Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Rom.
da hingegen eine grosse Menge Bürger
kaum so viel hatten/ daß sie sich kümmer-
lich ernehren kunten. Als nun deßwegen
die gemeine Bürgerschafft gegen den
Rath übel affectioniret war/ hengten sich
verschiedene von Adel und hohem Geiste/
die ihr conto beym Rath nicht finden
kunten/ oder sonst mit ihm nicht zu frie-
den waren/ an das gemeine Volck unterm
Vorwand desselben Nutzen zu befördern;
in der That aber durch fugenden Wind
dessen Gunst den Zweck ihres Ehrgeitzes
zu beseglen. Welchen indem der Rath mit
Gewalt sich widersetzet/ hub man endlich
an in der Stadt hand-gemein zu werden/
und ein Bürger dem andern den Halß
zu brechen.

§. 18.

Mittlerweil war theils durch allzuAllzu-
grosse
Bürger.

groß Wachsthum des Römischen Reichs/
theils auß Fahrlässigkeit des Raths ein
ander übel eingerissen/ indem einigen
Bürgern grosse und reiche Provintzien
und starcke Kriegsheer auff viel Jahr zu
guberniren überlassen worden; Worauß
ihnen nicht allein ein grosser Eckel erwach-
sen mehr im Privatstand zu leben; sond'n
sie auch Macht und Gelegenheit bekamen/
gantze Armeen zu ihrem Dienst zu haben.
Zu welcher Staffel des Vermögens man
keinen Bürger in einigem Staat kommen

soll

von Rom.
da hingegen eine groſſe Menge Buͤrger
kaum ſo viel hatten/ daß ſie ſich kuͤmmer-
lich ernehren kunten. Als nun deßwegen
die gemeine Buͤrgerſchafft gegen den
Rath uͤbel affectioniret war/ hengten ſich
verſchiedene von Adel und hohem Geiſte/
die ihr conto beym Rath nicht finden
kunten/ oder ſonſt mit ihm nicht zu frie-
den waren/ an das gemeine Volck unteꝛm
Vorwand deſſelben Nutzen zu befoͤrdeꝛn;
in der That aber durch fugenden Wind
deſſen Gunſt den Zweck ihres Ehrgeitzes
zu beſeglen. Welchen indem der Rath mit
Gewalt ſich widerſetzet/ hub man endlich
an in der Stadt hand-gemein zu werden/
und ein Buͤrger dem andern den Halß
zu brechen.

§. 18.

Mittlerweil war theils durch allzuAllzu-
groſſe
Buͤrger.

groß Wachsthum des Roͤmiſchẽ Reichs/
theils auß Fahrlaͤſſigkeit des Raths ein
ander uͤbel eingeriſſen/ indem einigen
Buͤrgern groſſe und reiche Provintzien
und ſtarcke Kriegsheer auff viel Jahr zu
guberniren uͤberlaſſen worden; Worauß
ihnen nicht allein ein groſſeꝛ Eckel erwach-
ſen mehr im Privatſtand zu leben; ſond’n
ſie auch Macht und Gelegenheit bekamẽ/
gantze Armeen zu ihrem Dienſt zu habẽ.
Zu welcher Staffel des Veꝛmoͤgens man
keinen Buͤrger in einigem Staat kom̃en

ſoll
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0075" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Rom.</hi></fw><lb/>
da hingegen eine gro&#x017F;&#x017F;e Menge Bu&#x0364;rger<lb/>
kaum &#x017F;o viel hatten/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich ku&#x0364;mmer-<lb/>
lich ernehren kunten. Als nun deßwegen<lb/>
die gemeine Bu&#x0364;rger&#x017F;chafft gegen den<lb/>
Rath u&#x0364;bel <hi rendition="#aq">affectionir</hi>et war/ hengten &#x017F;ich<lb/>
ver&#x017F;chiedene von Adel und hohem Gei&#x017F;te/<lb/>
die ihr <hi rendition="#aq">conto</hi> beym Rath nicht finden<lb/>
kunten/ oder &#x017F;on&#x017F;t mit ihm nicht zu frie-<lb/>
den waren/ an das gemeine Volck unte&#xA75B;m<lb/>
Vorwand de&#x017F;&#x017F;elben Nutzen zu befo&#x0364;rde&#xA75B;n;<lb/>
in der That aber durch fugenden Wind<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Gun&#x017F;t den Zweck ihres Ehrgeitzes<lb/>
zu be&#x017F;eglen. Welchen indem der Rath mit<lb/>
Gewalt &#x017F;ich wider&#x017F;etzet/ hub man endlich<lb/>
an in der Stadt hand-gemein zu werden/<lb/>
und ein Bu&#x0364;rger dem andern den Halß<lb/>
zu brechen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 18.</head>
            <p>Mittlerweil war theils durch allzu<note place="right">Allzu-<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Bu&#x0364;rger.</note><lb/>
groß Wachsthum des Ro&#x0364;mi&#x017F;che&#x0303; Reichs/<lb/>
theils auß Fahrla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit des Raths ein<lb/>
ander u&#x0364;bel eingeri&#x017F;&#x017F;en/ indem einigen<lb/>
Bu&#x0364;rgern gro&#x017F;&#x017F;e und reiche Provintzien<lb/>
und &#x017F;tarcke Kriegsheer auff viel Jahr zu<lb/><hi rendition="#aq">gubernir</hi>en u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en worden; Worauß<lb/>
ihnen nicht allein ein gro&#x017F;&#x017F;e&#xA75B; Eckel erwach-<lb/>
&#x017F;en mehr im Privat&#x017F;tand zu leben; &#x017F;ond&#x2019;n<lb/>
&#x017F;ie auch Macht und Gelegenheit bekame&#x0303;/<lb/>
gantze Armeen zu ihrem Dien&#x017F;t zu habe&#x0303;.<lb/>
Zu welcher Staffel des Ve&#xA75B;mo&#x0364;gens man<lb/>
keinen Bu&#x0364;rger in einigem Staat kom&#x0303;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;oll</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0075] von Rom. da hingegen eine groſſe Menge Buͤrger kaum ſo viel hatten/ daß ſie ſich kuͤmmer- lich ernehren kunten. Als nun deßwegen die gemeine Buͤrgerſchafft gegen den Rath uͤbel affectioniret war/ hengten ſich verſchiedene von Adel und hohem Geiſte/ die ihr conto beym Rath nicht finden kunten/ oder ſonſt mit ihm nicht zu frie- den waren/ an das gemeine Volck unteꝛm Vorwand deſſelben Nutzen zu befoͤrdeꝛn; in der That aber durch fugenden Wind deſſen Gunſt den Zweck ihres Ehrgeitzes zu beſeglen. Welchen indem der Rath mit Gewalt ſich widerſetzet/ hub man endlich an in der Stadt hand-gemein zu werden/ und ein Buͤrger dem andern den Halß zu brechen. §. 18. Mittlerweil war theils durch allzu groß Wachsthum des Roͤmiſchẽ Reichs/ theils auß Fahrlaͤſſigkeit des Raths ein ander uͤbel eingeriſſen/ indem einigen Buͤrgern groſſe und reiche Provintzien und ſtarcke Kriegsheer auff viel Jahr zu guberniren uͤberlaſſen worden; Worauß ihnen nicht allein ein groſſeꝛ Eckel erwach- ſen mehr im Privatſtand zu leben; ſond’n ſie auch Macht und Gelegenheit bekamẽ/ gantze Armeen zu ihrem Dienſt zu habẽ. Zu welcher Staffel des Veꝛmoͤgens man keinen Buͤrger in einigem Staat kom̃en ſoll Allzu- groſſe Buͤrger.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/75
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/75>, abgerufen am 20.04.2024.