Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich war nicht ganz wohl, und kehrte daher, nach
einem kleinen Spaziergang in den Straßen, bald
wieder nach meinem Gasthofe zurück. Hier fand ich
einen katholischen Kirchendiener auf mich warten, der
mir ankündigte: man habe so eben mit den Glocken
für mich geläutet, sobald man nur meine Ankunft
erfahren. Er erbat sich dafür zehn Schilling. Je
l'envoyai promener,
bald darauf ließ sich ein Prote-
stant bei mir melden. Ich frug was er wolle? Blos
Your royal Highness (denn mit Titeln ist man hier
freigebig, sobald Jemand mit Extrapost und vier
Pferden ankömmt) warnen, von den Impositionen
der Katholiken, die auf eine schamlose Weise Fremde
behelligen, und ich bitte Euer Hoheit, ihnen ja nichts
zu geben; -- zugleich nehme ich mir jedoch die Frei-
heit, um eine kleine Beisteuer für das protestantische
Armenhaus zu ersuchen. Go to the d . . . . Pro-
testants and Catholics,
rief ich entrüstet, und warf
meine Thüre zu. Es war aber schon eine andere,
förmliche Deputation der Katholiken davor, aus dem
französischen Consul (einem Irländer), ferner einem
Verwandten und Namensvetter O' Connels und noch
einigen andern bestehend, die mich haranguirten und
mir sogar den Liberator-Orden ertheilen wollten.
Ich hatte alle Mühe, diesem und einer Einladung
zum Mittagsessen in ihrem Club zu entgehen, mußte
aber nachgeben, mich wenigstens von zweien aus
ihrer Mitte durch die Stadt begleiten zu lassen, um
mir die Merkwürdigkeiten derselben zu zeigen.

Ich war nicht ganz wohl, und kehrte daher, nach
einem kleinen Spaziergang in den Straßen, bald
wieder nach meinem Gaſthofe zurück. Hier fand ich
einen katholiſchen Kirchendiener auf mich warten, der
mir ankündigte: man habe ſo eben mit den Glocken
für mich geläutet, ſobald man nur meine Ankunft
erfahren. Er erbat ſich dafür zehn Schilling. Je
l’envoyai promener,
bald darauf ließ ſich ein Prote-
ſtant bei mir melden. Ich frug was er wolle? Blos
Your royal Highness (denn mit Titeln iſt man hier
freigebig, ſobald Jemand mit Extrapoſt und vier
Pferden ankömmt) warnen, von den Impoſitionen
der Katholiken, die auf eine ſchamloſe Weiſe Fremde
behelligen, und ich bitte Euer Hoheit, ihnen ja nichts
zu geben; — zugleich nehme ich mir jedoch die Frei-
heit, um eine kleine Beiſteuer für das proteſtantiſche
Armenhaus zu erſuchen. Go to the d . . . . Pro-
testants and Catholics,
rief ich entrüſtet, und warf
meine Thüre zu. Es war aber ſchon eine andere,
förmliche Deputation der Katholiken davor, aus dem
franzöſiſchen Conſul (einem Irländer), ferner einem
Verwandten und Namensvetter O’ Connels und noch
einigen andern beſtehend, die mich haranguirten und
mir ſogar den Liberator-Orden ertheilen wollten.
Ich hatte alle Mühe, dieſem und einer Einladung
zum Mittagseſſen in ihrem Club zu entgehen, mußte
aber nachgeben, mich wenigſtens von zweien aus
ihrer Mitte durch die Stadt begleiten zu laſſen, um
mir die Merkwürdigkeiten derſelben zu zeigen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0309" n="285"/>
          <p>Ich war nicht ganz wohl, und kehrte daher, nach<lb/>
einem kleinen Spaziergang in den Straßen, bald<lb/>
wieder nach meinem Ga&#x017F;thofe zurück. Hier fand ich<lb/>
einen katholi&#x017F;chen Kirchendiener auf mich warten, der<lb/>
mir ankündigte: man habe &#x017F;o eben mit den Glocken<lb/>
für mich geläutet, &#x017F;obald man nur meine Ankunft<lb/>
erfahren. Er erbat &#x017F;ich dafür zehn Schilling. <hi rendition="#aq">Je<lb/>
l&#x2019;envoyai promener,</hi> bald darauf ließ &#x017F;ich ein Prote-<lb/>
&#x017F;tant bei mir melden. Ich frug was er wolle? Blos<lb/><hi rendition="#aq">Your royal Highness</hi> (denn mit Titeln i&#x017F;t man hier<lb/>
freigebig, &#x017F;obald Jemand mit Extrapo&#x017F;t und vier<lb/>
Pferden ankömmt) warnen, von den Impo&#x017F;itionen<lb/>
der Katholiken, die auf eine &#x017F;chamlo&#x017F;e Wei&#x017F;e Fremde<lb/>
behelligen, und ich bitte Euer Hoheit, ihnen ja nichts<lb/>
zu geben; &#x2014; zugleich nehme ich mir jedoch die Frei-<lb/>
heit, um eine kleine Bei&#x017F;teuer für das prote&#x017F;tanti&#x017F;che<lb/>
Armenhaus zu er&#x017F;uchen. <hi rendition="#aq">Go to the d . . . . Pro-<lb/>
testants and Catholics,</hi> rief ich entrü&#x017F;tet, und warf<lb/>
meine Thüre zu. Es war aber &#x017F;chon eine andere,<lb/>
förmliche Deputation der Katholiken davor, aus dem<lb/>
franzö&#x017F;i&#x017F;chen Con&#x017F;ul (einem Irländer), ferner einem<lb/>
Verwandten und Namensvetter O&#x2019; Connels und noch<lb/>
einigen andern be&#x017F;tehend, die mich haranguirten und<lb/>
mir &#x017F;ogar den Liberator-Orden ertheilen wollten.<lb/>
Ich hatte alle Mühe, die&#x017F;em und einer Einladung<lb/>
zum Mittagse&#x017F;&#x017F;en in ihrem Club zu entgehen, mußte<lb/>
aber nachgeben, mich wenig&#x017F;tens von zweien aus<lb/>
ihrer Mitte durch die Stadt begleiten zu la&#x017F;&#x017F;en, um<lb/>
mir die Merkwürdigkeiten der&#x017F;elben zu zeigen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0309] Ich war nicht ganz wohl, und kehrte daher, nach einem kleinen Spaziergang in den Straßen, bald wieder nach meinem Gaſthofe zurück. Hier fand ich einen katholiſchen Kirchendiener auf mich warten, der mir ankündigte: man habe ſo eben mit den Glocken für mich geläutet, ſobald man nur meine Ankunft erfahren. Er erbat ſich dafür zehn Schilling. Je l’envoyai promener, bald darauf ließ ſich ein Prote- ſtant bei mir melden. Ich frug was er wolle? Blos Your royal Highness (denn mit Titeln iſt man hier freigebig, ſobald Jemand mit Extrapoſt und vier Pferden ankömmt) warnen, von den Impoſitionen der Katholiken, die auf eine ſchamloſe Weiſe Fremde behelligen, und ich bitte Euer Hoheit, ihnen ja nichts zu geben; — zugleich nehme ich mir jedoch die Frei- heit, um eine kleine Beiſteuer für das proteſtantiſche Armenhaus zu erſuchen. Go to the d . . . . Pro- testants and Catholics, rief ich entrüſtet, und warf meine Thüre zu. Es war aber ſchon eine andere, förmliche Deputation der Katholiken davor, aus dem franzöſiſchen Conſul (einem Irländer), ferner einem Verwandten und Namensvetter O’ Connels und noch einigen andern beſtehend, die mich haranguirten und mir ſogar den Liberator-Orden ertheilen wollten. Ich hatte alle Mühe, dieſem und einer Einladung zum Mittagseſſen in ihrem Club zu entgehen, mußte aber nachgeben, mich wenigſtens von zweien aus ihrer Mitte durch die Stadt begleiten zu laſſen, um mir die Merkwürdigkeiten derſelben zu zeigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/309
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/309>, abgerufen am 28.03.2024.