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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Siebenter Brief.


Liebste Freundin!

Es ist nicht uninteressant, den hiesigen Auctionen
beizuwohnen, zuförderst wegen der Menge höchst selt-
ner und kostbarer Dinge, die bei einem so regen Le-
ben und ewigem Sinken und Fallen der Fortünen
hier täglich vorkommen, und oft sehr billig erstanden
werden, dann aber auch wegen der, schon in einem
andern Briefe erwähnten Genialität der Auktionato-
ren, die ihre Reden mit mehr Witz gratis verbrämen,
als sie bei uns für schweres Geld zu geben Lust ha-
ben würden.

Diesen Morgen sah ich auf diese Art das indische
Kabinet eines banquerott gewordenen Nabobs ver-
kaufen, welches bewunderungswürdige Kunstwerke
enthielt. "Der Besitzer dieser Schätze," sagte der
Redner, "hat sich viel Mühe um nichts gegeben,


Siebenter Brief.


Liebſte Freundin!

Es iſt nicht unintereſſant, den hieſigen Auctionen
beizuwohnen, zuförderſt wegen der Menge höchſt ſelt-
ner und koſtbarer Dinge, die bei einem ſo regen Le-
ben und ewigem Sinken und Fallen der Fortünen
hier täglich vorkommen, und oft ſehr billig erſtanden
werden, dann aber auch wegen der, ſchon in einem
andern Briefe erwähnten Genialität der Auktionato-
ren, die ihre Reden mit mehr Witz gratis verbrämen,
als ſie bei uns für ſchweres Geld zu geben Luſt ha-
ben würden.

Dieſen Morgen ſah ich auf dieſe Art das indiſche
Kabinet eines banquerott gewordenen Nabobs ver-
kaufen, welches bewunderungswürdige Kunſtwerke
enthielt. „Der Beſitzer dieſer Schätze,“ ſagte der
Redner, „hat ſich viel Mühe um nichts gegeben,

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[[184]/0228] Siebenter Brief. London, den 12. Dez. 1826. Liebſte Freundin! Es iſt nicht unintereſſant, den hieſigen Auctionen beizuwohnen, zuförderſt wegen der Menge höchſt ſelt- ner und koſtbarer Dinge, die bei einem ſo regen Le- ben und ewigem Sinken und Fallen der Fortünen hier täglich vorkommen, und oft ſehr billig erſtanden werden, dann aber auch wegen der, ſchon in einem andern Briefe erwähnten Genialität der Auktionato- ren, die ihre Reden mit mehr Witz gratis verbrämen, als ſie bei uns für ſchweres Geld zu geben Luſt ha- ben würden. Dieſen Morgen ſah ich auf dieſe Art das indiſche Kabinet eines banquerott gewordenen Nabobs ver- kaufen, welches bewunderungswürdige Kunſtwerke enthielt. „Der Beſitzer dieſer Schätze,“ ſagte der Redner, „hat ſich viel Mühe um nichts gegeben,

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. [184]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/228>, abgerufen am 28.03.2024.