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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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Das I. Capitel
zu fechten: also hat die Beständigkeit ih-
nen groß Ansehen gemacht. Denn
wer einmahl gegen seinen Feind sich feigt
erweiset/ der muß allzeit herhalten/ so oft
jenem die Lust ankommt sich an ihn zu rei-
ben.

Art der
RömischenReligion.
§. 14.

Es lohnet auch für die Mühe
etwas von der Römischen Religion zu-
berühren/ welche ob sie wohl von der Grie-
chen ihren Aber glauben entsproßen/ war sie
doch von den Römern zu Behuf des
Staats viel listiger gebrauchet. War
demnach von Anbegin ein beständiger
Gebrauch zu Rom/ daß man alle
Staatsgeschäffte mit guten Zeichen an-
gefangen; Weil man von dem Ausgang
eines Dinges so viel Hofnung schöpfet/
als es mit Gottes Willen oder Mißha-
gen vorgenommen wird: und deswegen
die jenigen/ so in einem Beginnen von
Gottes Wohlgewogenheit sich versichert
halten/ mit hertzhaftem Muth solches an-
greiffen und ausführen. Solche Zei-
chen aber nahmen sie ins gemein von den
Vögeln; Welches gar eine alte Art von
Aber glauben ist/ und hatte davon ihren
Ursprung/ weil die Heyden vermeineten/
die Götter hätten ihren Sitz über der
Luft/ und brauchten zu Auslegern ihres
Willens die Creaturen/ so in dem nechst-

gele-

Das I. Capitel
zu fechten: alſo hat die Beſtaͤndigkeit ih-
nen groß Anſehen gemacht. Denn
wer einmahl gegen ſeinen Feind ſich feigt
erweiſet/ der muß allzeit herhalten/ ſo oft
jenem die Luſt ankommt ſich an ihn zu rei-
ben.

Art der
RoͤmiſchẽReligion.
§. 14.

Es lohnet auch fuͤr die Muͤhe
etwas von der Roͤmiſchen Religion zu-
beruͤhꝛen/ welche ob ſie wohl von deꝛ Grie-
chẽ ihrẽ Aber glauben entſproßen/ war ſie
doch von den Roͤmern zu Behuf des
Staats viel liſtiger gebrauchet. War
demnach von Anbegin ein beſtaͤndiger
Gebrauch zu Rom/ daß man alle
Staatsgeſchaͤffte mit guten Zeichen an-
gefangen; Weil man von dem Ausgang
eines Dinges ſo viel Hofnung ſchoͤpfet/
als es mit Gottes Willen oder Mißha-
gen vorgenommen wird: und deswegen
die jenigen/ ſo in einem Beginnen von
Gottes Wohlgewogenheit ſich verſichert
halten/ mit hertzhaftem Muth ſolches an-
greiffen und ausfuͤhren. Solche Zei-
chen aber nahmen ſie ins gemein von den
Voͤgeln; Welches gar eine alte Art von
Aber glauben iſt/ und hatte davon ihren
Urſprung/ weil die Heyden vermeineten/
die Goͤtter haͤtten ihren Sitz uͤber der
Luft/ und brauchten zu Auslegern ihres
Willens die Creaturen/ ſo in dem nechſt-

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[32/0062] Das I. Capitel zu fechten: alſo hat die Beſtaͤndigkeit ih- nen groß Anſehen gemacht. Denn wer einmahl gegen ſeinen Feind ſich feigt erweiſet/ der muß allzeit herhalten/ ſo oft jenem die Luſt ankommt ſich an ihn zu rei- ben. §. 14. Es lohnet auch fuͤr die Muͤhe etwas von der Roͤmiſchen Religion zu- beruͤhꝛen/ welche ob ſie wohl von deꝛ Grie- chẽ ihrẽ Aber glauben entſproßen/ war ſie doch von den Roͤmern zu Behuf des Staats viel liſtiger gebrauchet. War demnach von Anbegin ein beſtaͤndiger Gebrauch zu Rom/ daß man alle Staatsgeſchaͤffte mit guten Zeichen an- gefangen; Weil man von dem Ausgang eines Dinges ſo viel Hofnung ſchoͤpfet/ als es mit Gottes Willen oder Mißha- gen vorgenommen wird: und deswegen die jenigen/ ſo in einem Beginnen von Gottes Wohlgewogenheit ſich verſichert halten/ mit hertzhaftem Muth ſolches an- greiffen und ausfuͤhren. Solche Zei- chen aber nahmen ſie ins gemein von den Voͤgeln; Welches gar eine alte Art von Aber glauben iſt/ und hatte davon ihren Urſprung/ weil die Heyden vermeineten/ die Goͤtter haͤtten ihren Sitz uͤber der Luft/ und brauchten zu Auslegern ihres Willens die Creaturen/ ſo in dem nechſt- gele-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/62>, abgerufen am 28.03.2024.