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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XII. Franz der I. 1748-1764.
des von der Reichsritterschaft behaupteten Näherrechts im
Verkaufen ritterschaftlicher Güter; wegen gemeinsamer Ver-
tretung ihrer einzelnen Glieder; wegen häufiger Aufnahme
so genannter Personalisten etc.; -- XIV. jedoch ohne daß
der bewirkte Reichsschluß dem gewünschten Zwecke gemäß
ausfällt.



I.

Nach dem Aachner Frieden vergiengen wenige
Jahre, als es sich auf der einen Seite schon
zu neuen weitaussehenden Irrungen zwischen den
Kronen Großbritannien und Frankreich über die
Gränzen von Canada anließ, und auf der andern
Seite der König in Preussen aus gewissen gehei-
men Nachrichten wahrzunehmen glaubte, daß ein
Angriff mehrerer verbundenen Mächte gegen ihn
im Werke sey. Soviel hat allemal der Erfolg be-
wiesen, daß nach dem Aachner Frieden das bis-
herige System von Europa eine andere Wendung
genommen hat, da die Mißhelligkeit, welche bey-
nahe drey Jahrhunderte hindurch zwischen dem
Hause Oesterreich und der Krone Frankreich obge-
waltet hatte, sich auf einmal in eine gewisse Har-
monie zu verwandeln schien; insonderheit seitdem
der Graf Wenzel Anton von Kaunitz-Rittberg,
der als Oesterreichischer Gesandter den Aachner
Frieden gezeichnet hatte, unmittelbar darauf als
Gesandter des Wiener Hofes am Französischen
Hofe, und im May 1753. selbst als Hof- und
Staatscanzler zu Wien angesetzt wurde; (welche
Stelle er, nachdem er 1764. in Fürstenstand er-
hoben worden, seitdem in unverrückter Thätig-
keit -- gewiß ein seltenes Beyspiel, in manchem
Betrachte vielleicht einzig in seiner Art, -- noch
1786. bekleidet.)


Kaum

XII. Franz der I. 1748-1764.
des von der Reichsritterſchaft behaupteten Naͤherrechts im
Verkaufen ritterſchaftlicher Guͤter; wegen gemeinſamer Ver-
tretung ihrer einzelnen Glieder; wegen haͤufiger Aufnahme
ſo genannter Perſonaliſten ꝛc.; — XIV. jedoch ohne daß
der bewirkte Reichsſchluß dem gewuͤnſchten Zwecke gemaͤß
ausfaͤllt.



I.

Nach dem Aachner Frieden vergiengen wenige
Jahre, als es ſich auf der einen Seite ſchon
zu neuen weitausſehenden Irrungen zwiſchen den
Kronen Großbritannien und Frankreich uͤber die
Graͤnzen von Canada anließ, und auf der andern
Seite der Koͤnig in Preuſſen aus gewiſſen gehei-
men Nachrichten wahrzunehmen glaubte, daß ein
Angriff mehrerer verbundenen Maͤchte gegen ihn
im Werke ſey. Soviel hat allemal der Erfolg be-
wieſen, daß nach dem Aachner Frieden das bis-
herige Syſtem von Europa eine andere Wendung
genommen hat, da die Mißhelligkeit, welche bey-
nahe drey Jahrhunderte hindurch zwiſchen dem
Hauſe Oeſterreich und der Krone Frankreich obge-
waltet hatte, ſich auf einmal in eine gewiſſe Har-
monie zu verwandeln ſchien; inſonderheit ſeitdem
der Graf Wenzel Anton von Kaunitz-Rittberg,
der als Oeſterreichiſcher Geſandter den Aachner
Frieden gezeichnet hatte, unmittelbar darauf als
Geſandter des Wiener Hofes am Franzoͤſiſchen
Hofe, und im May 1753. ſelbſt als Hof- und
Staatscanzler zu Wien angeſetzt wurde; (welche
Stelle er, nachdem er 1764. in Fuͤrſtenſtand er-
hoben worden, ſeitdem in unverruͤckter Thaͤtig-
keit — gewiß ein ſeltenes Beyſpiel, in manchem
Betrachte vielleicht einzig in ſeiner Art, — noch
1786. bekleidet.)


Kaum
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[68/0102] XII. Franz der I. 1748-1764. des von der Reichsritterſchaft behaupteten Naͤherrechts im Verkaufen ritterſchaftlicher Guͤter; wegen gemeinſamer Ver- tretung ihrer einzelnen Glieder; wegen haͤufiger Aufnahme ſo genannter Perſonaliſten ꝛc.; — XIV. jedoch ohne daß der bewirkte Reichsſchluß dem gewuͤnſchten Zwecke gemaͤß ausfaͤllt. Nach dem Aachner Frieden vergiengen wenige Jahre, als es ſich auf der einen Seite ſchon zu neuen weitausſehenden Irrungen zwiſchen den Kronen Großbritannien und Frankreich uͤber die Graͤnzen von Canada anließ, und auf der andern Seite der Koͤnig in Preuſſen aus gewiſſen gehei- men Nachrichten wahrzunehmen glaubte, daß ein Angriff mehrerer verbundenen Maͤchte gegen ihn im Werke ſey. Soviel hat allemal der Erfolg be- wieſen, daß nach dem Aachner Frieden das bis- herige Syſtem von Europa eine andere Wendung genommen hat, da die Mißhelligkeit, welche bey- nahe drey Jahrhunderte hindurch zwiſchen dem Hauſe Oeſterreich und der Krone Frankreich obge- waltet hatte, ſich auf einmal in eine gewiſſe Har- monie zu verwandeln ſchien; inſonderheit ſeitdem der Graf Wenzel Anton von Kaunitz-Rittberg, der als Oeſterreichiſcher Geſandter den Aachner Frieden gezeichnet hatte, unmittelbar darauf als Geſandter des Wiener Hofes am Franzoͤſiſchen Hofe, und im May 1753. ſelbſt als Hof- und Staatscanzler zu Wien angeſetzt wurde; (welche Stelle er, nachdem er 1764. in Fuͤrſtenſtand er- hoben worden, ſeitdem in unverruͤckter Thaͤtig- keit — gewiß ein ſeltenes Beyſpiel, in manchem Betrachte vielleicht einzig in ſeiner Art, — noch 1786. bekleidet.) Kaum

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/102>, abgerufen am 29.03.2024.