
netianer/
als die ersten, die den Bor-
ras
in Schwang gebracht, nachdem sie
gesehen, daß er sich nicht wohl gebrau-
chen liesse, wenn er annoch fett wäre,
darauf bedacht gewesen, ob sie ihn läu-
tern könten, wenn sie ihn in Wasser zer-
gehen liessen, filtrirten und crystallisir-
ten. Damit er aber zu Crystallen wür-
de, so gebrauchten sie Baumwollene
Stricke, an die sich die Borrascrystal-
len hiengen, als wie die Crystallen des
Grünspans oder des Zuckerkants an
das Holtz.

Andere, die sich keiner solchen Stri-
cke bedienen, machten den Borras zu
kleinen Stücklein, in Gestalt und Figur
eines Nestelstifts: weil aber dieser Bor-
ras einen grünlichten Blick hatte, dan-
nenhero haben sich die Holländer be-
mühet, wie sie ihn weisser machen und
in so grosse Stücken bringen möchten,
dergleichen wir zu sehen bekommen, da-
mit er sich desto besser verkauffen liesse;
[Spaltenumbruch] welches sie auch zu wege gebracht.

Man soll den Borras/ es sey nun
Venetianischer oder Holländischer, er-
wehlen, welcher klar und durchschei-
nend, und bey nahe ohne allen Ge-
schmack ist, dabey Acht haben, daß kei-
ne Englische Alaune drunter gemenget,
welches sehr schwerlich zu mercken, da-
fern sie die Alaune in einen weissen
Saft, der aber zu nennen mir nicht an-
stehet, getuncket und hernach etliche Ta-
ge an der Luft liegen lassen, damit sie ei-
nen solchen matten Blick, gleichwie der
Borras gemeiniglich hat, überkomme:
doch kan man die Schelmerey leichtlich
vermercken, weil diese Alaune die Me-
talle nicht alleine nicht angreifft, son-
dern auch nicht so sehr aufschwillet,
wenn sie auf Kohlen geleget wird, als
wie der Borrax: so ist sie auch nicht so
weiß, noch so leichte, daraus man dann
abnehmen kan, daß niemand den Bor-
ras
gründlich erkennen möge, als nur
die Handwercksleute und das Feuer.

Der gereinigte Borras wird von
vielen Handwercksleuten zum löten

und

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Natuͤrlicher
oder roher
Borras.
wird derſelbe Borrax naturel, brutte, gras,
natuͤrlicher/ roher und feiſter Bor-
rax
genennt, und von ein und andern
Handwercksleuten als wie der gelaͤuter-
te Borrax gebraucht.

Wir bekommen auch noch eine ande-
re Sorte Borras/ von jenein allein in
dieſem Stuͤcke unterſchieden, daß er viel
truckner iſt und grau ſiehet, welches ie-
doch blos daher kommt, daß er zu lan-
ge an der Luft gelegen hat, und ſeine
roͤthlichte Fettigkeit, damit er uͤberzo-
gen war, vertreuget, er aber dem En-
gliſchen Vitriol, das lange an der Luft
gelegen, gleich worden iſt. Weil nun
dieſe zwey Arten Borras dann und
wann begehret werden, dannenhero
moͤgen diejenigen, die ihn kauffen oder
bringen laſſen, drauf ſehen, daß er nicht
voll Steine, oder andre nicht drunter
gehoͤrige Dinge ſey, welches doch gar
ofte geſchicht. Diß iſt der Borras,
fett oder trucken, den die Venediger
und Hollaͤnder laͤutern, und denſelben
[Spaltenumbruch] unter dem Titel gereinigter oder ge-
laͤuterter Borras
uns zuſenden.

Die Alten haben ſich nicht betrogen,
wenn ſie geſaget, daß es natuͤrlichen
Borras gebe, der ſo gruͤn ſehe, als wie
Lauch: ſo hat auch Agricola ſehr wohl
erinnert, daß es eine Gattung gegrabe-
nen Salniter gebe, der ſo dicke und har-Nitrum fos-
ſile.

te waͤre, als wie der Stein, aus dem
ſie zu Venedig den Borras machten.
Dagegen hat er trefflich verſtoſſen,
wenn er an ermeldtem Orte ſpricht,
man gebrauche ietziger Zeit faſt keinen
andern Borras, als den durch Kunſt
bereiteten, der vom Urine junger Kin-
der, denen man Wein zu trincken gege-
ben, gemachet ſey, welcher ſolange in
einem meßingenen Moͤrſel geſtoſſen
wuͤrde, bis er ſo dicke als eine Salbe ge-
worden: bisweilen ſchuͤtte man auch
Roſt von Eiſen, bisweilen aber Salpe-
ter dazu. Allein ſolches iſt nur gar zu
weit von der Wahrheit entfernet, maſ-
ſen der Borras von gereinigten und
cryſtalliſirten Borras bereitet wird.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und viertzigſte Capitel.
Vom gelaͤuterten Borras.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der natuͤrliche Borras al-
lerhand Farben hat, und bald
gruͤn, bald gelb ſiehet, ſo ſind die Ve-
netianer/
als die erſten, die den Bor-
ras
in Schwang gebracht, nachdem ſie
geſehen, daß er ſich nicht wohl gebrau-
chen lieſſe, wenn er annoch fett waͤre,
darauf bedacht geweſen, ob ſie ihn laͤu-
tern koͤnten, wenn ſie ihn in Waſſer zer-
gehen lieſſen, filtrirten und cryſtalliſir-
ten. Damit er aber zu Cryſtallen wuͤr-
de, ſo gebrauchten ſie Baumwollene
Stricke, an die ſich die Borrascryſtal-
len hiengen, als wie die Cryſtallen des
Gruͤnſpans oder des Zuckerkants an
das Holtz.

Andere, die ſich keiner ſolchen Stri-
cke bedienen, machten den Borras zu
kleinen Stuͤcklein, in Geſtalt und Figur
eines Neſtelſtifts: weil aber dieſer Bor-
ras einen gruͤnlichten Blick hatte, dan-
nenhero haben ſich die Hollaͤnder be-
muͤhet, wie ſie ihn weiſſer machen und
in ſo groſſe Stuͤcken bringen moͤchten,
dergleichen wir zu ſehen bekommen, da-
mit er ſich deſto beſſer verkauffen lieſſe;
[Spaltenumbruch] welches ſie auch zu wege gebracht.

Man ſoll den Borras/ es ſey nun
Venetianiſcher oder Hollaͤndiſcher, er-
wehlen, welcher klar und durchſchei-
nend, und bey nahe ohne allen Ge-
ſchmack iſt, dabey Acht haben, daß kei-
ne Engliſche Alaune drunter gemenget,
welches ſehr ſchwerlich zu mercken, da-
fern ſie die Alaune in einen weiſſen
Saft, der aber zu nennen mir nicht an-
ſtehet, getuncket und hernach etliche Ta-
ge an der Luft liegen laſſen, damit ſie ei-
nen ſolchen matten Blick, gleichwie der
Borras gemeiniglich hat, uͤberkomme:
doch kan man die Schelmerey leichtlich
vermercken, weil dieſe Alaune die Me-
talle nicht alleine nicht angreifft, ſon-
dern auch nicht ſo ſehr aufſchwillet,
wenn ſie auf Kohlen geleget wird, als
wie der Borrax: ſo iſt ſie auch nicht ſo
weiß, noch ſo leichte, daraus man dann
abnehmen kan, daß niemand den Bor-
ras
gruͤndlich erkennen moͤge, als nur
die Handwercksleute und das Feuer.

Der gereinigte Borras wird von
vielen Handwercksleuten zum loͤten

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0540"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="777"/><note place="left">Natu&#x0364;rlicher<lb/>
oder roher<lb/>
Borras.</note>wird der&#x017F;elbe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Borrax naturel, brutte, gras</hi>,</hi><lb/><hi rendition="#fr">natu&#x0364;rlicher/ roher und fei&#x017F;ter Bor-<lb/>
rax</hi> genennt, und von ein und andern<lb/>
Handwercksleuten als wie der gela&#x0364;uter-<lb/>
te Borrax gebraucht.</p><lb/>
              <p>Wir bekommen auch noch eine ande-<lb/>
re Sorte <hi rendition="#fr">Borras/</hi> von jenein allein in<lb/>
die&#x017F;em Stu&#x0364;cke unter&#x017F;chieden, daß er viel<lb/>
truckner i&#x017F;t und grau &#x017F;iehet, welches ie-<lb/>
doch blos daher kommt, daß er zu lan-<lb/>
ge an der Luft gelegen hat, und &#x017F;eine<lb/>
ro&#x0364;thlichte Fettigkeit, damit er u&#x0364;berzo-<lb/>
gen war, vertreuget, er aber dem En-<lb/>
gli&#x017F;chen Vitriol, das lange an der Luft<lb/>
gelegen, gleich worden i&#x017F;t. Weil nun<lb/>
die&#x017F;e zwey Arten <hi rendition="#fr">Borras</hi> dann und<lb/>
wann begehret werden, dannenhero<lb/>
mo&#x0364;gen diejenigen, die ihn kauffen oder<lb/>
bringen la&#x017F;&#x017F;en, drauf &#x017F;ehen, daß er nicht<lb/>
voll Steine, oder andre nicht drunter<lb/>
geho&#x0364;rige Dinge &#x017F;ey, welches doch gar<lb/>
ofte ge&#x017F;chicht. Diß i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">Borras,</hi><lb/>
fett oder trucken, den die <hi rendition="#fr">Venediger</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;nder</hi> la&#x0364;utern, und den&#x017F;elben<lb/><cb n="778"/>
unter dem Titel <hi rendition="#fr">gereinigter</hi> oder <hi rendition="#fr">ge-<lb/>
la&#x0364;uterter Borras</hi> uns zu&#x017F;enden.</p><lb/>
              <p>Die Alten haben &#x017F;ich nicht betrogen,<lb/>
wenn &#x017F;ie ge&#x017F;aget, daß es natu&#x0364;rlichen<lb/>
Borras gebe, der &#x017F;o gru&#x0364;n &#x017F;ehe, als wie<lb/>
Lauch: &#x017F;o hat auch <hi rendition="#fr">Agricola</hi> &#x017F;ehr wohl<lb/>
erinnert, daß es eine Gattung gegrabe-<lb/>
nen Salniter gebe, der &#x017F;o dicke und har-<note place="right"><hi rendition="#aq">Nitrum fos-<lb/>
&#x017F;ile.</hi></note><lb/>
te wa&#x0364;re, als wie der Stein, aus dem<lb/>
&#x017F;ie zu <hi rendition="#fr">Venedig</hi> den <hi rendition="#fr">Borras</hi> machten.<lb/>
Dagegen hat er trefflich ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wenn er an ermeldtem Orte &#x017F;pricht,<lb/>
man gebrauche ietziger Zeit fa&#x017F;t keinen<lb/>
andern Borras, als den durch Kun&#x017F;t<lb/>
bereiteten, der vom Urine junger Kin-<lb/>
der, denen man Wein zu trincken gege-<lb/>
ben, gemachet &#x017F;ey, welcher &#x017F;olange in<lb/>
einem meßingenen Mo&#x0364;r&#x017F;el ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wu&#x0364;rde, bis er &#x017F;o dicke als eine Salbe ge-<lb/>
worden: bisweilen &#x017F;chu&#x0364;tte man auch<lb/>
Ro&#x017F;t von Ei&#x017F;en, bisweilen aber Salpe-<lb/>
ter dazu. Allein &#x017F;olches i&#x017F;t nur gar zu<lb/>
weit von der Wahrheit entfernet, ma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en der <hi rendition="#fr">Borras</hi> von gereinigten und<lb/>
cry&#x017F;talli&#x017F;irten Borras bereitet wird.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das vier und viertzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom gela&#x0364;uterten Borras.</hi> </head><lb/>
              <cb n="777"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Jeweil der natu&#x0364;rliche Borras al-<lb/>
lerhand Farben hat, und bald<lb/>
gru&#x0364;n, bald gelb &#x017F;iehet, &#x017F;o &#x017F;ind die <hi rendition="#fr">Ve-<lb/>
netianer/</hi> als die er&#x017F;ten, die den <hi rendition="#fr">Bor-<lb/>
ras</hi> in Schwang gebracht, nachdem &#x017F;ie<lb/>
ge&#x017F;ehen, daß er &#x017F;ich nicht wohl gebrau-<lb/>
chen lie&#x017F;&#x017F;e, wenn er annoch fett wa&#x0364;re,<lb/>
darauf bedacht gewe&#x017F;en, ob &#x017F;ie ihn la&#x0364;u-<lb/>
tern ko&#x0364;nten, wenn &#x017F;ie ihn in Wa&#x017F;&#x017F;er zer-<lb/>
gehen lie&#x017F;&#x017F;en, filtrirten und cry&#x017F;talli&#x017F;ir-<lb/>
ten. Damit er aber zu Cry&#x017F;tallen wu&#x0364;r-<lb/>
de, &#x017F;o gebrauchten &#x017F;ie Baumwollene<lb/>
Stricke, an die &#x017F;ich die Borrascry&#x017F;tal-<lb/>
len hiengen, als wie die Cry&#x017F;tallen des<lb/>
Gru&#x0364;n&#x017F;pans oder des Zuckerkants an<lb/>
das Holtz.</p><lb/>
              <p>Andere, die &#x017F;ich keiner &#x017F;olchen Stri-<lb/>
cke bedienen, machten den <hi rendition="#fr">Borras</hi> zu<lb/>
kleinen Stu&#x0364;cklein, in Ge&#x017F;talt und Figur<lb/>
eines Ne&#x017F;tel&#x017F;tifts: weil aber die&#x017F;er Bor-<lb/>
ras einen gru&#x0364;nlichten Blick hatte, dan-<lb/>
nenhero haben &#x017F;ich die <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;nder</hi> be-<lb/>
mu&#x0364;het, wie &#x017F;ie ihn wei&#x017F;&#x017F;er machen und<lb/>
in &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Stu&#x0364;cken bringen mo&#x0364;chten,<lb/>
dergleichen wir zu &#x017F;ehen bekommen, da-<lb/>
mit er &#x017F;ich de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er verkauffen lie&#x017F;&#x017F;e;<lb/><cb n="778"/>
welches &#x017F;ie auch zu wege gebracht.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;oll den <hi rendition="#fr">Borras/</hi> es &#x017F;ey nun<lb/>
Venetiani&#x017F;cher oder Holla&#x0364;ndi&#x017F;cher, er-<lb/>
wehlen, welcher klar und durch&#x017F;chei-<lb/>
nend, und bey nahe ohne allen Ge-<lb/>
&#x017F;chmack i&#x017F;t, dabey Acht haben, daß kei-<lb/>
ne Engli&#x017F;che Alaune drunter gemenget,<lb/>
welches &#x017F;ehr &#x017F;chwerlich zu mercken, da-<lb/>
fern &#x017F;ie die Alaune in einen wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Saft, der aber zu nennen mir nicht an-<lb/>
&#x017F;tehet, getuncket und hernach etliche Ta-<lb/>
ge an der Luft liegen la&#x017F;&#x017F;en, damit &#x017F;ie ei-<lb/>
nen &#x017F;olchen matten Blick, gleichwie der<lb/>
Borras gemeiniglich hat, u&#x0364;berkomme:<lb/>
doch kan man die Schelmerey leichtlich<lb/>
vermercken, weil die&#x017F;e Alaune die Me-<lb/>
talle nicht alleine nicht angreifft, &#x017F;on-<lb/>
dern auch nicht &#x017F;o &#x017F;ehr auf&#x017F;chwillet,<lb/>
wenn &#x017F;ie auf Kohlen geleget wird, als<lb/>
wie der Borrax: &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie auch nicht &#x017F;o<lb/>
weiß, noch &#x017F;o leichte, daraus man dann<lb/>
abnehmen kan, daß niemand den <hi rendition="#fr">Bor-<lb/>
ras</hi> gru&#x0364;ndlich erkennen mo&#x0364;ge, als nur<lb/>
die Handwercksleute und das Feuer.</p><lb/>
              <p>Der gereinigte <hi rendition="#fr">Borras</hi> wird von<lb/>
vielen Handwercksleuten zum lo&#x0364;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0540] Der Spezereyen und Materialien wird derſelbe Borrax naturel, brutte, gras, natuͤrlicher/ roher und feiſter Bor- rax genennt, und von ein und andern Handwercksleuten als wie der gelaͤuter- te Borrax gebraucht. Natuͤrlicher oder roher Borras. Wir bekommen auch noch eine ande- re Sorte Borras/ von jenein allein in dieſem Stuͤcke unterſchieden, daß er viel truckner iſt und grau ſiehet, welches ie- doch blos daher kommt, daß er zu lan- ge an der Luft gelegen hat, und ſeine roͤthlichte Fettigkeit, damit er uͤberzo- gen war, vertreuget, er aber dem En- gliſchen Vitriol, das lange an der Luft gelegen, gleich worden iſt. Weil nun dieſe zwey Arten Borras dann und wann begehret werden, dannenhero moͤgen diejenigen, die ihn kauffen oder bringen laſſen, drauf ſehen, daß er nicht voll Steine, oder andre nicht drunter gehoͤrige Dinge ſey, welches doch gar ofte geſchicht. Diß iſt der Borras, fett oder trucken, den die Venediger und Hollaͤnder laͤutern, und denſelben unter dem Titel gereinigter oder ge- laͤuterter Borras uns zuſenden. Die Alten haben ſich nicht betrogen, wenn ſie geſaget, daß es natuͤrlichen Borras gebe, der ſo gruͤn ſehe, als wie Lauch: ſo hat auch Agricola ſehr wohl erinnert, daß es eine Gattung gegrabe- nen Salniter gebe, der ſo dicke und har- te waͤre, als wie der Stein, aus dem ſie zu Venedig den Borras machten. Dagegen hat er trefflich verſtoſſen, wenn er an ermeldtem Orte ſpricht, man gebrauche ietziger Zeit faſt keinen andern Borras, als den durch Kunſt bereiteten, der vom Urine junger Kin- der, denen man Wein zu trincken gege- ben, gemachet ſey, welcher ſolange in einem meßingenen Moͤrſel geſtoſſen wuͤrde, bis er ſo dicke als eine Salbe ge- worden: bisweilen ſchuͤtte man auch Roſt von Eiſen, bisweilen aber Salpe- ter dazu. Allein ſolches iſt nur gar zu weit von der Wahrheit entfernet, maſ- ſen der Borras von gereinigten und cryſtalliſirten Borras bereitet wird. Nitrum fos- ſile. Das vier und viertzigſte Capitel. Vom gelaͤuterten Borras. DJeweil der natuͤrliche Borras al- lerhand Farben hat, und bald gruͤn, bald gelb ſiehet, ſo ſind die Ve- netianer/ als die erſten, die den Bor- ras in Schwang gebracht, nachdem ſie geſehen, daß er ſich nicht wohl gebrau- chen lieſſe, wenn er annoch fett waͤre, darauf bedacht geweſen, ob ſie ihn laͤu- tern koͤnten, wenn ſie ihn in Waſſer zer- gehen lieſſen, filtrirten und cryſtalliſir- ten. Damit er aber zu Cryſtallen wuͤr- de, ſo gebrauchten ſie Baumwollene Stricke, an die ſich die Borrascryſtal- len hiengen, als wie die Cryſtallen des Gruͤnſpans oder des Zuckerkants an das Holtz. Andere, die ſich keiner ſolchen Stri- cke bedienen, machten den Borras zu kleinen Stuͤcklein, in Geſtalt und Figur eines Neſtelſtifts: weil aber dieſer Bor- ras einen gruͤnlichten Blick hatte, dan- nenhero haben ſich die Hollaͤnder be- muͤhet, wie ſie ihn weiſſer machen und in ſo groſſe Stuͤcken bringen moͤchten, dergleichen wir zu ſehen bekommen, da- mit er ſich deſto beſſer verkauffen lieſſe; welches ſie auch zu wege gebracht. Man ſoll den Borras/ es ſey nun Venetianiſcher oder Hollaͤndiſcher, er- wehlen, welcher klar und durchſchei- nend, und bey nahe ohne allen Ge- ſchmack iſt, dabey Acht haben, daß kei- ne Engliſche Alaune drunter gemenget, welches ſehr ſchwerlich zu mercken, da- fern ſie die Alaune in einen weiſſen Saft, der aber zu nennen mir nicht an- ſtehet, getuncket und hernach etliche Ta- ge an der Luft liegen laſſen, damit ſie ei- nen ſolchen matten Blick, gleichwie der Borras gemeiniglich hat, uͤberkomme: doch kan man die Schelmerey leichtlich vermercken, weil dieſe Alaune die Me- talle nicht alleine nicht angreifft, ſon- dern auch nicht ſo ſehr aufſchwillet, wenn ſie auf Kohlen geleget wird, als wie der Borrax: ſo iſt ſie auch nicht ſo weiß, noch ſo leichte, daraus man dann abnehmen kan, daß niemand den Bor- ras gruͤndlich erkennen moͤge, als nur die Handwercksleute und das Feuer. Der gereinigte Borras wird von vielen Handwercksleuten zum loͤten und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/540
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/540>, abgerufen am 28.03.2024.