Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Teutschland.
Sicilien/ Apulien/ und Calabrien be-
kam. Da er zu Rom auf den Knien
liegende vom Pabst Caelestino, der
aufm Stuhl saß/ die Cron empfieng/
setzte dieser ihme erst die Crone auf/
und stieß sie mit dem Fuß gleich wieder
herunter/ als wenn beym Pabst stünde
das Reich zu geben und zu nehmen. Er
starb Anno 1198. da er einen Zug nach
dem heiligen Lande vorhatte/ und be-
reits eine Armee voraus geschickt/ und
nun selbst folgen wolte.

§. 7.

Nach Henrici VI. Todt entstun-Philippus
den in Teutschland grosse Spaltungen.
Denn weil dessen Sohn Fridericus II.
nur fünff Jahr alt war/ begehrte sei-
nes Vaters Bruder Philippus, daß er
das Reich unterdessen als ein Vor-
mund für seines Brudern Sohn ver-
walten möchte/ welches auch des nächst-
verstorbenen Keysers Wille war. Aber
der Pabst widersetzte sich ihm/ und wi-
ckelte einige Fürsten auf/ daß sie Her-
tzog Otto von Sachsen wehlen solten.
So daß Teutschland elendiglich zer-
trennet war/ indem ein Theil es mit Phi-
lippo,
und zwar die meisten/ die andern
es mit Ottone hielten. Nach langem
Kriege vertrugen sie sich endlich/ daß
Otto Philippi Tochter nehmen/ und von

dem
Oo iij

von Teutſchland.
Sicilien/ Apulien/ und Calabrien be-
kam. Da er zu Rom auf den Knien
liegende vom Pabſt Cæleſtino, der
aufm Stuhl ſaß/ die Cron empfieng/
ſetzte dieſer ihme erſt die Crone auf/
und ſtieß ſie mit dem Fuß gleich wieder
herunter/ als wenn beym Pabſt ſtuͤnde
das Reich zu geben und zu nehmen. Er
ſtarb Anno 1198. da er einen Zug nach
dem heiligen Lande vorhatte/ und be-
reits eine Armee voraus geſchickt/ und
nun ſelbſt folgen wolte.

§. 7.

Nach Henrici VI. Todt entſtun-Philippus
den in Teutſchland groſſe Spaltungen.
Denn weil deſſen Sohn Fridericus II.
nur fuͤnff Jahr alt war/ begehrte ſei-
nes Vaters Bruder Philippus, daß er
das Reich unterdeſſen als ein Vor-
mund fuͤr ſeines Brudern Sohn ver-
walten moͤchte/ welches auch des naͤchſt-
verſtorbenen Keyſers Wille war. Aber
der Pabſt widerſetzte ſich ihm/ und wi-
ckelte einige Fuͤrſten auf/ daß ſie Her-
tzog Otto von Sachſen wehlen ſolten.
So daß Teutſchland elendiglich zer-
trennet war/ indem ein Theil es mit Phi-
lippo,
und zwar die meiſten/ die andern
es mit Ottone hielten. Nach langem
Kriege vertrugen ſie ſich endlich/ daß
Otto Philippi Tochter nehmen/ und von

dem
Oo iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0611" n="581"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Teut&#x017F;chland.</hi></fw><lb/>
Sicilien/ Apulien/ und Calabrien be-<lb/>
kam. Da er zu Rom auf den Knien<lb/>
liegende vom Pab&#x017F;t <hi rendition="#aq">Cæle&#x017F;tino,</hi> der<lb/>
aufm Stuhl &#x017F;aß/ die Cron empfieng/<lb/>
&#x017F;etzte die&#x017F;er ihme er&#x017F;t die Crone auf/<lb/>
und &#x017F;tieß &#x017F;ie mit dem Fuß gleich wieder<lb/>
herunter/ als wenn beym Pab&#x017F;t &#x017F;tu&#x0364;nde<lb/>
das Reich zu geben und zu nehmen. Er<lb/>
&#x017F;tarb <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1198. da er einen Zug nach<lb/>
dem heiligen Lande vorhatte/ und be-<lb/>
reits eine Armee voraus ge&#x017F;chickt/ und<lb/>
nun &#x017F;elb&#x017F;t folgen wolte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head>
            <p>Nach <hi rendition="#aq">Henrici VI.</hi> Todt ent&#x017F;tun-<note place="right"><hi rendition="#aq">Philippus</hi></note><lb/>
den in Teut&#x017F;chland gro&#x017F;&#x017F;e Spaltungen.<lb/>
Denn weil de&#x017F;&#x017F;en Sohn <hi rendition="#aq">Fridericus II.</hi><lb/>
nur fu&#x0364;nff Jahr alt war/ begehrte &#x017F;ei-<lb/>
nes Vaters Bruder <hi rendition="#aq">Philippus,</hi> daß er<lb/>
das Reich unterde&#x017F;&#x017F;en als ein Vor-<lb/>
mund fu&#x0364;r &#x017F;eines Brudern Sohn ver-<lb/>
walten mo&#x0364;chte/ welches auch des na&#x0364;ch&#x017F;t-<lb/>
ver&#x017F;torbenen Key&#x017F;ers Wille war. Aber<lb/>
der Pab&#x017F;t wider&#x017F;etzte &#x017F;ich ihm/ und wi-<lb/>
ckelte einige Fu&#x0364;r&#x017F;ten auf/ daß &#x017F;ie Her-<lb/>
tzog <hi rendition="#aq">Otto</hi> von Sach&#x017F;en wehlen &#x017F;olten.<lb/>
So daß Teut&#x017F;chland elendiglich zer-<lb/>
trennet war/ indem ein Theil es mit <hi rendition="#aq">Phi-<lb/>
lippo,</hi> und zwar die mei&#x017F;ten/ die andern<lb/>
es mit <hi rendition="#aq">Ottone</hi> hielten. Nach langem<lb/>
Kriege vertrugen &#x017F;ie &#x017F;ich endlich/ daß<lb/><hi rendition="#aq">Otto Philippi</hi> Tochter nehmen/ und von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Oo iij</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[581/0611] von Teutſchland. Sicilien/ Apulien/ und Calabrien be- kam. Da er zu Rom auf den Knien liegende vom Pabſt Cæleſtino, der aufm Stuhl ſaß/ die Cron empfieng/ ſetzte dieſer ihme erſt die Crone auf/ und ſtieß ſie mit dem Fuß gleich wieder herunter/ als wenn beym Pabſt ſtuͤnde das Reich zu geben und zu nehmen. Er ſtarb Anno 1198. da er einen Zug nach dem heiligen Lande vorhatte/ und be- reits eine Armee voraus geſchickt/ und nun ſelbſt folgen wolte. §. 7. Nach Henrici VI. Todt entſtun- den in Teutſchland groſſe Spaltungen. Denn weil deſſen Sohn Fridericus II. nur fuͤnff Jahr alt war/ begehrte ſei- nes Vaters Bruder Philippus, daß er das Reich unterdeſſen als ein Vor- mund fuͤr ſeines Brudern Sohn ver- walten moͤchte/ welches auch des naͤchſt- verſtorbenen Keyſers Wille war. Aber der Pabſt widerſetzte ſich ihm/ und wi- ckelte einige Fuͤrſten auf/ daß ſie Her- tzog Otto von Sachſen wehlen ſolten. So daß Teutſchland elendiglich zer- trennet war/ indem ein Theil es mit Phi- lippo, und zwar die meiſten/ die andern es mit Ottone hielten. Nach langem Kriege vertrugen ſie ſich endlich/ daß Otto Philippi Tochter nehmen/ und von dem Philippus Oo iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/611
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/611>, abgerufen am 19.04.2024.