Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das IV. Capitel
wolten bloß geben/ daß die Englischen
irgendswo auff Seeland oder Holland
könten zu Lande steigen. Es kan auch
wohl seyn/ daß des Königs Intention
durch innerliche Practicquen ist eludiret
worden. Und weil das Volck in Enge-
land auf der Frantzosen Fortgang sehr
jaloux war/ muste der König An. 1674.
einen absonderlichen Frieden mit Hol-
land machen. Und nach der Zeit unter-
nahm er sich der Mediation zwischen den
kriegenden Partheyen.

Beschaf-
fenheit
der En-
glischenNation.
§. 31.

Was nun die Englische Na-
tion
betrifft/ so ist sie gar fruchtbar und
Volckreich; und wollen einige genau
ausrechnen/ daß in Engeland 9725.
Kirchspiel sind; zu jedem Kirchspiel ach-
zig Familien gerechnet/ thut 778000.
Familien/ jede Familie zu sieben Perso-
nen gerechnet/ thut 5446000. darunter
wohl eine Million streitbarer Männer
zu seyn vermuthet werden. Es ist auch
diese Nation deswegen bequem Colonien
in frembden Landen zu pflantzen/ weil
die Englischen/ so bald sie sich an einen
frembden Ort niederlassen/ auch sich
bald resolviren Weiber zu nehmen/ und
ihr Leben allda zuzubringen. Da hin-
gegen andere Nationen fast nur zu dem
Ende an abgelegene Orte ziehen/ daß sie

allda

Das IV. Capitel
wolten bloß geben/ daß die Engliſchen
irgendswo auff Seeland oder Holland
koͤnten zu Lande ſteigen. Es kan auch
wohl ſeyn/ daß des Koͤnigs Intention
durch innerliche Practicquen iſt eludiret
worden. Und weil das Volck in Enge-
land auf der Frantzoſen Fortgang ſehr
jaloux war/ muſte der Koͤnig An. 1674.
einen abſonderlichen Frieden mit Hol-
land machen. Und nach der Zeit unter-
nahm er ſich der Mediation zwiſchen den
kriegenden Partheyen.

Beſchaf-
fenheit
der En-
gliſchenNation.
§. 31.

Was nun die Engliſche Na-
tion
betrifft/ ſo iſt ſie gar fruchtbar und
Volckreich; und wollen einige genau
ausrechnen/ daß in Engeland 9725.
Kirchſpiel ſind; zu jedem Kirchſpiel ach-
zig Familien gerechnet/ thut 778000.
Familien/ jede Familie zu ſieben Perſo-
nen gerechnet/ thut 5446000. darunter
wohl eine Million ſtreitbarer Maͤnner
zu ſeyn vermuthet werden. Es iſt auch
dieſe Nation deswegen bequem Colonien
in frembden Landen zu pflantzen/ weil
die Engliſchen/ ſo bald ſie ſich an einen
frembden Ort niederlaſſen/ auch ſich
bald reſolviren Weiber zu nehmen/ und
ihr Leben allda zuzubringen. Da hin-
gegen andere Nationen faſt nur zu dem
Ende an abgelegene Orte ziehen/ daß ſie

allda
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0334" n="304"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
wolten bloß geben/ daß die Engli&#x017F;chen<lb/>
irgendswo auff Seeland oder Holland<lb/>
ko&#x0364;nten zu Lande &#x017F;teigen. Es kan auch<lb/>
wohl &#x017F;eyn/ daß des Ko&#x0364;nigs <hi rendition="#aq">Intention</hi><lb/>
durch innerliche <hi rendition="#aq">Practicquen</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">eludi</hi>ret<lb/>
worden. Und weil das Volck in Enge-<lb/>
land auf der Frantzo&#x017F;en Fortgang &#x017F;ehr<lb/><hi rendition="#aq">jaloux</hi> war/ mu&#x017F;te der Ko&#x0364;nig An. 1674.<lb/>
einen ab&#x017F;onderlichen Frieden mit Hol-<lb/>
land machen. Und nach der Zeit unter-<lb/>
nahm er &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">Mediation</hi> zwi&#x017F;chen den<lb/>
kriegenden Partheyen.</p><lb/>
            <note place="left">Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit<lb/>
der En-<lb/>
gli&#x017F;chen<hi rendition="#aq">Nation.</hi></note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 31.</head>
            <p>Was nun die Engli&#x017F;che <hi rendition="#aq">Na-<lb/>
tion</hi> betrifft/ &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie gar fruchtbar und<lb/>
Volckreich; und wollen einige genau<lb/>
ausrechnen/ daß in Engeland 9725.<lb/>
Kirch&#x017F;piel &#x017F;ind; zu jedem Kirch&#x017F;piel ach-<lb/>
zig <hi rendition="#aq">Famili</hi>en gerechnet/ thut 778000.<lb/><hi rendition="#aq">Famili</hi>en/ jede <hi rendition="#aq">Familie</hi> zu &#x017F;ieben Per&#x017F;o-<lb/>
nen gerechnet/ thut 5446000. darunter<lb/>
wohl eine Million &#x017F;treitbarer Ma&#x0364;nner<lb/>
zu &#x017F;eyn vermuthet werden. Es i&#x017F;t auch<lb/>
die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Nation</hi> deswegen bequem <hi rendition="#aq">Colo</hi>nien<lb/>
in frembden Landen zu pflantzen/ weil<lb/>
die Engli&#x017F;chen/ &#x017F;o bald &#x017F;ie &#x017F;ich an einen<lb/>
frembden Ort niederla&#x017F;&#x017F;en/ auch &#x017F;ich<lb/>
bald <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>ren Weiber zu nehmen/ und<lb/>
ihr Leben allda zuzubringen. Da hin-<lb/>
gegen andere <hi rendition="#aq">Natio</hi>nen fa&#x017F;t nur zu dem<lb/>
Ende an abgelegene Orte ziehen/ daß &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allda</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0334] Das IV. Capitel wolten bloß geben/ daß die Engliſchen irgendswo auff Seeland oder Holland koͤnten zu Lande ſteigen. Es kan auch wohl ſeyn/ daß des Koͤnigs Intention durch innerliche Practicquen iſt eludiret worden. Und weil das Volck in Enge- land auf der Frantzoſen Fortgang ſehr jaloux war/ muſte der Koͤnig An. 1674. einen abſonderlichen Frieden mit Hol- land machen. Und nach der Zeit unter- nahm er ſich der Mediation zwiſchen den kriegenden Partheyen. §. 31. Was nun die Engliſche Na- tion betrifft/ ſo iſt ſie gar fruchtbar und Volckreich; und wollen einige genau ausrechnen/ daß in Engeland 9725. Kirchſpiel ſind; zu jedem Kirchſpiel ach- zig Familien gerechnet/ thut 778000. Familien/ jede Familie zu ſieben Perſo- nen gerechnet/ thut 5446000. darunter wohl eine Million ſtreitbarer Maͤnner zu ſeyn vermuthet werden. Es iſt auch dieſe Nation deswegen bequem Colonien in frembden Landen zu pflantzen/ weil die Engliſchen/ ſo bald ſie ſich an einen frembden Ort niederlaſſen/ auch ſich bald reſolviren Weiber zu nehmen/ und ihr Leben allda zuzubringen. Da hin- gegen andere Nationen faſt nur zu dem Ende an abgelegene Orte ziehen/ daß ſie allda

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/334
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/334>, abgerufen am 25.04.2024.