Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Zustand
Jn dem die Wahl vorgehet/ müssen alle
frembden aus der Stadt weichen. Der
Actus der Wahl/ welche in der Sacristey
der Kirchen S. Bartholomaei Geschicht/
wird mit einer Messe angefangen: Dar-
auff treten sie vor den Altar umb zu
schweren/ daß sie einen tüchtigen Käyser
erwehlen wollen; Der Mäyntzische als
des Collegii Decanus samlet die Stim-
men/ erstlich fraget er den von Trier/ her-
nach den von Cöllen und so weiter/ er
selber spricht endlich das Urtheil/ und die
meisten Stimmen gelten für alle; Weil
aber jetzund acht seyn/ ist noch nichts ge-
wisses beschlossen/ was man thun müsse/
wenn es sich zutrüge/ daß die Stimmen
auff beede seiten gleich wären. Es ist
dem Churfürsten nicht verboten ihme selb-
sten seine Stimme zu geben; die geschehe-
ne Wahl pfleget auffgeschrieben und mit
der Churfürsten Siegel confirmiret zu
werden. Darnach treten sie vor den Al-
tar/ woselbsten der Mäyntzische den erwehl-

ten

Vom Zuſtand
Jn dem die Wahl vorgehet/ muͤſſen alle
frembden aus der Stadt weichen. Der
Actus der Wahl/ welche in der Sacriſtey
der Kirchen S. Bartholomæi Geſchicht/
wird mit einer Meſſe angefangen: Dar-
auff treten ſie vor den Altar umb zu
ſchweren/ daß ſie einen tuͤchtigen Kaͤyſer
erwehlen wollen; Der Maͤyntziſche als
des Collegii Decanus ſamlet die Stim-
men/ erſtlich fraget er den von Trier/ her-
nach den von Coͤllen und ſo weiter/ er
ſelber ſpricht endlich das Urtheil/ und die
meiſten Stimmen gelten fuͤr alle; Weil
aber jetzund acht ſeyn/ iſt noch nichts ge-
wiſſes beſchloſſen/ was man thun muͤſſe/
wenn es ſich zutruͤge/ daß die Stimmen
auff beede ſeiten gleich waͤren. Es iſt
dem Churfuͤrſten nicht verboten ihme ſelb-
ſten ſeine Stimme zu geben; die geſchehe-
ne Wahl pfleget auffgeſchrieben und mit
der Churfuͤrſten Siegel confirmiret zu
werden. Darnach treten ſie vor den Al-
tar/ woſelbſten der Maͤyntziſche den erwehl-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0142" n="120"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zu&#x017F;tand</hi></fw><lb/>
Jn dem die Wahl vorgehet/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle<lb/>
frembden aus der Stadt weichen. Der<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Actus</hi></hi> der Wahl/ welche in der Sacri&#x017F;tey<lb/>
der Kirchen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">S. Bartholomæi</hi></hi> Ge&#x017F;chicht/<lb/>
wird mit einer Me&#x017F;&#x017F;e angefangen: Dar-<lb/>
auff treten &#x017F;ie vor den Altar <choice><sic>nmb</sic><corr>umb</corr></choice> zu<lb/>
&#x017F;chweren/ daß &#x017F;ie einen tu&#x0364;chtigen Ka&#x0364;y&#x017F;er<lb/>
erwehlen wollen; Der Ma&#x0364;yntzi&#x017F;che als<lb/>
des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Collegii Decanus</hi></hi> &#x017F;amlet die Stim-<lb/>
men/ er&#x017F;tlich fraget er den von Trier/ her-<lb/>
nach den von Co&#x0364;llen und &#x017F;o weiter/ er<lb/>
&#x017F;elber &#x017F;pricht endlich das Urtheil/ und die<lb/>
mei&#x017F;ten Stimmen gelten fu&#x0364;r alle; Weil<lb/>
aber jetzund acht &#x017F;eyn/ i&#x017F;t noch nichts ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;es be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ was man thun mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
wenn es &#x017F;ich zutru&#x0364;ge/ daß die Stimmen<lb/>
auff beede &#x017F;eiten gleich wa&#x0364;ren. Es i&#x017F;t<lb/>
dem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten nicht verboten ihme &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;eine Stimme zu geben; die ge&#x017F;chehe-<lb/>
ne Wahl pfleget auffge&#x017F;chrieben und mit<lb/>
der Churfu&#x0364;r&#x017F;ten Siegel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">confirmiret</hi></hi> zu<lb/>
werden. Darnach treten &#x017F;ie vor den Al-<lb/>
tar/ wo&#x017F;elb&#x017F;ten der Ma&#x0364;yntzi&#x017F;che den erwehl-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0142] Vom Zuſtand Jn dem die Wahl vorgehet/ muͤſſen alle frembden aus der Stadt weichen. Der Actus der Wahl/ welche in der Sacriſtey der Kirchen S. Bartholomæi Geſchicht/ wird mit einer Meſſe angefangen: Dar- auff treten ſie vor den Altar umb zu ſchweren/ daß ſie einen tuͤchtigen Kaͤyſer erwehlen wollen; Der Maͤyntziſche als des Collegii Decanus ſamlet die Stim- men/ erſtlich fraget er den von Trier/ her- nach den von Coͤllen und ſo weiter/ er ſelber ſpricht endlich das Urtheil/ und die meiſten Stimmen gelten fuͤr alle; Weil aber jetzund acht ſeyn/ iſt noch nichts ge- wiſſes beſchloſſen/ was man thun muͤſſe/ wenn es ſich zutruͤge/ daß die Stimmen auff beede ſeiten gleich waͤren. Es iſt dem Churfuͤrſten nicht verboten ihme ſelb- ſten ſeine Stimme zu geben; die geſchehe- ne Wahl pfleget auffgeſchrieben und mit der Churfuͤrſten Siegel confirmiret zu werden. Darnach treten ſie vor den Al- tar/ woſelbſten der Maͤyntziſche den erwehl- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/142
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/142>, abgerufen am 23.04.2024.