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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Morgen wird das Husaren-Regiment nebst einem
Regiment Uhlanen vom General-Inspecteur gemu-
stert werden, was ich noch abwarten will, bevor ich
nach London zurückkehre.



Das Regiment machte seine Sachen sehr gut, mit
weniger Affektation, und auch Präcision vielleicht, als
unsere wunderbar dressirten dreijährigen Reiter, aber
mit mehr ächt militärischer Ruhe und langgewohnter
Sicherheit, auch alle Evolutionen schneller, wegen der
vortrefflichen Pferde, mit denen die des Continents
doch nicht zu vergleichen sind. Dabei hat die englische
Cavallerie an Zäumung und militärischem Reiten seit
dem letzten Kriege durch die darauf gewandte Sorg-
falt des Herzogs von Wellington ganz ungemein ge-
wonnen. Die Leute hatten ihre Pferde so gut in der
Gewalt als die besten der unsrigen. Merkwürdig
nach unsern Begriffen war es, die Ungeniertheit zu
sehen, mit der wohl 50 -- 60 Offiziere in Civil-Klei-
dern, darunter mehrere Generäle, einige in Stolpen-
stiefeln und Morgenjacken, die andern im frock coat
und bunten Halstüchern die Revue mitmachten und
den inspizirenden General umschwärmten, der,
ausser dem Regiment selbst, welches inspizirt wurde,
allein mit seinen beiden Adjutanten in Uniform erschie-
nen war. Ja sogar einige übercomplette Offiziere des-
selben Regiments, die gerade nicht im activen Dienst

Morgen wird das Huſaren-Regiment nebſt einem
Regiment Uhlanen vom General-Inſpecteur gemu-
ſtert werden, was ich noch abwarten will, bevor ich
nach London zurückkehre.



Das Regiment machte ſeine Sachen ſehr gut, mit
weniger Affektation, und auch Präciſion vielleicht, als
unſere wunderbar dreſſirten dreijährigen Reiter, aber
mit mehr ächt militäriſcher Ruhe und langgewohnter
Sicherheit, auch alle Evolutionen ſchneller, wegen der
vortrefflichen Pferde, mit denen die des Continents
doch nicht zu vergleichen ſind. Dabei hat die engliſche
Cavallerie an Zäumung und militäriſchem Reiten ſeit
dem letzten Kriege durch die darauf gewandte Sorg-
falt des Herzogs von Wellington ganz ungemein ge-
wonnen. Die Leute hatten ihre Pferde ſo gut in der
Gewalt als die beſten der unſrigen. Merkwürdig
nach unſern Begriffen war es, die Ungeniertheit zu
ſehen, mit der wohl 50 — 60 Offiziere in Civil-Klei-
dern, darunter mehrere Generäle, einige in Stolpen-
ſtiefeln und Morgenjacken, die andern im frock coat
und bunten Halstüchern die Revue mitmachten und
den inſpizirenden General umſchwärmten, der,
auſſer dem Regiment ſelbſt, welches inſpizirt wurde,
allein mit ſeinen beiden Adjutanten in Uniform erſchie-
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[58/0074] Morgen wird das Huſaren-Regiment nebſt einem Regiment Uhlanen vom General-Inſpecteur gemu- ſtert werden, was ich noch abwarten will, bevor ich nach London zurückkehre. Den 16ten. Das Regiment machte ſeine Sachen ſehr gut, mit weniger Affektation, und auch Präciſion vielleicht, als unſere wunderbar dreſſirten dreijährigen Reiter, aber mit mehr ächt militäriſcher Ruhe und langgewohnter Sicherheit, auch alle Evolutionen ſchneller, wegen der vortrefflichen Pferde, mit denen die des Continents doch nicht zu vergleichen ſind. Dabei hat die engliſche Cavallerie an Zäumung und militäriſchem Reiten ſeit dem letzten Kriege durch die darauf gewandte Sorg- falt des Herzogs von Wellington ganz ungemein ge- wonnen. Die Leute hatten ihre Pferde ſo gut in der Gewalt als die beſten der unſrigen. Merkwürdig nach unſern Begriffen war es, die Ungeniertheit zu ſehen, mit der wohl 50 — 60 Offiziere in Civil-Klei- dern, darunter mehrere Generäle, einige in Stolpen- ſtiefeln und Morgenjacken, die andern im frock coat und bunten Halstüchern die Revue mitmachten und den inſpizirenden General umſchwärmten, der, auſſer dem Regiment ſelbſt, welches inſpizirt wurde, allein mit ſeinen beiden Adjutanten in Uniform erſchie- nen war. Ja ſogar einige übercomplette Offiziere deſ- ſelben Regiments, die gerade nicht im activen Dienſt

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/74>, abgerufen am 28.03.2024.