Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

ohne die andern anonymen Bequemlichkeiten der
Toilette in eleganter Gestalt zu erwähnen. -- Alles
präsentirt sich so behaglich vor Dir, daß Dich sofort
beim Erwachen eine wahre Badelust anwandelt.
Braucht man sonst etwas, so erscheint auf den Ruf
der Klingel entweder ein sehr nett gekleidetes Mädchen
mit einem tiefen Knix, oder ein Kellner, der in der
Tracht und mit dem Anstand eines gewandten Kam-
merdieners respectvoll Deine Befehle entgegen nimmt,
statt eines ungekämmten Burschen in abgeschnittener
Jacke und grüner Schürze, der mit dummdreister
Zuthätigkeit Dich fragt: Was schaffen's, Ihr Gnoden,
oder: haben Sie hier jeklingelt? und dann schon
wieder herausläuft, ehe er noch recht vernommen
hat, was man eigentlich von ihm wollte. Gute Tep-
piche decken den Boden aller Zimmer, und im hell-
polirten Stahl-Kamin brennt ein freudiges Feuer,
statt der schmutzigen Bretter, und des rauchenden
oder übelriechenden Ofens in so vielen vaterländischen
Gasthäusern. Gehst Du aus, so findest Du nie eine
unsaubere Treppe, noch eine so spärlich erleuchtete,
wo nur gerade die Dunkelheit sichtbar wird. Im
ganzen Hause herrscht überdieß Tag und Nacht die
größte Ruhe und Decenz, und in vielen Hotels hat
sogar jedes geräumige Logis seine eigene Treppe, so
daß man mit niemand Andern in Berührung kömmt.
Bei Tisch gewährt man dem Gast eine gleiche Pro-
fusion weißer Tischwäsche und glänzend geputzter Be-
stecke, nebst einer wohl furnirten plat de menage
und einer Eleganz der Anrichtung, die billigerweise

ohne die andern anonymen Bequemlichkeiten der
Toilette in eleganter Geſtalt zu erwähnen. — Alles
präſentirt ſich ſo behaglich vor Dir, daß Dich ſofort
beim Erwachen eine wahre Badeluſt anwandelt.
Braucht man ſonſt etwas, ſo erſcheint auf den Ruf
der Klingel entweder ein ſehr nett gekleidetes Mädchen
mit einem tiefen Knix, oder ein Kellner, der in der
Tracht und mit dem Anſtand eines gewandten Kam-
merdieners reſpectvoll Deine Befehle entgegen nimmt,
ſtatt eines ungekämmten Burſchen in abgeſchnittener
Jacke und grüner Schürze, der mit dummdreiſter
Zuthätigkeit Dich fragt: Was ſchaffen’s, Ihr Gnoden,
oder: haben Sie hier jeklingelt? und dann ſchon
wieder herausläuft, ehe er noch recht vernommen
hat, was man eigentlich von ihm wollte. Gute Tep-
piche decken den Boden aller Zimmer, und im hell-
polirten Stahl-Kamin brennt ein freudiges Feuer,
ſtatt der ſchmutzigen Bretter, und des rauchenden
oder übelriechenden Ofens in ſo vielen vaterländiſchen
Gaſthäuſern. Gehſt Du aus, ſo findeſt Du nie eine
unſaubere Treppe, noch eine ſo ſpärlich erleuchtete,
wo nur gerade die Dunkelheit ſichtbar wird. Im
ganzen Hauſe herrſcht überdieß Tag und Nacht die
größte Ruhe und Decenz, und in vielen Hotels hat
ſogar jedes geräumige Logis ſeine eigene Treppe, ſo
daß man mit niemand Andern in Berührung kömmt.
Bei Tiſch gewährt man dem Gaſt eine gleiche Pro-
fuſion weißer Tiſchwäſche und glänzend geputzter Be-
ſtecke, nebſt einer wohl furnirten plat de menage
und einer Eleganz der Anrichtung, die billigerweiſe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0088" n="48"/>
ohne die andern anonymen Bequemlichkeiten der<lb/>
Toilette in eleganter Ge&#x017F;talt zu erwähnen. &#x2014; Alles<lb/>
prä&#x017F;entirt &#x017F;ich &#x017F;o behaglich vor Dir, daß Dich &#x017F;ofort<lb/>
beim Erwachen eine wahre Badelu&#x017F;t anwandelt.<lb/>
Braucht man &#x017F;on&#x017F;t etwas, &#x017F;o er&#x017F;cheint auf den Ruf<lb/>
der Klingel entweder ein &#x017F;ehr nett gekleidetes Mädchen<lb/>
mit einem tiefen Knix, oder ein Kellner, der in der<lb/>
Tracht und mit dem An&#x017F;tand eines gewandten Kam-<lb/>
merdieners re&#x017F;pectvoll Deine Befehle entgegen nimmt,<lb/>
&#x017F;tatt eines ungekämmten Bur&#x017F;chen in abge&#x017F;chnittener<lb/>
Jacke und grüner Schürze, der mit dummdrei&#x017F;ter<lb/>
Zuthätigkeit Dich fragt: Was &#x017F;chaffen&#x2019;s, Ihr Gnoden,<lb/>
oder: haben <hi rendition="#g">Sie</hi> hier jeklingelt? und dann &#x017F;chon<lb/>
wieder herausläuft, ehe er noch recht vernommen<lb/>
hat, was man eigentlich von ihm wollte. Gute Tep-<lb/>
piche decken den Boden aller Zimmer, und im hell-<lb/>
polirten Stahl-Kamin brennt ein freudiges Feuer,<lb/>
&#x017F;tatt der &#x017F;chmutzigen Bretter, und des rauchenden<lb/>
oder übelriechenden Ofens in &#x017F;o vielen vaterländi&#x017F;chen<lb/>
Ga&#x017F;thäu&#x017F;ern. Geh&#x017F;t Du aus, &#x017F;o finde&#x017F;t Du nie eine<lb/>
un&#x017F;aubere Treppe, noch eine &#x017F;o &#x017F;pärlich erleuchtete,<lb/>
wo nur gerade die Dunkelheit &#x017F;ichtbar wird. Im<lb/>
ganzen Hau&#x017F;e herr&#x017F;cht überdieß Tag und Nacht die<lb/>
größte Ruhe und Decenz, und in vielen Hotels hat<lb/>
&#x017F;ogar jedes geräumige Logis &#x017F;eine eigene Treppe, &#x017F;o<lb/>
daß man mit niemand Andern in Berührung kömmt.<lb/>
Bei Ti&#x017F;ch gewährt man dem Ga&#x017F;t eine gleiche Pro-<lb/>
fu&#x017F;ion weißer Ti&#x017F;chwä&#x017F;che und glänzend geputzter Be-<lb/>
&#x017F;tecke, neb&#x017F;t einer wohl furnirten <hi rendition="#aq">plat de menage</hi><lb/>
und einer Eleganz der Anrichtung, die billigerwei&#x017F;e<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0088] ohne die andern anonymen Bequemlichkeiten der Toilette in eleganter Geſtalt zu erwähnen. — Alles präſentirt ſich ſo behaglich vor Dir, daß Dich ſofort beim Erwachen eine wahre Badeluſt anwandelt. Braucht man ſonſt etwas, ſo erſcheint auf den Ruf der Klingel entweder ein ſehr nett gekleidetes Mädchen mit einem tiefen Knix, oder ein Kellner, der in der Tracht und mit dem Anſtand eines gewandten Kam- merdieners reſpectvoll Deine Befehle entgegen nimmt, ſtatt eines ungekämmten Burſchen in abgeſchnittener Jacke und grüner Schürze, der mit dummdreiſter Zuthätigkeit Dich fragt: Was ſchaffen’s, Ihr Gnoden, oder: haben Sie hier jeklingelt? und dann ſchon wieder herausläuft, ehe er noch recht vernommen hat, was man eigentlich von ihm wollte. Gute Tep- piche decken den Boden aller Zimmer, und im hell- polirten Stahl-Kamin brennt ein freudiges Feuer, ſtatt der ſchmutzigen Bretter, und des rauchenden oder übelriechenden Ofens in ſo vielen vaterländiſchen Gaſthäuſern. Gehſt Du aus, ſo findeſt Du nie eine unſaubere Treppe, noch eine ſo ſpärlich erleuchtete, wo nur gerade die Dunkelheit ſichtbar wird. Im ganzen Hauſe herrſcht überdieß Tag und Nacht die größte Ruhe und Decenz, und in vielen Hotels hat ſogar jedes geräumige Logis ſeine eigene Treppe, ſo daß man mit niemand Andern in Berührung kömmt. Bei Tiſch gewährt man dem Gaſt eine gleiche Pro- fuſion weißer Tiſchwäſche und glänzend geputzter Be- ſtecke, nebſt einer wohl furnirten plat de menage und einer Eleganz der Anrichtung, die billigerweiſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/88
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/88>, abgerufen am 29.03.2024.