Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

von Portugal.

stürtzet. Denn es wurden diesem großmü-
thigen und ruhmbegierigen Fürsten von
den Schmeichlern grosse Anschläge in
Kopf gesetzet/ die seine Kräffte und Alter/
auch gegenwärtige Conjuncturen über-
traffen/ so daß er auf nichts anders als
auf Krieg dachte/ und seine Leute/ die durch
den langen Frieden/ und Ubung der rei-
chen Kaufmanschaft von der alten Tapf-
ferkeit entfallen waren/ mit Kriegs Exer-
citien aufmunterte. Und zwar so nahm
er erst einen Zug vor in das nechste Africa,
umb mit leichten Scharmützeln seine und
der Feinde Kräffte zuversuchen. Darnach
setzte er sich vor in Jndien zu schiffen; wel-
cher Reyse als seine Räthe widersprachen/
bewilligten sie endlich/ daß er einen Zug
möchte in Africa thun. Worzu ihm Anlaß
gegeben ward/ in dem Muley Mahomet
König von Marocco von seinem Vater-
Bruder Muley Maluceo verjaget/ bey
König Sebastian Hülffe suchte. Dannen-
hero/ wz auch König Philippus von Spa-
nien/ und andere wohlmeinend widerrie-
then/ zog er persönlich in Africa mit einem
grossen/ aber im Kriege ungeübten Heer/
mit welchem als er sich wider Vernunft
tief ins Land hinein begab/ und an unbe-
quemen Ort sich gegen eine viel grössere Ar-
mee in eine Schlacht einließ/ bekahm er ei-
nen Ausgang/ der seinem unbesonnenen

Be-

L jv

von Portugal.

ſtuͤrtzet. Deñ es wurden dieſem großmuͤ-
thigen und ruhmbegierigen Fuͤrſten von
den Schmeichlern groſſe Anſchlaͤge in
Kopf geſetzet/ die ſeine Kraͤffte und Alter/
auch gegenwaͤrtige Conjuncturen uͤber-
traffen/ ſo daß er auf nichts anders als
auf Krieg dachte/ und ſeine Leute/ die duꝛch
den langen Frieden/ und Ubung der rei-
chen Kaufmanſchaft von der alten Tapf-
ferkeit entfallen waren/ mit Kriegs Exer-
citien aufmunterte. Und zwar ſo nahm
er erſt einẽ Zug vor in das nechſte Africa,
umb mit leichten Scharmuͤtzeln ſeine und
der Feinde Kraͤffte zuverſuchen. Daꝛnach
ſetzte er ſich vor in Jndien zu ſchiffen; wel-
cher Reyſe als ſeine Raͤthe wideꝛſprachẽ/
bewilligten ſie endlich/ daß er einen Zug
moͤchte in Africa thun. Woꝛzu ihm Anlaß
gegeben ward/ in dem Muley Mahomet
Koͤnig von Marocco von ſeinem Vater-
Bruder Muley Maluceo verjaget/ bey
Koͤnig Sebaſtian Huͤlffe ſuchte. Dañen-
heꝛo/ wz auch Koͤnig Philippus von Spa-
nien/ und andeꝛe wohlmeinend widerꝛie-
then/ zog er perſoͤnlich in Africa mit einem
groſſen/ aber im Kriege ungeuͤbten Heer/
mit welchem als er ſich wider Vernunft
tief ins Land hinein begab/ und an unbe-
quemẽ Ort ſich gegen eine viel groͤſſeꝛe Ar-
mee in eine Schlacht einließ/ bekahm er ei-
nen Ausgang/ der ſeinem unbeſonnenen

Be-

L jv

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0197" n="167"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Portugal.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rtzet. Den&#x0303; es wurden die&#x017F;em großmu&#x0364;-<lb/>
thigen und ruhmbegierigen Fu&#x0364;r&#x017F;ten von<lb/>
den Schmeichlern gro&#x017F;&#x017F;e An&#x017F;chla&#x0364;ge in<lb/>
Kopf ge&#x017F;etzet/ die &#x017F;eine Kra&#x0364;ffte und Alter/<lb/>
auch gegenwa&#x0364;rtige <hi rendition="#aq">Conjuncturen</hi> u&#x0364;ber-<lb/>
traffen/ &#x017F;o daß er auf nichts anders als<lb/>
auf Krieg dachte/ und &#x017F;eine Leute/ die du&#xA75B;ch<lb/>
den langen Frieden/ und Ubung der rei-<lb/>
chen Kaufman&#x017F;chaft von der alten Tapf-<lb/>
ferkeit entfallen waren/ mit Kriegs <hi rendition="#aq">Exer-<lb/>
citien</hi> aufmunterte. Und zwar &#x017F;o nahm<lb/>
er er&#x017F;t eine&#x0303; Zug vor in das nech&#x017F;te <hi rendition="#aq">Africa,</hi><lb/>
umb mit leichten Scharmu&#x0364;tzeln &#x017F;eine und<lb/>
der Feinde Kra&#x0364;ffte zuver&#x017F;uchen. Da&#xA75B;nach<lb/>
&#x017F;etzte er &#x017F;ich vor in Jndien zu &#x017F;chiffen; wel-<lb/>
cher Rey&#x017F;e als &#x017F;eine Ra&#x0364;the wide&#xA75B;&#x017F;prache&#x0303;/<lb/>
bewilligten &#x017F;ie endlich/ daß er einen Zug<lb/>
mo&#x0364;chte in <hi rendition="#aq">Africa</hi> thun. Wo&#xA75B;zu ihm Anlaß<lb/>
gegeben ward/ in dem <hi rendition="#aq">Muley Mahomet</hi><lb/>
Ko&#x0364;nig von <hi rendition="#aq">Marocco</hi> von &#x017F;einem Vater-<lb/>
Bruder <hi rendition="#aq">Muley Maluceo</hi> verjaget/ bey<lb/>
Ko&#x0364;nig Seba&#x017F;tian Hu&#x0364;lffe &#x017F;uchte. Dan&#x0303;en-<lb/>
he&#xA75B;o/ wz auch Ko&#x0364;nig Philippus von Spa-<lb/>
nien/ und ande&#xA75B;e wohlmeinend wider&#xA75B;ie-<lb/>
then/ zog er per&#x017F;o&#x0364;nlich in <hi rendition="#aq">Africa</hi> mit einem<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en/ aber im Kriege ungeu&#x0364;bten Heer/<lb/>
mit welchem als er &#x017F;ich wider Vernunft<lb/>
tief ins Land hinein begab/ und an unbe-<lb/>
queme&#x0303; Ort &#x017F;ich gegen eine viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#xA75B;e Ar-<lb/>
mee in eine Schlacht einließ/ bekahm er ei-<lb/>
nen Ausgang/ der &#x017F;einem unbe&#x017F;onnenen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L jv</fw><fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[167/0197] von Portugal. ſtuͤrtzet. Deñ es wurden dieſem großmuͤ- thigen und ruhmbegierigen Fuͤrſten von den Schmeichlern groſſe Anſchlaͤge in Kopf geſetzet/ die ſeine Kraͤffte und Alter/ auch gegenwaͤrtige Conjuncturen uͤber- traffen/ ſo daß er auf nichts anders als auf Krieg dachte/ und ſeine Leute/ die duꝛch den langen Frieden/ und Ubung der rei- chen Kaufmanſchaft von der alten Tapf- ferkeit entfallen waren/ mit Kriegs Exer- citien aufmunterte. Und zwar ſo nahm er erſt einẽ Zug vor in das nechſte Africa, umb mit leichten Scharmuͤtzeln ſeine und der Feinde Kraͤffte zuverſuchen. Daꝛnach ſetzte er ſich vor in Jndien zu ſchiffen; wel- cher Reyſe als ſeine Raͤthe wideꝛſprachẽ/ bewilligten ſie endlich/ daß er einen Zug moͤchte in Africa thun. Woꝛzu ihm Anlaß gegeben ward/ in dem Muley Mahomet Koͤnig von Marocco von ſeinem Vater- Bruder Muley Maluceo verjaget/ bey Koͤnig Sebaſtian Huͤlffe ſuchte. Dañen- heꝛo/ wz auch Koͤnig Philippus von Spa- nien/ und andeꝛe wohlmeinend widerꝛie- then/ zog er perſoͤnlich in Africa mit einem groſſen/ aber im Kriege ungeuͤbten Heer/ mit welchem als er ſich wider Vernunft tief ins Land hinein begab/ und an unbe- quemẽ Ort ſich gegen eine viel groͤſſeꝛe Ar- mee in eine Schlacht einließ/ bekahm er ei- nen Ausgang/ der ſeinem unbeſonnenen Be- L jv

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/197
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/197>, abgerufen am 24.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.