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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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lich bereichern können. Aus diesen Ursachen
verstattete es ihnen Abbas der Große nicht,
sich in seinem Lande niederzulassen: allein sein
Nachfolger Cha Sephy ließ sich theils durch
ansehnliche Geschenke bestechen, theils von sei-
nen Ministern überreden, und ertheilte den Hei-
den wieder die völlige Freyheit, sich in seinem
Reiche niederzulassen. Man kann dieß für ei-
nen Hauptfehler in der Regierung des Cha
Sephy ansehen.



Neuntes Kapitel.

Von der persischen Religion.

Die persische Religion kommt mit der Mo-
hammedanischen nach der Auslegung des
Aly, völlig überein. -- Um den Ursprung
dieser Secte des Aly recht zu verstehen, scheint
es nöthig zu seyn, kürzlich die Geschichte der
Revolutionen in Ansehung der Nachfolge Mo-
hammeds zu erzählen. Die mohammedanische
Religion wurde, so bald ihr Stifter gestorben
war, in viele Secten zertheilt. Dieß kam
fürnehmlich daher, weil die Emirs, durch
ihren unsäglichen Ehrgeiz angefeuert, unter
sich, der Nachfolge wegen, uneinig wur-
den. Abubeker, Mohammeds Schwieger-
vater, und Aly, sein Eidam, machten bey-

de

lich bereichern koͤnnen. Aus dieſen Urſachen
verſtattete es ihnen Abbas der Große nicht,
ſich in ſeinem Lande niederzulaſſen: allein ſein
Nachfolger Cha Sephy ließ ſich theils durch
anſehnliche Geſchenke beſtechen, theils von ſei-
nen Miniſtern uͤberreden, und ertheilte den Hei-
den wieder die voͤllige Freyheit, ſich in ſeinem
Reiche niederzulaſſen. Man kann dieß fuͤr ei-
nen Hauptfehler in der Regierung des Cha
Sephy anſehen.



Neuntes Kapitel.

Von der perſiſchen Religion.

Die perſiſche Religion kommt mit der Mo-
hammedaniſchen nach der Auslegung des
Aly, voͤllig uͤberein. — Um den Urſprung
dieſer Secte des Aly recht zu verſtehen, ſcheint
es noͤthig zu ſeyn, kuͤrzlich die Geſchichte der
Revolutionen in Anſehung der Nachfolge Mo-
hammeds zu erzaͤhlen. Die mohammedaniſche
Religion wurde, ſo bald ihr Stifter geſtorben
war, in viele Secten zertheilt. Dieß kam
fuͤrnehmlich daher, weil die Emirs, durch
ihren unſaͤglichen Ehrgeiz angefeuert, unter
ſich, der Nachfolge wegen, uneinig wur-
den. Abubeker, Mohammeds Schwieger-
vater, und Aly, ſein Eidam, machten bey-

de
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[172/0192] lich bereichern koͤnnen. Aus dieſen Urſachen verſtattete es ihnen Abbas der Große nicht, ſich in ſeinem Lande niederzulaſſen: allein ſein Nachfolger Cha Sephy ließ ſich theils durch anſehnliche Geſchenke beſtechen, theils von ſei- nen Miniſtern uͤberreden, und ertheilte den Hei- den wieder die voͤllige Freyheit, ſich in ſeinem Reiche niederzulaſſen. Man kann dieß fuͤr ei- nen Hauptfehler in der Regierung des Cha Sephy anſehen. Neuntes Kapitel. Von der perſiſchen Religion. Die perſiſche Religion kommt mit der Mo- hammedaniſchen nach der Auslegung des Aly, voͤllig uͤberein. — Um den Urſprung dieſer Secte des Aly recht zu verſtehen, ſcheint es noͤthig zu ſeyn, kuͤrzlich die Geſchichte der Revolutionen in Anſehung der Nachfolge Mo- hammeds zu erzaͤhlen. Die mohammedaniſche Religion wurde, ſo bald ihr Stifter geſtorben war, in viele Secten zertheilt. Dieß kam fuͤrnehmlich daher, weil die Emirs, durch ihren unſaͤglichen Ehrgeiz angefeuert, unter ſich, der Nachfolge wegen, uneinig wur- den. Abubeker, Mohammeds Schwieger- vater, und Aly, ſein Eidam, machten bey- de

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/192>, abgerufen am 19.04.2024.