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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
zahlreicher und mächtiger Bundesgenossen hatte
machen können, diese ganze Zeit über gar nicht zu
entsprechen. Der König in Preussen war bisher
der einzige, dem Maria Theresia sich bequemen
mußte, im Breslauer Frieden von ganz Nie-
derschlesien und einem beträchtlichen Theile von
Oberschlesien nebst der Grafschaft Glatz ein Opfer
zu machen. Darauf konnte sie aber auch ihre
ganze Macht gegen ihre übrigen Widersacher ver-
einigen. Und als auch darin der neue Preus-
sische Einbruch in Böhmen einen Querstrich mach-
te, so stand es noch dahin, ob es auch von dieser
Seite noch beym Breslauer Frieden bleiben wür-
de, der übrigens das Haus Brandenburg beyna-
he um die Hälfte seiner Macht verstärkte, und es
also einem in Teutschland selbst gegen das Haus
Oesterreich zu haltenden Gleichgewichte um so viel
näher brachte.


III.

Noch bekam die Macht des Hauses Branden-
burg unter dieser Regierung einen neuen Zuwachs
mit dem Fürstenthume Ostfriesland, das der
König nach Abgang des letzten Fürsten (+ 1744.
May 25.) vermöge einer kaiserlichen Anwartschaft
vom 10. Dec. 1694. in Besitz nehmen ließ; wie-
wohl Churbraunschweig vermöge einer ältern Erb-
verbrüderung vom 20. März 1691. ebenfalls An-
spruch darauf machte.


IV.

Zwey andere fürstliche Häuser, oder doch zwey
regierende Stämme anderer Häuser waren schon
vorher ausgestorben, und halfen also ebenfalls die
Zahl der bisherigen regierenden Reichsfürsten ver-
mindern. Einer derselben war der Herzog Wil-

helm

XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
zahlreicher und maͤchtiger Bundesgenoſſen hatte
machen koͤnnen, dieſe ganze Zeit uͤber gar nicht zu
entſprechen. Der Koͤnig in Preuſſen war bisher
der einzige, dem Maria Thereſia ſich bequemen
mußte, im Breslauer Frieden von ganz Nie-
derſchleſien und einem betraͤchtlichen Theile von
Oberſchleſien nebſt der Grafſchaft Glatz ein Opfer
zu machen. Darauf konnte ſie aber auch ihre
ganze Macht gegen ihre uͤbrigen Widerſacher ver-
einigen. Und als auch darin der neue Preuſ-
ſiſche Einbruch in Boͤhmen einen Querſtrich mach-
te, ſo ſtand es noch dahin, ob es auch von dieſer
Seite noch beym Breslauer Frieden bleiben wuͤr-
de, der uͤbrigens das Haus Brandenburg beyna-
he um die Haͤlfte ſeiner Macht verſtaͤrkte, und es
alſo einem in Teutſchland ſelbſt gegen das Haus
Oeſterreich zu haltenden Gleichgewichte um ſo viel
naͤher brachte.


III.

Noch bekam die Macht des Hauſes Branden-
burg unter dieſer Regierung einen neuen Zuwachs
mit dem Fuͤrſtenthume Oſtfriesland, das der
Koͤnig nach Abgang des letzten Fuͤrſten († 1744.
May 25.) vermoͤge einer kaiſerlichen Anwartſchaft
vom 10. Dec. 1694. in Beſitz nehmen ließ; wie-
wohl Churbraunſchweig vermoͤge einer aͤltern Erb-
verbruͤderung vom 20. Maͤrz 1691. ebenfalls An-
ſpruch darauf machte.


IV.

Zwey andere fuͤrſtliche Haͤuſer, oder doch zwey
regierende Staͤmme anderer Haͤuſer waren ſchon
vorher ausgeſtorben, und halfen alſo ebenfalls die
Zahl der bisherigen regierenden Reichsfuͤrſten ver-
mindern. Einer derſelben war der Herzog Wil-

helm
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[32/0066] XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748. zahlreicher und maͤchtiger Bundesgenoſſen hatte machen koͤnnen, dieſe ganze Zeit uͤber gar nicht zu entſprechen. Der Koͤnig in Preuſſen war bisher der einzige, dem Maria Thereſia ſich bequemen mußte, im Breslauer Frieden von ganz Nie- derſchleſien und einem betraͤchtlichen Theile von Oberſchleſien nebſt der Grafſchaft Glatz ein Opfer zu machen. Darauf konnte ſie aber auch ihre ganze Macht gegen ihre uͤbrigen Widerſacher ver- einigen. Und als auch darin der neue Preuſ- ſiſche Einbruch in Boͤhmen einen Querſtrich mach- te, ſo ſtand es noch dahin, ob es auch von dieſer Seite noch beym Breslauer Frieden bleiben wuͤr- de, der uͤbrigens das Haus Brandenburg beyna- he um die Haͤlfte ſeiner Macht verſtaͤrkte, und es alſo einem in Teutſchland ſelbſt gegen das Haus Oeſterreich zu haltenden Gleichgewichte um ſo viel naͤher brachte. Noch bekam die Macht des Hauſes Branden- burg unter dieſer Regierung einen neuen Zuwachs mit dem Fuͤrſtenthume Oſtfriesland, das der Koͤnig nach Abgang des letzten Fuͤrſten († 1744. May 25.) vermoͤge einer kaiſerlichen Anwartſchaft vom 10. Dec. 1694. in Beſitz nehmen ließ; wie- wohl Churbraunſchweig vermoͤge einer aͤltern Erb- verbruͤderung vom 20. Maͤrz 1691. ebenfalls An- ſpruch darauf machte. Zwey andere fuͤrſtliche Haͤuſer, oder doch zwey regierende Staͤmme anderer Haͤuſer waren ſchon vorher ausgeſtorben, und halfen alſo ebenfalls die Zahl der bisherigen regierenden Reichsfuͤrſten ver- mindern. Einer derſelben war der Herzog Wil- helm

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/66>, abgerufen am 25.04.2024.