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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Des dritten Theils
Der
Hauptbeschreibung der Spezereyen
und Materialien
Zweytes Buch/
Von Mineralien.


Vorrede.

UNter dem Worte Mineral wird alles verstanden, was etwas
von Ertz in sich hält/ oder in den Ertzgruben wächst/ oder
durch dieselben gegangen ist.

Man hält auch dafür, daß die Mineralien dichte veste
Cörper sind/ die von denen Dünsten und Dämpfen/ welche in
der Erde verschlossen liegen/ generiret und erzeuget werden/ eben als wie
die
Meteora in der Luft. Andre aber wollen, daß es sehr schwache Cör-
per wären/ welche in der Erde gefunden würden, woselbst sie durch eine

coagulation und zusammengerinnen erzeuget und durch einen Zusatz em-
pfindlicher Theilgen vermehret worden/ und oftmahls die Materie ge-
ben, aus welcher mit der Zeit das Metall formiret wird. Dannenhero
will auch ich unter diesem Namen alles begreiffen/ was nur einiger mas-
sen vom Metall
participiret/ und allein in diesem Stücke davon unterschie-
den ist/ daß es den Hammer nicht verträget/ und es etliche darunter gie-
bet/ die sich nicht einmahl schmeltzen lassen; als da ist der Magnet/ und
dergleichen noch mehr. Will also bey dem Spiesglase anheben/ alldie-
weil es dem Metall am nähesten kommt/ auch nicht davon unterschieden
ist, ohne daß es sich weder ziehen noch dehnen läßt.

Furetiere vermeldet, daß das Spiesglas ein Mineral sey/ welches
der Natur der Metallen sehr beykomme; und andere glauben gar/ daß
es aller andern Dinge
principia und Anfang in ihm enthalte/ dieweil es sich
in allen Ertzgruben finden läßt/ vornehmlich aber in den Silber- und
Bley-Stollen/ und bestehe aus zweyerley Schwefel; deren einer metal-
lisch sey/ und an Reinigkeit und Farbe dem Goldschwefel gantz gleich
komme/ der andere aber sey irdisch und verbrennlich, beynahe/ wie der
gemeine Schwefel; und dann aus einem rusigen und übel
digerirten Mer-
cur/ der etwas von der Natur des Bleyes an sich habe, wie auch ein we-
nig irdisches Saltzes. Er sagt auch/ das Spiesglas sey vor dem
XIII den
Jahrhundert nicht weiter bekannt gewesen/ als daß man es zur Schmin-
cke gebraucht. Um selbe Zeit aber habe der Mönch/ Basilius Valen-
tinus, ein Büchlein geschrieben, das er den Triumphwagen des Spies-
glases betitelt/ und darinne erwiesen/ daß es eine Artzney wider alle
Kranckheiten sey. Drey hundert Jahr hernach brachte es
Paracelsus
wieder in Schwang, allein im Jahr 1566. wurde es durch einen Befehl
des Parlaments verdammet und zu gebrauchen verboten/ auch im Jahr
1609. ein Medicus/ Besnier/ der dawider gehandelt, aus der Facultät
gestossen. Jm Jahr 1637. ward es
autoritate publica, unter die purgiren-

den
Der Spezereyen und Materialien
Des dritten Theils
Der
Hauptbeſchreibung der Spezereyen
und Materialien
Zweytes Buch/
Von Mineralien.


Vorrede.

UNter dem Worte Mineral wird alles verſtanden, was etwas
von Ertz in ſich haͤlt/ oder in den Ertzgruben waͤchſt/ oder
durch dieſelben gegangen iſt.

Man haͤlt auch dafuͤr, daß die Mineralien dichte veſte
Coͤrper ſind/ die von denen Duͤnſten und Daͤmpfen/ welche in
der Erde verſchloſſen liegen/ generiret und erzeuget werden/ eben als wie
die
Meteora in der Luft. Andre aber wollen, daß es ſehr ſchwache Coͤr-
per waͤren/ welche in der Erde gefunden wuͤrden, woſelbſt ſie durch eine

coagulation und zuſammengerinnen erzeuget und durch einen Zuſatz em-
pfindlicher Theilgen vermehret worden/ und oftmahls die Materie ge-
ben, aus welcher mit der Zeit das Metall formiret wird. Dannenhero
will auch ich unter dieſem Namen alles begreiffen/ was nur einiger maſ-
ſen vom Metall
participiret/ und allein in dieſem Stuͤcke davon unterſchie-
den iſt/ daß es den Hammer nicht vertraͤget/ und es etliche darunter gie-
bet/ die ſich nicht einmahl ſchmeltzen laſſen; als da iſt der Magnet/ und
dergleichen noch mehr. Will alſo bey dem Spiesglaſe anheben/ alldie-
weil es dem Metall am naͤheſten kommt/ auch nicht davon unterſchieden
iſt, ohne daß es ſich weder ziehen noch dehnen laͤßt.

Furetiere vermeldet, daß das Spiesglas ein Mineral ſey/ welches
der Natur der Metallen ſehr beykomme; und andere glauben gar/ daß
es aller andern Dinge
principia und Anfang in ihm enthalte/ dieweil es ſich
in allen Ertzgruben finden laͤßt/ vornehmlich aber in den Silber- und
Bley-Stollen/ und beſtehe aus zweyerley Schwefel; deren einer metal-
liſch ſey/ und an Reinigkeit und Farbe dem Goldſchwefel gantz gleich
komme/ der andere aber ſey irdiſch und verbrennlich, beynahe/ wie der
gemeine Schwefel; und dann aus einem ruſigen und uͤbel
digerirten Mer-
cur/ der etwas von der Natur des Bleyes an ſich habe, wie auch ein we-
nig irdiſches Saltzes. Er ſagt auch/ das Spiesglas ſey vor dem
XIII den
Jahrhundert nicht weiter bekannt geweſen/ als daß man es zur Schmin-
cke gebraucht. Um ſelbe Zeit aber habe der Moͤnch/ Baſilius Valen-
tinus, ein Buͤchlein geſchrieben, das er den Triumphwagen des Spies-
glaſes betitelt/ und darinne erwieſen/ daß es eine Artzney wider alle
Kranckheiten ſey. Drey hundert Jahr hernach brachte es
Paracelſus
wieder in Schwang, allein im Jahr 1566. wurde es durch einen Befehl
des Parlaments verdammet und zu gebrauchen verboten/ auch im Jahr
1609. ein Medicus/ Beſnier/ der dawider gehandelt, aus der Facultaͤt
geſtoſſen. Jm Jahr 1637. ward es
autoritate publica, unter die purgiren-

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[725, 726[]/0514] Der Spezereyen und Materialien Des dritten Theils Der Hauptbeſchreibung der Spezereyen und Materialien Zweytes Buch/ Von Mineralien. Vorrede. UNter dem Worte Mineral wird alles verſtanden, was etwas von Ertz in ſich haͤlt/ oder in den Ertzgruben waͤchſt/ oder durch dieſelben gegangen iſt. Man haͤlt auch dafuͤr, daß die Mineralien dichte veſte Coͤrper ſind/ die von denen Duͤnſten und Daͤmpfen/ welche in der Erde verſchloſſen liegen/ generiret und erzeuget werden/ eben als wie die Meteora in der Luft. Andre aber wollen, daß es ſehr ſchwache Coͤr- per waͤren/ welche in der Erde gefunden wuͤrden, woſelbſt ſie durch eine coagulation und zuſammengerinnen erzeuget und durch einen Zuſatz em- pfindlicher Theilgen vermehret worden/ und oftmahls die Materie ge- ben, aus welcher mit der Zeit das Metall formiret wird. Dannenhero will auch ich unter dieſem Namen alles begreiffen/ was nur einiger maſ- ſen vom Metall participiret/ und allein in dieſem Stuͤcke davon unterſchie- den iſt/ daß es den Hammer nicht vertraͤget/ und es etliche darunter gie- bet/ die ſich nicht einmahl ſchmeltzen laſſen; als da iſt der Magnet/ und dergleichen noch mehr. Will alſo bey dem Spiesglaſe anheben/ alldie- weil es dem Metall am naͤheſten kommt/ auch nicht davon unterſchieden iſt, ohne daß es ſich weder ziehen noch dehnen laͤßt. Furetiere vermeldet, daß das Spiesglas ein Mineral ſey/ welches der Natur der Metallen ſehr beykomme; und andere glauben gar/ daß es aller andern Dinge principia und Anfang in ihm enthalte/ dieweil es ſich in allen Ertzgruben finden laͤßt/ vornehmlich aber in den Silber- und Bley-Stollen/ und beſtehe aus zweyerley Schwefel; deren einer metal- liſch ſey/ und an Reinigkeit und Farbe dem Goldſchwefel gantz gleich komme/ der andere aber ſey irdiſch und verbrennlich, beynahe/ wie der gemeine Schwefel; und dann aus einem ruſigen und uͤbel digerirten Mer- cur/ der etwas von der Natur des Bleyes an ſich habe, wie auch ein we- nig irdiſches Saltzes. Er ſagt auch/ das Spiesglas ſey vor dem XIII den Jahrhundert nicht weiter bekannt geweſen/ als daß man es zur Schmin- cke gebraucht. Um ſelbe Zeit aber habe der Moͤnch/ Baſilius Valen- tinus, ein Buͤchlein geſchrieben, das er den Triumphwagen des Spies- glaſes betitelt/ und darinne erwieſen/ daß es eine Artzney wider alle Kranckheiten ſey. Drey hundert Jahr hernach brachte es Paracelſus wieder in Schwang, allein im Jahr 1566. wurde es durch einen Befehl des Parlaments verdammet und zu gebrauchen verboten/ auch im Jahr 1609. ein Medicus/ Beſnier/ der dawider gehandelt, aus der Facultaͤt geſtoſſen. Jm Jahr 1637. ward es autoritate publica, unter die purgiren- den

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. 725, 726[]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/514>, abgerufen am 24.04.2024.