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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] seyn, welche frisch, trucken, leichte, weiß
und etwas röthlicht sind, eines angeneh-
men Geschmacks, darunter nicht viel
kleine Bröcklein, oder Feigen und Ma-
ronen befindlich; in den Stücken muß
eine Art Syrup seyn, wenn sie zerbro-
chen worden, denn dieser das eigentliche
Zeichen, daß die Manna frisch; so bald
aber die Manna beginnet alt zu werden,
vertrocknet er, und hinterläßt eine Höle,
in welcher kleine Spitzlein zu finden,
gleich ob sie, die Manna, sublimiret wor-
den wäre. Dannenhero soll man, so
viel einem möglich, dergleichen garstige
und häßliche Manna verwerffen, weil
es lauter verlegen Gut ist, darunter zum
öftern dergleichen Dinge anzutreffen,
welche kein Mensch zu sich nehmen kan.
Wer es zu erfahren verlanget, darff sie
nur schmeltzen, sodann wird er ersehen,
ob es nicht wahr sey, was ich gemeldet.
Ein Jrrthum aber ists, ohngeachtet er
ziemlich eingerissen, daß diese Manna
viel stärcker purgiren solle: doch, sie ha-
ben recht, wofern die Manna, wenn sie
verlegen und voll Unrath ist, eine purgi-
rende Kraft überkommt. Jch aber
dencke, sie dürfften sich häßlich betrügen;
auch daß sich niemand dieses falschen
Vorwandes bediene, als diejenigen, die
sich damit überleget, damit sie ihrer desto
eher quit werden können. Und dieses
hat, allem Ansehen nach, Anlaß gege-
ben, daß diejenigen, durch derer Hände
sie gehet; redliche Kauffleute hiervon
ausgeschlossen; unter die tropfichte fri-
sche Manna so viel schmierichte, häßliche
und zerbröckelte Manna mischen, nur
daß sie dieselbe wohlfeiler geben können,
und dennoch grössern Profit dabey ma-
chen mögen. Welches dann die damit
handeln, bewegen solte, sie von Livor-
no
bringen zu lassen, woselbsthin sie
[Spaltenumbruch] jährlich durch des Groshertzogs von
Toscana Galeeren oder andere Gele-
genheit in Kisten und Tonnen gebracht
wird, nachdem ihrer viel gesammlet
worden: oder sie möchten sie von Mar-
seille
kommen, und bey redlichen Leu-
ten einkauffen lassen. Denn es ist aus-
gemacht, daß die Manna/ ie mehr sie
durch die Hände geht; bevorab durch
die Hände einiger gewisser Personen, die
doch anietzo zu nennen nicht eben nö-
thig; ie mehr und mehr sie mit gemeiner
Manna, oder auch wohl gar mit Maro-
nen vermenget werde. Dadurch aber
wird ihre Güte nicht ein wenig verän-
dert, und kein kleiner Abgang verur-
sachet.

Was den Gebrauch und Nutzen der
Manna belanget derselbe ist so bekannt,
und gedencken dessen so viele Scribenten,
daß es fast unnützlich, mich dabey aufzu-
halten. Nichts destominder will ich er-
innern, daß es eines der stärcksten und
doch dabey gelinden Purgantien sey, die
wir haben mögen, dessen man sich mit
der grösten Sicherheit bedienen könne.

Es wird ein saurer Spiritus aus derSpiritus &
aqua spirituo-
sa Mannae.

Manna distilliret, welcher zu allerley
Brustbeschwerungen dienlich ist. Auch
kan man ein spirituöses Wasser über den
Helm treiben, welches alles, was das
beste an der Manna ist, enthält, und ein
trefflich Schweißmittel, beyneben ein
herrlich specificum wider alle abwech-
selnde Fieber ist.

Sonst haben mich etliche berichtet
und versichern wollen, man könne aus
der Manna ein dissolvens und auflösend
Wasser bereiten, welches auch das Gold
aufzulösen vermögend sey. Jch aber
kan es nicht für gewiß sagen, dieweil ich
es nicht versucht habe.

[Ende Spaltensatz]
Das dritte Capitel.
Von der Manna von Brianson.
[Spaltenumbruch]

DJese ist eine truckne weisse Manna,
derjenigen, welche Manne de la Tolfe
genennet wird, durchaus gleich. Weil
sie aber gar nicht im Brauch, auch von
uns nicht verkauffet wird, dannenhero
will ich nichts nicht davon melden. Sie
Siehe Fig. 273.rinnet aus den dicken Aesten der Ler-
chenbäume/
und wird deshalben Man-
na laricea
geheissen: findet sich in gros-
ser Menge im obern Delphinat/ son-
[Spaltenumbruch] derlich um Brianson, und hat daher
den Zunamen erhalten.

Ohne die Manna von Brianson
giebt es auch noch andre Sorten Man-
na, darunter die Manna mastichina aus
Levante und Syrien die rareste und
meist geachtete ist. Diese kommt der
Calabrischen an Farbe sehr nahe, und
ist körnicht, wie der Mastix, daher dann
ihr Zuname entstanden. Sie rinnet

aus
Z 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] ſeyn, welche friſch, trucken, leichte, weiß
und etwas roͤthlicht ſind, eines angeneh-
men Geſchmacks, darunter nicht viel
kleine Broͤcklein, oder Feigen und Ma-
ronen befindlich; in den Stuͤcken muß
eine Art Syrup ſeyn, wenn ſie zerbro-
chen worden, denn dieſer das eigentliche
Zeichen, daß die Manna friſch; ſo bald
aber die Manna beginnet alt zu werden,
vertrocknet er, und hinterlaͤßt eine Hoͤle,
in welcher kleine Spitzlein zu finden,
gleich ob ſie, die Manna, ſublimiret wor-
den waͤre. Dannenhero ſoll man, ſo
viel einem moͤglich, dergleichen garſtige
und haͤßliche Manna verwerffen, weil
es lauter verlegen Gut iſt, darunter zum
oͤftern dergleichen Dinge anzutreffen,
welche kein Menſch zu ſich nehmen kan.
Wer es zu erfahren verlanget, darff ſie
nur ſchmeltzen, ſodann wird er erſehen,
ob es nicht wahr ſey, was ich gemeldet.
Ein Jrrthum aber iſts, ohngeachtet er
ziemlich eingeriſſen, daß dieſe Manna
viel ſtaͤrcker purgiren ſolle: doch, ſie ha-
ben recht, wofern die Manna, wenn ſie
verlegen und voll Unrath iſt, eine purgi-
rende Kraft uͤberkommt. Jch aber
dencke, ſie duͤrfften ſich haͤßlich betruͤgen;
auch daß ſich niemand dieſes falſchen
Vorwandes bediene, als diejenigen, die
ſich damit uͤberleget, damit ſie ihrer deſto
eher quit werden koͤnnen. Und dieſes
hat, allem Anſehen nach, Anlaß gege-
ben, daß diejenigen, durch derer Haͤnde
ſie gehet; redliche Kauffleute hiervon
ausgeſchloſſen; unter die tropfichte fri-
ſche Manna ſo viel ſchmierichte, haͤßliche
und zerbroͤckelte Manna miſchen, nur
daß ſie dieſelbe wohlfeiler geben koͤnnen,
und dennoch groͤſſern Profit dabey ma-
chen moͤgen. Welches dann die damit
handeln, bewegen ſolte, ſie von Livor-
no
bringen zu laſſen, woſelbſthin ſie
[Spaltenumbruch] jaͤhrlich durch des Groshertzogs von
Toſcana Galeeren oder andere Gele-
genheit in Kiſten und Tonnen gebracht
wird, nachdem ihrer viel geſammlet
worden: oder ſie moͤchten ſie von Mar-
ſeille
kommen, und bey redlichen Leu-
ten einkauffen laſſen. Denn es iſt aus-
gemacht, daß die Manna/ ie mehr ſie
durch die Haͤnde geht; bevorab durch
die Haͤnde einiger gewiſſer Perſonen, die
doch anietzo zu nennen nicht eben noͤ-
thig; ie mehr und mehr ſie mit gemeiner
Manna, oder auch wohl gar mit Maro-
nen vermenget werde. Dadurch aber
wird ihre Guͤte nicht ein wenig veraͤn-
dert, und kein kleiner Abgang verur-
ſachet.

Was den Gebrauch und Nutzen der
Manna belanget derſelbe iſt ſo bekannt,
und gedencken deſſen ſo viele Scribenten,
daß es faſt unnuͤtzlich, mich dabey aufzu-
halten. Nichts deſtominder will ich er-
innern, daß es eines der ſtaͤrckſten und
doch dabey gelinden Purgantien ſey, die
wir haben moͤgen, deſſen man ſich mit
der groͤſten Sicherheit bedienen koͤnne.

Es wird ein ſaurer Spiritus aus derSpiritus &
aqua ſpirituo-
ſa Mannæ.

Manna diſtilliret, welcher zu allerley
Bruſtbeſchwerungen dienlich iſt. Auch
kan man ein ſpirituoͤſes Waſſer uͤber den
Helm treiben, welches alles, was das
beſte an der Manna iſt, enthaͤlt, und ein
trefflich Schweißmittel, beyneben ein
herrlich ſpecificum wider alle abwech-
ſelnde Fieber iſt.

Sonſt haben mich etliche berichtet
und verſichern wollen, man koͤnne aus
der Manna ein diſſolvens und aufloͤſend
Waſſer bereiten, welches auch das Gold
aufzuloͤſen vermoͤgend ſey. Jch aber
kan es nicht fuͤr gewiß ſagen, dieweil ich
es nicht verſucht habe.

[Ende Spaltensatz]
Das dritte Capitel.
Von der Manna von Brianſon.
[Spaltenumbruch]

DJeſe iſt eine truckne weiſſe Manna,
derjenigen, welche Manne de la Tolfe
genennet wird, durchaus gleich. Weil
ſie aber gar nicht im Brauch, auch von
uns nicht verkauffet wird, dannenhero
will ich nichts nicht davon melden. Sie
Siehe Fig. 273.rinnet aus den dicken Aeſten der Ler-
chenbaͤume/
und wird deshalben Man-
na laricea
geheiſſen: findet ſich in groſ-
ſer Menge im obern Delphinat/ ſon-
[Spaltenumbruch] derlich um Brianſon, und hat daher
den Zunamen erhalten.

Ohne die Manna von Brianſon
giebt es auch noch andre Sorten Man-
na, darunter die Manna maſtichina aus
Levante und Syrien die rareſte und
meiſt geachtete iſt. Dieſe kommt der
Calabriſchen an Farbe ſehr nahe, und
iſt koͤrnicht, wie der Maſtix, daher dann
ihr Zuname entſtanden. Sie rinnet

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[0289] Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch. ſeyn, welche friſch, trucken, leichte, weiß und etwas roͤthlicht ſind, eines angeneh- men Geſchmacks, darunter nicht viel kleine Broͤcklein, oder Feigen und Ma- ronen befindlich; in den Stuͤcken muß eine Art Syrup ſeyn, wenn ſie zerbro- chen worden, denn dieſer das eigentliche Zeichen, daß die Manna friſch; ſo bald aber die Manna beginnet alt zu werden, vertrocknet er, und hinterlaͤßt eine Hoͤle, in welcher kleine Spitzlein zu finden, gleich ob ſie, die Manna, ſublimiret wor- den waͤre. Dannenhero ſoll man, ſo viel einem moͤglich, dergleichen garſtige und haͤßliche Manna verwerffen, weil es lauter verlegen Gut iſt, darunter zum oͤftern dergleichen Dinge anzutreffen, welche kein Menſch zu ſich nehmen kan. Wer es zu erfahren verlanget, darff ſie nur ſchmeltzen, ſodann wird er erſehen, ob es nicht wahr ſey, was ich gemeldet. Ein Jrrthum aber iſts, ohngeachtet er ziemlich eingeriſſen, daß dieſe Manna viel ſtaͤrcker purgiren ſolle: doch, ſie ha- ben recht, wofern die Manna, wenn ſie verlegen und voll Unrath iſt, eine purgi- rende Kraft uͤberkommt. Jch aber dencke, ſie duͤrfften ſich haͤßlich betruͤgen; auch daß ſich niemand dieſes falſchen Vorwandes bediene, als diejenigen, die ſich damit uͤberleget, damit ſie ihrer deſto eher quit werden koͤnnen. Und dieſes hat, allem Anſehen nach, Anlaß gege- ben, daß diejenigen, durch derer Haͤnde ſie gehet; redliche Kauffleute hiervon ausgeſchloſſen; unter die tropfichte fri- ſche Manna ſo viel ſchmierichte, haͤßliche und zerbroͤckelte Manna miſchen, nur daß ſie dieſelbe wohlfeiler geben koͤnnen, und dennoch groͤſſern Profit dabey ma- chen moͤgen. Welches dann die damit handeln, bewegen ſolte, ſie von Livor- no bringen zu laſſen, woſelbſthin ſie jaͤhrlich durch des Groshertzogs von Toſcana Galeeren oder andere Gele- genheit in Kiſten und Tonnen gebracht wird, nachdem ihrer viel geſammlet worden: oder ſie moͤchten ſie von Mar- ſeille kommen, und bey redlichen Leu- ten einkauffen laſſen. Denn es iſt aus- gemacht, daß die Manna/ ie mehr ſie durch die Haͤnde geht; bevorab durch die Haͤnde einiger gewiſſer Perſonen, die doch anietzo zu nennen nicht eben noͤ- thig; ie mehr und mehr ſie mit gemeiner Manna, oder auch wohl gar mit Maro- nen vermenget werde. Dadurch aber wird ihre Guͤte nicht ein wenig veraͤn- dert, und kein kleiner Abgang verur- ſachet. Was den Gebrauch und Nutzen der Manna belanget derſelbe iſt ſo bekannt, und gedencken deſſen ſo viele Scribenten, daß es faſt unnuͤtzlich, mich dabey aufzu- halten. Nichts deſtominder will ich er- innern, daß es eines der ſtaͤrckſten und doch dabey gelinden Purgantien ſey, die wir haben moͤgen, deſſen man ſich mit der groͤſten Sicherheit bedienen koͤnne. Es wird ein ſaurer Spiritus aus der Manna diſtilliret, welcher zu allerley Bruſtbeſchwerungen dienlich iſt. Auch kan man ein ſpirituoͤſes Waſſer uͤber den Helm treiben, welches alles, was das beſte an der Manna iſt, enthaͤlt, und ein trefflich Schweißmittel, beyneben ein herrlich ſpecificum wider alle abwech- ſelnde Fieber iſt. Spiritus & aqua ſpirituo- ſa Mannæ. Sonſt haben mich etliche berichtet und verſichern wollen, man koͤnne aus der Manna ein diſſolvens und aufloͤſend Waſſer bereiten, welches auch das Gold aufzuloͤſen vermoͤgend ſey. Jch aber kan es nicht fuͤr gewiß ſagen, dieweil ich es nicht verſucht habe. Das dritte Capitel. Von der Manna von Brianſon. DJeſe iſt eine truckne weiſſe Manna, derjenigen, welche Manne de la Tolfe genennet wird, durchaus gleich. Weil ſie aber gar nicht im Brauch, auch von uns nicht verkauffet wird, dannenhero will ich nichts nicht davon melden. Sie rinnet aus den dicken Aeſten der Ler- chenbaͤume/ und wird deshalben Man- na laricea geheiſſen: findet ſich in groſ- ſer Menge im obern Delphinat/ ſon- derlich um Brianſon, und hat daher den Zunamen erhalten. Siehe Fig. 273. Ohne die Manna von Brianſon giebt es auch noch andre Sorten Man- na, darunter die Manna maſtichina aus Levante und Syrien die rareſte und meiſt geachtete iſt. Dieſe kommt der Calabriſchen an Farbe ſehr nahe, und iſt koͤrnicht, wie der Maſtix, daher dann ihr Zuname entſtanden. Sie rinnet aus Z 3

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/289>, abgerufen am 28.03.2024.