Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

häufigen Artikeln solcher Art in den Zeitungen ei-
gentlich zu halten ist.



Heute früh besuchte ich einen Theil der öffentlichen
Promenaden, welche ich indeß unter meiner Erwar-
tung fand, und trank den Brunnen, der mit Carls-
bad Aehnlichkeit hat, mich aber sehr erhitzte. Die
Doktoren sagen hier, wie bei uns: man müsse ihn
früh trinken, sonst verliere er einen großen Theil sei-
ner Kraft. Das Spaßhafte ist aber, daß hier früh,
in ihrem Sinne, gerade da anfängt, wo es bei uns
aufhört, nämlich um zehn Uhr. Das Wetter ist lei-
der nicht günstig, jetzt kalt und stürmisch, nachdem
wir früher, ziemlich lange für England, große Hitze
gehabt hatten. Zur Reise ist es aber nicht so übel,
und ich fühle mich dabei mindestens weit heiterer
als in London, freue mich auch lebhaft auf die schö-
nen Gegenden in Wales, denen ich entgegen reise.
Sey also wenigstens in Gedanken bei mir, und laß
unsere Geister Hand in Hand über Land und Meer
gleiten, zusammen von den Bergen herab schauen,
und der Thäler stille Heimlichkeit genießen; denn an
der Schönheit Gottes herrlicher Natur erfreuen sich
die Geister gewiß durch alle Welten, in Formen so
unendlich verschieden, als die Unendlichkeit selbst
grenzenlos ist.

Ich führe Dich zuerst zu den sieben Quellen der
Themse, die eine Stunde von Cheltenham entspringen.
In einer Fly, (kleine Art Landau, nur mit einem

häufigen Artikeln ſolcher Art in den Zeitungen ei-
gentlich zu halten iſt.



Heute früh beſuchte ich einen Theil der öffentlichen
Promenaden, welche ich indeß unter meiner Erwar-
tung fand, und trank den Brunnen, der mit Carls-
bad Aehnlichkeit hat, mich aber ſehr erhitzte. Die
Doktoren ſagen hier, wie bei uns: man müſſe ihn
früh trinken, ſonſt verliere er einen großen Theil ſei-
ner Kraft. Das Spaßhafte iſt aber, daß hier früh,
in ihrem Sinne, gerade da anfängt, wo es bei uns
aufhört, nämlich um zehn Uhr. Das Wetter iſt lei-
der nicht günſtig, jetzt kalt und ſtürmiſch, nachdem
wir früher, ziemlich lange für England, große Hitze
gehabt hatten. Zur Reiſe iſt es aber nicht ſo übel,
und ich fühle mich dabei mindeſtens weit heiterer
als in London, freue mich auch lebhaft auf die ſchö-
nen Gegenden in Wales, denen ich entgegen reiſe.
Sey alſo wenigſtens in Gedanken bei mir, und laß
unſere Geiſter Hand in Hand über Land und Meer
gleiten, zuſammen von den Bergen herab ſchauen,
und der Thäler ſtille Heimlichkeit genießen; denn an
der Schönheit Gottes herrlicher Natur erfreuen ſich
die Geiſter gewiß durch alle Welten, in Formen ſo
unendlich verſchieden, als die Unendlichkeit ſelbſt
grenzenlos iſt.

Ich führe Dich zuerſt zu den ſieben Quellen der
Themſe, die eine Stunde von Cheltenham entſpringen.
In einer Fly, (kleine Art Landau, nur mit einem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029" n="5"/>
häufigen Artikeln &#x017F;olcher Art in den Zeitungen ei-<lb/>
gentlich zu halten i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 13<hi rendition="#sup">ten</hi></hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Heute früh be&#x017F;uchte ich einen Theil der öffentlichen<lb/>
Promenaden, welche ich indeß unter meiner Erwar-<lb/>
tung fand, und trank den Brunnen, der mit Carls-<lb/>
bad Aehnlichkeit hat, mich aber &#x017F;ehr erhitzte. Die<lb/>
Doktoren &#x017F;agen hier, wie bei uns: man mü&#x017F;&#x017F;e ihn<lb/>
früh trinken, &#x017F;on&#x017F;t verliere er einen großen Theil &#x017F;ei-<lb/>
ner Kraft. Das Spaßhafte i&#x017F;t aber, daß hier <hi rendition="#g">früh</hi>,<lb/>
in ihrem Sinne, gerade da anfängt, wo es bei uns<lb/>
aufhört, nämlich um zehn Uhr. Das Wetter i&#x017F;t lei-<lb/>
der nicht gün&#x017F;tig, jetzt kalt und &#x017F;türmi&#x017F;ch, nachdem<lb/>
wir früher, ziemlich lange für England, große Hitze<lb/>
gehabt hatten. Zur Rei&#x017F;e i&#x017F;t es aber nicht &#x017F;o übel,<lb/>
und ich fühle mich dabei minde&#x017F;tens weit heiterer<lb/>
als in London, freue mich auch lebhaft auf die &#x017F;chö-<lb/>
nen Gegenden in Wales, denen ich entgegen rei&#x017F;e.<lb/>
Sey al&#x017F;o wenig&#x017F;tens in Gedanken bei mir, und laß<lb/>
un&#x017F;ere Gei&#x017F;ter Hand in Hand über Land und Meer<lb/>
gleiten, zu&#x017F;ammen von den Bergen herab &#x017F;chauen,<lb/>
und der Thäler &#x017F;tille Heimlichkeit genießen; denn an<lb/>
der Schönheit Gottes herrlicher Natur erfreuen &#x017F;ich<lb/>
die Gei&#x017F;ter gewiß durch alle Welten, in Formen &#x017F;o<lb/>
unendlich ver&#x017F;chieden, als die Unendlichkeit &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
grenzenlos i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Ich führe Dich zuer&#x017F;t zu den &#x017F;ieben Quellen der<lb/>
Them&#x017F;e, die eine Stunde von Cheltenham ent&#x017F;pringen.<lb/>
In einer Fly, (kleine Art Landau, nur mit einem<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0029] häufigen Artikeln ſolcher Art in den Zeitungen ei- gentlich zu halten iſt. Den 13ten Heute früh beſuchte ich einen Theil der öffentlichen Promenaden, welche ich indeß unter meiner Erwar- tung fand, und trank den Brunnen, der mit Carls- bad Aehnlichkeit hat, mich aber ſehr erhitzte. Die Doktoren ſagen hier, wie bei uns: man müſſe ihn früh trinken, ſonſt verliere er einen großen Theil ſei- ner Kraft. Das Spaßhafte iſt aber, daß hier früh, in ihrem Sinne, gerade da anfängt, wo es bei uns aufhört, nämlich um zehn Uhr. Das Wetter iſt lei- der nicht günſtig, jetzt kalt und ſtürmiſch, nachdem wir früher, ziemlich lange für England, große Hitze gehabt hatten. Zur Reiſe iſt es aber nicht ſo übel, und ich fühle mich dabei mindeſtens weit heiterer als in London, freue mich auch lebhaft auf die ſchö- nen Gegenden in Wales, denen ich entgegen reiſe. Sey alſo wenigſtens in Gedanken bei mir, und laß unſere Geiſter Hand in Hand über Land und Meer gleiten, zuſammen von den Bergen herab ſchauen, und der Thäler ſtille Heimlichkeit genießen; denn an der Schönheit Gottes herrlicher Natur erfreuen ſich die Geiſter gewiß durch alle Welten, in Formen ſo unendlich verſchieden, als die Unendlichkeit ſelbſt grenzenlos iſt. Ich führe Dich zuerſt zu den ſieben Quellen der Themſe, die eine Stunde von Cheltenham entſpringen. In einer Fly, (kleine Art Landau, nur mit einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/29
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/29>, abgerufen am 19.03.2024.