Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Mittl. Zeit. b) 1235-1493. 7) Frd. III.

XV.

Von dem, was sonst unter der langwierigen Re-
gierung Friedrichs des III. in Reichssachen vorgegan-
gen, das noch bis jetzt seine Wirkung erhalten hat,
ist vorzüglich noch ein und andere Veränderung in
unserer Reichstagsverfassung zu bemerken. Die
häufigen Reichsversammlungen, die Friedrich nach
einander ausschrieb, machten es beynahe zur Gewohn-
heit, daß weder der Kaiser noch die Stände so häu-
fig mehr in Person erschienen, als beides in vori-
gen Zeiten geschehen war. Die kaiserlichen Bevoll-
mächtigten erschienen unter dem Namen kaiserlicher
Commissarien; die reichsständischen unter dem Na-
men Sendboten, Räthe, Botschafter, Abgeordnete.


XVI.

Bevollmächtigte von der Art hatten schon mehr
darauf zu sehen, daß keiner seinem Herrn etwas
vergäbe; daher jetzt schon genauer auf Rang und
Ordnung im Sitzen und Stimmen gesehen wurde,
als wenn Fürsten persönlich versammelt waren.
Darüber mag der Reichstag in vielen Dingen erst
in die jetzige Verfassung gekommen seyn, wie ich
ein Beyspiel von Sitz und Stimme des Hauses
Oesterreich schon bemerklich gemacht habe.


XVII.

Unter andern findet sich auch unter dieser Re-
gierung das erste Beyspiel, daß die Abgeordneten
der Reichsstädte (1474.) das erstemal auf zwey
Bänken sich so gesetzt haben, wie sie noch jetzt in
die Rheinische und Schwäbische Bank vertheilet
werden.




Vier-
III. Mittl. Zeit. b) 1235-1493. 7) Frd. III.

XV.

Von dem, was ſonſt unter der langwierigen Re-
gierung Friedrichs des III. in Reichsſachen vorgegan-
gen, das noch bis jetzt ſeine Wirkung erhalten hat,
iſt vorzuͤglich noch ein und andere Veraͤnderung in
unſerer Reichstagsverfaſſung zu bemerken. Die
haͤufigen Reichsverſammlungen, die Friedrich nach
einander ausſchrieb, machten es beynahe zur Gewohn-
heit, daß weder der Kaiſer noch die Staͤnde ſo haͤu-
fig mehr in Perſon erſchienen, als beides in vori-
gen Zeiten geſchehen war. Die kaiſerlichen Bevoll-
maͤchtigten erſchienen unter dem Namen kaiſerlicher
Commiſſarien; die reichsſtaͤndiſchen unter dem Na-
men Sendboten, Raͤthe, Botſchafter, Abgeordnete.


XVI.

Bevollmaͤchtigte von der Art hatten ſchon mehr
darauf zu ſehen, daß keiner ſeinem Herrn etwas
vergaͤbe; daher jetzt ſchon genauer auf Rang und
Ordnung im Sitzen und Stimmen geſehen wurde,
als wenn Fuͤrſten perſoͤnlich verſammelt waren.
Daruͤber mag der Reichstag in vielen Dingen erſt
in die jetzige Verfaſſung gekommen ſeyn, wie ich
ein Beyſpiel von Sitz und Stimme des Hauſes
Oeſterreich ſchon bemerklich gemacht habe.


XVII.

Unter andern findet ſich auch unter dieſer Re-
gierung das erſte Beyſpiel, daß die Abgeordneten
der Reichsſtaͤdte (1474.) das erſtemal auf zwey
Baͤnken ſich ſo geſetzt haben, wie ſie noch jetzt in
die Rheiniſche und Schwaͤbiſche Bank vertheilet
werden.




Vier-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0340" n="306"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Mittl. Zeit. <hi rendition="#aq">b</hi>) 1235-1493. 7) Frd. <hi rendition="#aq">III.</hi></hi> </fw><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">XV.</hi> </note>
          <p>Von dem, was &#x017F;on&#x017F;t unter der langwierigen Re-<lb/>
gierung Friedrichs des <hi rendition="#aq">III.</hi> in Reichs&#x017F;achen vorgegan-<lb/>
gen, das noch bis jetzt &#x017F;eine Wirkung erhalten hat,<lb/>
i&#x017F;t vorzu&#x0364;glich noch ein und andere Vera&#x0364;nderung in<lb/>
un&#x017F;erer <hi rendition="#fr">Reichstagsverfa&#x017F;&#x017F;ung</hi> zu bemerken. Die<lb/>
ha&#x0364;ufigen Reichsver&#x017F;ammlungen, die Friedrich nach<lb/>
einander aus&#x017F;chrieb, machten es beynahe zur Gewohn-<lb/>
heit, daß weder der Kai&#x017F;er noch die Sta&#x0364;nde &#x017F;o ha&#x0364;u-<lb/>
fig mehr in Per&#x017F;on er&#x017F;chienen, als beides in vori-<lb/>
gen Zeiten ge&#x017F;chehen war. Die kai&#x017F;erlichen Bevoll-<lb/>
ma&#x0364;chtigten er&#x017F;chienen unter dem Namen kai&#x017F;erlicher<lb/>
Commi&#x017F;&#x017F;arien; die reichs&#x017F;ta&#x0364;ndi&#x017F;chen unter dem Na-<lb/>
men Sendboten, Ra&#x0364;the, Bot&#x017F;chafter, Abgeordnete.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">XVI.</hi> </note>
          <p>Bevollma&#x0364;chtigte von der Art hatten &#x017F;chon mehr<lb/>
darauf zu &#x017F;ehen, daß keiner &#x017F;einem Herrn etwas<lb/>
verga&#x0364;be; daher jetzt &#x017F;chon genauer auf Rang und<lb/>
Ordnung im Sitzen und Stimmen ge&#x017F;ehen wurde,<lb/>
als wenn Fu&#x0364;r&#x017F;ten per&#x017F;o&#x0364;nlich ver&#x017F;ammelt waren.<lb/>
Daru&#x0364;ber mag der Reichstag in vielen Dingen er&#x017F;t<lb/>
in die jetzige Verfa&#x017F;&#x017F;ung gekommen &#x017F;eyn, wie ich<lb/>
ein Bey&#x017F;piel von Sitz und Stimme des Hau&#x017F;es<lb/>
Oe&#x017F;terreich &#x017F;chon bemerklich gemacht habe.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">XVII.</hi> </note>
          <p>Unter andern findet &#x017F;ich auch unter die&#x017F;er Re-<lb/>
gierung das er&#x017F;te Bey&#x017F;piel, daß die Abgeordneten<lb/>
der Reichs&#x017F;ta&#x0364;dte (1474.) das er&#x017F;temal auf zwey<lb/>
Ba&#x0364;nken &#x017F;ich &#x017F;o ge&#x017F;etzt haben, wie &#x017F;ie noch jetzt in<lb/>
die Rheini&#x017F;che und Schwa&#x0364;bi&#x017F;che Bank vertheilet<lb/>
werden.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vier</hi>-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0340] III. Mittl. Zeit. b) 1235-1493. 7) Frd. III. Von dem, was ſonſt unter der langwierigen Re- gierung Friedrichs des III. in Reichsſachen vorgegan- gen, das noch bis jetzt ſeine Wirkung erhalten hat, iſt vorzuͤglich noch ein und andere Veraͤnderung in unſerer Reichstagsverfaſſung zu bemerken. Die haͤufigen Reichsverſammlungen, die Friedrich nach einander ausſchrieb, machten es beynahe zur Gewohn- heit, daß weder der Kaiſer noch die Staͤnde ſo haͤu- fig mehr in Perſon erſchienen, als beides in vori- gen Zeiten geſchehen war. Die kaiſerlichen Bevoll- maͤchtigten erſchienen unter dem Namen kaiſerlicher Commiſſarien; die reichsſtaͤndiſchen unter dem Na- men Sendboten, Raͤthe, Botſchafter, Abgeordnete. Bevollmaͤchtigte von der Art hatten ſchon mehr darauf zu ſehen, daß keiner ſeinem Herrn etwas vergaͤbe; daher jetzt ſchon genauer auf Rang und Ordnung im Sitzen und Stimmen geſehen wurde, als wenn Fuͤrſten perſoͤnlich verſammelt waren. Daruͤber mag der Reichstag in vielen Dingen erſt in die jetzige Verfaſſung gekommen ſeyn, wie ich ein Beyſpiel von Sitz und Stimme des Hauſes Oeſterreich ſchon bemerklich gemacht habe. Unter andern findet ſich auch unter dieſer Re- gierung das erſte Beyſpiel, daß die Abgeordneten der Reichsſtaͤdte (1474.) das erſtemal auf zwey Baͤnken ſich ſo geſetzt haben, wie ſie noch jetzt in die Rheiniſche und Schwaͤbiſche Bank vertheilet werden. Vier-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/340
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/340>, abgerufen am 25.04.2024.