Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

erspart; eine Waschmaschine, die für die größte Menge
Wäsche doch nur eine Gehülfin braucht; eine höchst
elegante Buttermaschine, um sich in Zeit von zwei
Minuten die Butter selbst beim Frühstück zu verfer-
tigen, und mehr andere Neuigkeiten dieser Art.

Von hier fuhr ich nach der größten Nursery (Han-
delsgarten) in der Umgegend Londons, welche ich
schon lange zu sehen gewünscht. Die mannichfachen
Bedürfnisse so vieler reicher Leute bringen hier Pri-
vatunternehmungen von einem Umfang hervor, wie
man sie sonst nirgends antrifft. So fand ich in die-
sem Garten eine Sammlung Gewächshäuser von je-
der Größe. Bei vielen waren schmale bleierne Röh-
ren, längs dem Rahmen des Glasdaches hin ange-
bracht, ohngefähr drei an jeder Seite des Daches.
In diese Röhren sind ganz schmale Löcher gebohrt,
nach Verhältniß ihrer Höhe vom Boden. Das bloße
Drehen eines Hahnes füllt die Röhren mit Flußwas-
ser, und in demselben Augenblick entsteht im ganzen
Hause ein dichter Regen, gleich dem natürlichen, den
man anhalten läßt, so lange man will. Dies macht
das beschwerliche Begießen fast ganz unnöthig, wirkt
viel kräftiger und gleichförmiger ein, und nur, wo
zu dichte Blätter vielleicht dem Regen undurchdring-
lich sind, wird nachgeholfen.

Gegen Schloßen fand ich folgende einfache Vor-
richtung. Auf dem Forst des Glasdaches, wie auf
den beiden Seitenmauern sind eiserne Spitzen befe-
stigt, und zwei Fuß über dem Glase zusammenge-

erſpart; eine Waſchmaſchine, die für die größte Menge
Wäſche doch nur eine Gehülfin braucht; eine höchſt
elegante Buttermaſchine, um ſich in Zeit von zwei
Minuten die Butter ſelbſt beim Frühſtück zu verfer-
tigen, und mehr andere Neuigkeiten dieſer Art.

Von hier fuhr ich nach der größten Nurſery (Han-
delsgarten) in der Umgegend Londons, welche ich
ſchon lange zu ſehen gewünſcht. Die mannichfachen
Bedürfniſſe ſo vieler reicher Leute bringen hier Pri-
vatunternehmungen von einem Umfang hervor, wie
man ſie ſonſt nirgends antrifft. So fand ich in die-
ſem Garten eine Sammlung Gewächshäuſer von je-
der Größe. Bei vielen waren ſchmale bleierne Röh-
ren, längs dem Rahmen des Glasdaches hin ange-
bracht, ohngefähr drei an jeder Seite des Daches.
In dieſe Röhren ſind ganz ſchmale Löcher gebohrt,
nach Verhältniß ihrer Höhe vom Boden. Das bloße
Drehen eines Hahnes füllt die Röhren mit Flußwaſ-
ſer, und in demſelben Augenblick entſteht im ganzen
Hauſe ein dichter Regen, gleich dem natürlichen, den
man anhalten läßt, ſo lange man will. Dies macht
das beſchwerliche Begießen faſt ganz unnöthig, wirkt
viel kräftiger und gleichförmiger ein, und nur, wo
zu dichte Blätter vielleicht dem Regen undurchdring-
lich ſind, wird nachgeholfen.

Gegen Schloßen fand ich folgende einfache Vor-
richtung. Auf dem Forſt des Glasdaches, wie auf
den beiden Seitenmauern ſind eiſerne Spitzen befe-
ſtigt, und zwei Fuß über dem Glaſe zuſammenge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0409" n="389"/>
er&#x017F;part; eine Wa&#x017F;chma&#x017F;chine, die für die größte Menge<lb/>&#x017F;che doch nur <hi rendition="#g">eine</hi> Gehülfin braucht; eine höch&#x017F;t<lb/>
elegante Butterma&#x017F;chine, um &#x017F;ich in Zeit von zwei<lb/>
Minuten die Butter &#x017F;elb&#x017F;t beim Früh&#x017F;tück zu verfer-<lb/>
tigen, und mehr andere Neuigkeiten die&#x017F;er Art.</p><lb/>
          <p>Von hier fuhr ich nach der größten Nur&#x017F;ery (Han-<lb/>
delsgarten) in der Umgegend Londons, welche ich<lb/>
&#x017F;chon lange zu &#x017F;ehen gewün&#x017F;cht. Die mannichfachen<lb/>
Bedürfni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;o vieler reicher Leute bringen hier Pri-<lb/>
vatunternehmungen von einem Umfang hervor, wie<lb/>
man &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nirgends antrifft. So fand ich in die-<lb/>
&#x017F;em Garten eine Sammlung Gewächshäu&#x017F;er von je-<lb/>
der Größe. Bei vielen waren &#x017F;chmale bleierne Röh-<lb/>
ren, längs dem Rahmen des Glasdaches hin ange-<lb/>
bracht, ohngefähr drei an jeder Seite des Daches.<lb/>
In die&#x017F;e Röhren &#x017F;ind ganz &#x017F;chmale Löcher gebohrt,<lb/>
nach Verhältniß ihrer Höhe vom Boden. Das bloße<lb/>
Drehen eines Hahnes füllt die Röhren mit Flußwa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, und in dem&#x017F;elben Augenblick ent&#x017F;teht im ganzen<lb/>
Hau&#x017F;e ein dichter Regen, gleich dem natürlichen, den<lb/>
man anhalten läßt, &#x017F;o lange man will. Dies macht<lb/>
das be&#x017F;chwerliche Begießen fa&#x017F;t ganz unnöthig, wirkt<lb/>
viel kräftiger und gleichförmiger ein, und nur, wo<lb/>
zu dichte Blätter vielleicht dem Regen undurchdring-<lb/>
lich &#x017F;ind, wird nachgeholfen.</p><lb/>
          <p>Gegen Schloßen fand ich folgende einfache Vor-<lb/>
richtung. Auf dem For&#x017F;t des Glasdaches, wie auf<lb/>
den beiden Seitenmauern &#x017F;ind ei&#x017F;erne Spitzen befe-<lb/>
&#x017F;tigt, und zwei Fuß über dem Gla&#x017F;e zu&#x017F;ammenge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[389/0409] erſpart; eine Waſchmaſchine, die für die größte Menge Wäſche doch nur eine Gehülfin braucht; eine höchſt elegante Buttermaſchine, um ſich in Zeit von zwei Minuten die Butter ſelbſt beim Frühſtück zu verfer- tigen, und mehr andere Neuigkeiten dieſer Art. Von hier fuhr ich nach der größten Nurſery (Han- delsgarten) in der Umgegend Londons, welche ich ſchon lange zu ſehen gewünſcht. Die mannichfachen Bedürfniſſe ſo vieler reicher Leute bringen hier Pri- vatunternehmungen von einem Umfang hervor, wie man ſie ſonſt nirgends antrifft. So fand ich in die- ſem Garten eine Sammlung Gewächshäuſer von je- der Größe. Bei vielen waren ſchmale bleierne Röh- ren, längs dem Rahmen des Glasdaches hin ange- bracht, ohngefähr drei an jeder Seite des Daches. In dieſe Röhren ſind ganz ſchmale Löcher gebohrt, nach Verhältniß ihrer Höhe vom Boden. Das bloße Drehen eines Hahnes füllt die Röhren mit Flußwaſ- ſer, und in demſelben Augenblick entſteht im ganzen Hauſe ein dichter Regen, gleich dem natürlichen, den man anhalten läßt, ſo lange man will. Dies macht das beſchwerliche Begießen faſt ganz unnöthig, wirkt viel kräftiger und gleichförmiger ein, und nur, wo zu dichte Blätter vielleicht dem Regen undurchdring- lich ſind, wird nachgeholfen. Gegen Schloßen fand ich folgende einfache Vor- richtung. Auf dem Forſt des Glasdaches, wie auf den beiden Seitenmauern ſind eiſerne Spitzen befe- ſtigt, und zwei Fuß über dem Glaſe zuſammenge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/409
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/409>, abgerufen am 19.04.2024.