Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

er Frau und Töchter auch dazu einladen, konnte aber
über kein anderes Sprechorgan als dasjenige dispo-
niren, dem gewöhnlich das Lautwerden untersagt ist,
so daß alle hut Rolls sich über Papas sonderbare
"propos" fast todt lachen wollten. Zu guter Letzt
ging er noch, in der groteskesten Verdrehung, auf den
Händen zum Zauberer hin, um sich zu bedanken,
und langte en passant mit den Füssen in eine Schüssel
tutti frutti, die sein neues Sprachorgan mit einem
melodischen: Delicious! begleitete.

Hat man je von so tollen Träumen gehört, als
mich hier heimsuchen? Es sind die trüben Dünste,
die Stickluft Londons, die meine Sinne umnebeln.
Ich schicke sie daher fort, um sich im heimathlichen
Sonnenschein wieder aufzulösen, und lege auf ihre
schweren Fittige tausend liebevolle Grüße

Deines treuen Freundes L.

er Frau und Töchter auch dazu einladen, konnte aber
über kein anderes Sprechorgan als dasjenige dispo-
niren, dem gewöhnlich das Lautwerden unterſagt iſt,
ſo daß alle hut Rolls ſich über Papas ſonderbare
„propos“ faſt todt lachen wollten. Zu guter Letzt
ging er noch, in der groteskeſten Verdrehung, auf den
Händen zum Zauberer hin, um ſich zu bedanken,
und langte en passant mit den Füſſen in eine Schüſſel
tutti frutti, die ſein neues Sprachorgan mit einem
melodiſchen: Delicious! begleitete.

Hat man je von ſo tollen Träumen gehört, als
mich hier heimſuchen? Es ſind die trüben Dünſte,
die Stickluft Londons, die meine Sinne umnebeln.
Ich ſchicke ſie daher fort, um ſich im heimathlichen
Sonnenſchein wieder aufzulöſen, und lege auf ihre
ſchweren Fittige tauſend liebevolle Grüße

Deines treuen Freundes L.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0062" n="46"/>
er Frau und Töchter auch dazu einladen, konnte aber<lb/>
über kein anderes Sprechorgan als dasjenige dispo-<lb/>
niren, dem gewöhnlich das Lautwerden unter&#x017F;agt i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o daß alle <hi rendition="#aq">hut Rolls</hi> &#x017F;ich über Papas &#x017F;onderbare<lb/><hi rendition="#aq">&#x201E;propos&#x201C;</hi> fa&#x017F;t todt lachen wollten. Zu guter Letzt<lb/>
ging er noch, in der groteske&#x017F;ten Verdrehung, auf den<lb/>
Händen zum Zauberer hin, um &#x017F;ich zu bedanken,<lb/>
und langte <hi rendition="#aq">en passant</hi> mit den Fü&#x017F;&#x017F;en in eine Schü&#x017F;&#x017F;el<lb/><hi rendition="#aq">tutti frutti,</hi> die &#x017F;ein neues Sprachorgan mit einem<lb/>
melodi&#x017F;chen: <hi rendition="#aq">Delicious!</hi> begleitete.</p><lb/>
          <p>Hat man je von &#x017F;o tollen Träumen gehört, als<lb/>
mich hier heim&#x017F;uchen? Es &#x017F;ind die trüben Dün&#x017F;te,<lb/>
die Stickluft Londons, die meine Sinne umnebeln.<lb/>
Ich &#x017F;chicke &#x017F;ie daher fort, um &#x017F;ich im heimathlichen<lb/>
Sonnen&#x017F;chein wieder aufzulö&#x017F;en, und lege auf ihre<lb/>
&#x017F;chweren Fittige tau&#x017F;end liebevolle Grüße</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Deines treuen Freundes L.</hi> </salute>
          </closer>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0062] er Frau und Töchter auch dazu einladen, konnte aber über kein anderes Sprechorgan als dasjenige dispo- niren, dem gewöhnlich das Lautwerden unterſagt iſt, ſo daß alle hut Rolls ſich über Papas ſonderbare „propos“ faſt todt lachen wollten. Zu guter Letzt ging er noch, in der groteskeſten Verdrehung, auf den Händen zum Zauberer hin, um ſich zu bedanken, und langte en passant mit den Füſſen in eine Schüſſel tutti frutti, die ſein neues Sprachorgan mit einem melodiſchen: Delicious! begleitete. Hat man je von ſo tollen Träumen gehört, als mich hier heimſuchen? Es ſind die trüben Dünſte, die Stickluft Londons, die meine Sinne umnebeln. Ich ſchicke ſie daher fort, um ſich im heimathlichen Sonnenſchein wieder aufzulöſen, und lege auf ihre ſchweren Fittige tauſend liebevolle Grüße Deines treuen Freundes L.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/62
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/62>, abgerufen am 19.04.2024.