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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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1) Landfriede, Cammergericht etc.
eingetheilt. Diese Eintheilung, wie sie noch bis
auf den heutigen Tag besteht, genauer kennen zu
lernen, ist deswegen gleich von ihrem Ursprunge
an zu merken, wie anfangs nur sechs Kreise wa-
ren, wozu weder die Churfürsten noch die kaiser-
lichen Erblande Oesterreich und Burgund gehörten.
Man nennt sie füglich die sechs alten Kreise; das
waren Franken, Schwaben, Baiern, Oberrhein,
Niederrhein oder Westphalen, und Sachsen. Ein
jeder dieser Kreise bestand aus mehreren geistlichen
und weltlichen Fürsten, Prälaten, Grafen und
Reichsstädten. Kein Churfürst war darunter be-
griffen, so wenig als die beiderley benannten kai-
serlichen Erblande, bis erst im Jahre 1512. dar-
aus die vier neuen Kreise gemacht wurden, nehm-
lich der Oesterreichische und Burgundische Kreis,
und der Churrheinische Kreis für die vier Churfür-
sten von Mainz, Trier, Cölln, Pfalz, und der
Obersächsische Kreis für Chursachsen und Churbran-
denburg, nebst den herzoglich Sächsischen und ei-
nigen anderen dazu geschlagenen benachbarten Län-
dern, als Pommern, Anhalt, wie auch den Stif-
tern Quedlinburg, Gernrode, Walkenried, und
den Grafschaften Schwarzburg, Mansfeld, Stoll-
berg, Barby, Reuß und Schönburg, die man
seitdem vom Niedersächsischen Kreise getrennt hat.
Unter dem Namen des Burgundischen Kreises er-
kannte Max in der That die Verbindung der Nieder-
lande mit dem Teutschen Reiche. In Ansehung der
Krone Böhmen war aber dieses Verhältniß damals
schon so schwach, daß Böhmen weder unter den Chur-
fürsten, deren man immer nur sechs nannte, noch
unter die Kreise mitgerechnet wurde; wie es dann zu
letztern auch jetzt noch nicht gehört.




II.

1) Landfriede, Cammergericht ꝛc.
eingetheilt. Dieſe Eintheilung, wie ſie noch bis
auf den heutigen Tag beſteht, genauer kennen zu
lernen, iſt deswegen gleich von ihrem Urſprunge
an zu merken, wie anfangs nur ſechs Kreiſe wa-
ren, wozu weder die Churfuͤrſten noch die kaiſer-
lichen Erblande Oeſterreich und Burgund gehoͤrten.
Man nennt ſie fuͤglich die ſechs alten Kreiſe; das
waren Franken, Schwaben, Baiern, Oberrhein,
Niederrhein oder Weſtphalen, und Sachſen. Ein
jeder dieſer Kreiſe beſtand aus mehreren geiſtlichen
und weltlichen Fuͤrſten, Praͤlaten, Grafen und
Reichsſtaͤdten. Kein Churfuͤrſt war darunter be-
griffen, ſo wenig als die beiderley benannten kai-
ſerlichen Erblande, bis erſt im Jahre 1512. dar-
aus die vier neuen Kreiſe gemacht wurden, nehm-
lich der Oeſterreichiſche und Burgundiſche Kreis,
und der Churrheiniſche Kreis fuͤr die vier Churfuͤr-
ſten von Mainz, Trier, Coͤlln, Pfalz, und der
Oberſaͤchſiſche Kreis fuͤr Churſachſen und Churbran-
denburg, nebſt den herzoglich Saͤchſiſchen und ei-
nigen anderen dazu geſchlagenen benachbarten Laͤn-
dern, als Pommern, Anhalt, wie auch den Stif-
tern Quedlinburg, Gernrode, Walkenried, und
den Grafſchaften Schwarzburg, Mansfeld, Stoll-
berg, Barby, Reuß und Schoͤnburg, die man
ſeitdem vom Niederſaͤchſiſchen Kreiſe getrennt hat.
Unter dem Namen des Burgundiſchen Kreiſes er-
kannte Max in der That die Verbindung der Nieder-
lande mit dem Teutſchen Reiche. In Anſehung der
Krone Boͤhmen war aber dieſes Verhaͤltniß damals
ſchon ſo ſchwach, daß Boͤhmen weder unter den Chur-
fuͤrſten, deren man immer nur ſechs nannte, noch
unter die Kreiſe mitgerechnet wurde; wie es dann zu
letztern auch jetzt noch nicht gehoͤrt.




II.
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[315/0349] 1) Landfriede, Cammergericht ꝛc. eingetheilt. Dieſe Eintheilung, wie ſie noch bis auf den heutigen Tag beſteht, genauer kennen zu lernen, iſt deswegen gleich von ihrem Urſprunge an zu merken, wie anfangs nur ſechs Kreiſe wa- ren, wozu weder die Churfuͤrſten noch die kaiſer- lichen Erblande Oeſterreich und Burgund gehoͤrten. Man nennt ſie fuͤglich die ſechs alten Kreiſe; das waren Franken, Schwaben, Baiern, Oberrhein, Niederrhein oder Weſtphalen, und Sachſen. Ein jeder dieſer Kreiſe beſtand aus mehreren geiſtlichen und weltlichen Fuͤrſten, Praͤlaten, Grafen und Reichsſtaͤdten. Kein Churfuͤrſt war darunter be- griffen, ſo wenig als die beiderley benannten kai- ſerlichen Erblande, bis erſt im Jahre 1512. dar- aus die vier neuen Kreiſe gemacht wurden, nehm- lich der Oeſterreichiſche und Burgundiſche Kreis, und der Churrheiniſche Kreis fuͤr die vier Churfuͤr- ſten von Mainz, Trier, Coͤlln, Pfalz, und der Oberſaͤchſiſche Kreis fuͤr Churſachſen und Churbran- denburg, nebſt den herzoglich Saͤchſiſchen und ei- nigen anderen dazu geſchlagenen benachbarten Laͤn- dern, als Pommern, Anhalt, wie auch den Stif- tern Quedlinburg, Gernrode, Walkenried, und den Grafſchaften Schwarzburg, Mansfeld, Stoll- berg, Barby, Reuß und Schoͤnburg, die man ſeitdem vom Niederſaͤchſiſchen Kreiſe getrennt hat. Unter dem Namen des Burgundiſchen Kreiſes er- kannte Max in der That die Verbindung der Nieder- lande mit dem Teutſchen Reiche. In Anſehung der Krone Boͤhmen war aber dieſes Verhaͤltniß damals ſchon ſo ſchwach, daß Boͤhmen weder unter den Chur- fuͤrſten, deren man immer nur ſechs nannte, noch unter die Kreiſe mitgerechnet wurde; wie es dann zu letztern auch jetzt noch nicht gehoͤrt. II.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/349>, abgerufen am 25.04.2024.