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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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sieben Jahre aufgehoben, ehe man sie verbrennt.
Bei dieser letzten Operation bildet sich, aus dem Pa-
pier und der eigens componirten Druckerschwärze,
ein Residuum von Indigo, Kupfer- und dem Pa-
pierstoff, welches wie Metall aussieht, und glänzend
alle Farben des Regenbogens spielt. Natürlich ge-
hören viele Centner Noten zu einem Loth dieser
Substanz, von der ich mir ein schönes Stück ver-
schaffte.

Nachher stiegen wir noch auf die, eine Welt im
Kleinen bildenden Zinkdächer des großen Gebäudes
hinauf, wo wir Trepp auf Trepp ab, gleich dem
diable boiteux, zwar in verschiedne andre Häuser
hineinsehen konnten, uns aber zuletzt selbst so verirr-
ten, daß wir kaum ohne Ariadne's Faden wieder her-
ausgekommen wären. Ich langte deshalb zu spät
auf einem großen dine bei Sir E. L. an, eine Sache
die man in England indeß nicht so übel aufnimmt,
als bei uns.



Lord Howth hatte mich zu einer Hirschjagd einge-
laden, von der ich, so befriedigt als ermüdet, eben
zurückgekommen bin. Meine Lectionen in Cashel
kamen mir heute gut zu statten, denn Lord Howth
ist einer der besten und determinirtesten Reiter in
England. Man hatte mir ein sehr gutes Pferd

Briefe eines Verstorbenen. II. 14

ſieben Jahre aufgehoben, ehe man ſie verbrennt.
Bei dieſer letzten Operation bildet ſich, aus dem Pa-
pier und der eigens componirten Druckerſchwärze,
ein Reſiduum von Indigo, Kupfer- und dem Pa-
pierſtoff, welches wie Metall ausſieht, und glänzend
alle Farben des Regenbogens ſpielt. Natürlich ge-
hören viele Centner Noten zu einem Loth dieſer
Subſtanz, von der ich mir ein ſchönes Stück ver-
ſchaffte.

Nachher ſtiegen wir noch auf die, eine Welt im
Kleinen bildenden Zinkdächer des großen Gebäudes
hinauf, wo wir Trepp auf Trepp ab, gleich dem
diable boiteux, zwar in verſchiedne andre Häuſer
hineinſehen konnten, uns aber zuletzt ſelbſt ſo verirr-
ten, daß wir kaum ohne Ariadne’s Faden wieder her-
ausgekommen wären. Ich langte deshalb zu ſpät
auf einem großen diné bei Sir E. L. an, eine Sache
die man in England indeß nicht ſo übel aufnimmt,
als bei uns.



Lord Howth hatte mich zu einer Hirſchjagd einge-
laden, von der ich, ſo befriedigt als ermüdet, eben
zurückgekommen bin. Meine Lectionen in Caſhel
kamen mir heute gut zu ſtatten, denn Lord Howth
iſt einer der beſten und determinirteſten Reiter in
England. Man hatte mir ein ſehr gutes Pferd

Briefe eines Verſtorbenen. II. 14
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[209/0231] ſieben Jahre aufgehoben, ehe man ſie verbrennt. Bei dieſer letzten Operation bildet ſich, aus dem Pa- pier und der eigens componirten Druckerſchwärze, ein Reſiduum von Indigo, Kupfer- und dem Pa- pierſtoff, welches wie Metall ausſieht, und glänzend alle Farben des Regenbogens ſpielt. Natürlich ge- hören viele Centner Noten zu einem Loth dieſer Subſtanz, von der ich mir ein ſchönes Stück ver- ſchaffte. Nachher ſtiegen wir noch auf die, eine Welt im Kleinen bildenden Zinkdächer des großen Gebäudes hinauf, wo wir Trepp auf Trepp ab, gleich dem diable boiteux, zwar in verſchiedne andre Häuſer hineinſehen konnten, uns aber zuletzt ſelbſt ſo verirr- ten, daß wir kaum ohne Ariadne’s Faden wieder her- ausgekommen wären. Ich langte deshalb zu ſpät auf einem großen diné bei Sir E. L. an, eine Sache die man in England indeß nicht ſo übel aufnimmt, als bei uns. Den 9ten. Lord Howth hatte mich zu einer Hirſchjagd einge- laden, von der ich, ſo befriedigt als ermüdet, eben zurückgekommen bin. Meine Lectionen in Caſhel kamen mir heute gut zu ſtatten, denn Lord Howth iſt einer der beſten und determinirteſten Reiter in England. Man hatte mir ein ſehr gutes Pferd Briefe eines Verſtorbenen. II. 14

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/231>, abgerufen am 29.03.2024.