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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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von der Schweitz.
sel gnugsam probiret hatte/ trachtet er/
da er König ward/ auf alle masse die
Schweitzer an sich zu hencken/ und gab
derohalben ihnen jährlich grosse Pensio-
nen,
auf allen Fall ihrer Fußvölcker sich
zubedienen. So brauchte auch dessen
Sohn Carolus VIII. die Schweitzer im
Zug wider Napoli gar nutzlich. Denn
weil die biß dorthin in Jtalien geführte
Kriege nur Kinderspiel gewesen waren/
die Schweitzer aber mit ihren Hellepar-
den und Schlacht-Schwerdtern greu-
lich ins Gelack hienein schlugen/ kahm je-
derman ein Grauen an; und wolten die
Jtaliänischen Cavallieri die Schweitzer
fast nicht für ehrliche Kerl halten/ weil sie
ohne Ceremonie niederschlugen/ wer ih-
nen vorkahm. Jngleichem hat auch
Ludvvig XII. dero Schweitzer in den
Jtaliänischen Kriegen sich viel bedienet.
Allwo doch die Schweitzer ihrem Nah-
men einen Schandfleck anhiengen/ in
dem sie sich von Ludovico Moro Hertzog
von Meyland werben liessen/ und her-
nach vorwandten/ sie möchten gegen ihre
Landsleute/ die den Frantzosen dieneten/
nicht fechten; wordurch selbiger Fürst
verrathen den Frantzosen in die Hände
gerieth.

§. 6.

von der Schweitz.
ſel gnugſam probiret hatte/ trachtet er/
da er Koͤnig ward/ auf alle maſſe die
Schweitzer an ſich zu hencken/ und gab
derohalben ihnen jaͤhrlich groſſe Penſio-
nen,
auf allen Fall ihrer Fußvoͤlcker ſich
zubedienen. So brauchte auch deſſen
Sohn Carolus VIII. die Schweitzer im
Zug wider Napoli gar nutzlich. Denn
weil die biß dorthin in Jtalien gefuͤhrte
Kriege nur Kinderſpiel geweſen waren/
die Schweitzer aber mit ihren Hellepar-
den und Schlacht-Schwerdtern greu-
lich ins Gelack hienein ſchlugen/ kahm je-
derman ein Grauen an; und wolten die
Jtaliaͤniſchen Cavallieri die Schweitzer
faſt nicht fuͤr ehrliche Kerl halten/ weil ſie
ohne Ceremonie niederſchlugen/ wer ih-
nen vorkahm. Jngleichem hat auch
Ludvvig XII. dero Schweitzer in den
Jtaliaͤniſchen Kriegen ſich viel bedienet.
Allwo doch die Schweitzer ihrem Nah-
men einen Schandfleck anhiengen/ in
dem ſie ſich von Ludovico Moro Hertzog
von Meyland werben lieſſen/ und her-
nach vorwandten/ ſie moͤchten gegen ihre
Landsleute/ die den Frantzoſen dieneten/
nicht fechten; wordurch ſelbiger Fuͤrſt
verrathen den Frantzoſen in die Haͤnde
gerieth.

§. 6.
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[557/0587] von der Schweitz. ſel gnugſam probiret hatte/ trachtet er/ da er Koͤnig ward/ auf alle maſſe die Schweitzer an ſich zu hencken/ und gab derohalben ihnen jaͤhrlich groſſe Penſio- nen, auf allen Fall ihrer Fußvoͤlcker ſich zubedienen. So brauchte auch deſſen Sohn Carolus VIII. die Schweitzer im Zug wider Napoli gar nutzlich. Denn weil die biß dorthin in Jtalien gefuͤhrte Kriege nur Kinderſpiel geweſen waren/ die Schweitzer aber mit ihren Hellepar- den und Schlacht-Schwerdtern greu- lich ins Gelack hienein ſchlugen/ kahm je- derman ein Grauen an; und wolten die Jtaliaͤniſchen Cavallieri die Schweitzer faſt nicht fuͤr ehrliche Kerl halten/ weil ſie ohne Ceremonie niederſchlugen/ wer ih- nen vorkahm. Jngleichem hat auch Ludvvig XII. dero Schweitzer in den Jtaliaͤniſchen Kriegen ſich viel bedienet. Allwo doch die Schweitzer ihrem Nah- men einen Schandfleck anhiengen/ in dem ſie ſich von Ludovico Moro Hertzog von Meyland werben lieſſen/ und her- nach vorwandten/ ſie moͤchten gegen ihre Landsleute/ die den Frantzoſen dieneten/ nicht fechten; wordurch ſelbiger Fuͤrſt verrathen den Frantzoſen in die Haͤnde gerieth. §. 6.

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/587>, abgerufen am 28.03.2024.