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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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ebenfalls die Erziehung einer längst vergangenen
Zeit an, und bekundet eigentlich sein Alter sichrer
noch als sein Aussehn.

Unsere Vergnügungen für die nächsten Tage sind
nun folgendermaßen arrangirt. Morgen gehen wir
in die Kirche, übermorgen nach der Stadt Gallway,
um ein Pferderennen zu besehen, wo die armen Thiere
nicht nur eine deutsche Meile laufen, sondern wäh-
rend diesem Rennen auch noch verschiedene Mauern
überspringen müssen. Sie werden von Gentlemen
geritten. Den Abend darauf ist Ball, wo man mir
den Anblick aller Schönheiten der Umgegend ver-
spricht. Aufrichtig gesagt, so gerührt ich von der
mir bewiesenen Güte bin, so wird mir doch bei der
Aussicht auf einen sehr langen Aufenhalt im Hause
etwas bange, ich würde aber die herzlichen Menschen
tief bekümmern, wenn ich mir davon etwas merken
ließe. Je m'execute donc de bonne grace.


Die Sitten sind hier noch so alterthümlich, daß
jeden Tag der Hausherr meine Gesundheit aus-
bringt, und wir keine Servietten bei Tisch haben,
statt deren Schnupftuch oder Tischtuchzipfel aushelfen
müssen.

Vier Stunden des Vormittags brachten wir in
der nahe liegenden Stadt Tuam in der Kirche zu,
und sahen vier Geistliche vom Erzbischof ordiniren.

ebenfalls die Erziehung einer längſt vergangenen
Zeit an, und bekundet eigentlich ſein Alter ſichrer
noch als ſein Ausſehn.

Unſere Vergnügungen für die nächſten Tage ſind
nun folgendermaßen arrangirt. Morgen gehen wir
in die Kirche, übermorgen nach der Stadt Gallway,
um ein Pferderennen zu beſehen, wo die armen Thiere
nicht nur eine deutſche Meile laufen, ſondern wäh-
rend dieſem Rennen auch noch verſchiedene Mauern
überſpringen müſſen. Sie werden von Gentlemen
geritten. Den Abend darauf iſt Ball, wo man mir
den Anblick aller Schönheiten der Umgegend ver-
ſpricht. Aufrichtig geſagt, ſo gerührt ich von der
mir bewieſenen Güte bin, ſo wird mir doch bei der
Ausſicht auf einen ſehr langen Aufenhalt im Hauſe
etwas bange, ich würde aber die herzlichen Menſchen
tief bekümmern, wenn ich mir davon etwas merken
ließe. Je m’exécute donc de bonne grace.


Die Sitten ſind hier noch ſo alterthümlich, daß
jeden Tag der Hausherr meine Geſundheit aus-
bringt, und wir keine Servietten bei Tiſch haben,
ſtatt deren Schnupftuch oder Tiſchtuchzipfel aushelfen
müſſen.

Vier Stunden des Vormittags brachten wir in
der nahe liegenden Stadt Tuam in der Kirche zu,
und ſahen vier Geiſtliche vom Erzbiſchof ordiniren.

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[221/0245] ebenfalls die Erziehung einer längſt vergangenen Zeit an, und bekundet eigentlich ſein Alter ſichrer noch als ſein Ausſehn. Unſere Vergnügungen für die nächſten Tage ſind nun folgendermaßen arrangirt. Morgen gehen wir in die Kirche, übermorgen nach der Stadt Gallway, um ein Pferderennen zu beſehen, wo die armen Thiere nicht nur eine deutſche Meile laufen, ſondern wäh- rend dieſem Rennen auch noch verſchiedene Mauern überſpringen müſſen. Sie werden von Gentlemen geritten. Den Abend darauf iſt Ball, wo man mir den Anblick aller Schönheiten der Umgegend ver- ſpricht. Aufrichtig geſagt, ſo gerührt ich von der mir bewieſenen Güte bin, ſo wird mir doch bei der Ausſicht auf einen ſehr langen Aufenhalt im Hauſe etwas bange, ich würde aber die herzlichen Menſchen tief bekümmern, wenn ich mir davon etwas merken ließe. Je m’exécute donc de bonne grace. Den 7ten. Die Sitten ſind hier noch ſo alterthümlich, daß jeden Tag der Hausherr meine Geſundheit aus- bringt, und wir keine Servietten bei Tiſch haben, ſtatt deren Schnupftuch oder Tiſchtuchzipfel aushelfen müſſen. Vier Stunden des Vormittags brachten wir in der nahe liegenden Stadt Tuam in der Kirche zu, und ſahen vier Geiſtliche vom Erzbiſchof ordiniren.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/245>, abgerufen am 19.03.2024.