Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Könige, antwortete Musa, sich auf sein Angesicht
niederwerfend: Fünfhundert und Sechzig. -- Als Sir
Gore Ousely diese Unterredung in Petersburg der
Kaiserin Mutter erzählte, rief diese bloß aus: Ah le
monstre
!



Da die Season sich nun (Gottlob!) ihrem Ende
naht, so gedenke ich in Kurzem eine Reise nach dem
Norden von England und Schottland anzutreten,
wohin ich auch mehrere Einlandungen erhalten habe, mich
aber lieber in Freiheit erhalten will, um das Land
a ma guise zu durchstreifen, wenn es Zeit und Um-
stände erlauben.

Wir hatten heute einen der schönsten Tage, seit
ich in England bin, und als ich Abends vom Lande
zurückkehrte, wo ich zeitig beim Grafen Münster ge-
speist, sah ich zum erstenmale hier eine italienische
Beleuchtung der Ferne mit Blau und Lila so reich
geschmückt, wie ein Gemälde Claude's.

Apropos, als Notiz zur Nachahmung muß ich
Dir noch einen sehr hübschen Blumentisch der Gräfin
beschreiben. Die Platte ist krystallhelles Glas, dar-
unter ein tiefer Tischkasten, in welchen feuchter Sand
gethan wird, und ein feines Drahtnetz darüber ge-
legt, in dessen Zwischenräume man dicht, eine neben
der andern, frische Blumen steckt. So schiebt man
den Kasten wieder ein, und hat nun zum Schreiben
und Arbeiten das schönste Blumengemälde vor sich.
Will man sich aber am Dufte erlaben, so schlägt man

Könige, antwortete Muſa, ſich auf ſein Angeſicht
niederwerfend: Fünfhundert und Sechzig. — Als Sir
Gore Ouſely dieſe Unterredung in Petersburg der
Kaiſerin Mutter erzählte, rief dieſe bloß aus: Ah le
monstre
!



Da die Seaſon ſich nun (Gottlob!) ihrem Ende
naht, ſo gedenke ich in Kurzem eine Reiſe nach dem
Norden von England und Schottland anzutreten,
wohin ich auch mehrere Einlandungen erhalten habe, mich
aber lieber in Freiheit erhalten will, um das Land
â ma guise zu durchſtreifen, wenn es Zeit und Um-
ſtände erlauben.

Wir hatten heute einen der ſchönſten Tage, ſeit
ich in England bin, und als ich Abends vom Lande
zurückkehrte, wo ich zeitig beim Grafen Münſter ge-
ſpeist, ſah ich zum erſtenmale hier eine italieniſche
Beleuchtung der Ferne mit Blau und Lila ſo reich
geſchmückt, wie ein Gemälde Claude’s.

Apropos, als Notiz zur Nachahmung muß ich
Dir noch einen ſehr hübſchen Blumentiſch der Gräfin
beſchreiben. Die Platte iſt kryſtallhelles Glas, dar-
unter ein tiefer Tiſchkaſten, in welchen feuchter Sand
gethan wird, und ein feines Drahtnetz darüber ge-
legt, in deſſen Zwiſchenräume man dicht, eine neben
der andern, friſche Blumen ſteckt. So ſchiebt man
den Kaſten wieder ein, und hat nun zum Schreiben
und Arbeiten das ſchönſte Blumengemälde vor ſich.
Will man ſich aber am Dufte erlaben, ſo ſchlägt man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0082" n="66"/>
Könige, antwortete Mu&#x017F;a, &#x017F;ich auf &#x017F;ein Ange&#x017F;icht<lb/>
niederwerfend: Fünfhundert und Sechzig. &#x2014; Als Sir<lb/>
Gore Ou&#x017F;ely die&#x017F;e Unterredung in Petersburg der<lb/>
Kai&#x017F;erin Mutter erzählte, rief die&#x017F;e bloß aus: <hi rendition="#aq">Ah le<lb/>
monstre</hi>!</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 29&#x017F;ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Da die Sea&#x017F;on &#x017F;ich nun (Gottlob!) ihrem Ende<lb/>
naht, &#x017F;o gedenke ich in Kurzem eine Rei&#x017F;e nach dem<lb/>
Norden von England und Schottland anzutreten,<lb/>
wohin ich auch mehrere Einlandungen erhalten habe, mich<lb/>
aber lieber in Freiheit erhalten will, um das Land<lb/><hi rendition="#aq">â ma guise</hi> zu durch&#x017F;treifen, wenn es Zeit und Um-<lb/>
&#x017F;tände erlauben.</p><lb/>
          <p>Wir hatten heute einen der &#x017F;chön&#x017F;ten Tage, &#x017F;eit<lb/>
ich in England bin, und als ich Abends vom Lande<lb/>
zurückkehrte, wo ich zeitig beim Grafen Mün&#x017F;ter ge-<lb/>
&#x017F;peist, &#x017F;ah ich zum er&#x017F;tenmale hier eine italieni&#x017F;che<lb/>
Beleuchtung der Ferne mit Blau und Lila &#x017F;o reich<lb/>
ge&#x017F;chmückt, wie ein Gemälde Claude&#x2019;s.</p><lb/>
          <p>Apropos, als Notiz zur Nachahmung muß ich<lb/>
Dir noch einen &#x017F;ehr hüb&#x017F;chen Blumenti&#x017F;ch der Gräfin<lb/>
be&#x017F;chreiben. Die Platte i&#x017F;t kry&#x017F;tallhelles Glas, dar-<lb/>
unter ein tiefer Ti&#x017F;chka&#x017F;ten, in welchen feuchter Sand<lb/>
gethan wird, und ein feines Drahtnetz darüber ge-<lb/>
legt, in de&#x017F;&#x017F;en Zwi&#x017F;chenräume man dicht, eine neben<lb/>
der andern, fri&#x017F;che Blumen &#x017F;teckt. So &#x017F;chiebt man<lb/>
den Ka&#x017F;ten wieder ein, und hat nun zum Schreiben<lb/>
und Arbeiten das &#x017F;chön&#x017F;te Blumengemälde vor &#x017F;ich.<lb/>
Will man &#x017F;ich aber am Dufte erlaben, &#x017F;o &#x017F;chlägt man<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0082] Könige, antwortete Muſa, ſich auf ſein Angeſicht niederwerfend: Fünfhundert und Sechzig. — Als Sir Gore Ouſely dieſe Unterredung in Petersburg der Kaiſerin Mutter erzählte, rief dieſe bloß aus: Ah le monstre! Den 29ſten. Da die Seaſon ſich nun (Gottlob!) ihrem Ende naht, ſo gedenke ich in Kurzem eine Reiſe nach dem Norden von England und Schottland anzutreten, wohin ich auch mehrere Einlandungen erhalten habe, mich aber lieber in Freiheit erhalten will, um das Land â ma guise zu durchſtreifen, wenn es Zeit und Um- ſtände erlauben. Wir hatten heute einen der ſchönſten Tage, ſeit ich in England bin, und als ich Abends vom Lande zurückkehrte, wo ich zeitig beim Grafen Münſter ge- ſpeist, ſah ich zum erſtenmale hier eine italieniſche Beleuchtung der Ferne mit Blau und Lila ſo reich geſchmückt, wie ein Gemälde Claude’s. Apropos, als Notiz zur Nachahmung muß ich Dir noch einen ſehr hübſchen Blumentiſch der Gräfin beſchreiben. Die Platte iſt kryſtallhelles Glas, dar- unter ein tiefer Tiſchkaſten, in welchen feuchter Sand gethan wird, und ein feines Drahtnetz darüber ge- legt, in deſſen Zwiſchenräume man dicht, eine neben der andern, friſche Blumen ſteckt. So ſchiebt man den Kaſten wieder ein, und hat nun zum Schreiben und Arbeiten das ſchönſte Blumengemälde vor ſich. Will man ſich aber am Dufte erlaben, ſo ſchlägt man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/82
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/82>, abgerufen am 28.03.2024.