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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIII. Joseph II. 1764-1786.
nach dem Inhalte der Wahlcapitulation forder-
samst erlediget werden möchten, sondern auch zu
Beförderung der Wohlfahrt und des innern Ru-
hestandes des Reichs fürs künftige hierin aufs
kräftigste vorgebeuget werde." Es ergiengen auch
gleich damals kaiserliche Befehle an die Reichsge-
richte, die rechtshängigen Religionssachen zur recht-
lichen Entscheidung zu befördern. Hauptsächlich
aber erklärte sich hernach Joseph der II. auf ein
Vorstellungsschreiben, so das evangelische Corpus
von neuem erlaßen hatte, in einem an die Princi-
palcommission erlaßenen Rescripte (1769. Jan 8.)
auf eine höchstpreiswürdige Art, wie Seiner Ma-
jestät Absicht sey, "den sich in Religionssachen be-
schwerenden Partheyen, sobald solche die Sachen
gehörig anbringen und fortsetzen würden, mit Be-
seitigung aller weitläuftigen Processe, vorzüglich
vor allen anderen mit executivischem Verfahren
Rechtshülfe angedeihen zu laßen."


IV.

Durch diese Erklärung aufgemuntert, faßte
das evangelische Corpus neuen Muth, um auch
seines Orts dazu beförderlich zu seyn, den höchsten
Reichsgerichten die Erörterung der Religionsbe-
schwerden soviel möglich zu erleichtern, und selbst
dafür zu sorgen, daß sie auch nicht mit ungegrün-
deten Beschwerden behelliget werden möchten. Es
beschloß daher (1770. Apr. 11.) eine eigne De-
putation sechs evangelischer Stände
zu ernen-
nen (q) und denselben einen Rechtsgelehrten als

Con-
(q) Diese Stände waren Chursachsen, Chur-
braunschweig, Hessencassel, Wetterauische Gra-
fen, Stadt Regensburg und Heilbronn. Eine
aus-

XIII. Joſeph II. 1764-1786.
nach dem Inhalte der Wahlcapitulation forder-
ſamſt erlediget werden moͤchten, ſondern auch zu
Befoͤrderung der Wohlfahrt und des innern Ru-
heſtandes des Reichs fuͤrs kuͤnftige hierin aufs
kraͤftigſte vorgebeuget werde.” Es ergiengen auch
gleich damals kaiſerliche Befehle an die Reichsge-
richte, die rechtshaͤngigen Religionsſachen zur recht-
lichen Entſcheidung zu befoͤrdern. Hauptſaͤchlich
aber erklaͤrte ſich hernach Joſeph der II. auf ein
Vorſtellungsſchreiben, ſo das evangeliſche Corpus
von neuem erlaßen hatte, in einem an die Princi-
palcommiſſion erlaßenen Reſcripte (1769. Jan 8.)
auf eine hoͤchſtpreiswuͤrdige Art, wie Seiner Ma-
jeſtaͤt Abſicht ſey, ”den ſich in Religionsſachen be-
ſchwerenden Partheyen, ſobald ſolche die Sachen
gehoͤrig anbringen und fortſetzen wuͤrden, mit Be-
ſeitigung aller weitlaͤuftigen Proceſſe, vorzuͤglich
vor allen anderen mit executiviſchem Verfahren
Rechtshuͤlfe angedeihen zu laßen.”


IV.

Durch dieſe Erklaͤrung aufgemuntert, faßte
das evangeliſche Corpus neuen Muth, um auch
ſeines Orts dazu befoͤrderlich zu ſeyn, den hoͤchſten
Reichsgerichten die Eroͤrterung der Religionsbe-
ſchwerden ſoviel moͤglich zu erleichtern, und ſelbſt
dafuͤr zu ſorgen, daß ſie auch nicht mit ungegruͤn-
deten Beſchwerden behelliget werden moͤchten. Es
beſchloß daher (1770. Apr. 11.) eine eigne De-
putation ſechs evangeliſcher Staͤnde
zu ernen-
nen (q) und denſelben einen Rechtsgelehrten als

Con-
(q) Dieſe Staͤnde waren Churſachſen, Chur-
braunſchweig, Heſſencaſſel, Wetterauiſche Gra-
fen, Stadt Regensburg und Heilbronn. Eine
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[172/0206] XIII. Joſeph II. 1764-1786. nach dem Inhalte der Wahlcapitulation forder- ſamſt erlediget werden moͤchten, ſondern auch zu Befoͤrderung der Wohlfahrt und des innern Ru- heſtandes des Reichs fuͤrs kuͤnftige hierin aufs kraͤftigſte vorgebeuget werde.” Es ergiengen auch gleich damals kaiſerliche Befehle an die Reichsge- richte, die rechtshaͤngigen Religionsſachen zur recht- lichen Entſcheidung zu befoͤrdern. Hauptſaͤchlich aber erklaͤrte ſich hernach Joſeph der II. auf ein Vorſtellungsſchreiben, ſo das evangeliſche Corpus von neuem erlaßen hatte, in einem an die Princi- palcommiſſion erlaßenen Reſcripte (1769. Jan 8.) auf eine hoͤchſtpreiswuͤrdige Art, wie Seiner Ma- jeſtaͤt Abſicht ſey, ”den ſich in Religionsſachen be- ſchwerenden Partheyen, ſobald ſolche die Sachen gehoͤrig anbringen und fortſetzen wuͤrden, mit Be- ſeitigung aller weitlaͤuftigen Proceſſe, vorzuͤglich vor allen anderen mit executiviſchem Verfahren Rechtshuͤlfe angedeihen zu laßen.” Durch dieſe Erklaͤrung aufgemuntert, faßte das evangeliſche Corpus neuen Muth, um auch ſeines Orts dazu befoͤrderlich zu ſeyn, den hoͤchſten Reichsgerichten die Eroͤrterung der Religionsbe- ſchwerden ſoviel moͤglich zu erleichtern, und ſelbſt dafuͤr zu ſorgen, daß ſie auch nicht mit ungegruͤn- deten Beſchwerden behelliget werden moͤchten. Es beſchloß daher (1770. Apr. 11.) eine eigne De- putation ſechs evangeliſcher Staͤnde zu ernen- nen (q) und denſelben einen Rechtsgelehrten als Con- (q) Dieſe Staͤnde waren Churſachſen, Chur- braunſchweig, Heſſencaſſel, Wetterauiſche Gra- fen, Stadt Regensburg und Heilbronn. Eine aus-

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/206>, abgerufen am 28.03.2024.