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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] verstehe. Wiewohl ich dennoch dabey
erinnern will, daß wenig oder gar nichts
davon zu halten sey, wofern die Art
und Weise allerhand Parfumir- und
Räucherwerck zu machen, nicht besser
ist als die Beschreibung der Spezereyen,
welche er sich unterstanden hinzuzufü-
gen: denn alles, was er von den Waa-
ren, die wir verkauffen, geschrieben, ist
falsch, so daß er besser gethan, wenn er
schlechter dings allein von denenjenigen
[Spaltenumbruch] Dingen, die seine Profeßion angehen,
nicht aber von solchen Sachen gehan-
delt hätte, davon er keinen Verstand
hat: wie er denn solche Dinge vorge-
bracht, die weder gewesen sind, noch ie-
mahls werden seyn; sonderlich, was an-
langet den Ambergries, it. den Mosch,
Zibet, Benzoin, Storax, Peruviani-
schen Balsam, Mahalep, welchen er
ziemlich ungereimt, Macanet nennet,
das Ungrische Wasser, und dergleichen
mehr.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und viertzigste Capitel.
Von den Pistazien.
[Spaltenumbruch]

DJe Pistazien oder welsche Pim-
pernüßlein/
die so dicke und gestal-
tet wie grüne Mandeln sind, werden
von unterschiedlichen Orten aus Per-
sien,
und anders woher aus Asien/ mei-
stens aber aus der Stadt Malaver ge-
bracht.

Siehe Fig. 244.

Der Baum, der sie trägt, ist so hoch,
als wie bey uns die jungen Nußbäume,
und hat bey nahe gantz runde Blätter,
nach denen die Früchte, als wie Trau-
ben, beysammen wachsend, folgen, wel-
ches gar anmuthig anzusehen, indem
sie grüne, mit roth vermenget, sind. Un-
ter der Schale befindet sich eine weisse
harte Hülse, die den Kern beschließt,
welcher aussenher grün und roth, in-
wendig aber gantz grün ist, und einen
süssen angenehmen Geschmack hat.

Man erwehle die Pistazien/ welche
annoch in der Schale stecken, frisch,
schwer und fein voll sind: kurtz zu sagen,
da drey Pfund mit Schalen ein Pfund
ausgehülsete oder Kerne geben können.

Aufgeschla-
gene oder

Was die aufgeschlagenen anbetrift,
[Spaltenumbruch] die sollen ebenfalls frisch seyn, von auf-ausgehülsete
Pistazien.

sen hübsch grün und roth, inwendig aber
gantz grün sehen, nicht ölicht oder mo-
dricht schmecken, erst kürtzlich aufgeschla-
gen, und so wenig, als möglich, zerstos-
sen seyn. Jhre Dicke belangend, da
liebt einer die dicken, ein anderer die klei-
nen, insonderheit die Zuckerbecker, denn
diese ersparen die Mühe und dürffen sie
nicht erst zerschneiden, wenn sie dieselben
mit Zucker überziehen, und die also ge-
nannten überzogenen Pistazien da-Uberzogene
Pistazien.

von machen wollen. Sie werden auch
sonst zu allerhand Leckerbißlein genom-
men.

Jn der Artzney braucht man die Pi-
stazien sehr selten, und allein zu etlichen
Galenischen compositionen, denn sie gar
dienlich sind, alte verlebte Leute wieder
munter zu machen.

Man kan zwar auch Oel aus den Pi-
stazien machen; weil es aber gar wenig
im Gebrauch, deshalben will ich davon
schweigen.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und viertzigste Capitel.
Von den Mandeln.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 245.

WJr verkauffen insgemein zweyer-
ley Mandeln bittere und süsse.

Die Bäume, die sie tragen, sind so
gemeine, daß ich nichts davon geden-
cken mag, sondern werde nur vermel-
den, wie daß die Mandeln, so bittere,
als süsse, von gar vielen Orten kom-
men, z. E. aus Provence, Langue-
doc/
oder Barbarey/ und von Chi-
non
im Touraine: doch werden die in
der Grafschaft Venaiß in bey Avignon
wachsen, unter allen am meisten ge-
[Spaltenumbruch] achtet, weil sie gemeiniglich breit sind,
und schön von Farbe, das ist aussenher
röthlicht, und inwendig weiß, und ha-
hen einen süssen Geschmack: dagegen sind
die von Chinon und aus der Barba-
rey
kommende, klein, und schier gantz
rund. Derowegen sollen diejenigen, die
der Mandeln nöthig haben, ietztge-
meldter Ursache halber, die Mandeln,
die aus nurerwehnter Grafschaft ge-
bracht werden, allen denen andern vor-
ziehen; liegt auch nichts dran, wie sie

kom-

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] verſtehe. Wiewohl ich dennoch dabey
erinnern will, daß wenig oder gar nichts
davon zu halten ſey, wofern die Art
und Weiſe allerhand Parfumir- und
Raͤucherwerck zu machen, nicht beſſer
iſt als die Beſchreibung der Spezereyen,
welche er ſich unterſtanden hinzuzufuͤ-
gen: denn alles, was er von den Waa-
ren, die wir verkauffen, geſchrieben, iſt
falſch, ſo daß er beſſer gethan, wenn er
ſchlechter dings allein von denenjenigen
[Spaltenumbruch] Dingen, die ſeine Profeßion angehen,
nicht aber von ſolchen Sachen gehan-
delt haͤtte, davon er keinen Verſtand
hat: wie er denn ſolche Dinge vorge-
bracht, die weder geweſen ſind, noch ie-
mahls werden ſeyn; ſonderlich, was an-
langet den Ambergries, it. den Moſch,
Zibet, Benzoin, Storax, Peruviani-
ſchen Balſam, Mahalep, welchen er
ziemlich ungereimt, Macanet nennet,
das Ungriſche Waſſer, und dergleichen
mehr.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und viertzigſte Capitel.
Von den Piſtazien.
[Spaltenumbruch]

DJe Piſtazien oder welſche Pim-
pernuͤßlein/
die ſo dicke und geſtal-
tet wie gruͤne Mandeln ſind, werden
von unterſchiedlichen Orten aus Per-
ſien,
und anders woher aus Aſien/ mei-
ſtens aber aus der Stadt Malaver ge-
bracht.

Siehe Fig. 244.

Der Baum, der ſie traͤgt, iſt ſo hoch,
als wie bey uns die jungen Nußbaͤume,
und hat bey nahe gantz runde Blaͤtter,
nach denen die Fruͤchte, als wie Trau-
ben, beyſammen wachſend, folgen, wel-
ches gar anmuthig anzuſehen, indem
ſie gruͤne, mit roth vermenget, ſind. Un-
ter der Schale befindet ſich eine weiſſe
harte Huͤlſe, die den Kern beſchließt,
welcher auſſenher gruͤn und roth, in-
wendig aber gantz gruͤn iſt, und einen
ſuͤſſen angenehmen Geſchmack hat.

Man erwehle die Piſtazien/ welche
annoch in der Schale ſtecken, friſch,
ſchwer und fein voll ſind: kurtz zu ſagen,
da drey Pfund mit Schalen ein Pfund
ausgehuͤlſete oder Kerne geben koͤnnen.

Aufgeſchla-
gene oder

Was die aufgeſchlagenen anbetrift,
[Spaltenumbruch] die ſollen ebenfalls friſch ſeyn, von auf-ausgehuͤlſete
Piſtazien.

ſen huͤbſch gruͤn und roth, inwendig aber
gantz gruͤn ſehen, nicht oͤlicht oder mo-
dricht ſchmecken, erſt kuͤrtzlich aufgeſchla-
gen, und ſo wenig, als moͤglich, zerſtoſ-
ſen ſeyn. Jhre Dicke belangend, da
liebt einer die dicken, ein anderer die klei-
nen, inſonderheit die Zuckerbecker, denn
dieſe erſparen die Muͤhe und duͤrffen ſie
nicht erſt zerſchneiden, wenn ſie dieſelben
mit Zucker uͤberziehen, und die alſo ge-
nannten uͤberzogenen Piſtazien da-Uberzogene
Piſtazien.

von machen wollen. Sie werden auch
ſonſt zu allerhand Leckerbißlein genom-
men.

Jn der Artzney braucht man die Pi-
ſtazien ſehr ſelten, und allein zu etlichen
Galeniſchen compoſitionen, denn ſie gar
dienlich ſind, alte verlebte Leute wieder
munter zu machen.

Man kan zwar auch Oel aus den Pi-
ſtazien machen; weil es aber gar wenig
im Gebrauch, deshalben will ich davon
ſchweigen.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und viertzigſte Capitel.
Von den Mandeln.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 245.

WJr verkauffen insgemein zweyer-
ley Mandeln bittere und ſuͤſſe.

Die Baͤume, die ſie tragen, ſind ſo
gemeine, daß ich nichts davon geden-
cken mag, ſondern werde nur vermel-
den, wie daß die Mandeln, ſo bittere,
als ſuͤſſe, von gar vielen Orten kom-
men, z. E. aus Provence, Langue-
doc/
oder Barbarey/ und von Chi-
non
im Touraine: doch werden die in
der Grafſchaft Venaiß in bey Avignon
wachſen, unter allen am meiſten ge-
[Spaltenumbruch] achtet, weil ſie gemeiniglich breit ſind,
und ſchoͤn von Farbe, das iſt auſſenher
roͤthlicht, und inwendig weiß, und ha-
hen einen ſuͤſſen Geſchmack: dagegen ſind
die von Chinon und aus der Barba-
rey
kommende, klein, und ſchier gantz
rund. Derowegen ſollen diejenigen, die
der Mandeln noͤthig haben, ietztge-
meldter Urſache halber, die Mandeln,
die aus nurerwehnter Grafſchaft ge-
bracht werden, allen denen andern vor-
ziehen; liegt auch nichts dran, wie ſie

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[0248] Der Spezereyen und Materialien verſtehe. Wiewohl ich dennoch dabey erinnern will, daß wenig oder gar nichts davon zu halten ſey, wofern die Art und Weiſe allerhand Parfumir- und Raͤucherwerck zu machen, nicht beſſer iſt als die Beſchreibung der Spezereyen, welche er ſich unterſtanden hinzuzufuͤ- gen: denn alles, was er von den Waa- ren, die wir verkauffen, geſchrieben, iſt falſch, ſo daß er beſſer gethan, wenn er ſchlechter dings allein von denenjenigen Dingen, die ſeine Profeßion angehen, nicht aber von ſolchen Sachen gehan- delt haͤtte, davon er keinen Verſtand hat: wie er denn ſolche Dinge vorge- bracht, die weder geweſen ſind, noch ie- mahls werden ſeyn; ſonderlich, was an- langet den Ambergries, it. den Moſch, Zibet, Benzoin, Storax, Peruviani- ſchen Balſam, Mahalep, welchen er ziemlich ungereimt, Macanet nennet, das Ungriſche Waſſer, und dergleichen mehr. Das zwey und viertzigſte Capitel. Von den Piſtazien. DJe Piſtazien oder welſche Pim- pernuͤßlein/ die ſo dicke und geſtal- tet wie gruͤne Mandeln ſind, werden von unterſchiedlichen Orten aus Per- ſien, und anders woher aus Aſien/ mei- ſtens aber aus der Stadt Malaver ge- bracht. Der Baum, der ſie traͤgt, iſt ſo hoch, als wie bey uns die jungen Nußbaͤume, und hat bey nahe gantz runde Blaͤtter, nach denen die Fruͤchte, als wie Trau- ben, beyſammen wachſend, folgen, wel- ches gar anmuthig anzuſehen, indem ſie gruͤne, mit roth vermenget, ſind. Un- ter der Schale befindet ſich eine weiſſe harte Huͤlſe, die den Kern beſchließt, welcher auſſenher gruͤn und roth, in- wendig aber gantz gruͤn iſt, und einen ſuͤſſen angenehmen Geſchmack hat. Man erwehle die Piſtazien/ welche annoch in der Schale ſtecken, friſch, ſchwer und fein voll ſind: kurtz zu ſagen, da drey Pfund mit Schalen ein Pfund ausgehuͤlſete oder Kerne geben koͤnnen. Was die aufgeſchlagenen anbetrift, die ſollen ebenfalls friſch ſeyn, von auf- ſen huͤbſch gruͤn und roth, inwendig aber gantz gruͤn ſehen, nicht oͤlicht oder mo- dricht ſchmecken, erſt kuͤrtzlich aufgeſchla- gen, und ſo wenig, als moͤglich, zerſtoſ- ſen ſeyn. Jhre Dicke belangend, da liebt einer die dicken, ein anderer die klei- nen, inſonderheit die Zuckerbecker, denn dieſe erſparen die Muͤhe und duͤrffen ſie nicht erſt zerſchneiden, wenn ſie dieſelben mit Zucker uͤberziehen, und die alſo ge- nannten uͤberzogenen Piſtazien da- von machen wollen. Sie werden auch ſonſt zu allerhand Leckerbißlein genom- men. ausgehuͤlſete Piſtazien. Uberzogene Piſtazien. Jn der Artzney braucht man die Pi- ſtazien ſehr ſelten, und allein zu etlichen Galeniſchen compoſitionen, denn ſie gar dienlich ſind, alte verlebte Leute wieder munter zu machen. Man kan zwar auch Oel aus den Pi- ſtazien machen; weil es aber gar wenig im Gebrauch, deshalben will ich davon ſchweigen. Das drey und viertzigſte Capitel. Von den Mandeln. WJr verkauffen insgemein zweyer- ley Mandeln bittere und ſuͤſſe. Die Baͤume, die ſie tragen, ſind ſo gemeine, daß ich nichts davon geden- cken mag, ſondern werde nur vermel- den, wie daß die Mandeln, ſo bittere, als ſuͤſſe, von gar vielen Orten kom- men, z. E. aus Provence, Langue- doc/ oder Barbarey/ und von Chi- non im Touraine: doch werden die in der Grafſchaft Venaiß in bey Avignon wachſen, unter allen am meiſten ge- achtet, weil ſie gemeiniglich breit ſind, und ſchoͤn von Farbe, das iſt auſſenher roͤthlicht, und inwendig weiß, und ha- hen einen ſuͤſſen Geſchmack: dagegen ſind die von Chinon und aus der Barba- rey kommende, klein, und ſchier gantz rund. Derowegen ſollen diejenigen, die der Mandeln noͤthig haben, ietztge- meldter Urſache halber, die Mandeln, die aus nurerwehnter Grafſchaft ge- bracht werden, allen denen andern vor- ziehen; liegt auch nichts dran, wie ſie kom-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/248>, abgerufen am 29.03.2024.