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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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4) Letzte Sächs. Kaiser 974-1024.
könne; wie doch in der folgenden Zeit zum Nach-
theile der Welfischen Familie behauptet werden
wollen.

Ein Krieg, der zwischen Otto dem II. und demIII.
damaligen Könige Lothar von Frankreich von neuem
zum Ausbruch kam, hatte vorzüglich wieder die
Absicht der Krone Frankreich auf Lothringen zum
Gegenstande; ward aber im Jahre 980. mittelst
persönlicher Zusammenkunft beider Monarchen durch
einen feierlichen Frieden geendiget. Von dessen
Bedingungen haben wir zwar keine gleichzeitige
bestimmte Nachrichten. Der Erfolg zeigt jedoch,
daß die Könige in Frankreich nachher bey allen
Gelegenheiten die Teutschen Könige ferner als recht-
mäßige Besitzer von ganz Lothringen anerkannt
haben. In so weit ist hier der Inhalt der vori-
gen Verträge von 843. und 880. von neuem der-
gestalt befestiget, daß die Grundlage der jetzigen
Gränzen von dieser Seite des Teutschen Reichs
noch immer davon herzuleiten ist.



Bey Otto dem III. zeigt sich gleich anfangsIV.
ein von der gegenwärtigen Verfassung des Teut-983
schen Reichs noch sehr verschiedener Umstand, da
während seiner Minderjährigkeit erst seine Mutter
Theophania, und nach deren Tode seine Großmut-
ter Adelheid die vormundschaftliche Regierung führ-
te; wovon bisher noch kein Beyspiel in unserer
Geschichte vorgekommen war, auch in der Folge
nur noch eines in der Minderjährigkeit Henrichs
des IV. vorkömmt. Bey der nachher aufgekom-
menen Wahlfreyheit ließ sich dergleichen in der Folge

nicht
J

4) Letzte Saͤchſ. Kaiſer 974-1024.
koͤnne; wie doch in der folgenden Zeit zum Nach-
theile der Welfiſchen Familie behauptet werden
wollen.

Ein Krieg, der zwiſchen Otto dem II. und demIII.
damaligen Koͤnige Lothar von Frankreich von neuem
zum Ausbruch kam, hatte vorzuͤglich wieder die
Abſicht der Krone Frankreich auf Lothringen zum
Gegenſtande; ward aber im Jahre 980. mittelſt
perſoͤnlicher Zuſammenkunft beider Monarchen durch
einen feierlichen Frieden geendiget. Von deſſen
Bedingungen haben wir zwar keine gleichzeitige
beſtimmte Nachrichten. Der Erfolg zeigt jedoch,
daß die Koͤnige in Frankreich nachher bey allen
Gelegenheiten die Teutſchen Koͤnige ferner als recht-
maͤßige Beſitzer von ganz Lothringen anerkannt
haben. In ſo weit iſt hier der Inhalt der vori-
gen Vertraͤge von 843. und 880. von neuem der-
geſtalt befeſtiget, daß die Grundlage der jetzigen
Graͤnzen von dieſer Seite des Teutſchen Reichs
noch immer davon herzuleiten iſt.



Bey Otto dem III. zeigt ſich gleich anfangsIV.
ein von der gegenwaͤrtigen Verfaſſung des Teut-983
ſchen Reichs noch ſehr verſchiedener Umſtand, da
waͤhrend ſeiner Minderjaͤhrigkeit erſt ſeine Mutter
Theophania, und nach deren Tode ſeine Großmut-
ter Adelheid die vormundſchaftliche Regierung fuͤhr-
te; wovon bisher noch kein Beyſpiel in unſerer
Geſchichte vorgekommen war, auch in der Folge
nur noch eines in der Minderjaͤhrigkeit Henrichs
des IV. vorkoͤmmt. Bey der nachher aufgekom-
menen Wahlfreyheit ließ ſich dergleichen in der Folge

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J
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[129/0163] 4) Letzte Saͤchſ. Kaiſer 974-1024. koͤnne; wie doch in der folgenden Zeit zum Nach- theile der Welfiſchen Familie behauptet werden wollen. Ein Krieg, der zwiſchen Otto dem II. und dem damaligen Koͤnige Lothar von Frankreich von neuem zum Ausbruch kam, hatte vorzuͤglich wieder die Abſicht der Krone Frankreich auf Lothringen zum Gegenſtande; ward aber im Jahre 980. mittelſt perſoͤnlicher Zuſammenkunft beider Monarchen durch einen feierlichen Frieden geendiget. Von deſſen Bedingungen haben wir zwar keine gleichzeitige beſtimmte Nachrichten. Der Erfolg zeigt jedoch, daß die Koͤnige in Frankreich nachher bey allen Gelegenheiten die Teutſchen Koͤnige ferner als recht- maͤßige Beſitzer von ganz Lothringen anerkannt haben. In ſo weit iſt hier der Inhalt der vori- gen Vertraͤge von 843. und 880. von neuem der- geſtalt befeſtiget, daß die Grundlage der jetzigen Graͤnzen von dieſer Seite des Teutſchen Reichs noch immer davon herzuleiten iſt. III. Bey Otto dem III. zeigt ſich gleich anfangs ein von der gegenwaͤrtigen Verfaſſung des Teut- ſchen Reichs noch ſehr verſchiedener Umſtand, da waͤhrend ſeiner Minderjaͤhrigkeit erſt ſeine Mutter Theophania, und nach deren Tode ſeine Großmut- ter Adelheid die vormundſchaftliche Regierung fuͤhr- te; wovon bisher noch kein Beyſpiel in unſerer Geſchichte vorgekommen war, auch in der Folge nur noch eines in der Minderjaͤhrigkeit Henrichs des IV. vorkoͤmmt. Bey der nachher aufgekom- menen Wahlfreyheit ließ ſich dergleichen in der Folge nicht IV. 983 J

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/163>, abgerufen am 25.04.2024.