Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Verarbeiten herab, und wie dort, bringt die Kraft
der herabrollenden beladenen Wagen auch die leeren
wieder herauf. Die Eisenbahnen sind hier nicht, wie
gewöhnlich, concav, sondern conver, und die Wagen-
räder entsprechend.



Der Tag ging mit Ruhen, Schreiben und Lesen
hin, und bietet daher wenig Stoff dar; ehe ich mich
zu Bett lege muß ich aber doch, der süßen Gewohn-
heit folgend, noch ein wenig mit Dir plaudern. Ich
dachte eben an die Heimath und unsern verehrten
Freund L ..., der jetzt wieder umher reist, mir aber
neulich ein ganzes Heft seiner älteren Bemerkungen
zusendete. Soll ich Dir einen Echantillon davon mit-
theilen? -- also böre:

Betrachtungen einer frommgemüthlichen
Seele aus Sandomir oder Sandomich
.*)

1., Als die Sächsischen Postillone auf meine Ko-
sten vielen Schnaps getrunken hatten etc.

Wie viel besser ist es doch bei uns, als überall in
der Fremde! Freilich erlebt man dort manches Merk-
würdige. Zum Beispiel ist es gewiß ein sonderbarer
Umstand (und doch kann ich nach vielfältiger Erfah-

*) Die Einwohner selbst können nicht ganz genan ange-
ben, welche Endung die eigentlich richtige sey.

Verarbeiten herab, und wie dort, bringt die Kraft
der herabrollenden beladenen Wagen auch die leeren
wieder herauf. Die Eiſenbahnen ſind hier nicht, wie
gewöhnlich, concav, ſondern conver, und die Wagen-
räder entſprechend.



Der Tag ging mit Ruhen, Schreiben und Leſen
hin, und bietet daher wenig Stoff dar; ehe ich mich
zu Bett lege muß ich aber doch, der ſüßen Gewohn-
heit folgend, noch ein wenig mit Dir plaudern. Ich
dachte eben an die Heimath und unſern verehrten
Freund L …, der jetzt wieder umher reist, mir aber
neulich ein ganzes Heft ſeiner älteren Bemerkungen
zuſendete. Soll ich Dir einen Echantillon davon mit-
theilen? — alſo böre:

Betrachtungen einer frommgemüthlichen
Seele aus Sandomir oder Sandomich
.*)

1., Als die Sächſiſchen Poſtillone auf meine Ko-
ſten vielen Schnaps getrunken hatten ꝛc.

Wie viel beſſer iſt es doch bei uns, als überall in
der Fremde! Freilich erlebt man dort manches Merk-
würdige. Zum Beiſpiel iſt es gewiß ein ſonderbarer
Umſtand (und doch kann ich nach vielfältiger Erfah-

*) Die Einwohner ſelbſt können nicht ganz genan ange-
ben, welche Endung die eigentlich richtige ſey.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0072" n="48"/>
Verarbeiten herab, und wie dort, bringt die Kraft<lb/>
der herabrollenden beladenen Wagen auch die leeren<lb/>
wieder herauf. Die Ei&#x017F;enbahnen &#x017F;ind hier nicht, wie<lb/>
gewöhnlich, concav, &#x017F;ondern conver, und die Wagen-<lb/>
räder ent&#x017F;prechend.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">den 17ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Der Tag ging mit Ruhen, Schreiben und Le&#x017F;en<lb/>
hin, und bietet daher wenig Stoff dar; ehe ich mich<lb/>
zu Bett lege muß ich aber doch, der &#x017F;üßen Gewohn-<lb/>
heit folgend, noch ein wenig mit Dir plaudern. Ich<lb/>
dachte eben an die Heimath und un&#x017F;ern verehrten<lb/>
Freund L &#x2026;, der jetzt wieder umher reist, mir aber<lb/>
neulich ein ganzes Heft &#x017F;einer älteren Bemerkungen<lb/>
zu&#x017F;endete. Soll ich Dir einen Echantillon davon mit-<lb/>
theilen? &#x2014; al&#x017F;o böre:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Betrachtungen einer frommgemüthlichen<lb/>
Seele aus Sandomir oder Sandomich</hi>.<note place="foot" n="*)">Die Einwohner &#x017F;elb&#x017F;t können nicht ganz genan ange-<lb/>
ben, welche Endung die eigentlich richtige &#x017F;ey.</note></hi> </p><lb/>
          <list>
            <item>1., Als die Säch&#x017F;i&#x017F;chen Po&#x017F;tillone auf meine Ko-<lb/>
&#x017F;ten vielen Schnaps getrunken hatten &#xA75B;c.</item>
          </list><lb/>
          <p>Wie viel be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t es doch bei uns, als überall in<lb/>
der Fremde! Freilich erlebt man dort manches Merk-<lb/>
würdige. Zum Bei&#x017F;piel i&#x017F;t es gewiß ein &#x017F;onderbarer<lb/>
Um&#x017F;tand (und doch kann ich nach vielfältiger Erfah-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0072] Verarbeiten herab, und wie dort, bringt die Kraft der herabrollenden beladenen Wagen auch die leeren wieder herauf. Die Eiſenbahnen ſind hier nicht, wie gewöhnlich, concav, ſondern conver, und die Wagen- räder entſprechend. den 17ten. Der Tag ging mit Ruhen, Schreiben und Leſen hin, und bietet daher wenig Stoff dar; ehe ich mich zu Bett lege muß ich aber doch, der ſüßen Gewohn- heit folgend, noch ein wenig mit Dir plaudern. Ich dachte eben an die Heimath und unſern verehrten Freund L …, der jetzt wieder umher reist, mir aber neulich ein ganzes Heft ſeiner älteren Bemerkungen zuſendete. Soll ich Dir einen Echantillon davon mit- theilen? — alſo böre: Betrachtungen einer frommgemüthlichen Seele aus Sandomir oder Sandomich. *) 1., Als die Sächſiſchen Poſtillone auf meine Ko- ſten vielen Schnaps getrunken hatten ꝛc. Wie viel beſſer iſt es doch bei uns, als überall in der Fremde! Freilich erlebt man dort manches Merk- würdige. Zum Beiſpiel iſt es gewiß ein ſonderbarer Umſtand (und doch kann ich nach vielfältiger Erfah- *) Die Einwohner ſelbſt können nicht ganz genan ange- ben, welche Endung die eigentlich richtige ſey.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/72
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/72>, abgerufen am 24.04.2024.