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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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Das X. Capitel
daß der Muscowiter ihme gantz Liefland
abtreten solte/ dargegen er ihme die in
Moscovien abgenommene Plätze wieder
einräumete. Sonsten hat dieser König
die Justitz in Polen/ wie auch die Ordi-
narie Militz
zu Pferde wohl eingerich-
tet/ welche weil sie von dem vierdten
Theil des Königlichen Einkommens be-
soldet wird/ Quartianer genennet wer-
den; und verlegte sie auf die Gräntze ge-
gen Tartarey der Tartarn Einfälle zu
verwehren. Worauf dieselbe Gegend/
so von Bar, Braclau und Kiow zwischen
den Strömen Dniester und Dnieper
biß an das Schwartze Meer sich erstre-
cket/ mit Volckreichen Städten und
Dörffern angefüllet worden/ so vorhin ein
wüstes Feld war/ und heisset nun Ucrai-
ne.
Er hat auch die Cosackische Militz
zu Fuß in gut Geschick gesetzet/ und ih-
nen Techtimirow am Dnieper eingege-
ben/ da sie ihr Zeug-Hauß/ und ihre
Obristen Residentz hätten. Vor wel-
cher Zeit die Cossacken nur ein zusam-
men gelauffenes Gesindel aus den Pol-
nischen Provintzien waren/ so als Räu-
ber herumb schwebeten/ und ihren mei-
sten Aufenthalt in den Jnseln des Dnie-
pers unterhalb Kiow hatten. Diese
Leute nachdem sie vom König Stepha-

no die

Das X. Capitel
daß der Muſcowiter ihme gantz Liefland
abtreten ſolte/ dargegen er ihme die in
Moſcovien abgenommene Plaͤtze wieder
einraͤumete. Sonſten hat dieſer Koͤnig
die Juſtitz in Polen/ wie auch die Ordi-
narie Militz
zu Pferde wohl eingerich-
tet/ welche weil ſie von dem vierdten
Theil des Koͤniglichen Einkommens be-
ſoldet wird/ Quartianer genennet wer-
den; und verlegte ſie auf die Graͤntze ge-
gen Tartarey der Tartarn Einfaͤlle zu
verwehren. Worauf dieſelbe Gegend/
ſo von Bar, Braclau und Kiow zwiſchen
den Stroͤmen Dnieſter und Dnieper
biß an das Schwartze Meer ſich erſtre-
cket/ mit Volckreichen Staͤdten und
Doͤrffern angefuͤllet wordẽ/ ſo vorhin ein
wuͤſtes Feld war/ und heiſſet nun Ucrai-
ne.
Er hat auch die Coſackiſche Militz
zu Fuß in gut Geſchick geſetzet/ und ih-
nen Techtimirow am Dnieper eingege-
ben/ da ſie ihr Zeug-Hauß/ und ihre
Obriſten Reſidentz haͤtten. Vor wel-
cher Zeit die Coſſacken nur ein zuſam-
men gelauffenes Geſindel aus den Pol-
niſchen Provintzien waren/ ſo als Raͤu-
ber herumb ſchwebeten/ und ihren mei-
ſten Aufenthalt in den Jnſeln des Dnie-
pers unterhalb Kiow hatten. Dieſe
Leute nachdem ſie vom Koͤnig Stepha-

no die
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[676/0706] Das X. Capitel daß der Muſcowiter ihme gantz Liefland abtreten ſolte/ dargegen er ihme die in Moſcovien abgenommene Plaͤtze wieder einraͤumete. Sonſten hat dieſer Koͤnig die Juſtitz in Polen/ wie auch die Ordi- narie Militz zu Pferde wohl eingerich- tet/ welche weil ſie von dem vierdten Theil des Koͤniglichen Einkommens be- ſoldet wird/ Quartianer genennet wer- den; und verlegte ſie auf die Graͤntze ge- gen Tartarey der Tartarn Einfaͤlle zu verwehren. Worauf dieſelbe Gegend/ ſo von Bar, Braclau und Kiow zwiſchen den Stroͤmen Dnieſter und Dnieper biß an das Schwartze Meer ſich erſtre- cket/ mit Volckreichen Staͤdten und Doͤrffern angefuͤllet wordẽ/ ſo vorhin ein wuͤſtes Feld war/ und heiſſet nun Ucrai- ne. Er hat auch die Coſackiſche Militz zu Fuß in gut Geſchick geſetzet/ und ih- nen Techtimirow am Dnieper eingege- ben/ da ſie ihr Zeug-Hauß/ und ihre Obriſten Reſidentz haͤtten. Vor wel- cher Zeit die Coſſacken nur ein zuſam- men gelauffenes Geſindel aus den Pol- niſchen Provintzien waren/ ſo als Raͤu- ber herumb ſchwebeten/ und ihren mei- ſten Aufenthalt in den Jnſeln des Dnie- pers unterhalb Kiow hatten. Dieſe Leute nachdem ſie vom Koͤnig Stepha- no die

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/706>, abgerufen am 16.04.2024.