Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich habe Dir die letzten Tage nichts über mein
Thun und Treiben geschrieben, weil es sich blos
darauf reducirte, daß ich täglich mit B .... arbei-
tete und schrieb, mit L ...... im Travellers Club aß,
und endlich allein zu Bett ging. Gestern war jedoch
bei unserm Dine noch ein anderer Deutscher, Graf ....
zugegen, der Pferde zu kaufen hierher gekommen ist.
Er scheint reich, und ist jung genug, um es lange
zu genießen; übrigens das ächte Bild eines gutarti-
gen Landjunkers, gewiß eine höchst glückliche Art
Menschen. Wünschte wohl, ich wäre ein solcher!

Dein Gutachten über den Park betreffend, bemerke
ich, daß die Ausdehnung desselben, besonders mit ge-
höriger Arrondirung verbunden, nie groß genug seyn
kann. Windsor-Park ist der einzige, der mich hier,
als ein Ganzes, völlig befriedigt hat, und der Grund
liegt wesentlich in seiner Größe. Er idealisirt, was
ich haben will. Eine anmuthige Gegend, in deren
Bezirke man ohne Entbehrung leben und weben kann,
jagen, reiten, fahren, ohne sich je zu enge zu fühlen,
und die, ausser eben den Ausgangspforten, nirgends
einen Punkt zeigt, wo man bemerkt: hier sey sie be-
gränzt; worin aber dennoch Alles, was die Umge-
gend Gutes besitzt, ein feiner Sinn sich bis in die
weiteste Ferne zu eigen zu machen wußte. Uebrigens
hast Du recht, man muß das Kind nicht mit dem
Bade verschütten, und viele Mangel und Beschrän-
kungen des Terrains lassen sich durch klug berechnete
Wege und Pflanzungen lieber verbergen, als daß

Ich habe Dir die letzten Tage nichts über mein
Thun und Treiben geſchrieben, weil es ſich blos
darauf reducirte, daß ich täglich mit B .... arbei-
tete und ſchrieb, mit L ...... im Travellers Club aß,
und endlich allein zu Bett ging. Geſtern war jedoch
bei unſerm Diné noch ein anderer Deutſcher, Graf ....
zugegen, der Pferde zu kaufen hierher gekommen iſt.
Er ſcheint reich, und iſt jung genug, um es lange
zu genießen; übrigens das ächte Bild eines gutarti-
gen Landjunkers, gewiß eine höchſt glückliche Art
Menſchen. Wünſchte wohl, ich wäre ein ſolcher!

Dein Gutachten über den Park betreffend, bemerke
ich, daß die Ausdehnung deſſelben, beſonders mit ge-
höriger Arrondirung verbunden, nie groß genug ſeyn
kann. Windſor-Park iſt der einzige, der mich hier,
als ein Ganzes, völlig befriedigt hat, und der Grund
liegt weſentlich in ſeiner Größe. Er idealiſirt, was
ich haben will. Eine anmuthige Gegend, in deren
Bezirke man ohne Entbehrung leben und weben kann,
jagen, reiten, fahren, ohne ſich je zu enge zu fühlen,
und die, auſſer eben den Ausgangspforten, nirgends
einen Punkt zeigt, wo man bemerkt: hier ſey ſie be-
gränzt; worin aber dennoch Alles, was die Umge-
gend Gutes beſitzt, ein feiner Sinn ſich bis in die
weiteſte Ferne zu eigen zu machen wußte. Uebrigens
haſt Du recht, man muß das Kind nicht mit dem
Bade verſchütten, und viele Mangel und Beſchrän-
kungen des Terrains laſſen ſich durch klug berechnete
Wege und Pflanzungen lieber verbergen, als daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0182" n="166"/>
          <p>Ich habe Dir die letzten Tage nichts über mein<lb/>
Thun und Treiben ge&#x017F;chrieben, weil es &#x017F;ich blos<lb/><hi rendition="#g">darauf</hi> reducirte, daß ich täglich mit B .... arbei-<lb/>
tete und &#x017F;chrieb, mit L ...... im Travellers Club aß,<lb/>
und endlich allein zu Bett ging. Ge&#x017F;tern war jedoch<lb/>
bei un&#x017F;erm Din<hi rendition="#aq">é</hi> noch ein anderer Deut&#x017F;cher, Graf ....<lb/>
zugegen, der Pferde zu kaufen hierher gekommen i&#x017F;t.<lb/>
Er &#x017F;cheint reich, und i&#x017F;t jung genug, um es lange<lb/>
zu genießen; übrigens das ächte Bild eines gutarti-<lb/>
gen Landjunkers, gewiß eine höch&#x017F;t glückliche Art<lb/>
Men&#x017F;chen. Wün&#x017F;chte wohl, ich wäre ein &#x017F;olcher!</p><lb/>
          <p>Dein Gutachten über den Park betreffend, bemerke<lb/>
ich, daß die Ausdehnung de&#x017F;&#x017F;elben, be&#x017F;onders mit ge-<lb/>
höriger Arrondirung verbunden, nie groß genug &#x017F;eyn<lb/>
kann. Wind&#x017F;or-Park i&#x017F;t der einzige, der mich hier,<lb/>
als ein Ganzes, völlig befriedigt hat, und der Grund<lb/>
liegt we&#x017F;entlich in &#x017F;einer Größe. Er ideali&#x017F;irt, was<lb/>
ich haben will. Eine anmuthige Gegend, in deren<lb/>
Bezirke man ohne Entbehrung leben und weben kann,<lb/>
jagen, reiten, fahren, ohne &#x017F;ich je zu enge zu fühlen,<lb/>
und die, au&#x017F;&#x017F;er eben den Ausgangspforten, nirgends<lb/>
einen Punkt zeigt, wo man bemerkt: hier &#x017F;ey &#x017F;ie be-<lb/>
gränzt; worin aber dennoch Alles, was die Umge-<lb/>
gend Gutes be&#x017F;itzt, ein feiner Sinn &#x017F;ich bis in die<lb/>
weite&#x017F;te Ferne zu eigen zu machen wußte. Uebrigens<lb/>
ha&#x017F;t Du recht, man muß das Kind nicht mit dem<lb/>
Bade ver&#x017F;chütten, und viele Mangel und Be&#x017F;chrän-<lb/>
kungen des Terrains la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich durch klug berechnete<lb/>
Wege und Pflanzungen lieber verbergen, als daß<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0182] Ich habe Dir die letzten Tage nichts über mein Thun und Treiben geſchrieben, weil es ſich blos darauf reducirte, daß ich täglich mit B .... arbei- tete und ſchrieb, mit L ...... im Travellers Club aß, und endlich allein zu Bett ging. Geſtern war jedoch bei unſerm Diné noch ein anderer Deutſcher, Graf .... zugegen, der Pferde zu kaufen hierher gekommen iſt. Er ſcheint reich, und iſt jung genug, um es lange zu genießen; übrigens das ächte Bild eines gutarti- gen Landjunkers, gewiß eine höchſt glückliche Art Menſchen. Wünſchte wohl, ich wäre ein ſolcher! Dein Gutachten über den Park betreffend, bemerke ich, daß die Ausdehnung deſſelben, beſonders mit ge- höriger Arrondirung verbunden, nie groß genug ſeyn kann. Windſor-Park iſt der einzige, der mich hier, als ein Ganzes, völlig befriedigt hat, und der Grund liegt weſentlich in ſeiner Größe. Er idealiſirt, was ich haben will. Eine anmuthige Gegend, in deren Bezirke man ohne Entbehrung leben und weben kann, jagen, reiten, fahren, ohne ſich je zu enge zu fühlen, und die, auſſer eben den Ausgangspforten, nirgends einen Punkt zeigt, wo man bemerkt: hier ſey ſie be- gränzt; worin aber dennoch Alles, was die Umge- gend Gutes beſitzt, ein feiner Sinn ſich bis in die weiteſte Ferne zu eigen zu machen wußte. Uebrigens haſt Du recht, man muß das Kind nicht mit dem Bade verſchütten, und viele Mangel und Beſchrän- kungen des Terrains laſſen ſich durch klug berechnete Wege und Pflanzungen lieber verbergen, als daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/182
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/182>, abgerufen am 25.04.2024.