Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

nichts Interessantes dar, als sehr hohe Eichenalleen,
die angeblich von der Königin selbst gepflanzt seyn
sollen.

Burleighhouse konnte ich nur von Aussen sehen, da
die alte Castellanin, obgleich die Herrschaft abwesend
war, durch nichts sich bewegen ließ, den Sonntag
durch Herumführen eines Fremden zu entheiligen,
was ich um so mehr bedauerte, da sich hier eine sehr
bedeutende Gemäldesammlung befindet. Im Hof des
Schlosses, der mit vergoldeten Eisengittern eingefaßt
ist, bewunderte ich einen ungeheuren Kastanienbaum,
dessen Aeste sich so weit ausdehnten, daß man unter
ihnen Platz genug gehabt hätte, ein Pferd zuzurei-
ten. Der alterthümliche Park ist ebenfalls voll der
schönsten Bäume, das Wasser aber auch hier, wie in
Hatfield, nur stehend und sumpfig. Der Pallast selbst
ist in einem verwirrten Styl aus Quadern aufge-
führt, unten gothisch, oben mit Feueressen, die corin-
thische Säulen-Capitäle darstellen. Der große Staats-
mann muß einen corrupten Kunstgeschmack gehabt
haben.



Duncasters Pferderennen sind die besuchtesten in
England, und der hiesige Rennplatz auch allen an-
dern im Lande für Schmuck, Zweckmäßigkeit und
leichter Uebersicht vorzuziehen. Die Ansicht des Wett-

nichts Intereſſantes dar, als ſehr hohe Eichenalleen,
die angeblich von der Königin ſelbſt gepflanzt ſeyn
ſollen.

Burleighhouſe konnte ich nur von Auſſen ſehen, da
die alte Caſtellanin, obgleich die Herrſchaft abweſend
war, durch nichts ſich bewegen ließ, den Sonntag
durch Herumführen eines Fremden zu entheiligen,
was ich um ſo mehr bedauerte, da ſich hier eine ſehr
bedeutende Gemäldeſammlung befindet. Im Hof des
Schloſſes, der mit vergoldeten Eiſengittern eingefaßt
iſt, bewunderte ich einen ungeheuren Kaſtanienbaum,
deſſen Aeſte ſich ſo weit ausdehnten, daß man unter
ihnen Platz genug gehabt hätte, ein Pferd zuzurei-
ten. Der alterthümliche Park iſt ebenfalls voll der
ſchönſten Bäume, das Waſſer aber auch hier, wie in
Hatfield, nur ſtehend und ſumpfig. Der Pallaſt ſelbſt
iſt in einem verwirrten Styl aus Quadern aufge-
führt, unten gothiſch, oben mit Feuereſſen, die corin-
thiſche Säulen-Capitäle darſtellen. Der große Staats-
mann muß einen corrupten Kunſtgeſchmack gehabt
haben.



Duncaſters Pferderennen ſind die beſuchteſten in
England, und der hieſige Rennplatz auch allen an-
dern im Lande für Schmuck, Zweckmäßigkeit und
leichter Ueberſicht vorzuziehen. Die Anſicht des Wett-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0185" n="169"/>
nichts Intere&#x017F;&#x017F;antes dar, als &#x017F;ehr hohe Eichenalleen,<lb/>
die angeblich von der Königin &#x017F;elb&#x017F;t gepflanzt &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;ollen.</p><lb/>
          <p>Burleighhou&#x017F;e konnte ich nur von Au&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehen, da<lb/>
die alte Ca&#x017F;tellanin, obgleich die Herr&#x017F;chaft abwe&#x017F;end<lb/>
war, durch nichts &#x017F;ich bewegen ließ, den Sonntag<lb/>
durch Herumführen eines Fremden zu entheiligen,<lb/>
was ich um &#x017F;o mehr bedauerte, da &#x017F;ich hier eine &#x017F;ehr<lb/>
bedeutende Gemälde&#x017F;ammlung befindet. Im Hof des<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;es, der mit vergoldeten Ei&#x017F;engittern eingefaßt<lb/>
i&#x017F;t, bewunderte ich einen ungeheuren Ka&#x017F;tanienbaum,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Ae&#x017F;te &#x017F;ich &#x017F;o weit ausdehnten, daß man unter<lb/>
ihnen Platz genug gehabt hätte, ein Pferd zuzurei-<lb/>
ten. Der alterthümliche Park i&#x017F;t ebenfalls voll der<lb/>
&#x017F;chön&#x017F;ten Bäume, das Wa&#x017F;&#x017F;er aber auch hier, wie in<lb/>
Hatfield, nur &#x017F;tehend und &#x017F;umpfig. Der Palla&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t in einem verwirrten Styl aus Quadern aufge-<lb/>
führt, unten gothi&#x017F;ch, oben mit Feuere&#x017F;&#x017F;en, die corin-<lb/>
thi&#x017F;che Säulen-Capitäle dar&#x017F;tellen. Der große Staats-<lb/>
mann muß einen corrupten Kun&#x017F;tge&#x017F;chmack gehabt<lb/>
haben.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 17ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Dunca&#x017F;ters Pferderennen &#x017F;ind die be&#x017F;uchte&#x017F;ten in<lb/>
England, und der hie&#x017F;ige Rennplatz auch allen an-<lb/>
dern im Lande für Schmuck, Zweckmäßigkeit und<lb/>
leichter Ueber&#x017F;icht vorzuziehen. Die An&#x017F;icht des Wett-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0185] nichts Intereſſantes dar, als ſehr hohe Eichenalleen, die angeblich von der Königin ſelbſt gepflanzt ſeyn ſollen. Burleighhouſe konnte ich nur von Auſſen ſehen, da die alte Caſtellanin, obgleich die Herrſchaft abweſend war, durch nichts ſich bewegen ließ, den Sonntag durch Herumführen eines Fremden zu entheiligen, was ich um ſo mehr bedauerte, da ſich hier eine ſehr bedeutende Gemäldeſammlung befindet. Im Hof des Schloſſes, der mit vergoldeten Eiſengittern eingefaßt iſt, bewunderte ich einen ungeheuren Kaſtanienbaum, deſſen Aeſte ſich ſo weit ausdehnten, daß man unter ihnen Platz genug gehabt hätte, ein Pferd zuzurei- ten. Der alterthümliche Park iſt ebenfalls voll der ſchönſten Bäume, das Waſſer aber auch hier, wie in Hatfield, nur ſtehend und ſumpfig. Der Pallaſt ſelbſt iſt in einem verwirrten Styl aus Quadern aufge- führt, unten gothiſch, oben mit Feuereſſen, die corin- thiſche Säulen-Capitäle darſtellen. Der große Staats- mann muß einen corrupten Kunſtgeſchmack gehabt haben. Den 17ten. Duncaſters Pferderennen ſind die beſuchteſten in England, und der hieſige Rennplatz auch allen an- dern im Lande für Schmuck, Zweckmäßigkeit und leichter Ueberſicht vorzuziehen. Die Anſicht des Wett-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/185
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/185>, abgerufen am 23.04.2024.