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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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Artikel gegen ihn einrücken lassen, und der arme L.,
der seine Leute kennt, fürchtet jetzt ohnfehlbar beim
Examen durchzufallen. Da die gegen ihn gerichtete
Philippika nicht lang ist, und überdem die Zeit gut
charakterisirt, ich auch heute Ruhetag habe, so schrei-
be ich Dir, mit einigen Abkürzungen, die Haupt-
sache ab.

Ueber die Betrachtungen einer gemüthlichen Seele
aus Sandomir. Eine Rede vom Herrn von
Frömmel, Adjutanten Seiner Durchlaucht
des Fürsten von ....... Gesprochen im adli-
chen frommen Conventikel beiderlei Geschlechts
zu A ... Heilige Geiststraße Nr. 33. am 4ten
Mai 1828; und hier besonders abgedruckt aus
den Sammlungen für ächte Christen.

Hoch- und Hochwohlgeborne, fromme Brüder und
Schwestern!

Mit Recht sagt unser Heiland: Es giebt viel Wölfe
in Schafspelzen! Ein Solcher ist aber Träger vorlie-
genden Schafpelzes, der ungenannte Verfasser der
Betrachtungen etc. sonder allen Zweifel. Es ist nicht
schwer zu entziffern, daß unter der Maske von Fröm-
migkeit, und einer fast an Albernheit gränzenden Sim-
plicität, hier mit höhnischem Spott dieselbe verder-
bende Schlange zischt, welche einst unsere fromme
Mutter Eva verführte, und seitdem unsere heilige Re-
ligion unablässig mit ihrem Geifer besprützt, nur sin-
nend wie sie Thron und Kirche untergrabe. Wir je-

Artikel gegen ihn einrücken laſſen, und der arme L.,
der ſeine Leute kennt, fürchtet jetzt ohnfehlbar beim
Examen durchzufallen. Da die gegen ihn gerichtete
Philippika nicht lang iſt, und überdem die Zeit gut
charakteriſirt, ich auch heute Ruhetag habe, ſo ſchrei-
be ich Dir, mit einigen Abkürzungen, die Haupt-
ſache ab.

Ueber die Betrachtungen einer gemüthlichen Seele
aus Sandomir. Eine Rede vom Herrn von
Frömmel, Adjutanten Seiner Durchlaucht
des Fürſten von ....... Geſprochen im adli-
chen frommen Conventikel beiderlei Geſchlechts
zu A … Heilige Geiſtſtraße Nr. 33. am 4ten
Mai 1828; und hier beſonders abgedruckt aus
den Sammlungen für ächte Chriſten.

Hoch- und Hochwohlgeborne, fromme Brüder und
Schweſtern!

Mit Recht ſagt unſer Heiland: Es giebt viel Wölfe
in Schafspelzen! Ein Solcher iſt aber Träger vorlie-
genden Schafpelzes, der ungenannte Verfaſſer der
Betrachtungen ꝛc. ſonder allen Zweifel. Es iſt nicht
ſchwer zu entziffern, daß unter der Maske von Fröm-
migkeit, und einer faſt an Albernheit gränzenden Sim-
plicität, hier mit höhniſchem Spott dieſelbe verder-
bende Schlange ziſcht, welche einſt unſere fromme
Mutter Eva verführte, und ſeitdem unſere heilige Re-
ligion unabläſſig mit ihrem Geifer beſprützt, nur ſin-
nend wie ſie Thron und Kirche untergrabe. Wir je-

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[79/0103] Artikel gegen ihn einrücken laſſen, und der arme L., der ſeine Leute kennt, fürchtet jetzt ohnfehlbar beim Examen durchzufallen. Da die gegen ihn gerichtete Philippika nicht lang iſt, und überdem die Zeit gut charakteriſirt, ich auch heute Ruhetag habe, ſo ſchrei- be ich Dir, mit einigen Abkürzungen, die Haupt- ſache ab. Ueber die Betrachtungen einer gemüthlichen Seele aus Sandomir. Eine Rede vom Herrn von Frömmel, Adjutanten Seiner Durchlaucht des Fürſten von ....... Geſprochen im adli- chen frommen Conventikel beiderlei Geſchlechts zu A … Heilige Geiſtſtraße Nr. 33. am 4ten Mai 1828; und hier beſonders abgedruckt aus den Sammlungen für ächte Chriſten. Hoch- und Hochwohlgeborne, fromme Brüder und Schweſtern! Mit Recht ſagt unſer Heiland: Es giebt viel Wölfe in Schafspelzen! Ein Solcher iſt aber Träger vorlie- genden Schafpelzes, der ungenannte Verfaſſer der Betrachtungen ꝛc. ſonder allen Zweifel. Es iſt nicht ſchwer zu entziffern, daß unter der Maske von Fröm- migkeit, und einer faſt an Albernheit gränzenden Sim- plicität, hier mit höhniſchem Spott dieſelbe verder- bende Schlange ziſcht, welche einſt unſere fromme Mutter Eva verführte, und ſeitdem unſere heilige Re- ligion unabläſſig mit ihrem Geifer beſprützt, nur ſin- nend wie ſie Thron und Kirche untergrabe. Wir je-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/103>, abgerufen am 25.04.2024.