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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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mit O'Donnohue's Erlaubniß künftig führen solle?
Julie, sagte ich mit lauter Stimme, worauf mit don-
nerndem Hurrah dieser Name, obgleich nicht allzucor-
rekt ausgesprochen, dreimal wiederholt wurde. Nun
ergriff ein Dritter, der Port der Gesellschaft, eine mit
Wasser gefüllte Flachse, und hielt eine kurze Anrede
in Versen an O'Donnohue, worauf er mit aller Ge-
walt die Flasche gegen einen aus dem Wasser stehen-
den Stein warf, daß sie in tausend Atome zerschellte.
Zuletzt wurde eine zweite Flasche, aber mit Whiskey
gefüllt, auf meine Gesundheit ausgetrunken, und der
Insel Julie nochmals ein dreifaches Hurrah gebracht.
Die Bootsleute hielten diesen fremdklingenden Namen
für den meinigen, und nannten mich seitdem nicht
anders als Master Julie, was ich ganz wehmüthig
mit anhörte.

Deine Domainen haben sich also um eine Insel
auf den romantischen Seen zu Killarney vermehrt --
schade nur, daß die nächste Gesellschaft, die an dem-
selbe Flecke landet, sie Dir wieder entziehen wird,
denn wahrscheinlich tauft man hier, so oft Pathen
sich einfinden, da das eigentliche Kind, die Whiskey-
Bouteille, immer bei der Hand ist. Einstweilen lege
ich indessen diesem Briefe ein Arbutusblatt, vom
identischen Zweige, der auf meinem Hute prangte, bei,
damit wenigstens etwas von der Insel unbestritten
Dein Eigenthum bleibe.


mit O’Donnohue’s Erlaubniß künftig führen ſolle?
Julie, ſagte ich mit lauter Stimme, worauf mit don-
nerndem Hurrah dieſer Name, obgleich nicht allzucor-
rekt ausgeſprochen, dreimal wiederholt wurde. Nun
ergriff ein Dritter, der Port der Geſellſchaft, eine mit
Waſſer gefüllte Flachſe, und hielt eine kurze Anrede
in Verſen an O’Donnohue, worauf er mit aller Ge-
walt die Flaſche gegen einen aus dem Waſſer ſtehen-
den Stein warf, daß ſie in tauſend Atome zerſchellte.
Zuletzt wurde eine zweite Flaſche, aber mit Whiskey
gefüllt, auf meine Geſundheit ausgetrunken, und der
Inſel Julie nochmals ein dreifaches Hurrah gebracht.
Die Bootsleute hielten dieſen fremdklingenden Namen
für den meinigen, und nannten mich ſeitdem nicht
anders als Master Julie, was ich ganz wehmüthig
mit anhörte.

Deine Domainen haben ſich alſo um eine Inſel
auf den romantiſchen Seen zu Killarney vermehrt —
ſchade nur, daß die nächſte Geſellſchaft, die an dem-
ſelbe Flecke landet, ſie Dir wieder entziehen wird,
denn wahrſcheinlich tauft man hier, ſo oft Pathen
ſich einfinden, da das eigentliche Kind, die Whiskey-
Bouteille, immer bei der Hand iſt. Einſtweilen lege
ich indeſſen dieſem Briefe ein Arbutusblatt, vom
identiſchen Zweige, der auf meinem Hute prangte, bei,
damit wenigſtens etwas von der Inſel unbeſtritten
Dein Eigenthum bleibe.


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[306/0330] mit O’Donnohue’s Erlaubniß künftig führen ſolle? Julie, ſagte ich mit lauter Stimme, worauf mit don- nerndem Hurrah dieſer Name, obgleich nicht allzucor- rekt ausgeſprochen, dreimal wiederholt wurde. Nun ergriff ein Dritter, der Port der Geſellſchaft, eine mit Waſſer gefüllte Flachſe, und hielt eine kurze Anrede in Verſen an O’Donnohue, worauf er mit aller Ge- walt die Flaſche gegen einen aus dem Waſſer ſtehen- den Stein warf, daß ſie in tauſend Atome zerſchellte. Zuletzt wurde eine zweite Flaſche, aber mit Whiskey gefüllt, auf meine Geſundheit ausgetrunken, und der Inſel Julie nochmals ein dreifaches Hurrah gebracht. Die Bootsleute hielten dieſen fremdklingenden Namen für den meinigen, und nannten mich ſeitdem nicht anders als Master Julie, was ich ganz wehmüthig mit anhörte. Deine Domainen haben ſich alſo um eine Inſel auf den romantiſchen Seen zu Killarney vermehrt — ſchade nur, daß die nächſte Geſellſchaft, die an dem- ſelbe Flecke landet, ſie Dir wieder entziehen wird, denn wahrſcheinlich tauft man hier, ſo oft Pathen ſich einfinden, da das eigentliche Kind, die Whiskey- Bouteille, immer bei der Hand iſt. Einſtweilen lege ich indeſſen dieſem Briefe ein Arbutusblatt, vom identiſchen Zweige, der auf meinem Hute prangte, bei, damit wenigſtens etwas von der Inſel unbeſtritten Dein Eigenthum bleibe.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/330>, abgerufen am 18.04.2024.