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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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ken, und hie und da durch Blumenstellagen unterbro-
chen, aufgestellt sind. Dies gewährt im Winter und
bei schlechtem Wetter einen eben so unterrichtenden
als angenehmen Spaziergang, der um so behaglicher
wird, da das ganze Schloß mit conduits de chaleur
geheizt ist. Das zweite Erinnernswerthe ist ein schö-
nes Portrait des Grafen Essex in Lebensgröße. Er
erscheint hier sehr schön und schlank gewachsen, das
Gesicht aber weniger ausgezeichnet, kleine Züge ohne
vielen Ausdruck, kleine Augen, und einen großen ro-
then Bart bei dunklem Haupthaar, der ihn vielleicht
der Königin, bei ihrem eignen rothen Kopf besonders
angenehm machte.

Jetzt ist aber ein Viertelzoll von meinen Fingern
herunter geschrieben, und ich muß schließen. Morgen
wieder ein Mehreres, wo ich Warwick Castle sehen
werde, welches für Englands Stolz ausgegeben wird.
Ich bin wirklich begierig, ob wir noch eine Stufe
höher zu ersteigen haben, wie wir bisher regelmäßig
von Schönem zu Schönerem fortgeschritten sind.

Da eben die Mail von hier abgeht, lege ich diesen
Brief in einen für L .... mit ein, durch dessen
Güte Du ihn schneller erhalten wirst als den letzten.

Gedenke des Umherirrenden in Deiner ruhigen Ein-
samkeit, und glaube, daß, verschlüge ihn das Schick-
sal auch zu den Antipoden, sein Herz doch immer bei
Dir seyn würde.

Dein L ....

ken, und hie und da durch Blumenſtellagen unterbro-
chen, aufgeſtellt ſind. Dies gewährt im Winter und
bei ſchlechtem Wetter einen eben ſo unterrichtenden
als angenehmen Spaziergang, der um ſo behaglicher
wird, da das ganze Schloß mit conduits de chaleur
geheizt iſt. Das zweite Erinnernswerthe iſt ein ſchö-
nes Portrait des Grafen Eſſex in Lebensgröße. Er
erſcheint hier ſehr ſchön und ſchlank gewachſen, das
Geſicht aber weniger ausgezeichnet, kleine Züge ohne
vielen Ausdruck, kleine Augen, und einen großen ro-
then Bart bei dunklem Haupthaar, der ihn vielleicht
der Königin, bei ihrem eignen rothen Kopf beſonders
angenehm machte.

Jetzt iſt aber ein Viertelzoll von meinen Fingern
herunter geſchrieben, und ich muß ſchließen. Morgen
wieder ein Mehreres, wo ich Warwick Castle ſehen
werde, welches für Englands Stolz ausgegeben wird.
Ich bin wirklich begierig, ob wir noch eine Stufe
höher zu erſteigen haben, wie wir bisher regelmäßig
von Schönem zu Schönerem fortgeſchritten ſind.

Da eben die Mail von hier abgeht, lege ich dieſen
Brief in einen für L .... mit ein, durch deſſen
Güte Du ihn ſchneller erhalten wirſt als den letzten.

Gedenke des Umherirrenden in Deiner ruhigen Ein-
ſamkeit, und glaube, daß, verſchlüge ihn das Schick-
ſal auch zu den Antipoden, ſein Herz doch immer bei
Dir ſeyn würde.

Dein L ....

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[222/0266] ken, und hie und da durch Blumenſtellagen unterbro- chen, aufgeſtellt ſind. Dies gewährt im Winter und bei ſchlechtem Wetter einen eben ſo unterrichtenden als angenehmen Spaziergang, der um ſo behaglicher wird, da das ganze Schloß mit conduits de chaleur geheizt iſt. Das zweite Erinnernswerthe iſt ein ſchö- nes Portrait des Grafen Eſſex in Lebensgröße. Er erſcheint hier ſehr ſchön und ſchlank gewachſen, das Geſicht aber weniger ausgezeichnet, kleine Züge ohne vielen Ausdruck, kleine Augen, und einen großen ro- then Bart bei dunklem Haupthaar, der ihn vielleicht der Königin, bei ihrem eignen rothen Kopf beſonders angenehm machte. Jetzt iſt aber ein Viertelzoll von meinen Fingern herunter geſchrieben, und ich muß ſchließen. Morgen wieder ein Mehreres, wo ich Warwick Castle ſehen werde, welches für Englands Stolz ausgegeben wird. Ich bin wirklich begierig, ob wir noch eine Stufe höher zu erſteigen haben, wie wir bisher regelmäßig von Schönem zu Schönerem fortgeſchritten ſind. Da eben die Mail von hier abgeht, lege ich dieſen Brief in einen für L .... mit ein, durch deſſen Güte Du ihn ſchneller erhalten wirſt als den letzten. Gedenke des Umherirrenden in Deiner ruhigen Ein- ſamkeit, und glaube, daß, verſchlüge ihn das Schick- ſal auch zu den Antipoden, ſein Herz doch immer bei Dir ſeyn würde. Dein L ....

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/266>, abgerufen am 28.03.2024.