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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] daß die Portugisen zu Goa, und in
allen andern Orten, welche sie in Jn-
dien
besitzen, etwas besonders haben,
desgleichen man an keinem Orte, wo
Perlen verkauffet werden, finden wird,
weder in Asien/ noch in America, noch
in Europa. Von Africa sage ich
nichts, denn allda ist diese Waare gantz
unbekannt, und in diesem Theile der
Welt sind die Weiber mit einem Stücke
Crystall, an statt der Juwelen vergnü-
get und zufrieden, oder aber mit etlichen
falschen Corallkörnern, oder mit Agt-
stein, davon sie Hals- und Armbänder
machen, und dieselbe um die Arme und
Beine legen.

Und also verkauffen die Portugisen
überalle in Jndien/ wo sie zu befehlen
haben, die Perlen/ nach einem gewis-
sen Gewichte, welches sie Cingos nen-
nen: sie hergegen kauffen sie von den
Handelsleuten nach dem Karat, Aboes
und Ratis, nachdem sie nämlich hier
oder dorther gebracht werden.

Diejenigen Perlen, die wir verkauf-
fen, werden Lotperlen genennet,
auch Perlen zum stossen und pülvern
Perlensamen.und reiben, ingleichen Perlensamen/
nicht als ob sie andere hervorbringen
könten, sondern, weil sie so klein sind.
Sie müssen aber, sollen sie gebührend
beschaffen seyn, hell und klar, und ori-
ental seyn: dagegen soll man die, wel-
che matt und blaß sehen, und voll Un-
reinigkeit sind, verwerffen. Nun finden
sich so vielerley Perlensamen, daß ich
sie nicht alle würde beschreiben können:
dieweil aber keine anderen zur Artzney
sollen genommen werden, als diejeni-
gen, welche oriental sind; derowegen
[Spaltenumbruch] soll man alle die andern verwerffen, in-
sonderheit die kleinen runden, die als
wie Mehl sehen, und insgemein Schot-
tische
oder Brusselsche Perlen genen-Schottische
oder Brüssel-
sche Perlen.

net, weil sie nur Glas sind. Jm übri-
gen liegt an der Grösse nichts, wenn
sie nur ein schönes Wasser haben, und
gewiß oriental sind.

Die Perlen werden zu den hertzstär-
ckenden Träncklein und andern Artz-
neyen gebraucht und genommen, doch
müssen sie gantz zarte gerieben seyn.
Das Frauenzimmer braucht sie auch,
und schmincket sich damit.

Aus den Orientalischen PerlenMagisterium,
Saltz und
Oel von den
Perlen/ auch
andere prae-
parationes

mehr.

wird vermittelst eines oder des andern
Sauern oder andern liquoribus und
Säften, ein Perlensaltz/ wie auch ein
Magisterium gemacht, und denenselben
gar grosse Eigenschafften zugeschrieben.
Weil nun beyde sehr kostbare Waaren
sind, dannenhero mögen diejenigen, die
ihrer benöthiget, dieselben nirgends,
als bey rechtschaffenen Leuten kauffen.
Das Perlenöl betreffend, dasselbige ist
nichts anders, als das im Keller geflos-
sene Perlensaltz, dem man den Namen
Perlenöl, und im Keller geflossenes
Perlenöl, per deliquium, gegeben. Es
giebt auch sonst noch ein Hauffen ande-
re, in der blossen Einbildung bestehende
Zubereitungen und praeparationes der
Perlen, Arcana, Flores, Spiritus, Essen-
tzen, Tincturen, und dergleichen mehr,
welche aber viel ehe, die Narren ums
Geld zu schnäutzen taugen, als daß sie
einige Hülffe leisten solten. Die aller-
beste Bereitung der Perlen ist, wenn sie
wohl gerieben werden.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und viertzigste Capitel.
Von der Perlenmutter.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 391.
und 392.

WJr verkauffen zu Paris gar grosse
Austerschalen, welche auswendig
grau und rauh sind, inwendig aber
weiß, und so etwas grünlicht, denen
man, wiewohl mit höchstem Unrecht,
den Titel Perlenmutter/ beygeleget:
und zwar nicht deswegen, als ob die
Perlen in ihnen gezeuget würden, wie
doch ihrer viele glauben, sondern, weil
sie inwendig die Farbe und Wasser wie
[Spaltenumbruch] die Orientalischen Perlen haben, wie
auch auswendig, wenn man sie mit
Scheidewasser abgeputzt.

Aus diesen Schalen wird allerhand
gemacht, viele aber präpariren und
reiben sie klein, machen hernachmahls
trochiscos und Küchlein draus, die sie
alsdann für präparirte Perlen ver-
kauffen.

[Ende Spaltensatz]
Das

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] daß die Portugiſen zu Goa, und in
allen andern Orten, welche ſie in Jn-
dien
beſitzen, etwas beſonders haben,
desgleichen man an keinem Orte, wo
Perlen verkauffet werden, finden wird,
weder in Aſien/ noch in America, noch
in Europa. Von Africa ſage ich
nichts, denn allda iſt dieſe Waare gantz
unbekannt, und in dieſem Theile der
Welt ſind die Weiber mit einem Stuͤcke
Cryſtall, an ſtatt der Juwelen vergnuͤ-
get und zufrieden, oder aber mit etlichen
falſchen Corallkoͤrnern, oder mit Agt-
ſtein, davon ſie Hals- und Armbaͤnder
machen, und dieſelbe um die Arme und
Beine legen.

Und alſo verkauffen die Portugiſen
uͤberalle in Jndien/ wo ſie zu befehlen
haben, die Perlen/ nach einem gewiſ-
ſen Gewichte, welches ſie Cingos nen-
nen: ſie hergegen kauffen ſie von den
Handelsleuten nach dem Karat, Aboes
und Ratis, nachdem ſie naͤmlich hier
oder dorther gebracht werden.

Diejenigen Perlen, die wir verkauf-
fen, werden Lotperlen genennet,
auch Perlen zum ſtoſſen und puͤlvern
Perlenſamen.und reiben, ingleichen Perlenſamen/
nicht als ob ſie andere hervorbringen
koͤnten, ſondern, weil ſie ſo klein ſind.
Sie muͤſſen aber, ſollen ſie gebuͤhrend
beſchaffen ſeyn, hell und klar, und ori-
ental ſeyn: dagegen ſoll man die, wel-
che matt und blaß ſehen, und voll Un-
reinigkeit ſind, verwerffen. Nun finden
ſich ſo vielerley Perlenſamen, daß ich
ſie nicht alle wuͤrde beſchreiben koͤnnen:
dieweil aber keine anderen zur Artzney
ſollen genommen werden, als diejeni-
gen, welche oriental ſind; derowegen
[Spaltenumbruch] ſoll man alle die andern verwerffen, in-
ſonderheit die kleinen runden, die als
wie Mehl ſehen, und insgemein Schot-
tiſche
oder Bruſſelſche Perlen genen-Schottiſche
oder Bruͤſſel-
ſche Perlen.

net, weil ſie nur Glas ſind. Jm uͤbri-
gen liegt an der Groͤſſe nichts, wenn
ſie nur ein ſchoͤnes Waſſer haben, und
gewiß oriental ſind.

Die Perlen werden zu den hertzſtaͤr-
ckenden Traͤncklein und andern Artz-
neyen gebraucht und genommen, doch
muͤſſen ſie gantz zarte gerieben ſeyn.
Das Frauenzimmer braucht ſie auch,
und ſchmincket ſich damit.

Aus den Orientaliſchen PerlenMagiſterium,
Saltz und
Oel von den
Perlen/ auch
andere præ-
parationes

mehr.

wird vermittelſt eines oder des andern
Sauern oder andern liquoribus und
Saͤften, ein Perlenſaltz/ wie auch ein
Magiſterium gemacht, und denenſelben
gar groſſe Eigenſchafften zugeſchrieben.
Weil nun beyde ſehr koſtbare Waaren
ſind, dannenhero moͤgen diejenigen, die
ihrer benoͤthiget, dieſelben nirgends,
als bey rechtſchaffenen Leuten kauffen.
Das Perlenoͤl betreffend, daſſelbige iſt
nichts anders, als das im Keller gefloſ-
ſene Perlenſaltz, dem man den Namen
Perlenoͤl, und im Keller gefloſſenes
Perlenoͤl, per deliquium, gegeben. Es
giebt auch ſonſt noch ein Hauffen ande-
re, in der bloſſen Einbildung beſtehende
Zubereitungen und præparationes der
Perlen, Arcana, Flores, Spiritus, Eſſen-
tzen, Tincturen, und dergleichen mehr,
welche aber viel ehe, die Narren ums
Geld zu ſchnaͤutzen taugen, als daß ſie
einige Huͤlffe leiſten ſolten. Die aller-
beſte Bereitung der Perlen iſt, wenn ſie
wohl gerieben werden.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und viertzigſte Capitel.
Von der Perlenmutter.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 391.
und 392.

WJr verkauffen zu Paris gar groſſe
Auſterſchalen, welche auswendig
grau und rauh ſind, inwendig aber
weiß, und ſo etwas gruͤnlicht, denen
man, wiewohl mit hoͤchſtem Unrecht,
den Titel Perlenmutter/ beygeleget:
und zwar nicht deswegen, als ob die
Perlen in ihnen gezeuget wuͤrden, wie
doch ihrer viele glauben, ſondern, weil
ſie inwendig die Farbe und Waſſer wie
[Spaltenumbruch] die Orientaliſchen Perlen haben, wie
auch auswendig, wenn man ſie mit
Scheidewaſſer abgeputzt.

Aus dieſen Schalen wird allerhand
gemacht, viele aber praͤpariren und
reiben ſie klein, machen hernachmahls
trochiſcos und Kuͤchlein draus, die ſie
alsdann fuͤr praͤparirte Perlen ver-
kauffen.

[Ende Spaltensatz]
Das
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[0462] Der Spezereyen und Materialien daß die Portugiſen zu Goa, und in allen andern Orten, welche ſie in Jn- dien beſitzen, etwas beſonders haben, desgleichen man an keinem Orte, wo Perlen verkauffet werden, finden wird, weder in Aſien/ noch in America, noch in Europa. Von Africa ſage ich nichts, denn allda iſt dieſe Waare gantz unbekannt, und in dieſem Theile der Welt ſind die Weiber mit einem Stuͤcke Cryſtall, an ſtatt der Juwelen vergnuͤ- get und zufrieden, oder aber mit etlichen falſchen Corallkoͤrnern, oder mit Agt- ſtein, davon ſie Hals- und Armbaͤnder machen, und dieſelbe um die Arme und Beine legen. Und alſo verkauffen die Portugiſen uͤberalle in Jndien/ wo ſie zu befehlen haben, die Perlen/ nach einem gewiſ- ſen Gewichte, welches ſie Cingos nen- nen: ſie hergegen kauffen ſie von den Handelsleuten nach dem Karat, Aboes und Ratis, nachdem ſie naͤmlich hier oder dorther gebracht werden. Diejenigen Perlen, die wir verkauf- fen, werden Lotperlen genennet, auch Perlen zum ſtoſſen und puͤlvern und reiben, ingleichen Perlenſamen/ nicht als ob ſie andere hervorbringen koͤnten, ſondern, weil ſie ſo klein ſind. Sie muͤſſen aber, ſollen ſie gebuͤhrend beſchaffen ſeyn, hell und klar, und ori- ental ſeyn: dagegen ſoll man die, wel- che matt und blaß ſehen, und voll Un- reinigkeit ſind, verwerffen. Nun finden ſich ſo vielerley Perlenſamen, daß ich ſie nicht alle wuͤrde beſchreiben koͤnnen: dieweil aber keine anderen zur Artzney ſollen genommen werden, als diejeni- gen, welche oriental ſind; derowegen ſoll man alle die andern verwerffen, in- ſonderheit die kleinen runden, die als wie Mehl ſehen, und insgemein Schot- tiſche oder Bruſſelſche Perlen genen- net, weil ſie nur Glas ſind. Jm uͤbri- gen liegt an der Groͤſſe nichts, wenn ſie nur ein ſchoͤnes Waſſer haben, und gewiß oriental ſind. Perlenſamen. Schottiſche oder Bruͤſſel- ſche Perlen. Die Perlen werden zu den hertzſtaͤr- ckenden Traͤncklein und andern Artz- neyen gebraucht und genommen, doch muͤſſen ſie gantz zarte gerieben ſeyn. Das Frauenzimmer braucht ſie auch, und ſchmincket ſich damit. Aus den Orientaliſchen Perlen wird vermittelſt eines oder des andern Sauern oder andern liquoribus und Saͤften, ein Perlenſaltz/ wie auch ein Magiſterium gemacht, und denenſelben gar groſſe Eigenſchafften zugeſchrieben. Weil nun beyde ſehr koſtbare Waaren ſind, dannenhero moͤgen diejenigen, die ihrer benoͤthiget, dieſelben nirgends, als bey rechtſchaffenen Leuten kauffen. Das Perlenoͤl betreffend, daſſelbige iſt nichts anders, als das im Keller gefloſ- ſene Perlenſaltz, dem man den Namen Perlenoͤl, und im Keller gefloſſenes Perlenoͤl, per deliquium, gegeben. Es giebt auch ſonſt noch ein Hauffen ande- re, in der bloſſen Einbildung beſtehende Zubereitungen und præparationes der Perlen, Arcana, Flores, Spiritus, Eſſen- tzen, Tincturen, und dergleichen mehr, welche aber viel ehe, die Narren ums Geld zu ſchnaͤutzen taugen, als daß ſie einige Huͤlffe leiſten ſolten. Die aller- beſte Bereitung der Perlen iſt, wenn ſie wohl gerieben werden. Magiſterium, Saltz und Oel von den Perlen/ auch andere præ- parationes mehr. Das acht und viertzigſte Capitel. Von der Perlenmutter. WJr verkauffen zu Paris gar groſſe Auſterſchalen, welche auswendig grau und rauh ſind, inwendig aber weiß, und ſo etwas gruͤnlicht, denen man, wiewohl mit hoͤchſtem Unrecht, den Titel Perlenmutter/ beygeleget: und zwar nicht deswegen, als ob die Perlen in ihnen gezeuget wuͤrden, wie doch ihrer viele glauben, ſondern, weil ſie inwendig die Farbe und Waſſer wie die Orientaliſchen Perlen haben, wie auch auswendig, wenn man ſie mit Scheidewaſſer abgeputzt. Aus dieſen Schalen wird allerhand gemacht, viele aber praͤpariren und reiben ſie klein, machen hernachmahls trochiſcos und Kuͤchlein draus, die ſie alsdann fuͤr praͤparirte Perlen ver- kauffen. Das

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/462>, abgerufen am 16.04.2024.