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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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von Teutschland.
gezogen/ auf der andern Seite der Persi-
aner ihn anfalle/ oder die gegen Orient
gelegene Bassen revoltiren. Es soll sich
auch eine wohl eingerichte Teutsche Ar-
mee wenig für den Türcken fürchten/
und wenn Teutschland sich nur recht
will angreiffen/ soll den Turcken wohl die
Lust vergehen es anzufallen. Jtalien
kommt an Mannschafft und Vermö-
gen Teutschland bey weitem nicht gleich/
und ist darzu noch in verschiedene Staa-
ten vertheilet/ so daß es weder Krafft
noch Willen hat einen Auswertigen an-
zugreiffen/ geschweige ein solch starck
Reich/ das die Pässe dorthin besitzet/ und
dessen Praetension auf selbiges Land mit
der Zeit noch wohl könte herfür gesuchet
werden. Die Schweitzer sind gute Nach-
barn für Teutschland; denn sie begehren
dieses nicht anzugreiffen/ haben auch das
Vermögen nicht darzu/ weil sie gar schlecht
mit Reuterey versehen. Polen kan
seine Macht auch mit Teutschland
nicht vergleichen. Denn ob es wohl
mit einer grossen Reuterey kan ins
Feld gehen/ sollen sie doch gegen gu-
te Teutsche Reuter nichts ausrichten;
ohne dem/ daß die Polnische Fußvölcker
bey die Teutsche gar nicht kommen; auch

jene

von Teutſchland.
gezogen/ auf der andern Seite der Perſi-
aner ihn anfalle/ oder die gegen Orient
gelegene Baſſen revoltiren. Es ſoll ſich
auch eine wohl eingerichte Teutſche Ar-
mee wenig fuͤr den Tuͤrcken fuͤrchten/
und wenn Teutſchland ſich nur recht
will angreiffen/ ſoll den Turcken wohl die
Luſt vergehen es anzufallen. Jtalien
kommt an Mannſchafft und Vermoͤ-
gen Teutſchland bey weitem nicht gleich/
und iſt darzu noch in verſchiedene Staa-
ten vertheilet/ ſo daß es weder Krafft
noch Willen hat einen Auswertigen an-
zugreiffen/ geſchweige ein ſolch ſtarck
Reich/ das die Paͤſſe dorthin beſitzet/ und
deſſen Prætenſion auf ſelbiges Land mit
der Zeit noch wohl koͤnte herfuͤr geſuchet
werden. Die Schweitzer ſind gute Nach-
barn fuͤr Teutſchland; denn ſie begehren
dieſes nicht anzugreiffen/ haben auch das
Vermoͤgẽ nicht daꝛzu/ weil ſie gar ſchlecht
mit Reuterey verſehen. Polen kan
ſeine Macht auch mit Teutſchland
nicht vergleichen. Denn ob es wohl
mit einer groſſen Reuterey kan ins
Feld gehen/ ſollen ſie doch gegen gu-
te Teutſche Reuter nichts ausrichten;
ohne dem/ daß die Polniſche Fußvoͤlcker
bey die Teutſche gar nicht kommen; auch

jene
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[623/0653] von Teutſchland. gezogen/ auf der andern Seite der Perſi- aner ihn anfalle/ oder die gegen Orient gelegene Baſſen revoltiren. Es ſoll ſich auch eine wohl eingerichte Teutſche Ar- mee wenig fuͤr den Tuͤrcken fuͤrchten/ und wenn Teutſchland ſich nur recht will angreiffen/ ſoll den Turcken wohl die Luſt vergehen es anzufallen. Jtalien kommt an Mannſchafft und Vermoͤ- gen Teutſchland bey weitem nicht gleich/ und iſt darzu noch in verſchiedene Staa- ten vertheilet/ ſo daß es weder Krafft noch Willen hat einen Auswertigen an- zugreiffen/ geſchweige ein ſolch ſtarck Reich/ das die Paͤſſe dorthin beſitzet/ und deſſen Prætenſion auf ſelbiges Land mit der Zeit noch wohl koͤnte herfuͤr geſuchet werden. Die Schweitzer ſind gute Nach- barn fuͤr Teutſchland; denn ſie begehren dieſes nicht anzugreiffen/ haben auch das Vermoͤgẽ nicht daꝛzu/ weil ſie gar ſchlecht mit Reuterey verſehen. Polen kan ſeine Macht auch mit Teutſchland nicht vergleichen. Denn ob es wohl mit einer groſſen Reuterey kan ins Feld gehen/ ſollen ſie doch gegen gu- te Teutſche Reuter nichts ausrichten; ohne dem/ daß die Polniſche Fußvoͤlcker bey die Teutſche gar nicht kommen; auch jene

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/653>, abgerufen am 18.04.2024.