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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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Vom Zustand
sich nicht/ ihm selber die Exsecution zu
thun. Endlich zeuget auch dieses von einer
so schwachen Gesellschafft/ daß Teutsch-
land weder einen gemeinen Kasten noch
Kriegesheer hat/ wodurch er aller Auß-
länder Anfälle abtreiben/ oder eine und an-
dere Landschafft erwerben kan/ aus deren
Einkünfften hernacher die gemeine Un-
kosten des Regiments gehalten wer-
den können. Und wieviel besser würde es
seyn/ daß Teutschland die jenigen Frieden-
hasser/ die fast durch gantz Europa ihr Blut
feil bieten/ zu ihrem eigenen Nutzen an-
wendete.

§. 10.

Es hat auch ein jeglicher von den Stän-
den nicht wenig aemulation und streitig-
keit wider den andern/ welche auch die
Macht des gantzen Leibes zimlich schwä-
chen. Wir haben genug/ wenn wir nur
die vornehmsten allhier berühren. Es sind
alle Fürsten dem Hause Oesterreich miß-
günstig/ und darauff argwöhnisch/ weil

solches

Vom Zuſtand
ſich nicht/ ihm ſelber die Exſecution zu
thun. Endlich zeuget auch dieſes von einer
ſo ſchwachen Geſellſchafft/ daß Teutſch-
land weder einen gemeinen Kaſten noch
Kriegesheer hat/ wodurch er aller Auß-
laͤnder Anfaͤlle abtreiben/ oder eine und an-
dere Landſchafft erwerben kan/ aus deren
Einkuͤnfften hernacher die gemeine Un-
koſten des Regiments gehalten wer-
den koͤnnen. Und wieviel beſſer wuͤrde es
ſeyn/ daß Teutſchland die jenigen Frieden-
haſſer/ die faſt durch gantz Europa ihr Blut
feil bieten/ zu ihrem eigenen Nutzen an-
wendete.

§. 10.

Es hat auch ein jeglicher von den Staͤn-
den nicht wenig æmulation und ſtreitig-
keit wider den andern/ welche auch die
Macht des gantzen Leibes zimlich ſchwaͤ-
chen. Wir haben genug/ wenn wir nur
die vornehmſten allhier beruͤhren. Es ſind
alle Fuͤrſten dem Hauſe Oeſterreich miß-
guͤnſtig/ und darauff argwoͤhniſch/ weil

ſolches
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[274/0296] Vom Zuſtand ſich nicht/ ihm ſelber die Exſecution zu thun. Endlich zeuget auch dieſes von einer ſo ſchwachen Geſellſchafft/ daß Teutſch- land weder einen gemeinen Kaſten noch Kriegesheer hat/ wodurch er aller Auß- laͤnder Anfaͤlle abtreiben/ oder eine und an- dere Landſchafft erwerben kan/ aus deren Einkuͤnfften hernacher die gemeine Un- koſten des Regiments gehalten wer- den koͤnnen. Und wieviel beſſer wuͤrde es ſeyn/ daß Teutſchland die jenigen Frieden- haſſer/ die faſt durch gantz Europa ihr Blut feil bieten/ zu ihrem eigenen Nutzen an- wendete. §. 10. Es hat auch ein jeglicher von den Staͤn- den nicht wenig æmulation und ſtreitig- keit wider den andern/ welche auch die Macht des gantzen Leibes zimlich ſchwaͤ- chen. Wir haben genug/ wenn wir nur die vornehmſten allhier beruͤhren. Es ſind alle Fuͤrſten dem Hauſe Oeſterreich miß- guͤnſtig/ und darauff argwoͤhniſch/ weil ſolches

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/296>, abgerufen am 29.03.2024.