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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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abgebildet ist. Bei Berührung der Luft zerfiel die
Kleidung in Staub, das Schwert war aber vorher
schon in Rost aufgegangen, und nur der Griff noch
zu erkennen. Ein anderes höchst merkwürdiges Mo-
nument ist das eines Templers aus dem Jahr 1220
mit der normännischen Inschrift: Ici aist syr guil-
leaume de harcourt fys robert de harcourt et de
Isabel de camvile
. Die Figur des Ritters (bei-
läufig gesagt in einem ganz andern Costüme als des
Grafen Brühl Templer in Berlin) ist vortrefflich ge-
arbeitet, und liegt mit einer Natürlichkeit, einem
abandon da, welcher eine antike Natur nicht verun-
zieren würde. Die Kleidung besteht aus Stiefeln
oder Strümpfen, wie man es nennen will, von
cotte de maille, mit goldenen Sporen darüber; das
Knie ist nackend, und über dem Knie geht wieder
cotte de maille an, die den ganzen Körper und auch
den Kopf so einschließt, daß nur das Gesicht frei
bleibt. Ueber diesem Panzerhemde trägt die Figur
ein langes rothes Faltengewand bis über die Wade
herabhängend, und über dieses an einem schwarzen
Bandelier ein langes Schwerdt in rother Scheide.
Am linken Arme hängt ein schmaler spitzer Schild
mit dem Familienwappen, nicht dem Templerkreuz,
darauf eingegraben. Dieses befindet sich nur am
Sarge. Die ganze Figur ist, wie Du aus meiner
Beschreibung inne wirst, bemalt, und die Farben
immer von Zeit zu Zeit aufgefrischt worden. Als
größte Sehenswürdigkeit wird dem Fremden zuletzt
das Grabmahl des Prinzen Arthur gezeigt, dessen

abgebildet iſt. Bei Berührung der Luft zerfiel die
Kleidung in Staub, das Schwert war aber vorher
ſchon in Roſt aufgegangen, und nur der Griff noch
zu erkennen. Ein anderes höchſt merkwürdiges Mo-
nument iſt das eines Templers aus dem Jahr 1220
mit der normänniſchen Inſchrift: Ici aist syr guil-
leaume de harcourt fys robert de harcourt et de
Isabel de camvile
. Die Figur des Ritters (bei-
läufig geſagt in einem ganz andern Coſtüme als des
Grafen Brühl Templer in Berlin) iſt vortrefflich ge-
arbeitet, und liegt mit einer Natürlichkeit, einem
abandon da, welcher eine antike Natur nicht verun-
zieren würde. Die Kleidung beſteht aus Stiefeln
oder Strümpfen, wie man es nennen will, von
cotte de maille, mit goldenen Sporen darüber; das
Knie iſt nackend, und über dem Knie geht wieder
cotte de maille an, die den ganzen Körper und auch
den Kopf ſo einſchließt, daß nur das Geſicht frei
bleibt. Ueber dieſem Panzerhemde trägt die Figur
ein langes rothes Faltengewand bis über die Wade
herabhängend, und über dieſes an einem ſchwarzen
Bandelier ein langes Schwerdt in rother Scheide.
Am linken Arme hängt ein ſchmaler ſpitzer Schild
mit dem Familienwappen, nicht dem Templerkreuz,
darauf eingegraben. Dieſes befindet ſich nur am
Sarge. Die ganze Figur iſt, wie Du aus meiner
Beſchreibung inne wirſt, bemalt, und die Farben
immer von Zeit zu Zeit aufgefriſcht worden. Als
größte Sehenswürdigkeit wird dem Fremden zuletzt
das Grabmahl des Prinzen Arthur gezeigt, deſſen

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[12/0036] abgebildet iſt. Bei Berührung der Luft zerfiel die Kleidung in Staub, das Schwert war aber vorher ſchon in Roſt aufgegangen, und nur der Griff noch zu erkennen. Ein anderes höchſt merkwürdiges Mo- nument iſt das eines Templers aus dem Jahr 1220 mit der normänniſchen Inſchrift: Ici aist syr guil- leaume de harcourt fys robert de harcourt et de Isabel de camvile. Die Figur des Ritters (bei- läufig geſagt in einem ganz andern Coſtüme als des Grafen Brühl Templer in Berlin) iſt vortrefflich ge- arbeitet, und liegt mit einer Natürlichkeit, einem abandon da, welcher eine antike Natur nicht verun- zieren würde. Die Kleidung beſteht aus Stiefeln oder Strümpfen, wie man es nennen will, von cotte de maille, mit goldenen Sporen darüber; das Knie iſt nackend, und über dem Knie geht wieder cotte de maille an, die den ganzen Körper und auch den Kopf ſo einſchließt, daß nur das Geſicht frei bleibt. Ueber dieſem Panzerhemde trägt die Figur ein langes rothes Faltengewand bis über die Wade herabhängend, und über dieſes an einem ſchwarzen Bandelier ein langes Schwerdt in rother Scheide. Am linken Arme hängt ein ſchmaler ſpitzer Schild mit dem Familienwappen, nicht dem Templerkreuz, darauf eingegraben. Dieſes befindet ſich nur am Sarge. Die ganze Figur iſt, wie Du aus meiner Beſchreibung inne wirſt, bemalt, und die Farben immer von Zeit zu Zeit aufgefriſcht worden. Als größte Sehenswürdigkeit wird dem Fremden zuletzt das Grabmahl des Prinzen Arthur gezeigt, deſſen

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/36>, abgerufen am 25.04.2024.